Waldviertler Schmalspurbahnen / Waldviertelbahn – Touristische Highlights im Waldviertel
Waldviertler Schmalspurbahnen bezeichnet 3 zusammenhängende und aktuell nur mehr im Tourismusverkehr betriebene schmalspurige Eisenbahnstrecken (Bosnische Spur 760 mm) im Niederösterreichischen Waldviertel mit der Stadt Gmünd als Betriebsmittelpunkt.
Die 3 Strecken sind
- A: Südast Gmünd – Groß Gerungs
- B: Nordast Gmünd – Litschau
- C: Nordast Zweigstrecke Alt-Nagelberg – Heidenreichstein
A und B werden von der NÖVOG als Waldviertelbahn vermarketet.
A: Waldviertelbahn Südast Gmünd-Groß Gerungs
Länge 43,1 km, Betreiber NÖVOG, ursprünglich eröffnet 1903, Betreiber NÖLB (Niederösterreichische Landesbahn) bis 1.1.1921, nachfolgend die Staatsbahn BBÖ bzw. ÖBB, Ende des Planverkehrs 2001, nachfolgend touristische Fahrten durch das Land NÖ auf ÖBB-Schienen, ab 2010 ist das Land NÖ Eigentümer der Strecke und Betreiber des touristischen Verkehrs die landeseigene NÖVOG.
Die Stationen Südast Gmünd-Groß Gerungs:
- Gmünd NÖ, Bahnhof, km 0,0; 500 m.ü.d.M.
- Ehrendorf, ehem. Hs, km 2,3; 495 m
- Dietmanns, Hs, km 3,9; 497 m
- Eichberg bei Weitra, ehem. Hs, km 6,5; 502 m
- Alt Weitra, Bahnhof, km 9,8; 506 m
- Weitra, Bahnhof, km 14,1; 574 m
- Langfeld, ehem. Hs, km 17,0; 615 m
- Schöllbüchl, ehem. Hs, km 19,4
- St. Martin bei Weitra, Bahnhof, km 21,4; 630 m
- Steinbach-Bad Großpertholz, Bahnhof, km 24,1; 626 m
- Abschlag Fassldorf, Hs, km 26,3; 673 m
- Bruderndorf Wasserstelle, Betriebsstelle, km 29,6; 749 m
- Bruderndorf, Hs (seit 1986), km 31,9
- Langschlag, Bahnhof, km 36,1; 753 m
- Harruck, ehem. Hs, km 39,5; 757 m
- Heinrichs, ehem. Hs, km 41,6
- Groß Gerungs, Bahnhof, km 43,1; 679 m
Im Gebiet des “Waldviertler Semmerings” südlich des Bahnhofs Steinbach-Bad Großpertholz weist die Strecke Gebirgscharakter auf mit einer maximalen Steigung von 26 Promille. Hier befinden sich auch die beiden einzigen Tunnel des Waldviertels, nämlich der Kleine Bruderndorfer Tunnel mit einer Länge von 44 m sowie gleich nach der Wasserstelle Bruderndorf der Große Bruderndorfer Tunnel mit einer Länge von 262 m.
Der Scheitelpunkt der Strecke liegt bei der Wasserstelle Bruderndorf auf eine Höhe von 806 m.
B: Waldviertelbahn Nordast Gmünd-Litschau
Länge 36,5 km, Betreiber NÖVOG, ursprünglich eröffnet 1900, Betreiber NÖLB (Niederösterreichische Landesbahn) bis 1.1.1921, nachfolgend die Staatsbahn BBÖ bzw. ÖBB, Ende des Planverkehrs 1986 (Personenverkehr), daraufhin Sonderfahrten des Waldviertler Schmalspurbahnvereins (WSV). Einstellung Güterverkehr 2001, nachfolgend touristische Fahrten durch das Land NÖ auf ÖBB-Schienen, ab 2010 ist das Land NÖ Eigentümer der Strecke und Betreiber des touristischen Verkehrs die landeseigene NÖVOG.
Die Stationen Nordast Gmünd-Litschau
- Gmünd NÖ, Bahnhof, km 0,0; 500 m
- Böhmzeil, ehem. Hs (1922-1950), km 2,5
- Breitensee, ehem. Hs, km 5,8
- Breitensee Kinderwerkstatt, Hs, km 6,3
- Neu-Nagelberg, Bahnhof, km 8,4; 485 m
- Alt-Nagelberg, Bahnhof, km 11,2; 495 m
- Brand, Bahnhof, km 15,4; 518 m
- Gopprechts, ehem. Hs, km 19,3
- Schönau Dorfwirt, Hs, km 24,1
- Litschau, Bahnhof, km 25,3; 527 m
C: Nordast Zweigstrecke Alt Nagelberg-Heidenreichstein
Länge 13,2 km, Betreiber Waldviertler Schmalspurbahnverein (WSV), Züge werden unter der Bezeichnung “Wackelstein-Express”. An gemeinsamen Betriebstage mit der NÖVOG werden in Alt-Nagelberg sogenannte Doppelausfahrten für die Fotographen zelebriert. Die Strecke wurde im Jahr 1900 eröffnet, die Gesamteinstellung erfolgte 1992.
Die Stationen Nordast Zweigstrecke Alt Nagelberg-Heidenreichstein (Wackelstein Express)
- Alt-Nagelberg, Bahnhof, km 0,0; 495 m
- Alt-Nagelberg Herrenhaus, Bahnhof, km 0,4
- Alt-Nagelberg Ergo, Hs, km 1,1
- Brand Süd, ehem. Hs, km 4,1
- Langegg, Hs, km 6,5
- Aalfang, Hs, km 8,2; 537 m
- Kleinpertholz, Hs, km 12,0
- Heidenreichstein Moormuseum, Hs (seit 2014), km 12,5
- Heidenreichstein, Bahnhof, km 13,2; 561 m
Die Züge des Wackelstein-Express sind meist mit Dieselloks der ehem. ÖBB-Baureihe 2091 bespannt.
Ursprünglich angedachte Netzerweiterung
Die ursprünglich angedachte und bereits im Detail geplante Verlängerung des Nordastes von Litschau über Hörmanns und Griesbach nach Neubistritz (Nová Bystřice) zur Schmalspurbahn Neuhaus–Neubistritz, verzögerte sich zuerst aus finanziellen Gründen und kam nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht mehr zustande, auch weil Neubistritz dem neuen Staat Tschechoslowakei zugeschlagen wurde. Aus denselben Gründen blieben auch Pläne, die Südstrecke von Groß Gerungs über Ottenschlag nach Krems oder über Arbesbach und Königswiesen nach Grein an der Donau zu verlängern, sowie eine Verbindung ab Langschlag mit dem Mühlviertel nach Freistadt erfolglos. Denn anstatt das Werk unserer Vorfahren zu vollenden wurden unvollendet gebliebene Strecken durch die Staatsbahn ÖBB abgewirtschaftet und anschließend reihenweise stillgelegt und das unter Duldung der Politik!
Betrieb & Betriebszentrum NÖVOG
Heute wird in die Strecken doch zumindest soviel investiert, dass ein unfallfreier Tourismusbetrieb möglich ist – der Weg ist das Ziel und nicht die schnelle Raumüberwindung von A nach B.
Und die NÖVOG hat für die Errichtung des neuen pippifeinen Betriebszentrums und Schmalspurbahnhofs in Gmünd für ihre “Waldviertelbahn” tief in die Tasche gegriffen, die 2014 eröffneten Anlagen sollen 8,5 Millionen Euro gekostet haben.
Bei der Zügen der NÖVOG kommen lokbespannte Züge zum Einsatz (Diesel BR 2095, Dampf) sowie Triebwagen der ehem. ÖBB-Baureihe 5090 (“Goldener Triebwagen”), die bspw. noch im Liniendienst auf der Pinzgauer Lokalbahn im Einsatz sind.
Zusätzlich zu den Nostalgie-Planfahrten mit Schwerpunkt im Sommer finden noch ganzjährig Themenfahrten (z.B. im Advent) statt.
Links
Waldviertelbahn Betreiber NÖVOG >>>
Betreiber Waldviertler Schmalspurbahnverein / Wackelstein-Express >>>
DEEF Doku Franz-Josef-Bahn >>>
Literatur
Peter Wegenstein (Hrsg.): Schmalspurbahnen im Waldviertel. Band 52 der Reihe “Bahn im Bild”, Verlag Pospischil Wien.
Alle Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 30. September 2021; Letzte Ergänzung / page last modified: 5.6.2022