Die Surselvalinie von Reichenau-Tamins nach Disentis/Mustér
Allgemeines
Die Surselvalinie, auch Vorderrheinlinie oder Oberländerlinie, ist eine knapp 50 km lange meterspurige und elektrifizierte Bahnlinie im Stammnetz der Rhätischen Bahn (RhB), welche Reichenau-Tamis mit Disentis/Muster verbindet. In Trennungsbahnhof Reichenau-Tamis hat es Anschluss an die Bahnlinie der RhB Landquart – Chur – Thusis (-Albula-St. Moritz) und in Disentis/Muster hat es Anschluss an die Matterhorn Gotthard Bahn (MGB) Richtung Andermatt-Brig.
Kennzahlen
Betreiber: Rhätische Bahn (RhB)
Streckenlänge: 49,31 km
Spurweite: Meterspur (1.000 mm)
Traktion: Elektrisch 11 kV, 16,7 Hz
Max. Neigung: 27 Promille
Höchstgeschwindigkeit: 90 km/h
Geschichte
Ab 1890 standen mehrere Varianten bezüglich der Streckenführung zur Diskussion, um das Bündner Oberland mit der Eisenbahn zu erschließen. Eine Kommission empfahl schlussendlich die Streckenführung durch die Vorderrheinschlucht, sodass der Verwaltungsrat der RhB am 11.7.1898 den Bau der Strecke beschloss.
Erbaut und eröffnet wurde die Strecke in 2 Etappen:
Reichenau-Tamins – Ilanz, eröffnet am 1.6.1903
Ilanz-Disentis/Mustér, eröffnet am 1.8.1912
Strecke und Kunstbauten
Highlight der Strecke ist sicher die Fahrt durch die zerklüfteten Kalkfelsen Vorderrheinschlucht, die nur per Schiene und nicht auf der Straße passiert werden kann. Die Rheinschlucht (rätoromanisch Ruinaulta) ist das Produkt des größten Bergsturzes der Alpen, des Flimser Bergsturzes vor ca. 10.000 Jahren, dessen Gesteinsmassen (ca. 10 Mrd. Kubikmeter) den Vorderrhein aufstauten und dieser dann sich mit der Zeit durch die hunderte Meter hohen Gesteinsmassen durcherodierte.
An Kunstbauten hat es mehrere Tunnel, der längste ist der Tunnel Ransun nach dem Bf Trin mit einer Länge von 423 m.
Längste Brücke ist die neue Hinterrheinbrücke kurz nach dem Bf Reichenau-Tamins mit einer Länge von 198,5 m.
Zahlreiche Hangviadukte prägen die Strecke im oberen Abschnitt zwischen den Bahnhöfe Sumvitg-Cumpadials und Disentis/Mustér.
Stationen
Insgesamt hat es 13 Bahnhöfe und seit 2013 das Güterumschlagzentrum Surselva.
Reichenau-Tamins, Bahnhof (Bf), km 23,57 (ab Landquart); 604 m ü. d. M. (> Chur-Landquart bzw. Thusis)
Trin, Bf, km 28,26; 609 m
Versam-Safien, Bf, km 32,73; 635 m
Valendas-Sagogn, Bf, km 36,86; 669 m
Castrisch, Bf, km 40,74; 705 m
Ilanz, Bf, km 42,91; 698 m
Schnaus-Strada, ehem. Bf bis ca. 1990, km 45,43; 716 m
Güterumschlagzentrum Surselva (seit 2013, kein Personenhalt), km 45,44; 717 m
Rueun, Bf, km 47,96; 733 m
Waltensburg/Vuorz, Bf, km 50,07; 744 m
Tavanasa-Breil/Brigels, Bf, km 54,87; 788 m
Trun, Bf, km 60,82; 852 m
Rabius-Surrein, Bf, km 64,00; 928 m
Sumvitg-Cumpadials , Bf, km 66,25; 982 m
Disentis/Mustér, Bf, km 72,88; 1130 m (> MGB Andermatt-Brig)
Betrieb
Der Betrieb erfolgt durch die Rhätische Bahn (RhB). Stündlich verkehren Regionalzüge von Chur nach Disentis/Mustér, die an allen Stationen halten. Einige Stationen sind Bedarfshalte. Die Fahrzeit Chur – Disentis/Mustér beträgt 1 Stunde 16 Minuten, von Reichenau-Tamins nach Disentis/Mustér 1 Stunde 6 Minuten.
Dazu kommen noch mehrmals pro Tag die Züge des Glacier Express, die ohne fahrplanmäßigen Halt von Chur nach Disentis/Mustér durchfahren und dafür zwischen 1 Stunde 2 Minuten und 1 Stunde 23 Minuten (Betriebshalte wegen Gegenzügen) benötigen. Der Güterverkehr ist überschaubar.
Glacier Express
Der Glacier Express, abgek. GEX, bezeichnet eine >Zuggattung der Rhätischen Bahn (RhB) und der Matterhorn Gotthard Bahn (MGB), auf deren Strecken der weltbekannte und oft als „langsamster Schnellzug der Welt“ bezeichnete Glacier Express mit Unterbrechungen seit 1930 unterwegs ist. Der primär auf den Tourismus ausgerichtete schmaspurige „Schnellzug“ mit Panoramawagen und Speisewagen passiert auf seinem Laufweg von St. Moritz über Chur und die Albulastrecke (Unesco-Weltkulturerbe), über den über 2.000 m hohen Oberalppass (mit >Zahnstange) nach Andermatt und weiter durch den über 15 km langen Furka-Basistunnel nach Brig und schließlich zum Endpunkt nach Zermatt am Fuß des Matterhorns insgesamt während seiner 8-stündigen Fahrt 91 Tunnel und 291 Brücken. Bis 1981 konnte der GEX nur in den Sommermonaten verkehren, da die Strecke noch über den fast 2.200 m hohen Furkapass führte, der nicht wintersicher ausgebaut war. Nebst zahlreichen anderen Eisenbahnen in CH stellt der GEX ein Musterbeispiel für perfektes Marketing im Eisenbahnwesen dar. (Aus: Kleines Verkehrslexikon).
Der Glacier Express ist also auch auf der Surselvalinie mehrmals pro Tag und Richtung unterwegs, wobei in Disentis/Mustér immer ein Lokwechsel (RhB><MGB) stattfindet. Seit 2019 führen einige Glacier Express-Kompositionen neben Panoramwagen der 2. und 1. Klasse auch einen Waggon der “Excellence Klasse” mit, wo man für einen (doch eher geschmalzenen) Aufpreis von 420 Franken (Stand 2023) auf die Fahrkarte der 1. Klasse mit frisch zubereiteten Speisen sowie Getränken verwöhnt wird.
Einige weitere Fotos
Weiter mit der MGB über Oberalp, Andermatt und Furka nach Brig >>>
Links
Betreiber Rhätische Bahn (RhB) >>>
DEEF-Doku FO-Bahn Disentis/Muster-Oberalppass-Andermatt-Furka-Brig >>>
DEEF-Doku Arosabahn Chur – Arosa (RhB) >>>
Glacier Express >>>
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 8. Juli 2023; Letzte Ergänzung / page last modified: 8.7.2023