Die Gurktalbahn oder was von ihr noch übrig blieb. Besuch bei der 1. Österreichischen Museumsbahn
Vorbemerkungen
Als schmalspurige Nebenstrecke der Rudolfsbahn konzipiert zweigte die 1898 eröffnete Gurktalbahn in Treibach-Althofen von der Rudolfsbahn ab und erschloß entlang des Flußes Gurk das Gurktal mit den bekannteren Orten Straßburg, Gurk bis nach Klein Glödnitz. Dem (kurzsichtigen) Zeitgeist der Nachkriegsjahrzehnte entsprechend fiel auch die Gurktalbahn zum Opfer und der Planverkehr wurde im Jahr 1972 komplett eingestellt und die Gleise bis auf wenige Kilometer der heutigen Museumsbahn sofort demontiert.
Das Konzept Autobus statt Eisenbahn ist bis dato aber nicht wirklich kundenfreundlich gelöst, ist doch der Fahrplan eher sehr dürftig gestaltet. Und an Wochenenden gibt es teilweise überhaupt keinen Planverkehr mit dem Autobus – ein Manko auch für den Tourismus und eine Diskriminierung für die Bevölkerung vor Ort, deren Mobilitätsbedürfnis abseits des Automobils mit Füssen getreten wird.
Kennzahlen Gurktalbahn
Streckenlänge ursprünglich: 28,849 km
Streckenlänge Museumsbahn: 3,259 km
Spurweite: Bosnische Spur 760 mm, eingleisig
Traktion: Dampf
Eröffnung: 9./10. Oktober 1898
Einstellung Personenverkehr: 1968
Einstellung Güterverkehr/Gesamtverkehr: 1972
Beginn Museumsbahn: 1. Juni 1974
Geschichte der Gurktalbahn – Meilensteine
Trassenrevision: 26./27. Juni 1894
Abschluss der Planungen: 1896
Baubeginn: Dezember 1897
Beauftragte Firma: Stern & Hafferl
Eröffnung: 9./10.10.1898
Betreiber: Gurktalbahn AG mit Sitz in Wien, gegr. 10.5.1898
Verstaatlichung: 1.1.1932, Betreiber nun die BBÖ (Vorläufer der ÖBB)
Entgleisung, Einstellung Personenverkehr: 5.6.1968 Entgleisung wegen Unterspülung, Antrag der ÖBB auf Streckenstilllegung, Verkehrsministerium entspricht dem mit Beschluss vom 26.11.1968
Einstellung Güterverkehr: Bis Strassburg wird für einen Kunden Bedarfsgüterverkehr betrieben, Einstellung am 14.2.1972
Abtragung der Strecke: 1972 (Relikte blieben kaum erhalten)
Beginn Museumsbahn: 1.6.1974 auf der Strecke Treibach-Althofen bis Pöckstein-Zwischenwassern (3,3 km)
Betreiber Museumsbahn: Ursprünglich “Verein der Kärntner Eisenbahnfreunde” (gegr. 4.4.1969), aktuell Verein “Gurkthalbahn – Kärntner Museumsbahn seit 1974”
Die Stationen
Treibach-Althofen, Lokalbahnhof, km 0,0; 615 m (> Übergang zur Rudolfsbahn Richtung Klagenfurt bzw. Leoben)
Hohenholz, Haltestelle, km 1,6
Pöckstein-Zwischenwässern, Bahnhof, km 3,3; 595 m (Endpunkt der Museumsbahn, ab hier Eisenbahn-Trasse demoliert)
Hacklwirt, ehem. Haltestelle, km 5,3
Drahtzug, ehem. Haltestelle, km 6,6
Gundersdorf, ehem. Bahnhof, km 8,3
Mellach, ehem. Bahnhof, km 9,8
Straßburg, ehem. Bahnhof: km 12,7; 637 m
Gurk, ehem. Bahnhof, km 17,0; 661 m.ü.A.
Draschelbach, ehm. Haltestelle, km 18,6
Prosegger, ehem. Haltestelle, km 20,2
Zweinitz, ehem. Bahnhof, km 21,4
Weitensfeld, ehem. Bahnhof, km 25,6; 700 m
Altenmarkt, ehem. Haltestelle, km 27,6
Klein Glödnitz, ehem. Endbahnhof, km 28,8; 724 m.ü.A.
Die Gurktalbahn als Museumsbahn
Der bereits 1969 gegründete Verein “Verein der Kärntner Eisenbahnfreunde” wollte ursprünglich die gesamte Strecke der Gurktalbahn für den Museumsbetrieb sichern, die politisch (Un-) Verantwortlichen ließen es leider nicht zu. Die Museumseisenbahn – übrigens die erste und somit älteste in Österreich – beschränkt sich daher auf ein kleines Reststück von 3,3 km Länge von Treibach-Althofen nach Pöckstein-Zwischenwassern. Im Sommer an Sonn- und Feiertagen führt dort der Verein “Gurkthalbahn – Kärntner Museumsbahn seit 1974” Nostalgiefahrten mit Dampftraktion durch. Ein Ausflug dorthin lohnt sich alle Mal, die Strecke ist zwar nicht spektakulär aber führt durch liebliches Gelände und strahlt einen Flair der guten alten Lokalbahnzeit aus.
Getränke und eine kleine Brotzeit kann man im Buffetwaggon bekommen, der im Zug mitgeführt wird. Die Bahnhofswirtschaft im Bahnhof Treibach-Althofen hat nämlich leider am Wochenende gesperrt.
Bei der Rückfahrt von Pöckstein-Zwischenwassern wird im Bereich der ehem. Haltestelle Hohenholz eine Scheinanfahrt für die Fotographen geboten.
Wünschenswert wäre es, interessierten Besuchern den ganzen Fundus an Fahrzeugen (darunter viel betriebsfähige) zu zeigen, während sie im Bf Pöckstein-Zwischenwassern auf die Rückfahrt warten. Das würde sicher auch die Verbundenheit mit dieser Museumseisenbahn stärken.
Einige Fotos und Videos
Nachfolgende Fotos wurden bei meinen Besuchen im August 2014 (“Dampftag”) sowie Juli 2024 geschossen.
Links
Webseite des Betreibers >>>
DEEF-Kategorie Eisenbahnen in Österreich >>>
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.
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redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org
Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert am 31. August 2014; Relaunch der Seite am 23.7.2024; Letzte Ergänzung / page last modified 29.7.2024