Fahrten mit ausgewählten Bahnen im Jahr 2023 – Ein ganz persönlicher Jahresrückblick
Momentan liest, hört und sieht man in den Medien viel über die teils massiven Probleme im Öffentlichen Verkehr, vornehmlich bei den alten Staatsbahnen ÖBB und DB. Da liegt zweifelsohne wirklich viel im Argen und darüber gilt es – aber gesondert – zu berichten, auch weil ich selbst und zahlreiche Leser von DEEF persönlich negative Erfahrungen machen mussten.
Eisenbahn Seilbahn Jahresrückblick 2023
An dieser Stelle möchte ich aber über die schönen und interessanten Erlebnisse des zu Ende gehenden Jahres 2023 berichten. Meine Top 10 dabei sind:
1. Die Dauerbrenner 2023 – Glacier Express (RhB / MGB), Bernina Express (RhB) und Arosabahn (RhB)
Mehr als ein halbes Dutzend Mal führte ich auch 2023 wieder Reisegruppen auf den genannten Strecken bzw. Zügen. BEX und GEX sind Synonyme für höchst erfolgreich vermarktete Züge mit weltweitem Bekanntheitsgrad. Neben ihrer touristischen Bedeutung sind diese Eisenbahnstrecken auch als verlässliche Verbindungen für die regionale Bevölkerung von großer Bedeutung. In Österreich – ich getraue mir das zu sagen – wären solche Eisenbahnstrecken wohl nie gebaut worden und wenn sie einst von unseren Eisenbahnpionieren gebaut worden wären so wären sie längst stillgelegt und demoliert worden.
2. Nach 20 Jahren Wiedersehen mit der Gornergratbahn
Im Jahr 2004 war ich mit meinem Schweizer Freund Jakob Bärtschi aus Muri bei Bern das erste Mal auf dem Gornergrat und fasziniert sowohl von der Gornergratbahn als auch den Ausblicken auf das Matterhorn und die Gletscherwelt der Monte Rosa Gruppe. Im Jahr 2023 feierte die Gornergratbahn ihr 125. Geburtstag und da konnte ich die Gelegenheit nutzen, bei prächtigem Wetter von Zermatt auf den über 3.000 m hohen Gornergrat zu fahren. Ein Erlebnis das man bei einem Besuch der Schweiz nicht versäumen sollte!
3. Imposant aber stressig – Top of Europe / Jungfraubahn
Der Marketingbegriff “Top of Europe” bezeichnet den auf einer Seehöhe von 3.454 m am Jungfraujoch gelegenen höchsten Bahnhof Europas. Ca. 1 Million Fahrgäste transportiert die Jungfraubahn jährlich auf das Jungfraujoch, auch bei Wind und Wetter, verläuft doch ein Großteil der kühn angelegten Trasse im Tunnel. Bei dieser Bahn verdienen vor allem die Vision und Planungen durch den Eisenbahnpräsidenten Adolf Guyer-Zeller (1839-1899) sowie die Ingenieursleistungen der damaligen Zeit höchste Anerkennung. So imposant die Streckenführung und oben am Jungfraujoch der Blick auf das Dreigestirn Eiger-Mönch-Jungfrau sowie den Aletschgletscher (größter Gletscher der Alpen) ist, so negativ macht sich der Massenandrang und der damit verbundene Lärm und Stress bemerkbar. Da sind GEX und BEX doch deutlich genussvoller zu befahren.
4. Erinnerung an meine erste Interrail-Reise 1997 – Wiedersehen mit Hoek van Holland
Im Jahr 1997, nachdem ich nach der Matura beim ÖBH die Ausbildung zum Offizier genießen durfte, unternahm ich vor Beginn des Studiums mit 2 Freunden meine erste Interrailreise. Es ging nach Skandinavien und danach stand noch England am Programm. Den Eurotunnel gab es noch lange nicht und zur Überfahrt wählten wir nicht die gängigste und kürzeste Route Calais – Dover sondern wir entschieden uns für Hoek van Holland nach Harwich an der Ostküste Englands. Nach Hoek van Holland gingen damals zahlreiche internationale Fernzüge, so bspw. aus Österreich der Austria Express Klagenfurt – Hoek van Holland.
Heute ist Hoek van Holland nach wie vor ein Fährhafen, aber internationale Züge fahren dort nicht mehr hin – 2017 verkehrte der letzte Zug der Niederländischen Staatsbahn (NS), aber seit 2019 fährt nun die Rotterdamer Metro am alten Bahnhof vorbei zum Strand von Hoek van Holland. Auch meine beiden Reisekumpels von damals gibt es nicht mehr – Herbert der draufgängerische Bergsteiger verunglückte tödlich am Hochkalter nur wenige Jahre nach unserer Tour und Hermann, mein Jugendfreund, wurde vor wenigen Jahren auf seinem Motorrad von einem unachtsamen Autofahrer ins Jenseits befördert.
Im Frühjahr 2023 ergab sich im Anschluss an eine berufliche Verpflichtung in Den Haag die Möglichkeit, den alten Bahnhof von Hoek van Holland zu besuchen.
5. Eiger Express – neue 3S-Seilbahn durch die Eiger Nordwand
Gut ist nicht gut genug oder 1 Million Fahrgäste auf das Jungfraujoch sind nicht genug. Und: Time is money. Um die Fahrzeit zum und vom Jungfraujoch zu verkürzen und um die alte klassische Jungfraubahn und Wengernalpbahn zu entlasten bzw. zusätzlich Kapazitäten zu schaffen, wurde der österreichische Weltmarktführer am Seilbahnmarkt, die Firma Doppelmayr, beauftragt, von Grindelwald aus eine Seilbahn an der Eiger Nordwand vorbei zum Bahnhof Eigergletscher der Jungfraubahn zu errichten. Da man auch gleichzeitig die in die Jahre gekommene Männlichenbahn erneuern wollte, wurden beide Projekte der Jungfraubahn Holding AG zusammengefasst unter der Bezeichnung V-Bahn-Projekt mit einer neuen gemeinsamen Talstation Grindelwald Terminal. Dieses teilweise heftig umstrittene “Generationenprojekt” kostete insgesamt 470 Millionen Schweizer Franken und ist somit eines der größten Infrastrukturprojekte der Alpen.
6. Mit dem Schiff am Genfer See von Vevey nach Lausanne durch das Weltkulturerbe Lavaux
Den Genfer See (Lac Leman) hatte ich schon mehrmals befahren, wobei mir vor allem die gesamte Seebefahrung im 1. Klasse Jugendstil-Salon der MS Italie (vom Stapel gelaufen als Schaufelraddampfer 1908) vor ca. 20 Jahren besonders positiv in Erinnerung geblieben ist.
Auch 2023 befuhr ich mehrmals den Genfersee und zwar von Vevey an der Waadtländer Riviera (Firmensitz von Nestle, ehem. Wohnsitz von Charly Chaplin) entlang der weltberühmten Weinberge des Lavaux in den Waadtländer Hauptort Lausanne. Das türkisblaue Wasser des Sees, die blumengeschmückten Uferpromenaden sowie die Savoyer Alpen auf der Französischen Seite und die Weinberge auf Schweizer Seite lassen das Herz höher schlagen – die Passage auf dem Schiff ist eine Wohltat für Leib und Seele.
7. Glacier 3000 mit Peak Walk
Das Gletscherschigebiet Glacier 3000 in den Schweizer Kantonen Waadt und Bern (Berner Oberland) mit den bekannten Orten Les Diablerets und Gstaad wird von einer mächtigen Pendelbahn (je Gondel 125 Personen) in 2 Sektionen vom Col du Pillon (1.546 m) über die Zwischenstation Cabane (2.528 m) hinauf auf den Scex Rouge / Glacier des Diablerets (2.948 m) erschlossen. Oben am Gipfel wird den Touristen Einiges geboten, allen voran der Peak Walk (by Tissot), der weltweit einzigen Hängebrücke, die schwindelerregend zwischen 2 Berggipfeln verläuft. Mit einem fixgeklemmten Sessellift kann man auf den Gletscher hinunter fahren. Souvenirshop und Restaurant sind an solchen Örtlichkeiten in der Schweiz natürlich selbstverständlich.
8. U-Bahn und Gondelhopping in Serfaus – Fiss – Ladis
Wien ist die einzige Stadt in Österreich, die eine vollwertige U-Bahn in Betrieb hat und die auch noch weiter ausgebaut wird. Und in der Stadt Salzburg ist seit Jahrzehnten etwas in Planung, was von den Projektgegnern fälschlicherweise als U-Bahn tituliert wird, um das Projekt zu versenken. Aber erstens wird in der Mozartstadt keine U-Bahn geplant sondern eine Regionalstadtbahn mit Innenstadttunnel und zweites ist das Ding noch nicht in Betrieb und wird in dieser Schildbürgerstadt trotz großer Notwendigkeit vielleicht auch nie in Betrieb gehen.
Aber da gibt es ja noch ein kleines Tiroler Dörfchen im Oberen Gericht, das tatsächlich eine U-Bahn mit großem Erfolg betreibt, nämlich die Gemeinde Serfaus. Und die fährt fahrerlos autonom, was man im fernen Wien noch nicht hat und das erst plant einzuführen. Und die Tourismusregion Serfaus-Fiss-Ladis ist der ideale Ort, wo sich Liebhaber von Gondelbahnen so richtig austoben können. Im Herbst 2023 frönte auch ich mehrere Tage dem sogenannten Gondelhopping.
Dazu hat es folgende Gondelbahnen:
Almbahn (1 Sektion)
Alpkopfbahn (2 Sektionen)
Komperdellbahn (2 Sektionen Neu ab Dezember 2023)
Lazidbahn (1 Sektion)
Möseralmbahn (1 Sektion)
Schönjochbahn (2 Sektionen)
Sonnenbahn (1 Sektion)
Sunliner (1 Sektion)
Waldbahn (1 Sektion)
9. Abschiedsfahrt mit der weltweit ältesten Kleinkabinenseilbahn
Kleinkabinen-Seilbahnen hat es vor allem viele in der Schweiz. Doch die älteste der Welt ist in Garmisch-Partenkirchen beheimatet, nämlich die sogenannte Graseckbahn. Da die Graseckbahn als Ganzes unter Denkmalschutz steht, bleibt sie als Denkmal der Welt erhalten, allerdings wird man ab 2. Jänner 2024 damit nicht mehr fahren können, denn eine neue Bahn wurde unweit der alten in die Jahre gekommenen Kleinkabinenbahn errichtet. Grund genug also, um nach GAP zu fahren und um nochmals die alte Dame zu besteigen.
10. Im Panoramawaggon zum Mariazeller Advent
Die Verantwortlichen Manager der NÖVOG / Niederösterreich Bahnen haben hinsichtlich der Erneuerung und Attraktivierung der Mariazellerbahn nach der Abwirtschaftung durch den vorigen Betreiber ÖBB wohl aufmerksam über den Tellerrand hinaus in die Schweiz geschaut und das ist gut so. Es wurden vom Schweizer Hersteller Stadler neue Triebwagen angekauft, die sogenannten Himmelstreppen. Und in Folge wurden auch insgesamt 4 Panoramawagen, wie man sie in der Schweiz bei GEX und BEX kennt, angekauft. In der Adventzeit wurde ich zu einer Fahrt mit den Panoramawagen nach Mariazell und zurück eingeladen. Die Panoramawagen sind eine Erfolgsgeschichte, die 4 Wagen waren restlos ausgebucht.
Und in Mariazell herrschte viel Betrieb – neben den Regelzügen mit der Himmelstreppe sowie den Panoramawagen waren noch der Nostalgiezug Ötscherbär unterwegs sowie die Museumstramway, welche Fahrgäste näher hin zum Zentrum transportierte. Und last not least war auch der Bürgeralpe-Express (Gondelbahn auf die Bürgeralpe) in Betrieb.
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Spät aber doch hatte auch Österreich im Jahr 2021 eine Netzkarte bekommen, mit der fast alle Öffentlichen Verkehrsmittel in Österreich ohne weitere Kosten genutzt werden können – das Klimaticket. Spät deswegen, weil unsere Schweizer Nachbarn mit dem Generalabonnement (Generalabo) über so eine Netzkarte schon deutlich länger verfügen – das Generalabo in der Schweiz wurde nämlich bereits 1898 – also 123 Jahre früher – eingeführt.
Ein Vorläufer des Klimatickets war die sogenannte Österreichcard der ÖBB, mit der man alle Züge der ÖBB aber keine sonstigen Verkehrsmittel (auch nicht den ÖBB-eigenen Postbus) nutzen konnte.
Ist das Klimaticket zwar preislich tw. deutlich günstiger als die ehem. ÖBB-Österreichcard, so ist man als Fahrgast nahezu entrechtet worden was die Entschädigung bei Verspätungen oder Zugausfälle betrifft. Hatte man als Nutzer der Österreichcard mehr als 30 Minuten Verspätung (Grund irrelevant), so bekam man für jeweils 3 solcher Verspätungen 30.- Euro refundiert, in bar oder als Gutschein. Da kam dann innert 1 Jahres so einiges zusammen und man hatte dann das Gefühl, für die erlittenen Unannehmlichkeiten eine halbwegs adäquate Entschädigung bekommen zu haben.
Als Nutzer des Klimatickets muss man hingegen auch noch so viele Unannehmlichkeiten erdulden, ohne Anspruch auf eine adäquate Entschädigung zu haben. Erst wenn der Pünktlichkeitsgrad innert 1 Monats (bei den ÖBB) unter 93% fällt, dann bekommt man am Ende des Jahres eine völlig inadäquate Abspeisung in Form von ein paar Euros.
Bereits 2022 nach Einführung des Klimatickets habe ich diesbezüglich mit dem Ministerium korrespondiert und man gestand mir, dass es noch keine Regelungen dazu gibt aber man werde sich was dazu überlegen. Bis heute ist da nicht wirklich Brauchbares herausgekommen!
Als im Sommer 2022 die Pünktlichkeit der ÖBB im Fernverkehr nur mehr um die 75% betrug (das heißt, ein Viertel! aller Fernverkehrszüge waren verspätet), habe ich Anfang 2023 die ÖBB angeschrieben und um eine Entschädigung nachgefragt. Diese Nachfrage wurde von den ÖBB brüsk negativ beantwortet. Und ich wurde darauf hingewiesen, dass man sich überhaupt erst anmelden muss um eine eventuelle Entschädigung bekommen zu können. Da liegt doch wohl wirklich Vieles im Argen, auch deswegen, weil die Qualität der ÖBB diesbezüglich immer öfter zu wünschen übrig lässt.
Gegen Ende des Jahres 2023 bemerkte ich auf meinem Bankkonto einen Zahlungseingang in der Höhe von 7.- Euro mit dem Betreff “Fahrgastrechte”. Für die unzähligen Verspätungen, Zugausfälle und sonstige Minderleistungen wird man mit 7.- Euro abgespeist??!? Da muss entschieden kräftig nachgebessert werden.
Es ist zu fordern:
Weg mit diesen ominösen Pünktlichkeitsstatistiken, wo aggregierte Werte abseits des konkreten eigenen Nutzerverhaltens als Entscheidungskriterium herangezogen werden, mit aus der Luft gegriffenen Grenzwerten und diese die Werte dann auch noch vom Verursacher der Minderleistungen, den ÖBB, selbst ermittelt und kundgetan werden. Das sollte schon eine unabhängige seriöse Stelle machen
Minderleistungen sollten sofort abgegolten werden. Wenn mein Zug aus welchen Gründen auch immer mehr als 30 Minuten Verspätung hat, dann erhalte ich – am besten gleich vom Schaffner im Zug – einen Gutschein analog der bisherigen Österreichcard in der Höhe von mindestens 10 Euro.
Der Transporteur muss auch ohne wenn und aber für Folgeschäden haftbar gemacht werden können und Entschädigungen automatisch und ohne viel bürokratischen Aufwand geleistet werden, bspw. wenn man Anschlüsse versäumt, den Flieger verpasst oder aufgrund der Verspätung man ein Hotel benötigt. Aktuell ist das zumindest bei den ÖBB äußerst unbefriedigend gelöst, die DB ist da wie zu hören ist viel kulanter und unbürokratischer.
Dazu sei an dieser Stelle wiederum die Einführung einer rund um die Uhr erreichbaren Hotline für den ÖV in Österreich gefordert. Aktuell stranden bspw. Fahrgäste irgendwo an einem Bahnhof und werden alleine gelassen. Kein kompetentes Personal vor Ort und Hotline gibt es auch nicht wirklich eine, die einem weiterhilft. Besonders negativ wie schon selbst oft erlebt und wie andere Fahrgäste berichten die ÖBB Telefonhotline 051717- dort ist es ja schon eine Sensation, wenn überhaupt jemand abhebt 🙁
Bei all diesen Punkten ist vor allem die Aufsichtsbehörde, das Ministerium, gefragt. Aktuell ist nichts davon zu merken, dass die Aufsichtsbehörde ihre Aufgaben diesbezüglich wahrnimmt!
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