Das Salzbergwerk in Berchtesgaden Teil 2: Der Stollenweg

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- Teil 1: Das Salzbergwerk Berchtesgaden – Allgemeines & Besucherbefahrungen >>>
- Teil 2: Salzbergwerk Berchtesgaden – Berchtesgadener Stollenweg >>>
Der Stollenweg – Vorbemerkungen
Eine Wanderung entlang des Berchtesgadener Stollenweges dauert vom Salzbergwerk Berchtesgaden hinauf nach Oberau ca. 3 Stunden. Der Wanderer wird belohnt mit toller agrarisch geprägter Landschaft, Wiesen, Wäldern sowie Talblicke in den Kessel von Berchtesgaden umrahmt von den Berggrößen Watzmann, Hochkalter und Lattengebirge.

Und natürlich Richtung Osten sieht man den Salzburger Hausberg, den Untersberg, aus einer für Grödiger/Fürstenbrunner ungewöhnlichen Perspektive. Ein mächtiger Berg auch der Untersberg, mystisch, Heimat von Kaiser Karl, der auf die letzte Schlacht Gut gegen Böse wartet, um den Guten zum Sieg zu verhelfen.

Aber natürlich kommt man auch an Zeugen des Berchtesgadener Salzabbaus vorbei, ähnlich wie am Knappenweg am Halleiner Dürrnberg. Sind ja auch zusammenhängende grenzüberschreitende Salzlagerstätten, die das Haselgebirge hier zum Abbau bereithält. Man sieht insgesamt 7 Stollen zusätzlich zu denen im Raum der Besucherbefahrung, durch 3 kann man durchwandern. Vor allem für Stollen mit einer Länge von mehr als 200 Metern empfiehlt sich eine Taschenlampe.
Die 7 Stollen
Stollen Nummer 1: Gleich oberhalb des Besucherbergwerks Berchtesgaden wartet schon der 1. Stollen auf den Wanderer. Es ist der sogenannte Moserrösche-Stollen und im Unterschied zu den folgenden Stollen beleuchtet. Denn hier im Nahgebiet des Besucherbergwerks hat es ja auch zahlreiche Halbschuh-Touristen, dem trägt man wohl Rechnung. Der Moserrösche-Stollen (auch genannt „Die Moserrösche“) wurde 1657 aufgefahren, um der Wassersäulenmaschine im Bergwerk Wasser zuzuleiten. Er ist 105 Meter lang und wurde 1836/37 zur Vermeidung von Einsturz ausgemauert. Die Verkleidung des Stollens ist aus Rotmarmorquadern. Er diente auch als Verbindungsstollen zum Frauenbergstollen, dessen Überbauung (ein Stadel) man gleich nach dem Austritt am anderen Stollenportal sieht.




Stollen Nummer 2 ist der eben erwähnte Frauenbergstollen, der bereits 1559 angeschlagen wurde und somit der zweitälteste Stollen im Revier ist. Das Stollenportal (Mundloch) des Frauenbergstollens kann man auf einem Foto am Frauenbergstadel sehen, der den Stolleneingang ummantelt. Der Frauenbergstollen dient heute dazu, die Luft zu trocknen und Frischluft ins Bergwerk zu bringen, es also zu bewettern. Beim Mundloch hat es ein Wappenrelief aus Marmor anlässlich des Stollenanschlags 1559. Es trägt folgende Inschrift: „Propst Wolfgang Griesstetter hat diesen unserer lieben Frau gewidmeten Salzberg durch Herrn Jakob Püttrich, Koadjutor, am 14. April 1559 anschlagen lassen. Bergmeister war damals Marx Metzenleitner“.





Stollen Nummer 3: Der älteste Stollen überhaupt im Revier, der Petersberg-Stollen. Er wurde 1517 aufgefahren (Gründungsdatum des heutigen Salzbergwerks) und der Petersbergstollen ist nach wie vor in Bewirtschaftung, allerdings nicht für die Besucherbefahrungen. Zu ihm gelangt man, wenn man vom Frauenbergstollen sich rechts haltend auf der Straße bergan wandert, immer dem rechts verlaufenden gefassten Bach entlang. Auf einer Marmortafel im Inneren des Portals ist zu lesen: „Petersberg Hauptstollen, aufgeschlossen anno 1517, in Mauerung gesetzt von 1824 bis 1827“. Der Pertersberg Hauptstollen ist nicht nur der älteste Stollen im Revier sondern auch der höchstgelegene. Die Gestaltung erfolgt mit großen Sandsteinquadern.




Stollen Nummer 4: Ist gleich gegenüber vom Petersberg Hauptstollen, nämlich der Petersberg Wasserstollen, der deutlich später aufgefahren wurde, nämlich 1718 laut (schwer zu lesender) Inschrift am Portal. Gemauert wurde dieser Wasserstollen dann 1835.


Ich ging dann zurück Richtung Frauenbergstollen (vom Petersbergstollen den Weg weiter steht „Betreten verbogen“) und dann kurz vor dem Frauenbergstollen nach rechts über eine Wiese zu einer weiteren Straße. Danach geht es eher steiler bergan, auf befestigten Wegen (Straßen) durch Wiesen und an Gehöften vorbei hinauf bis zur Mausbichlkapelle, errichtet 1736.




Dort nach links halten und es geht eben auf einem Forstweg eine gute halbe Stunde eher eintönig dahin, bis man zum Stollen Nummer 5 kommt.
Stollen Nummer 5: Name unbekannt. Am Portal ist die Jahreszahl 1844 und am anderen Portal 1848 eingraviert. Die Länge beträgt ca. 150 Meter und der Stollen ist nicht beleuchtet. Leider hat man es bis dato verabsäumt, eine Info-Tafel betreffend des Stollens anzubringen.




Zum Stollen Nummer 6 (Name unbekannt) ist es dann nicht weit. Dieser ist etwas länger als Nummer 5, geschätzt ca. 200 Meter. Am Stollenportal ist die Jahreszahl 1847 eingraviert. Interessant ist, dass die beiden Portale und die Stollenform auf beiden Seiten komplett unterschiedlich gearbeitet sind (gemauert vs. Stahlträger). Bei diesem Stollen ist es schon vorteilhaft, eine Lichtquelle dabei zu haben. Im engen Stollen kam mir eine Gruppe Radlfahrer entgegen, die sich mit ihren Bikes durch den Stollen durcharbeiteten. Leider hat man es bis dato auch hier verabsäumt, eine Info-Tafel betreffend des Stollens anzubringen.





Stollen Nummer 7: Zuletzt trifft man nach kurzer Zeit auf den Wasserstollen Larosbach mit Wasserschloss. Die Beschriftung dort lautet: Salzbergwerk Berchtesgaden, Wasserschloss Larosbach Wasserstollen der Unteren Kraftstufe. Erbaut 1848, erneuert 2017.


Den Bach überquert man auf einer neuen Eisenbrücke, dann kurz steil bergan zu mehreren Gehöften und dann durch den Wald oder auf der Obersalzbergstraße nach Oberau mit Kirchlein, Gasthof und Bushaltestelle zurück nach Berchtesgaden.

Fazit
Eine auch landschaftlich interessante Wanderung, die man vom Frühjahr bis in den Spätherbst unternehmen kann. Die Wegweiser könnten besser sein und vor allem die beiden Stollen 5 und 6 sollten mit Info-Tafeln versehen werden. Zumindest Name, Alter und Verwendungszweck wären interessant.
Bezieht man die Stollen im Bereich der Besucherbefahrungen mit ein, so bekommt man insgesamt 10 Stollen zum Sehen, nämlich:
Ferdinandbergstollen (Besucherbefahrung)

Lettenstollen (Besucherbefahrung)

Parallelstollen (zwischen Ferdinandbergstollen und Lettenstollen)

Moserrösche-Stollen

Frauenbergstollen

Petersberg Hauptstollen

Petersberg Wasserstollen

Stollenweg Nummer 5 (Name unbekannt)

Stollenweg Nummer 6 (Name unbekannt)

Larosbach Wasserstollen

Insgesamt also 10 Stollen.
Links
Webseite des Besucherbergwerks Berchtesgaden >>>
DEEF-Doku Salzbergwerk Berchtesgaden Teil 1 – Allgemeines, Besucherbefahrung >>>
DEEF-Doku Salzbergwerk Berchtesgaden Teil 2 – Berchtesgadener Stollenweg >>>

DEEF-Doku Salzbergwerk Hallein am Dürrnberg (4 Teile):
- DEEF-Teil 1: Über den Knappensteig auf den Dürrnberg >>>
- DEEF-Teil 2: Zur Situation am Dürrnberg >>>
- DEEF-Teil 3: Von Mundloch zu Mundloch – der Obere Knappenweg am Dürrnberg >>>
- DEEF-Teil 4: Die Salzberg-Bahn Hallein: Seilbahn von Hallein auf den Dürrnberg *1952 – †2001 >>>
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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 7. November 2010; Seiten-Relaunch 1.11.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 4.11.2025
