Die Salzkammergutbahn von Stainach-Irdning nach Attnang-Puchheim
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Teil 2: Durchs Steirische Salzkammergut von Stainach-Irdning nach Bad Aussee
Der südliche Ausgangspunkt der Salzkammergutbahn und km 0,0 liegt im Bahnhof Stainach-Irdning, Bahnhof für die Gemeinden Stainach-Pürgg (entstanden durch Fusion 2015 der Marktgemeinde Stainach und der Gemeinde Pürgg-Trautenfels) und Irdning-Donnersbachtal (entstanden durch Fusion 2015 der Gemeinden Irdning, Donnersbach und Donnersbachwald). Der Bahnhof liegt im km 80,4 der Ennstalbahn (von Bischofshofen) im Ennstal, politischer Bezirk Liezen, Seehöhe 645 m.
Das Bahnhofsrestaurant – zuletzt Dopolavoro – hatte eine über 100jährige Tradition, seit Oktober 2019 hat es geschlossen und das Verhalten der ÖBB Immobilien GmbH deutet nicht darauf hin, dass es wieder aufgesperrt wird. Auch der Schalter hat seit geraumer Zeit geschlossen, obwohl noch ein Fahrdienstleiter vor Ort ist. Auch Schließfächer sucht man im Bahnhof vergeblich. Ob das WC nach der Restaurantschließung weiter zugänglich sein wird das wird sich zeigen.
Ein paar Impressionen vom ehem. Bahnhofsresti in Stainach-Irdning:
Landschaftlich dominant im Bahnhof Stainach-Irdning und auch während der ersten Kilometer Fahrt auf der Salzkammergutbahn ist der Grimming, ein mächtiger isoliert aufragender kalkiger Gebirgsstock, der immerhin seinen Gipfel (Hoher Grimming) auf 2.351 m hat.
Nach dem Abzweig von der Ennstalstrecke, die eingleisig gen Westen Richtung Bischofshofen führt, steigt die Salzkammergutbahn mit der Streckenhöchststeigung von 28 Promille an steil abfallenden Hängen auf einer Lehnenstrecke Richtung Nordwesten, zwischen dem links liegenden mächtigen Grimming hat sich im Tal der Grimmingbach tief eingeschnitten und in diesem Einschnitt zwischen dem Grimming und dem rechts am Hang entlang aufsteigenden Bahntrassee verläuft auf der Talsohle die Salzkammergut Bundesstraße, welche nahezu parallel zur Bahn diese bis Bad Aussee begleitet.
Als erster von insgesamt 10 Tunnel auf der Salzkammergutbahn wird nach knapp 3 Kilometern der 185 m lange Unterburgtunnel durchfahren, dem Ende der 1970er Jahre eine kurze Steinschlaggalerie vorangesetzt wurde.
Die erste Haltestelle befindet sich in Kilometer 3,7, nämlich seit 1908 Pürgg, direkt vor dem Maul des Burgstaller Tunnels.
Von der Haltestelle Pürgg mit dem kleinen Fachwerkhäuschen als Aufnahmsgebäude führt ein Fußpfad hinauf zur Ortschaft Pürgg, bis 2015 eine eigenständige Gemeinde, die auf einem Plateau in den Ausläufern des Toten Gebirges ca. 150 m exponiert über dem Talgrund direkt gegenüber des Grimmings liegt.
Auf einem felsigen Rücken der „Purgstallhöhe“ befand sich eine mittelalterliche Burganlage, die Johanneskapelle mit den bedeutenden romanischen Fresken dürfte ein Relikt dieser Burg Grauscharn, auch Gruscharn, sein. Bedeutende Fresken finden sich auch in der Pfarrkirche.
Vom Dorfzentrum führte der Fußweg über die ÖBB-Haltestelle hinunter in die Talsohle zur Bundesstraße, aus Haftungsgründen – im Behördenverfahren lief etwas schief – wurde der Weg von der Station talwärts nun gesperrt und auch noch mit einem Zaun direkt beim Bahndamm abgesperrt. Hier wiehert mal wieder der Amtsschimmel, denn der Zaun bewirkt nur, dass Einheimische nun ggf. die Bahngleise als Fußweg benutzen.
Der kurze Bahnsteig der Haltestelle endet direkt beim Portal des Burgstallertunnels, Länge 335 m mit vorangesetzter kurzer, 1984 erbauter Steinschlaggalerie. Danach geht es weiter bergan durch waldreiches Gebiet.
Im Weiler Lessern gab es bis 2003 eine Haltestelle (Streckenkilometer 6,8), Reste davon sieht man noch, es halten allerdings keine Züge mehr.
Vor Erreichen des Bahnhofs Tauplitz wird die Salzkammergut Bundesstraße unterfahren sowie der Grimmingbach übersetzt, welcher im Toten Gebirge, an dessen Ausläufern Tauplitz mit dem berühmten Wandergebiet Tauplitzalm liegt, entspringt. Auf die Tauplitzalm führt vom Ortszentrum (ca. Viertelstunde vom Bahnhof) ein Sessellift (ehem. der längste der Welt), eine Straße führt von Bad Mitterndorf auf die Tauplitzalm.
Der Bahnhof von Tauplitz in km 9,7 liegt am Scheitelpunkt der Strecke auf einer Höhe von 835 m und trug früher den Namen der Katastralgemeinde in welcher er errichtet wurde, nämlich Klachau.
Die Gemeinde Tauplitz wurde 2015 mit den Gemeinden Pichl-Kainisch sowie Bad Mitterndorf zur Marktgemeinde Bad Mitterndorf zwangsfusioniert. Tauplitz hat ca. 1.000 Einwohner, die neue Marktgemeinde Bad Mitterndorf hat 4.941 EW (2019).
Die von Wiesen, Mooren und Wäldern geprägte liebliche und durchwegs ebene Kleinregion von Tauplitz bis Kainisch heißt Hinterberger Tal, auch Hinterberg und ist Teil des Steirischen Salzkammerguts.
Die Bahnstrecke verläuft nach dem Bahnhof Tauplitz Richtung Westen, linker Hand taucht bald der mächtige Backen der Skiflugschanze Kulm auf, wofür bei Wettkämpfen eine temporäre, “russisch” gehaltene Haltestelle (km 10,8) zum Besuchertransport genutzt wird.
Dass es dabei nicht gerade professionell zugeht und normale Eisenbahnreisende bei Veranstaltungen einen Autobus des SEV nutzen müssen zeigt dieser Beitrag auf >>>
Der Bahnhof Bad Mitterndorf liegt in einer Höhe von 820 m bei Streckenkilometer 14,6 und hieß bis 1972 Mitterndorf-Zauchen.
Von 1920 bis 1961 wurde mittels der Hinterberg-Grubegger Waldbahnen (Spurweite 760 mm, Traktion durch Loks mit Verbrennungsmotor) Holz zur Verladestelle am Bahnhof gebracht. Ferner gab es eine normalspurige Schleppbahn zum Sägewerk Johann Loitzl.
Mit 8 Promille Gefälle zieht der Schienenstrang durch die im Sommer beweideten Wiesen Richtung Westen, im Winter sieht man statt Kühen zahlreiche Langläufer, die hier auf perfekt gespurten Loipen unterwegs sind, bspw. von Kainisch bis Tauplitz.
Die Haltestelle Bad Mitterndorf-Heilbrunn liegt in km 16,1 auf einer Seehöhe von 806 m und hieß ursprünglich Grubegg und wurde 1909 auf Mitterndorf-Haltestelle umbenannt.
2 km südlich der Haltestelle gelangt man zur bereits in römischer Zeit bekannten Mitterndorf-Grubegg Heilquelle, wo heute das Kurhotel Heilbrunn angesiedelt ist. Seit einigen Jahren kommen auch die Wellness-Freude auf ihre Kosten, nämlich in der nahe gelegenen Grimming-Therme, wohin man durchaus mit dem Zug anreisen kann.
Eine weitere Erholungsmöglichkeit bietet sich weiter südlich am Salza-Stausee, wo man früher mit dem PKW auf der schmalen Straße ins Ennstal passieren konnte (heute gesperrt, Steinschlaggefahr).
Bei der Weiterfahrt am naturbelassenen Hochplateau des Hinterberger Tals mit Wiesen und Wäldern sowie Hochmooren passiert das Streckenband dann die Wasserscheide zwischen Enns und Traun.
Der Bahnhof Kainisch liegt im Streckenkilometer 23,2 und einer Höhe von 768 m. Rechter Hand im Hintergrund sieht man den markanten Kalkstock des Losers, ein beliebter Wander- und im Winter Skiberg mit einigen Aufstiegshilfen. Die Auffahrt mit dem Auto erfolgt von Altaussee aus.
Kainisch dient als Bahnhof für die ehem. Gemeinde Pichl-Kainisch, die gegen den Willen der Gemeinde durch Weisung aus dem fernen Graz mit Bad Mitterndorf und Tauplitz 2015 zwangsfusioniert wurde.
Der Ödensee, der durch das dann Kainisch-Traun genannte Gewässer entwässert wird, ist sowohl im Sommer (Baden, Wandern) als auch Winter (Langlauf) einen Besuch wert. In der Kohlröserlhütte kommen Fischliebhaber auf ihre Kosten. Und auch für Schatzsucher ist der See interessant, wird doch immer so ähnlich wie beim Toplitzsee von möglichen Schätzen aus der “Adolfinischen Epoche” gemunkelt.
Die Gleise der Salzkammergutbahn verlassen nun das liebliche wiesen- und waldreiche Hinterberger Tal und zwängen sich gemeinsam mit der Kainischtraun und der Salzkammergut- Bundesstraße in den engen Einschnitt zwischen links dem Ausseer Zinken (1.854 m) und rechts dem Hohen Radling (1.398 m), wo ostwärts davon über den Radlingpass (herrliche Wandermöglichkeit auf Rötelstein und Kampl) eine Autostraße zum Grundlsee, dem Steirischen Meer, führt.
Das Bahntrassee umfährt den Kalkstock des Ausseer Zinkens, der zum Dachsteingebirge gehört, via Bad Aussee und Koppental, eigentlich ein ordentlicher Umweg. Aber zum Einen muss ja Bad Aussee an die Schiene angebunden werden und zum Anderen sind wir in Österreich und nicht in der Schweiz, wo man ggf. einen kilometerlangen Tunnel durch den Ausseer Zinken direkt bis Obertraun gebohrt hätte.
Die Eisenbahnkreuzung mit der Salzkammergut Bundesstraße wurde in den 2000-er Jahren aufgelassen, die Straße unterfährt nun die Bahnstrecke, welche dabei auch optimiert wurde (u.a. Absicherung gegen Steinschlag).
Beim Eintritt in das Ausseer Becken zweigen rechts die Gleise der Anschlussbahn zum Werk und Firmenzentrale der Rigips Austria, die seit 2005 Teil des franz. Saint-Gobain Konzerns sind, ab. Im Werk Bad Aussee werden Gipskartonplatten hergestellt, das dazu notwendige Material wird seit 1951 umweltfreundlich über eine über 8 km lange Lorenseilbahn vom Steinbruch am Südufer des Grundlsees antransportiert.
Nach Überqueren der Bundesstraße und der Kainischtraun laufen die Gleise dem nächsten Haltepunkt, dem Bahnhof Bad Aussee in der geographischen Mitte Österreichs, entgegen. Am gegenüberliegenden Flussufer sieht man beim Vorbeifahren den Kalßwirt, der für eine Labung gut geeignet ist, vor allem auch deshalb, weil seit einigen Jahren das Bahnhofsbuffet sowie das dahinter liegende Wirtshaus dicht gemacht haben.
Bei der Einfahrt in den Bahnhof von Bad Aussee, Streckenkilometer 29,8 und auf 641 m Seehöhe gelegen, zweigten bis vor einigen Jahren die Gleise in die ehem. Saline ab.
Mehr über Bad Aussee im nächsten Teil des Readers Salzkammergutbahn, nämlich im Teil 3.
- Teil 1 Überblick >>>
- Teil 2 Durchs Steirische Salzkammergut von Stainach-Irdning nach Bad Aussee >>>
- Teil 3 Durchs Koppental im Steir./OÖ-Grenzland (in Arbeit)
- Teil 4 Durchs Innere Salzkammergut von Obertraun bis Ebensee (in Arbeit)
- Teil 5 Durchs Äußere Salzkammergut von Ebensee über Gmunden nach Attnang-Puchheim (in Arbeit)
Alle Fotos copyright DEEF/Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 19. November 2019; Letzte Ergänzung: –