Kremserbahn

Die Kremser Bahn von Herzogenburg nach Krems an der Donau

Kremser Bahn Herzogenburg Statzendorf Paudorf Klein Wien Furth Göttweig Krems Eisenbahn Österreich
5047 028-5 am 11.12.2015 in der Haltestelle Klein Wien – 2 Tage später wird kein Zug mehr hier halten

Allgemeines, Geschichte

Die Bahnstrecke von Herzogenburg nach Krems an der Donau (sinnvollerweise als Kremser Bahn oder Kremserbahn zu bezeichnen) ist eine nichtelektrifizierte, eingleisige Regionalbahnstrecke in Niederösterreich, die den Raum von St. Pölten über das Tal der Fladnitz und den Statzendorfer Berg mit dem Raum Krems an der Donau verbindet.

Die Strecke ist 20,3 km lang und wurde als Lückenschluss zwischen Herzogenburg (Tullnerfelderbahn, eröffnet 1885)) und Krems (Kremser Ast der Franz-Josefs- Bahn, eröffnet 1872) am 16. Juli 1889 gemeinsam mit der Kamptalbahn eröffnet. Die Genehmigung für den Bau erfolgte durch das k.k. Handelsministerium im Jahr 1887 an die private Österreichische Lokalbahngesellschaft.

Die Stationen

Herzogenburg, Bahnhof, km 0,0; 231 m.ü.d.M. (Anschluss an die elektrifizierte Tullnerfelder Bahn St. Pölten – Tulln an der Donau)

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Das stattliche Aufnahmsgebäude von Herzogenburg existiert zum Glück noch, trotz “ÖBB-Bahnhofsverschlimmbesserungsoffensive”

Herzogenburg – Wielandsthal, Haltestelle, km 1,128

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Haltestelle Herzogenburg – Wielandsthal. Näher zum Stadtzentrum als der Bahnhof Herzogenburg

Ederding, ehem. Haltestelle, km 3,954; 22.4.1932 aufgelassen

Statzendorf, Bahnhof, km 7,459; 272 m

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Bahnhof Statzendorf 2015
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Bahnhof Statzendorf 2015
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Bahnhof Statzendorf während des Umbaus im Feber 2012 – warum baut die ÖBB Infra soviele teure Mittelbahnsteige auch auf Regionalbahnen? Da gäbe es kostengünstigere (und ästhetischere) Lösungen

Meidling im Tal, Haltestelle, km 10,516; bis 12.12.2015

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In der Haltestelle Meidling im Tal halten seit 13. Dezember 2015 keine Züge mehr 🙁

Paudorf, Bahnhof, km 12,553; 253 m

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In Paudorf finden meist Zugkreuzungen statt
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5047er Doppel im Bahnhof Paudorf (11.12.2015). Auch Paudorf hat einen betonierten Mittelbahnsteig mit unbeheiztem Glaskobl bekommen – das alte Aufnahmsgebäude, das bewohnt war, wurde abgerissen

Klein Wien, Haltestelle, km 13,792; bis 12.12.2015

ÖBB Kremser Bahn Herzogenburg Statzendorf Paudorf Klein Wien Furth Göttweig Krems Eisenbahn Österreich
Stationsschild Klein Wien (gestorben Dezember 2015)
Kremser Bahn Herzogenburg Statzendorf Paudorf Klein Wien Furth Göttweig Krems Eisenbahn Österreich ÖBB
Ankunft in Klein Wien. Ein netter Flecken Erde am Fuße des Göttweiger Felsens
Kremser Bahn Herzogenburg Statzendorf Paudorf Klein Wien Furth Göttweig Krems Eisenbahn Österreich ÖBB
5047er Doppel fährt von Klein Wien weiter nach Krems
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Für eine Einkehr im Landgasthof Schickh, ausgezeichnet mit 1 Haube im Gault Millau, sollte man sich immer Zeit nehmen. Bei meinem Besuch im Dezember 2015 habe ich folgendes genossen: Zur Einstimmung einen Rosé Sparkling vom Dockner (der hat sein Weingut gleich auf der anderen Strassenseite), danach eine Maronischaumsuppe mit Trüffel, als Hauptgang ein halbes Backhenderl mit gemischtem Salat dazu, als Nachspeise eine Malakofftorte mit Schlagobers, Erdbeersauce und Eierlikör (2015)
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Hektometerstein in Klein Wien – 13,9 km ab Herzogenburg
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Im Gastgarten vom Schickh ein alter Waggon, den man für ein netten Essen in der Gruppe mieten kann
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Waggonschild GH Schickh

Furth-Göttweig, Haltestelle, km 15,628

Kremser Bahn Herzogenburg Statzendorf Paudorf Klein Wien Furth Göttweig Krems Eisenbahn Österreich ÖBB Göttweig
Von der Haltestelle Furth-Göttweig führt ein schmaler teils steiler Pfad hinauf zum Stift Göttweig
Kremser Bahn Herzogenburg Statzendorf Paudorf Klein Wien Furth Krems Eisenbahn Österreich Stift Göttweig
Nach Durchfahrt durch den Göttweiger Tunnel kommt man einige hundert Meter danach zur Haltestelle Furth-Göttweig. Hier kann man per pedes (genauso wie von Klein Wien aus) zum Stift Göttweig emporwandern
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Hektometerstein im Haltestellenbereich Furth-Göttweig
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Die Wintersonne wirft ihre Strahlen auf den Jenbacher 5047 028-5 bei der Einfahrt in die Haltestelle Furth-Göttweig

Furth-Palt, Bahnhof, km 17,228; 201 m

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Leicht angezuckert präsentiert sich das Aufnahmsgebäude des Bahnhofs Furth-Palt mit dem neuen Mittelbahnsteig im Feber 2012

Palt Rollfähre, ehem. Haltestelle, km 19,090; 21. 12. 1951 aufgelassen

Krems an der Donau, Bahnhof, km 20,308; 196 m (Anschluss Kremser Ast der FJB; Kamptalbahn sowie Donauuferbahn / Wachaubahn der NÖVOG)

Kremser Bahn Herzogenburg Statzendorf Paudorf Klein Wien Furth Göttweig Bahnhof Krems Eisenbahn Österreich
Aufnahmsgebäude Krems an der Donau strassenseitig. Hier ist es ästhetischer, bahnsteigseitig dominiert ein häßlicher Betonklotz, der über die Gleise gebaut wurde und als Parkhaus fungiert. Gute Funktionalität aber gräßlich umgesetzt
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Bahnhof Krems an der Donau Bahnhofshalle

Weitere Angaben zur Strecke

Normalspur, eingleisig

Streckenlänge: 20,3 km

Maximale Neigung: 17 Promille

Kleinster Radius: 244 m

Streckenklasse: D4

Höchstgeschwindigkeit: 90 km/h

Zugsicherung: PZB

Kremser Bahn Herzogenburg Statzendorf Paudorf Klein Wien Furth Göttweig Krems Eisenbahn Österreich ÖBB
5047er mit Gebäude der Traktion Krems

Kunstbauten

1 Tunnel, “Göttweiger Tunnel” mit einer Länge von 135 Metern zwischen Klein Wien und Furth-Göttweig.

Kremser Bahn Herzogenburg Statzendorf Paudorf Klein Wien Furth Göttweig Krems Eisenbahn Österreich Tunnel
Nordportal des Göttweiger Tunnels. Auf diesem Hügel – im Foto weiter links – steht das berühmte Stift Göttweig

Kremser Eisenbahnbrücke über die Donau, eine Eisenkastenbrücke mit einer Länge von 685 Metern aus dem Jahr 1889.


Betrieb

Betrieben wird die Strecke von den Österreichischen Bundesbahnn ÖBB (Infrastruktur ÖBB Infra, Verkehr ÖBB PV AG).

Situation Dezember 2015: Einen echten Taktverkehr gibt es leider wie vielerorts in Österreich nicht, man glaubt auch hier, daß die Abfahrtszeiten Ergebnisse der Lottoziehungen sind. Es verkehren R- und REX-Züge, die Fahrzeit beträgt ca. eine halbe Stunde. In den Bahnhöfen hat man ca. alle Stunde einen Zug, in den Haltestellen, wo die REX-Züge durchfahren, ca. alle 2 Stunden. Der Laufweg der Züge geht von St. Pölten bis Krems.

Eingesetzt werden Dieseltriebwagen der Reihe 5047 (“Jenbacher”) sowie “Wieselzüge” (Doppelstock-Wendezüge mit Diesellok 2016 “Hercules”).

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5047er in Doppeltraktion kurz vor der Haltestelle Furth-Göttweig

Situation 10 Jahre später anno domini 2025: Die Situation hat sich taktmäßig verbessert, es gibt einen Stundentakt, der Laufweg der Dieseltriebwägen 5047 geht von St. Pölten über Krems weiter durch das Kamptal bis zur Bezirkshauptstadt Horn – warum nicht weiter bis Sigmundsherberg an der FJB das konnte mir bis dato niemand plausibel erklären. Trotz großen Fahrgastaukommens verkehren die 5047er meist nur in Solo-Traktion, Verstärkerzüge verkehren mit CS-Wagen gezogen von einer Diesellok 2016 “Hercules”. Die 2015 geschlossenen Haltestellen haben leider keine adäquate Anbindung durch den Bus bekommen.

Güterverkehr findet auf der Kremser Bahn auch statt und zwar zwischen Krems und Herzogenburg und weiter nach St. Pölten. Auch für Umleitungsverkehre ist die Strecke von Bedeutung, so bspw. im Juli/August 2014, als die Tullnerfelder Bahn gesperrt war und Güterzüge sowie der Erlebniszug Radexpress Donau (Wien FJB – Passau) über die Kremser Bahn umgeleitet wurden.

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Mit eigenem Gleisanschluß (AWANST), das Schotterwerk Wanko

Ausblick

Mit Fahrplanwechsel 2015/2016 wurden leider 2 weitere Haltestellen geschlossen, wenn das die einzigen Attraktivierungsmaßnahmen der ÖBB sind, dann ist das sehr traurig. Und unverständlich, denn die Haltestellen Meidling im Tal und Klein Wien wurden nur von den Regionalzügen bedient, dh. nur jeder 2. Zug bediente die Haltestellen überhaupt und dann waren diese auch noch sogenannte “Bedarfshalte” und der Zug blieb nur stehen, wenn jemand die Haltewunschtaste drückte. Wie schon vorhin erwähnt ist das Ersatzangebot durch Busse bis dato (2025) ungenügend.

Kremser Bahn Herzogenburg Statzendorf Paudorf Klein Wien Furth Göttweig Krems Eisenbahn Österreich ÖBB
Man war zumindest ehrlich und schreibt nicht irgendwas von “Anpassung an die Kundenbedürfnisse” oder ähnlichen Schmarrn

Diese paar Minuten mehr Fahrzeit sollten lieber durch Streckenertüchtigungen (Begradigungen, Neulagen) optimiert werden, denn es ist wie vielerorts in Österreich nicht einzusehen, dss die Bahntrasse in weiten Kurven und Mäandern wie einst im 19. Jahrhundert durch die Landschaft zieht, auch wenn das romantisch sein mag. Und die Züge mit 40-50 km/h herumschleichen und von modernen Traktoren auf der angelehnten Straße überholt werden – von PKW´s sowieso.

2015 war zu hören, dass ab 2017 die Strecke gemäß Plan Zielnetz 2025+ elektrifiziert werden soll – ob die kolportierten 44 Millionen Euro dafür sinnvoll angelegt sind ist zu hinterfragen. Meiner Ansicht nach wären Streckenbegradigungen verbunden mit Erhöhung der Geschwindigkeit und gleichzeitiger Fahrzeitverkürzung der sinnvollere Ansatz.

Das Projekt Elektrifizierung hat sich nun aber verzögert und durch große Misswirtschaft im Staat (Schwarz-grüne Regierung) werden nun Projekte der ÖBB ab Frühjahr 2025 “nach hinten verschoben”. Eine Elektrifizierung soll nun erst bis 2040! erfolgen, als Ersatz der 5047er Dieseltriebwägen sind nun ab 2028 Akku-Triebwagen vom Schweizer Hersteller Stadler im Gespräch.

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Wiesel-Dosto bei der Einfahrt in den Bahnhof Paudorf (2015)

Links

Strecken-Betreiber ÖBB Infra >>>

DEEF-Doku Kamptalbahn Krems-Sigmundsherberg >>>

DEEF-Doku Die Donauuferbahn – Ein Reader in 4 Teilen >>>


Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum

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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF

Erstmals Online publiziert: / page first published 12. Dezember 2015;  Seiten-Relaunch 9.6.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 9.6.2025