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Bericht: Chefred. Univ.Lekt. Dr. Michael Populorum Ein Geschäftstermin brachte mich im Mai 2008 nach Leibnitz. Gelegenheit also, die Rückreise nach Salzburg nicht über Graz und Selzthal oder über den Tauern anzutreten, sondern über die alte Kärntner Bahn (heute meist Drautalbahn genannt) über Marburg - Dravograd - Bleiburg und dann weiter bis Klagenfurt und über die Tauernstrecke zurück nach Salzburg. Mit einem speziellen und günstigen Euregio-Ticket ging es mit einem 2008 noch nahezu 2-stündlich verkehrenden Eurocity nach Marburg (Maribor), wo Stadtbesichtung und Mittagessen auf dem Programm standen. Für Besichtigung und Bummel sollte man schon einige Stunden in der Draustadt einplanen. Ein sehr angenehmes Städchen! Die Eisenbahnstrecke Marburg nach Bleiburg wurde als Flügelstrecke von der k.k. priv. Südbahngesellschaft errichtet. Die Konzession zum Bau wurde 1856 erteilt. Zur zeitlichen Genese: Der Streckenabschnitt Marburg nach Klagenfurt wurde am 1. Juni 1863 eröffnet, die Weiterführung Klagenfurt nach Villach am 30. Mai 1864. Später erfolgte eine Weiterführung von Villach über Spittal a.d.Drau - Lienz nach Franzensfeste (heute Fortezza), also ein Lückenschluss zur Brennerbahn primär aus militärstrategischen Überlegungen. Dieser Streckenabschnitt Villach bis Franzensfeste wurde am 20 November 1871 eröffnet. Termini Kärntner Bahn - Drautalbahn - Pustertalbahn: Am Anfang war die Kärntner Bahn - als Flügelstrecke der Südbahn wurde sie 1863 von Marburg aus zunächst bis Klagenfurt und 1864 dann bis Villach eröffnet. Aus primär strategischen, "hausmachtstechnischen" Überlegungen heraus wurde die Strecke dann in einem Stück von Villach bis Franzensfeste 1871 eröffnet, wobei der Abschnitt Villach bis Lienz als Drautalbahn und der Abschnitt Lienz bis Franzensfeste als Pustertalbahn bezeichnet wurde. Nach 1918 (die Strecke
Marburg-Franzensfeste wurde durch 3 Landesgrenzen zerstückelt) Drautalbahn = Bahnstrecke Marburg - Innichen/San Candido Pustertalbahn = Bahnstrecke Innichen/San Candido nach Franzensfeste/Fortezza. Aktuell also: Drautalbahn (neu): Kärntner Bahn (Marburg-Klagenfurt-Villach) + Drautalbahn alt (Villach-Lienz) + östlicher/österreichischer Teil der Pustertalbahn (Lienz-Innichen/San Candido) Pustertalbahn (neu): Ehem. Pustertalbahn auf südtirolerischem/italienischem Staatsgebiet (Innichen/San Candido-Franzensfeste/Fortezza) Eine Alternative zur Koralmbahn? Ein Ausbau der alten Drautalbahn von Marburg nach Klagenfurt als Alternative zur Koralmbahn, also eine schnelle Verbindung Graz - Spielfeld - Marburg - Dravograd - Bleiburg - Klagenfurt geisterte machmal durch die Medien. Proponent dieser Variante ist u.a. der Wiener Verkehrswissenschaftler Prof. Hermann Knoflacher, der u.a. auch mit deutlich niedrigeren Baukosten argumentiert. DIe Politik und im Gefolge die Staatsbahn ÖBB entschieden sich jedoch für den Bau der (angeblich 3x so teuren) Koralmbahn, die dann ab 2022?? Graz und Klagenfurt durch den knapp 33 km langen Koralmtunnel in ca. 45 Minuten verbinden wird. Einige technische Fakten zur Drautalbahn Gesamt: Gesamte Streckenlänge Marburg (Maribor) bis Innichen (San Candido): 311 km Normalspur 1435 mm Maximale Neigung: 27 Promille Kleinster Radius: 266 Meter Höchstgeschwindigkeit: 140 km/h
Aktuell enden beide Züge von Marburg in Bleiburg, man muss also umsteigen, meist in Dieseltriebwägen der ÖBB vom Typ Desiro 5022. Diese verkehren auf der Strecke Klagenfurt - Bleiburg (Drautalbahn) - St. Paul (Jauntalbahn) und weiter in die Bezirkshauptstadt Wolfsberg (Lavanttalbahn). Während die Qualität der Strecke auf slowenischen Gebiet (Stand 2008) als gut zu bezeichnen war, war (ist?) das kleine Teilstück von der Grenze nächst Holmec/Holmberg tw. desaströs gewesen. Kurz nach meiner Fahrt war die Strecke auf österreichischen Gebiet unbefahrbar, die Reisenden mussten an der Grenze aussteigen und - man höre und staune - sich selbst ein Taxi organisieren oder zu Fuß nach Bleiburg weitermarschieren, denn die ÖBB argumentierten, wegen der wenigen Fahrgäste lohne es sich nicht, einen SEV zu organisieren. Ein Skandal!! Als Wochen vergingen und die Strecke offenbar eingestellt werden sollte - eine typische Methode der Staatsbahn - wurde ich aktiv: Mehrmals kontaktierte ich das Verkehrsministerium (wie immer das zu dieser Zeit gerade hieß) und forderte die sofortige Instandsetzung der Strecke, andernfalls ich diesen Fall vor Gericht bringen würde - schließlich ist der Verkehr auf dieser Strecke per Staatsvertrag geregelt. Und siehe da, die Strecke wurde wieder instand gesetzt :-) Drautalbahn Teil 2: Von Bleiburg bis Klagenfurt >>> Links: DEEF: Drautalbahn Teil 1: Von Marburg in Slowenien nach Bleiburg in Kärnten >>> DEEF: Drautalbahn Teil 2: Von Bleiburg nach Klagenfurt >>> DEEF: Drautalbahn Teil 3: Von Klagenfurt entlang des Wörthersees nach Villach >>> DEEF: Drautalbahn Teil 4: Von Villach nach Spittal-Millstättersee >>> DEEF: Drautalbahn Teil 5: Von Spittal-Millstättersee nach Lienz in Osttirol >>> DEEF: Drautalbahn Teil 6: Von Lienz in Osttirol nach Innichen in Südtirol >>> DEEF: Die Pustertalbahn Innichen - Franzensfeste >>> DEEF: Die Jauntalbahn >>> Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info > redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF; Erstmals online publiziert: 2. Juni 2010; Letzte Änderungen/Ergänzungen: 1. Mai 2017 |
Last modified
Dienstag, 09. Mai 2017 14:55:56 +0200
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung #
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