Bayern: Die Bahnstrecke von Traunstein über Siegsdorf nach Ruhpolding

Allgemeines, Geschichte
Die Eisenbahnstrecke von Traunstein an der Maximiliansbahn München – Rosenheim – Salzburg gelegen nach Ruhpolding ist eingleisig, elektrifiziert und insgesamt 13,206 km lang. Die maximale Neigung beträgt 20 Promille.
Sie wurde am 17. August 1895 eröffnet und im Jahr 1955 (3.11.) elektrifiziert. Der Baubeginn war übrigens am 6. Juli 1894. Die ursprünglich angedachte Weiterführung der Lokalbahn nach Reit im Winkl und weiter ins Tirolerische über Kössen nach Kufstein (Unterinntalbahn) wurde nie verwirklicht, bis Reit im Winkl gab es jedoch ab 1922 eine Waldbahn, die auch für den Personentransport genutzt wurde.
Betrieb
Seit 2001 gehört die Strecke und die Stationen zwischen Traunstein und Ruhpolding zum RegioNetz der Südostbayernbahn. Seit 1996 wird vom Freistaat Bayern ein Stundentakt bestellt, der am Morgen und am Nachmittag zu einem Halbstundentakt verdichtet wird. Dann wird im Bahnhof Siegsdorf gekreuzt.
Seit März 2002 setzte die DB Regio Bayern einen Elektrotriebwagen der Baureihe 425 ein, welcher 200 Sitzplätze bot. Anschließend wurde die Strecke mit der Baureihe 426 von der Südostbayernbahn bedient. Von November 2019 bis zum 5. Juni 2020 verkehrten Dieseltriebwagen der Baureihe 628, da die ET der Baureihe 426 vom Eisenbahn-Bundesamt stillgelegt wurden.
An diesem Tag 2015 (28. Juli 2015) waren die eingesetzten Triebwagen – 426 533-6 „Ruhpolding“ und 426 530-2 „Siegsdorf“.



Seit dem 11. Dezember 2022 wird die Strecke von der Bayerischen Oberlandbahn (Markenbezeichnung BRB – Bayerische Regiobahn) bedient. Eingesetzt werden seitdem Triebwagen des Typs Stadler Flirt 3.

Die Fahrzeit beträgt ca. 20 Minuten, wobei im Bahnhof von Siegsdorf zeitweise Zugkreuzungen stattfinden.
Güterverkehr findet auf der Strecke schon seit Jahren keiner mehr statt.
Seit der Jahrtausendwende wurde die Strecke durchgehend modernisiert (neue/längere Bahnsteige, neuer Haltepunkt, neue Sicherungstechnik etc.) die aber bedauerlicherweise wie vielerorts zu beobachten mit einem teilweisen Rückbau verbunden war (bspw. Ruhpolding nur mehr 1 Gleis, Haltepunkt statt Bahnhof).
Die Stationen von Traunstein bis Ruhpolding

Traunstein, Bahnhof, km 0,0; 597 m.ü.d.M.



Seiboldsdorf, Haltepunkt, km 2,022 (bis 2018) und km 1,545 (seit 2018)


Traundorf, Haltepunkt, km 3,680

Siegsdorf, Bahnhof, km 5,563; 608 m







Höpfling, Haltepunkt, km 6,889

Eisenärzt, Haltepunkt, ehem. Bahnhof, km 8,957






Bibelöd, Haltepunkt, km 12,134

Ruhpolding, Haltepunkt, ehem. Bahnhof, km 13,206; 656 m.ü.d.M.









Exkurs: Die Waldbahn nach Reit im Winkl
Ca. 400 m östlich des ehem. Staatsbahnhofes und heutigem Haltepunkt Ruhpolding befand sich der Ausgangsbahnhof einer Waldbahn nach Reit im Winkl, die als Folge von großen Windwürfen anno 1919 von der Forstverwaltung errichtet wurde. Sie war meterspurig und hatte ein Länge von 23 km. Die provisorische Betriebsaufnahme bis zum Haltepunkt Seegatterl erfolgte im November 1922, am 19. Juli 1923 konnte die Betriebsaufnahme auf der Gesamtstrecke erfolgen.
Neben dem Güterverkehr erfolgte auch Personentransport. Der Personenverkehr wurde bereits am 31. Oktober 1931 eingestellt, der öffentliche Güterverkehr am 17. Dezember des gleichen Jahres. Für Forsttransporte wurde die Bahn noch bis 1937 weiterbetrieben. 1940 wurde die Bahn abgebaut.
Vom Haltepunkt Bibelöd gab es ein normalspuriges Verbindungsgleis zum Bahnhof der Waldbahn.
Einige Relikte und Marken in der Landschaft sind heute noch ersichtlich. So die original erhaltene Brücke über die Urschlauer Achen im Ortsgebiet von Ruhpolding an der „Waldbahnstraße“ (siehe Foto nachfolgend, DEEF/Dr. Populorum 2015).

Sonderfahrten
Im 3. Reich von 1933 bis 1945 verkehrten Sonderzüge der Aktion „Kraft durch Freude“ (KdF) bis Ruhpolding.
Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 150-Jahr-Jubiläum der Maximiliansbahn Rosenheim – Salzburg gab es 2010 auch Sonderfahrten auf der Strecke nach Ruhpolding mit einer verkürzten TEE-Garnitur, Wagen, wie sie bspw. beim Trans Europ Express „Rheingold“ der letzten Generation eingesetzt wurden. Ein herrliches Vergnügen muss das gewesen sein im Vergleich zu den „luxusarmen“ Zügen der Gegenwart á la Railjet oder ICE.




Fazit
Eine landschaftlich netten Bahnfahrt. Beschleunigungsmaßnahmen wären dringend notwendig, und auf so einer stark frequentierten Bahnlinie muss der Zug unbedingt Vorrang haben und nicht bei manchen Eisenbahnkreuzungen „unterwürfig“ im Schritttempo fahren müssen und dabei pfeifen wie auf einer Bimmelbahn. Eine aktuelle Höchstgeschwindigkeit von 50 km /h ist wenig ambitioniert!
Links
Betreiber der Infrastruktur >>>
EVU für den Betrieb >>>
DEEF-Doku Lokalbahn Traunstein – Hufschlag – Waging >>>
Besucht auch unseren Video-Kanal
https://www.youtube.com/@Railways-Ropeways-of-Europe
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info >
redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org
Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 31. Juli 2015; Seiten-Relaunch 3.8.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 4.8.2025