Schmalspuridylle in der Grünen Mark: Die Feistritztalbahn von Weiz über Anger nach Birkfeld (-Ratten)

Die Feistritztalbahn ist eine Schmalspurbahn in der Steiermark mit bosnischer Spurweite (760 mm), die vom Bezirkshauptort WEIZ in nördlicher Richtung entlang der Feistritz nach BIRKFELD führt. Von Weiz, wo Anschluss an das normalspurige Netz der Steiermärkischen Landesbahn Richtung Gleisdorf besteht, sind es 23,9 km zum heutigen Endpunkt Birkfeld.
Die Strecke wurde 1911 eröffnet und 1922 vorerst als Anschlussbahn für den Braunkohleabbau sowie 1930 auch für den Personenverkehr bis RATTEN verlängert. Die Gesamtlänge betrug somit von WEIZ (462 Meter über Normalnull) nach RATTEN (737 m über Normalnull, gemessen am Pegel in Triest) 42 Kilometer. Nach dem Niedergang des Braunkohleabbaus verbunden mit gleichzeitigem Rückgang im Personenverkehr wurde vorerst der Personenverkehr auf dem Streckenabschnitt Birkfeld-Ratten 1971 und nachfolgend auch der Personenverkehr auf dem Abschnitt Weiz-Birkfeld 1973 eingestellt.
Während der Streckenabschnitt Birkfeld-Ratten 1981 endgültig demontiert wurde (die Trasse ist heute Radweg), gibt es auf dem verbliebenen Abschnitt Weiz-Birkfeld musealen Verkehr, für den sich der “Club 44 – Freunde der Feistritztalbahn” große Verdienste erworben hat.

Von Weiz bis Oberfeistritz gab es Güterverkehr zu einem Bergbaubetrieb (Talkum) bis 2015, betrieben durch die Steiermärkischen Landesbahnen.

Die aktuell befahrbare Strecke hat somit eine Länge von 23,9 km und aufgrund meiner Visitierung vor Ort kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass die Strecke sehr abwechslungsreich ist und auf alle Fälle einen Ausflug lohnt. Es gibt zahlreiche Kunstbauten, so den Grub-Viadukt mit 276 m Länge sowie 3 Tunnels (“Hart-Puch-Tunnel” 223 m, “Frondsberg-Tunnel” 93 m, “Kirchleiten-Tunnel” 106 m).

Eine besondere Freude war es, den heutigen Endbahnhof Birkfeld (mit “Heizhaus” und Lokschuppen) zu sehen – so einen “gemütlichen” und gepflegten Bahnhof habe ich schon lange nicht mehr gesehen! Schwer hängende Weinreben am Aufnahmsgebäude inklusive! Kein Vergleich zu den um oft -zig Millionen Euro “modernisierten” und dann gesichtslos dastehenden Umbauten der Staatsbahn ÖBB!

Herrlich anzusehen das Aufnahmsgebäude in Birkfeld mit Blumen unter den Fenstern – es ist noch nicht allzu lange her, da haben auch ÖBB-Bahnhöfe Fahrgäste und Bevölkerung so auf ihren Bahnhöfen willkommen geheissen – damals, als die Bahn noch von Menschen und nicht Managern geführt wurde.
Ergänzung – Achtung, Einstellungsgefahr droht
Der Feistritztalbahn droht Ungemach! Nach einigen Problemen in den letzten Jahren wie Straßenbau in Weiz, dem (zumindest vorübergehend) die Schienen weichen mussten, einer Entgleisung -zum Glück ohne Verletzte – droht nun neues Ungemach in Form einiger Bürgermeister entlang der Strecke. In Sonntagsreden wird zwar immer wieder betont, wie wichtig die Feistritztalbahn für den regionalen und örtlichen Tourismus ist, aber nun soll die vorhandene Bundesstraße verbreitert werden (warum eigentlich??) und die Schienen sollen in einem neuralgischen Bereich dem Straßenbau zum Opfer fallen!
Als Außenstehender fragt man sich natürlich nicht nur, warum denn plötzlich Politiker die Straße verbreitern wollen und dafür ihren wichtigsten Tourismus-Leuchtturm opfern wollen, man fragt sich auch, ob denn in unserem Land Eigentumsrechte gar nicht mehr zählen?? Denn die Strecke befindet sich aktuell im Eigentum des Clubs U44 und nicht in Landesbesitz?!
Wie auch immer, es ist zu hoffen, es ist zu fordern, dass der allseits beliebte Museumsbetrieb auf der Feistritztalbahn auf der gesamten Länge Weiz-Birkhof wieder hergestellt und gesichert wird. Und dabei sollte man sich auch eine Unterstützung seitens des Landes Steiermark wünschen dürfen!
Die Stationen der Feistritztalbahn
Weiz Lokalbahnhof, km 0,0; 462 m.ü.d.M. (> Übergang Landesbahn Weiz-Gleisdorf (-Graz))


Büchl, ehem. Haltestelle, km 2,9
Peesen, Haltestelle, km 4,9


Recht rustikal geht es in den Waggons zu. Der Waggon mit den roten Bänken war vorher bei der Mariazellerbahn im Einsatz und just dieser Waggon beförderte einst einen Papst beim Besuch von Mariazell.

Für Speis´und Trank ist immer gesorgt, ein eigener Buffetwagen wird mitgeführt, in dem ich mir dann auch bei der Rückfahrt ein Glas Schilcher genehmigte.

Bachl, ehem Haltestelle, km 6,2

Hart-Puch, ehem. Haltestelle, km 8,5; 510 m
Oberfeistritz, Bahnhof, km 11,5; 461 m (>ehem. Anschluss zum Talkbergbau)



Anger, Bahnhof, km 13,2; 474 m



Rossegg, ehem. Bahnhof, km 17,3; 516 m
Im Bahnhof Rosegg wird aktuell durchgefahren, aber wer weiß, vielleicht läßt sich auch hier ein Programm für einen Zwischenhalt einrichten.



Koglhof, Haltestelle, km 19,2; 534 m

Ein gemütliches Cafe hat sich im gemütlichen Aufnahmsgebäude des Bahnhofs Koglhof etabliert.


Birkfeld, Bahnhof, km 23,9; 574 m, heutiges Streckenende, bis Ratten Gleise 1981 abgetragen
Einige Impressionen im Bahnhof Birkfeld




Gemütlich unter der mit Weinreben umrankten Veranda sitzen, die bunten Waggons unseres Zuges nie aus den Augen verlieren – dort könnte man – bei entsprechendem Mundschänk – richtig versumpfen und dem Stress der heutigen Zeit entfliehen……

Das Bahnhofsareal in Birkfeld ist recht weitläufig und man findet ein Sammelsurium an Fahrzeugen hier, einsatzbereite wie schon längst verblichene. Birkfeld ist eindeutig das betriebliche Herz der Feistritztalbahn.






Ehemalige Strecke Birkfeld – Ratten
Auf der anderen Straßenseite nach dem Prellbock fehlen die Schienen schon seit einiger Zeit, hier beginnt auf der alten Trasse der Radlweg und führt bis zum ehem. Endpunkt der Feistritztalbahn, dem ehem. Bergbauort Ratten (Kohleabbau, ehem. Betreiber die GKB).

Waisenegg, ehem. Haltestelle, km 4,5 (ab Birkfeld); 610 m
Strallegg, ehem. Haltestelle, km 7,7; 636 m
Fischbach, ehem. Haltestelle, km 12,4; 671 m
Falkenstein, ehem. Haltestelle, km 13,6; 688 m
St. Kathrein am Hauenstein, ehem. Haltestelle, km 16,8; 724 m
Ratten, ehem. Bahnhof, km 18,3; 737 m
Fazit
Meine Fahrt mit der Feistritztalbahn im August 2018 hat mir sehr gut gefallen, es war alles bestens organisiert und gute Stimmung in den Waggons und an den Bahnhöfen. Nach der Ankunft in Birkfeld werden auch einige Aktivitäten organisiert (bspw. Besuch einer Schokoladenmanufaktur) oder man spaziert auf eigene Faust in gut einer Viertelstunde ins nette Dorfzentrum von Birkfeld hinan und kehrt in einem der Wirtshäuser ein.
Fahrräder können im Zug gratis mitgenommen werden, damit kann man ja bspw. die ehem. Strecke bis Ratten erstrampeln.
Wünschenswert wäre eine bessere Abstimmung mit der Weizerbahn – aus eigenartigen Gründen verkehren auf der Weizerbahn an Samstagen und Sonntagen keine Züge (Stand August 2018), das sollte prinzipiell geändert werden!
DEEF wünscht der Initiative im Feistritztal weiterhin gutes Gelingen und vielleicht gibt es ja – wie von engagierten Bürgern gewünscht – bald wieder regelmäßigen Personenplanverkehr im Feistritztal.

Links
Webseite des Betreibers Feistritztalbahn Betriebs GmbH >>>
Club U 44 Freunde der Feistritztalbahn >>>
Steiermärkische Landesbahnen >>>
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 3. Oktober 2010; Relaunch 25.3.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 26.3.2025