Die Drautalbahn von Marburg (Maribor) nach Innichen (San Candido) # Teil 6

Eine Dokumentation in Wort, Bild & Video
Von Dr. Michael Alexander Populorum
DIE Drautalbahn – EIN READER IN 6 TEILEN
Dieser Reader präsentiert die Drautalbahn in 6 Teilen
Drautalbahn Teil 1: Überblick/Geschichte & Von Marburg in Slowenien nach Bleiburg in Kärnten >>>
Drautalbahn Teil 2: Von Bleiburg nach Klagenfurt >>>
Drautalbahn Teil 3: Von Klagenfurt entlang des Wörthersees nach Villach >>>
Drautalbahn Teil 4: Von Villach nach Spittal-Millstättersee >>>
Drautalbahn Teil 5: Von Spittal-Millstättersee nach Lienz in Osttirol >>>
Drautalbahn Teil 6: Von Lienz in Osttirol nach Innichen in Südtirol >>>
Drautalbahn Teil 6: Von Lienz in Osttirol nach Innichen in Südtirol
Teil 6 des 6-teiligen Readers zur Drautalbahn dokumentiert den Abschnitt vom Bahnhof Lienz in Osttirol nach Innichen in Südtirol.
Die Drautalbahn von Spittal an der Drau (Bahnhofsbezeichnung Spittal-Millstättersee) nach Innichen (seit 1919 San Candido / Innichen) wurde 1871 eröffnet, ebenso die Weiterführung bis Franzensfeste. Nach dem Verlust Venetiens war es für Österreich-Ungarn durch diese Ost-West-Verbindung sowie durch die Brennerbahn möglich, den Südtiroler Raum über innerstaatliches Territorium zu erreichen.
Bis zur völkerrechtswidrigen Annektierung Südtirols durch die Italiener im Jahr 1919 hieß der westliche Streckenabschnitt von Lienz über Innichen nach Franzensfeste “Pustertalbahn”, seither bezeichnet man den österreichischen Teil der Pustertalbahn als Drautalbahn (Lienz bis Innichen/San Candido) und der Name Pustertalbahn verbleibt für den Rest der Strecke von Innichen / San Candido nach Franzensfeste (Fortezza).
Die Bahnstrecke folgt ab Lienz weiter der Drau flussaufwärts, wobei ab Lienz die nun mehr nach Südwest ausgerichtete Talung Pustertal und nicht mehr Drautal genannt wird. Oftmals wird aber auch nur der Südtiroler Teil als Pustertal bezeichnet, der östliche österreichische Abschnitt bis Lienz auch als Hochpustertal.
Die Bahnstrecke verläuft hier oftmals in Hanglage an der nördlichen Talflanke, um im engeren und gefällereicheren Tal gleichmäßig teils kräftige Steigungen bewältigen zu können. Die Staatsgrenze wird nächst Weitlanbrunn bzw. Winnebach überquert, wo man noch die alten Zollgebäude an der Straße sehen kann.
Die Drautalbahn im Streckenabschnitt Lienz – Innichen ist normalspurig, eingleisig und elektrifiziert mit dem Österreichischen Bahnstromsystem 15.000 Volt 16 2/3 Hertz Wechselstrom. Die Elektrifizierung von Spittal-Millstättersee bis Lienz erfolgte bis zum 4.12.1988, von Lienz bis Innichen bis zum 27.5.1989.
Einige Fakten zur Drautalbahn von Lienz in Osttirol nach Innichen in Südtirol
Streckenlänge Drautalbahn Lienz in Osttirol nach Innichen in Südtirol: 42,7 km
Spurweite: Normalspur
Die Strecke ist eingleisig und seit 27. Mai 1989 elektrifiziert mit 15 kV 16,7 Hz
Eröffnet: 20. November 1871
Die Betriebsführung erfolgt durch die ÖBB
Die Drautalbahn hat auf dem Abschnitt von Lienz in Osttirol nach Innichen in Südtirol insgesamt 10 Stationen (Haltestellen und Bahnhöfe)
Betrieb
Frequenz / Fahrplan (2011-bis 2014/15)
Während man von Spittal bis Lienz mit dem Fahrplan (stündliche Verbindungen) halbwegs zufrieden sein konnte und auch die Anbindung von Innichen über Südtiroler Gebiet ab Franzensfeste als sehr gut zu bezeichnen war (Halbstundentakt), entpuppte sich der Abschnitt Lienz – Innichen als Flaschenhals, weil die ÖBB dort nur ca. alle 2 Stunden verkehrten.
Weiters musste man schon ein Meister des Fahrplanlesens sein, denn den Fahrplan zierten unzählige Fußnoten mit Einschränkungen und Ausnahmen von den Einschränkungen. Bspw. Fußnote {: an z , U vom 21. Mai bis 10. Juli, täglich außer an u, y und nach U vom 12. Juli bis 4. September , nicht am 16. August jedoch am 15. August.
Wie sagen Fahrplanexperten so treffend: Der beste Fahrplan ist der den man sich nicht merken muß….

Ab 2024/15:
Seit dem Fahrplanwechsel 2014/15 hat sich hier einiges verbessert: Nicht dass die ÖBB öfter fahren würden, nein, die fahren gar nicht mehr, sondern der SAD bietet seither einen Stundentakt mit den Südtiroler Flirtzügen (2-Stromsystem fähig) von Franzensfeste durchgehend ohne Umstieg in Innichen bis nach Lienz an. Das ist sehr erfreulich! Die Relation Franzensfeste – Innichen (Pustertalbahn) wird sogar halbstündlich bedient.


Korridorzüge:

Seit der Annektierung des südlichen und östlichen Teils von Tirol hat Österreich das Recht, auf eigene Kosten sogenannte Korridorzüge von Lienz in Osttirol über Franzensfeste und den Brenner nach Nordtirol zu führen. Dieses Recht, Züge ohne Pass- und Zollkontrolle (daher auch Aus- und Zustieg bei diesen Zügen verboten) wurde auch nahezu 100 Jahre mehr oder weniger genutzt. In den 1990er Jahren verkehrte sogar ein Fernverkehrszug, ein Intercity namens “Pustertal / Val Pusteria” von Wien über Klagenfurt und Lienz über den Korridor nach Innsbruck. Danach gab es noch jahrelang mehrere tägliche Zugverbindungen von Lienz nach Innsbruck und zurück, bei denen man dank des EU-Schengen Vertrages nun auch an den Südtiroler Haltestellen und Bahnhöfen aus- und einsteigen konnte.

Leider haben inkompetente PolitikerInnen sowie die ÖBB diesen Korridorverkehr zum Fahrplanwechsel 2013/14 abgewürgt, liquidiert (und das mit einer “GrünIn” als Verkehrslandesrätin). Gegen den Willen der Bevölkerung, der Politik in Osttirol sowie Protesten von Politikern aus allen Parteien in Südtirol hatte man die Zugverbindungen gestrichen und führt seither Busverbindungen auf der Straße. Wo bspw. die Österreichcard nicht anerkannt wurde und man keinen Platz zum Arbeiten hat.

Siehe dazu den folgenden Blog aus dem Jahr 2013 >>>
Mit der Fertigstellung des Brenner-Basistunnels ergeben sich neue Möglichkeiten einer noch schnelleren Verbindung auf der Schiene von Lienz nach Innsbruck -es ist zu hoffen, dass entsprechend gehandelt werden wird!
Die Fahrradzüge:
Im Sommer (Ferragosto) sind auf dem Abschnitt Lienz – Innichen extra “Fahrradzüge” unterwegs, denn seit Jahren boomt der Fahrradtourismus in der Region entlang des Drautalradweges.
Im grenzüberschreitenden Radtourismus zeigt sich folgender Schwerpunkt: Die italienischen Touristen fahren mit dem Rad von Innichen nach Lienz und dann mit dem Zug retour. Zugbegleiter berichteten da von wahrlich chaotischen Verhältnissen im Sommer 2011 – trotz Einsatz von Doppelstockwagen (aus NÖ) und eigenen Fahrradwagen (bei manchen Zügen 2 vierachsige Wagen) waren die Züge manchmal hoffnungslos überfüllt, wobei das undisziplinierte Verhalten einiger Touristen zum Einsatz der Polizei und auch Zugsräumungen führte. Manche warfen sich sogar vor den Zug um ihn an der Abfahrt zu hindern 🙁

Güterzüge:
Auf dem österreichischen Streckenabschnitt findet noch regelmäßig Güterverkehr statt. Vor allem Holz wird transportiert.

Die Stationen von Lienz in Osttirol nach Innichen in Südtirol

Lienz, Bahnhof, km 268,4; 674 m.ü.d.M



Der Bahnhof in Lienz wurde mehrmals umgebaut. Zum einen ist er nun barrierefrei und gute Anbindung an die Autobusse direkt neben dem Bahnhofsgebäude. Hier fährt auch der SEV für den bedauerlicherweise aktuell (2025) nicht aktiven Korridorverkehr auf Schienen in Form von Stockbussen ab.


Leider verschwand nun auch hier beim Umbau das allseits beliebte Bahnhofsrestaurant 🙁

Gegenüber vom Bahnhof sollte der Eisenbahnfreund auf alle Fälle das Eisenbahnmuseum Heizhaus Lienz besuchen!
Thal, Bahnhof, km 278,3; 812 m

Mittewald an der Drau, Haltestelle, km 284,5; 882 m

Abfaltersbach, Haltestelle (PV seit Dezember 2020), km 289,9; 1.000 m
Abfaltersbach, ehem. Bahnhof (PV bis Dezember 2020), jetzt Betriebsbahnhof, km 291,5; 1.036 m

Tassenbach, Haltestelle, km 295,4; 1.070 m

Heinfels, Haltestelle (seit 1.2.2020), km 297,0; 1.078 m
Silian, Bahnhof, km 298,6; 1.090 m

Weitlanbrunn, Haltestelle, km 301,4; 1.111 m

——- Staatsgrenze Österreich – Italien seit 1919
(km 303,0 ab Marburg, 72,6 ab Franzensfeste) ——-
Winnebach (Prato Drava), ehem. Haltestelle, km 71,7 (ab Franzensfeste); 1.125 m
Vierschach 1, ehem. Haltestelle, km 70,6 (bis 1960)
Vierschach-Helm (Versiaco-Elmo), neue Haltestelle ab 2014, km 69,1; 1.137 m (direkter Anschluss an die Seilbahn ins Schigebiet des Helm)

Vierschach 2, ehem. Haltestelle (bis 1989), km 68,8; 1.138 m

Innichen (San Candido), Bahnhof, km 64,5; 1.176 m; Bahnhofsbar; (Systemwechsel Bahnstrom > Pustertalbahn nach Franzensfeste)

Dank der Südtiroler Nahverkehrsorganisation SAD gibt es seit 2014/15 einen Stundentakt zwischen Lienz und Innichen und weiter nach Franzensfeste mit Anschluss an die Züge der Brennerbahn Richtung Brenner und Bozen. Ab Innichen auf der Pustertalbahn fahren die Züge im Halbstundentakt, im Jahr 2015 noch abwechselnd ein alter Wendezug der Trenitalia und ein neuer Flirttriebwagen ETR 170 des Landes Südtirol (SAD).


Namensgebung Innichen versus San Candido
Der historisch belegte Name für diese Ansiedlung lautet Innichen. “San Candido” ist ein Phantasiename des Italo-Faschisten und Tirol-Hassers Ettore Tolomei, der nach der völkerrechtswidrigen Annektierung des südlichen Tirols allen ursprünglichen Tiroler Namen eine italienisierte Form entgegenstellte.
Es ist nahezu peinlich, dass selbst im 21. Jahrhundert die Österreichische Staatsbahn ÖBB diese hahnbüchenen Bezeichnungen den tirolerischen/österreichischen vorzieht. Am ÖBB Automaten sucht(e) man den Namen Innichen vergeblich, nur San Candido war auffindbar. In den Südtiroler Zügen des SAD erscheinen immer die originalen Tiroler Namen vor den italienisierten, das sollte auch endlich bei den ÖBB so sein. Auch was Bahnhofsdurchsagen betrifft!
Links
DEEF-Doku: Die Pustertalbahn Innichen – Franzensfeste >>>
DEEF-Doku: Die Brennerbahn >>>
DIE Drautalbahn – EIN READER IN 6 TEILEN
Drautalbahn Teil 1: Überblick / Geschichte & Von Marburg in Slowenien nach Bleiburg in Kärnten >>>
Drautalbahn Teil 2: Von Bleiburg nach Klagenfurt >>>
Drautalbahn Teil 3: Von Klagenfurt entlang des Wörthersees nach Villach >>>
Drautalbahn Teil 4: Von Villach nach Spittal-Millstättersee >>>
Drautalbahn Teil 5: Von Spittal-Millstättersee nach Lienz in Osttirol >>>
Drautalbahn Teil 6: Von Lienz in Osttirol nach Innichen in Südtirol >>>
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 3. September 2011; Seiten-Relaunch 23.3.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 24.3.2025