Die Leobersdorfer Bahn – Ein Reader in 4 Teilen
Teil 3: Traisen – Lilienfeld – Schrambach – Freiland – St. Aegyd/N. – Kernhof (Traisentalbahn)
Geschichte
Nachdem 1877 die Leobersdorferbahn von Leobersdorf an der Südbahn bis nach St. Pölten an der Westbahn eröffnet war, sollte wie schon vorab geplant auch das Traisental weiter nach Süden mit einer Eisenbahn erschlossen werden und da – wie meist in Österreich – das Kapital knapp war, in Form einer Secundärbahn, die billiger zu errichten aber auch dann weniger anspruchsvoll im Betrieb war. Die Pläne sahen zumindest den Bau bis Schrambach vor, aber es gab in weiterer Folge auch deutlich weiterführende Pläne, nämlich im Gesetz von 1888 wurden Verbindungen von Schrambach über Freiland, St. Ägyden am Neuwalde, Terz und Mürzsteg nach Neuberg sowie mit einer Abzweigung von Terz über Mariazell nach Gußwerk, ggf, nach Wegscheid, angedacht.
Der erste Abschnitt bis Schrambach wurde bereits am 1. 6. 1878 eröffnet, die Verlängerung vorerst bis Kernhof wurde am 2. 6. 1893 eröffnet.
Dabei sollte es bleiben und statt wie ursprünglich angedacht weiter zu verlängern wurde die Strecke durch die Staatsbahn ÖBB kaputtgespart und teilweise amputiert und stillgelegt. Die letzte Amputation fand 2010 statt, seither gibt es Personenverkehr nur mehr bis Schrambach anstatt bis St. Aegyd am Neuwalde. Der Abschnitt bis Kernhof wurde schon 1988 demoliert.
Da es aber Bedarf nach Güterverkehr auf der Schiene gibt – u.a. Holz – die ÖBB aber kein Interesse an einem Betrieb hatte, nahmen die anliegenden Gemeinde die Sache selbst in die Hand und die so genannte Anschlussbahn Traisental ist im Besitz der Traisen-Gölsental Regionalentwicklungs GmbH, welche die RCA mit der Betriebsführung beauftragt. Auch Sonderfahrten können somit auf diesem Abschnitt wieder durchgeführt werden.
Die Stationen
- Traisen, Bhf, urspr. Name Scheibmühl, km o,0; 346 m Seehöhe (>Leobersdorfer Bahn nach Hainfeld – Leobersdorf)
- Traisen Markt, Hs, km 2,2
- Marktl, Hs, km 5,0
- Lilienfeld, Bf, km 6,5; 376 m
- Lilienfeld Krankenhaus, Hs, km 7,8
- Schrambach, Bf, km 8,6; 384 m (Streckenende PV seit 2010)
- Tavern, ehem. Hs, km 10,0
- Freiland, Bhf ohne PV seit 2010, km 12,2; 406 m (> ehem. nach Türnitz)
- Innerfahrafeld, ehem. Hs bis 2010, km 17,2
- Furthof, ehem. Hs bis 2010, 18,3
- Hohenberg, Bf ohne PV seit 2010, km 20,0; 475 m
- In der Bruck, ehem. Hs bis 2010, km 22,3
- Amt Mitterbach, ehem. Hs bis 2010, km 25,8
- St. Aegyd Eisenwerk, ehem. Hs bis 2010, km 27,5
- St. Aegyd am Neuwalde, Bf ohne PV seit 2010, km 28,5; 571 m
- Markt St. Aegyd am Neuwalde, ehem. Hs bis 2010, Streckenende, km 29,5
- Kernhof, ehem. Bf bis 1988, km 34,3; 689 m
Betrieb
Trotz der eher schwachen Performance der letzten Jahrzehnte wird der Personenverkehr immer noch durch die Staatsbahn ÖBB abgewickelt.
Es gibt von St. Pölten nach Schrambach einen Stundentakt, wobei oftmals in Traisen umgestiegen werden muss, da der Triebwagen nach Hainfeld weiterfährt. Ein Kuppelungs- und Flügelungskonzept wäre hier weitaus moderner und kundenfreundlicher.
An Rollmaterial kommt ausschließlich der bewährte aber doch schon betagte Jenbacher Dieseltriebwagen Baureihe 5047 zum Einsatz. Hier hat man es auch seitens der ÖBB verabsäumt, diese Triebwägen zu modernisieren, bspw. wie bei der Raaberbahn (Gysev), wo man u.a. WLAN und moderne Fahrgastinfo-Systeme in den von den ÖBB gekauften Jenbacher Triebwägen eingebaut hat
Weiter nach St. Aegyd/N. und Kernhof sowie Türnitz verkehrt der Postbus, allerdings ist der Fahrplan nicht gerade das Gelbe vom Ei.
Der Güterverkehr – vorwiegend Holztransporte – wird löblicherweise wieder auf der Schiene durchgeführt und nachdem die ÖBB ja auch den Güterverkehr eingestellt hatten ist der Güterverkehr seither privatwirtschaftlich durch eine Genossenschaft organisiert, welche dafür auch Förderungen durch das Land Niederösterreich bekommt. Die Kleinregion Traisen-Gölsental, bestehend aus elf Gemeinden, betreibt seit 2012 die von der ÖBB übernommene Strecke Freiland – St. Aegyd. Transportiert wird hauptsächlich Holz, das Transportvolumen beträgt rund 36.000 Tonnen pro Jahr. Die 17 km lange Anshlußbahn ist bis zum Jahr 2031 gesichert, wobei angedacht ist, die Strecke auch vermehrt für Nostalgiefahrten zu nutzen.
Links
Die Leobersdorferbahn – Ein Reader in 4 Teilen:
DEEF Doku Leobersdorfer Bahn Teil 1 – Überblick >>>
DEEF Doku Leobersdorfer Bahn Teil 2 – Hauptast Leobersdorf – Weißenbach-Neuhaus – Gerichtsberg – Hainfeld – Traisen – St. Pölten >>>
DEEF Doku Leobersdorfer Bahn Teil 3 – Traisentalbahn Traisen – Lilienfeld – Schrambach – Freiland – St. Aegyd am Neuwald – Kernhof >>>
DEEF Doku Leobersdorferbahn Teil 4 – Seitenast Freiland – Türnitz >>>
DEEF-Doku Industrie- und Feldbahnmuseums in Freiland >>>
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert am 28. Mai 2020; Letzte Ergänzung / page last modified 18.7.2024