Rezension Eisenbahnen im Weinviertel

Rezension: Eisenbahnen im Weinviertel. Von den 1970er-Jahren bis heute

Das Land Niederösterreich war einst ein mit Nebenbahnen (besser: Regionalbahnen) gesegnetes Land. Vor allem das Weinviertel hatte zahlreiche teils bis auf die Anfangsjahre der Eisenbahn in Österreich zurückreichende Regionalbahnstrecke. Der Konkurrenz durch den aufstrebenden Individualverkehr, der durch die Werbung suggerierten unbegrenzten Freiheit durch das Automobil, begegnete man seitens der Verkehrspolitik und der Staatsbahn ÖBB leider nicht durch eine Modernisierungsoffensive, durch bessere und zeitgemäßere Angebote, sondern man wirtschaftete die Linien sukzessive bis zur Unbefahrbarkeit ab, um sie dann stillzulegen. Und bis heute hat man wenig dazugelernt, erfolgte doch die letzte Strecken-Stilllegung erst im Dezember 2019 und seither die letzten Reste des Schweinbarther Kreuzes durch Autobusse bedient werden.

Jenbacher 5047 Diesel Triebwagen Groß Schweinbarth Weinviertel
Jenbacher-Triebwagen BR 5047 im Weinviertler Eisenbahnknoten Groß Schweinbarth im letzten Jahr des Betriebs (Archiv DEEF)

Die beiden im Weinviertel lebenden Autoren Karl Zellhofer und Martin Zellhofer – Vater und Sohn – lassen in ihrem herrlichen Bildband ergänzt mit historischen Erläuterungen die letzten Jahrzehnte des Eisenbahnbetriebs im Weinviertel bis zum Niedergang nochmals Revue passieren. Dem vorhandenen eigenen Fotomaterial folgend fokussiert man auf die Zeit ab 1970, also primär der Hochblüte der Dieseltraktion auf den Weinviertler Schienen. Auch Zeitzeugen kommen zu Wort.

Als Gliederung für das Buch hat man nicht den geographischen Ansatz gewählt, also Strecke für Strecke in Wort und Bild dokumentiert, sondern den zeitlichen Ansatz. Nach einem einleitenden Überblick über die Weinviertler Eisenbahngeschichte (“Die ersten 125 Jahre”) ist das Jahr 1962 der erste Zeitstempel, der Betrachtung findet – die Wiener Schnellbahn erreicht unter Strom in den Bahnhöfen Stockerau und Gänserndorf das Weinviertel.

Ende 1976 fuhren im Weinviertel die letzten Dampfloks, danach folgte die Hochzeit der Diesellokomotiven, insbesondere der Reihen 2143 und 2050, und zahlreicher Dieseltriebwagen wie des legendären Blauen Blitz. Der  “Blaue Blitz” mit ET 5145 und Steuerwagen 6645 ziert auch das Frontcover des Buches, wo er im Bahnhof Würnitz-Hetzmannsdorf im Rahmen einer Zugkreuzung auf der Fahrt nach Korneuburg zu sehen ist. Auf diesem im Regelverkehr längst stillgelegtem Abschnitt verkehrt heute der touristische Zug “Nostalgie-Express Leiser Berge”.

Eisenbahnen im Weinviertel. Von den 1970er-Jahren bis heute. Von Karl Zellhofer und Martin Zellhofer. Edition Winkler-Hermaden, Schleinbach 2022. Hardcover, 132 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. ISBN 978-3-9505166-0-9. UVP 24,90.- Euro.


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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum

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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF

Erstmals Online publiziert: 6. Jänner 2023; Letzte Ergänzung: 06.01.2023