Bergbau und Tourismus im hinteren Gasteinertal und Raurisertal # Teil 1: Nassfeld/Sportgastein, Relikte des Bergbaus (Knappenhäuser, Kraftwerk)
Das Naßfeld und seine Erschließung

Das Naßfeld, auch Naßfelder Tal, (nicht zu verwechseln mit dem Nassfeld, dem bekannten Schigebiet in Kärnten) ist ein alpines Tal, welches direkt nördlich der Hohen Tauern zwischen der Ankogelgruppe und der Goldberggruppe beginnt und sich bei Böckstein von Westen kommend mit dem von Südosten kommenden Anlauftal zum Gasteinertal vereinigt. Durchflossen wird das Naßfelder Tal von der Naßfelder Ache, an der im Raum Altböckstein für Touristen eine Goldwaschanlage installiert ist und deren mechanische Kraft im Kraftwerk Naßfeld des Energieanbieters Salzburg AG in elektrische Energie umgewandelt wird.







War es zu Zeiten des Bergbaus schwierig, vom Gasteinertal ins Naßfeld zu gelangen (der alte “Naßfelderweg ist heute ein beliebter Wanderweg), so hat sich die Anbindung durch den Bau der “Gasteiner Alpenstraße” von 1969 bis 1972 deutlich verbessert. Die mautpflichtige Privat-Straße verläuft großteils durch in den Felsen gesprengte Tunnel, ist ganjährig befahrbar und ermöglichte erst den Ganzjahrestourismus ins Naßfeld, auch Sportgastein genannt.

Pläne, die Straße durch die Tauern hindurch nach Kärnten weiterzubauen wurden ebenso wenig verwirklicht wie die Errichtung eines großen Hotelquartiers in Sportgastein samt Erschließung des Scharecks und seiner Gletscher mittels Aufstiegshilfen (u.a. Pendelbahn in 2 Sektionen).
Relikte des Goldbergbaus im Naßfeld/Sportgastein
Folgende Relikte gilt es zu dokumentieren:
- Die Knappenhäuser
- Das ehemalige Kraftwerk
- Der Imhofstollen hinüber ins Raurisertal
- Die zwei so genannten Knappenhäuser (ehemalige Unterkunft der Bergarbeiter) befinden sich etwas oberhalb des Parkplatzes bzw. des Valeriehauses auf der Abraumhalde des Imhofstollens. Die Häuser sind aus massivem Stein errichtet, allerdings hat man die beiden Häuser die letzten Jahrzehnte über verwahrlosen lassen – leider nicht untypisch, wie man im angeblichen Kulturland mit dem historischen Erbe umgeht, wenn es sich nicht um Kirchen oder Schlösser handelt!
Stand es vor wenigen Jahren noch sehr schlecht um die beiden Häuser – die Dächer waren desolat und es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, wann der Abbruch droht – so machten die Häuser bei meinem letzten Besucht vor Ort im Juni 2021 gar keinen so schlechten Eindruck mehr. Auch das untere Haus – Kantine genannt und vormals von den Naturfreunden genutzt – welches vom Eigentümer Gemeinde Bad Gastein schon für den Abbruch vorgesehen war, scheint zumindest in den essentiellen Bereichen (Dach!) saniert worden zu sein.
Wichtig für beide Objekte, die ein prachtvolles baugeschichtliches Dokument des Bergbaus darstellen, wäre eine sinnvolle Nutzung, wo das Haus durchlüftet bzw. beheizt und grundlegend in Schuss gehalten wird. Erschwerend ist hier allerdings, dass die beiden Gebäude in der “roten Zone” situiert sind, also in einem lawinengefährdeten Bereich. Aber wo ein Wille da ein Weg!
Einige Impressionen von der beiden Knappenhäusern, Fotos Juni 2021:





2. Das ehemalige Kraftwerk Naßfeld dient heute interessierten Besuchern als Schaukraftwerk und ist eine Außenstelle des Montanmuseums Böckstein und wird von diesem betrieben und betreut.
Kennzahlen ehem. Kraftwerk Naßfeld:
- Baujahr: 1912 unter Federführung Ing. Dr. Karl Imhof
- Betreiber: Radhausberg GmbH
- Zweck: Primär Strom zum Stollenvortrieb und zur Belüftung der Stollen
- Betriebsmittel: Wasser der Bockhartseen mittels Druckrohrleitung
- Turbinen: 2 Peltonturbinen (Haupt- und Reserveturbine)
- Betriebswassermenge: 200 Liter pro Sekunde bei einem Gefälle von 206 Metern
- Leistung beider Turbinen zusammen: 350 KW
- Druckluft für Presslufthämmer zum Stollenvortrieb: Kompressor der Firma Ingersoll, New York
- Stromleitungen: Hochspannungsleitungen zum Hieronymusstollen auf dem Radhausberg, zum Imhof- und Sieglitzstollen sowie zur Erzaufbereitungsanlage Naßfeld
- Dimensionen: Gebäude aus Ziegeln und Bruchsteinen, LxB 20×10,8 m, Erdgeschoss Maschinen- und Schaltraum sowie Werkstätte, 1. Stock Wohnung des Kraftwerkswärters
- Betriebszeit: Für den Goldbergbau von 1912 bis 1945, danach bis 1984 vor allem für den Gasteiner Heilstollen. Seit 1984 für den kommerziellen Betrieb stillgelegt, Wasser wird nicht mehr zum Kraftwerk geführt
Neben den Einrichtungen des Kraftwerks werden im hinteren Teil der Halle Modelle aus der Goldbergbauzeit am Radhausberg ausgestellt (Schrägaufzug auf den Radhausberg, Kesselfall-
brücke, Pocher und ein Sägewerk mit Venezianergatter). Vor dem Museum sind u.a. ein Modell der Erzaufbereitung, eine Akku-Stollenlok, Hunte sowie diverse Gerätschaften des Kraftwerks ausgestellt.
Einige Fotos vom Juni 2021:











3. Imhofstollen: Siehe Beitrag Imhofstollen >>>

Anreise mit Öffis: Vom Bahnhof Bad Gastein oder von Böckstein Stundentakt mit dem Postbus, Linie 550.

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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 24. Juli 2021; Letzte Ergänzung: 2.8.2021