Die Aigle-Ollon-Monthey-Champéry-Bahn
Allgemeines
Die Aigle-Ollon-Monthey-Champéry-Bahn, abgek. AOMC, französisch Chemin de fer Aigle–Ollon–Monthey–Champéry, bezeichnet eine 23 km lange schmalspurige elektrifizierte Eisenbahnstrecke in den Schweizer Kantonen Waadt und Wallis, die vom Eisenbahnknoten Aigle durch das Rhonetal nach Monthey führt und von dort aus weiter mit gemischtem Adhäsions- und Zahnradbetrieb zum Endbahnhof Champéry im Val d’Illiez.
Weiters bezeichnet AOMC Chemin de fer Aigle–Ollon–Monthey–Champéry auch die Betreibergesellschaft dieser meterspurigen Eisenbahnstrecke von 1946 bis 1999. Seit 1999 ist der Betreiber der Bahnstrecke von Aigle nach Champéry die Gesellschaft Transports Publics du Chablais, abgek. TPC, welche auch andere Bahnsrecken und Autobuslinien in der Region am südlichen Genfersee betreibt.
Einige Kennzahlen der Aigle-Ollon-Monthey-Champéry Bahn
Eröffnung der Gesamtstrecke: 1909
Streckenlänge: 23,4 km
Spurweite: 1.000 mm (Meterspur)
Antrieb: Elektrisch, 1.500 Volt Gleichstrom (seit 2016, vorher 950 Volt Gleichspannung)
Traktion: Gemischt Adhäsion und Zahnstangen
Zahnstangen: 3 Abschnitte, System Abt (seit 2016, bis 2016 System Strub)
Maximale Neigung: Adhäsion 50%%, Zahnstange 135%%
Aktueller Betreiber: Transports Publics du Chablais (TPC)
Meilensteine der Geschichte der Eisenbahnstrecke Aigle-Ollon-Monthey-Champéry
Die Eisenbahnstrecke wurde in 2 Etappen eröffnet, nämlich
Talstrecke Aigle – Ollon – Monthey durch die Gesellschaft Chemin de fer électrique Aigle–Ollon–Monthey (AOM) am 3.4.1907. 750 Volt=
Bergstrecke Monthey – Champéry durch die Gesellschaft Chemin de fer Monthey–Champéry–Morgins (MCM) am 1.2.1908, am 1.4.1909 Verlängerung von Monthey Ville zum SBB Bahnhof Monthey (bestand bis 1976). 750 Volt=
Da beide Gesellschaften auch bedingt durch 2 Weltkriege finanziell mehr recht als schlecht dahinwurstelten, fusionierten beiden Gesellschaften, also die AOM und die MCM, am 1.1.1946 zur Chemin de fer Aigle–Ollon–Monthey–Champéry, abgekürzt AOMC, deutsch Aigle-Ollon-Monthey-Champéry-Bahn.
1999 fusionierte die AOMC mit der Chemin de fer Aigle–Leysin (AL), der Chemin de fer Aigle–Sépey–Diablerets (ASD) und der Chemin de fer Bex–Villars–Bretaye (BVB) zu den Transports Publics du Chablais (TPC). Die TPC betreibt neben den Eisenbahnstrecken auch noch das öffentliche Busnetz im Chablais, dem Gebiet im Süden des Genfersees in den Kantonen Waadt und Wallis.
Die Stationen der AOMC
Aigle, Bahnhof (Bf), km 0,0; 405 m.ü.d.M.; > Simplonlinie der SBB, TCP Aigle-Sépey-Diablerets-Bahn (ASD), TCP Aigle-Leysin-Bahn (AL)
Aigle-Hôpital, Haltestelle (HS), km 1,08; 401 m
En Châlex Dépot und Werkstätte, Betriebsstation, km 1,55; 391 m
St-Triphon-Village, HS, km 2,20; 405 m
Ollon, Bf, km 3,73; 468 m
Les Arnoux, HS, km 4,38; 429 m
Villy, Bf, km 5,05; 404 m
St-Triphon-Gare, HS, km 6,92; 397 m
Pont du Rhône, HS, km ; 397 m
Corbier, Bf, km 8,72; 394 m
Collombey-Village früher Collombey-Muraz, HS, km 9,43; 393 m
Monthey-En Place, HS, km 10,20; 408 m
Monthey bifurcation, Betriebsstelle, km 10,37; 408 m
Monthey-Ville, Bf (Kopfbahnhof), km 11,16; 412 m
Monthey bifurcation, Betriebsstelle, km 0,0; 408 m
Monthey-En Place, HS, km 0,12; 408 m
Monthey-Hôpital, HS, km 1,30; 549 m
Pont de Chemex bis 2016, ehem. HS (im Zahnstangenabschnitt bis 2016), km 2,50; 680 m
Chemex, Bf, km 2,77; 687 m
Croix-du-Nant, HS, km 3,35; 708 m
Les Neys, HS, km 3,71; 718 m
Route de Morgins, HS, km 431; 758 m
Troistorrents, Bf, km 4,85; 770 m
Pont de Fayot, HS, km 6,32; 800 m
Fayot, HS, km 7,07; 850 m
Val-d’Illiez, Bf, km 8,16; 946 m
En Charnet, HS, km 9,21; 921 m
La Cour, HS, km 9,41; 922 m
Champéry-Village, HS, km 11,41; 1.043 m
Champéry, Bf, km 12,26; 1.035 m (seit 1990)
Die Strecke
Die 23,4 km lange Strecke lässt sich in 2 Abschnitte untergliedern, nämlich die
Talstrecke Aigle-Monthey
Bergstrecke Monthey – Champéry
Talstrecke
Die Talstrecke der AOMC verlässt das Städtchen Aigle parallel zur Simplonlinie der SBB bis En Châlex, wo sich Depot und Werkstätte der TPC befinden, und weiter entlang der Strasse nach Ollon. Vor dort verläuft das Trassee unabhängig von der Strasse hinunter nach Villy und durchquert dann in praktisch gerader Linienführung die Talebene mit der SBB-Simplonstrecke, der Autobahn A9 und der Rhone, die hier die Grenze zwischen den Kantonen Waadt und Wallis bildet. Nach der Rhonebrücke führt die Bœufferrant-Brücke über einen Strassenkreisel und folgt nachher der Strasse bis zu einem weiteren Kreisel unmittelbar vor der Haltestelle Collombey-Muraz. Von dort führt die Talstrecke Richtung Süden und zum Teil in der Strasse verlaufend ihrem Endpunkt im Kopfbahnhof Monthey-Ville entgegen.
Anmerkungen Änderungen an der Linienführung:
Von 1909 bis 1976 führte die Bahn weiter von Monthey Ville zum Bahnhof der SBB CFF an der Bahnstrecke St-Gingolph Suisse – Saint-Maurice. Die Verbindung zum SBB-Bahnhof soll Planungen zufolge bald wieder errichtet sein.
Seit 2007 verläuft die Strecke von Aigle nach Aigle-Hôpital nicht mehr als Straßenbahntrassee sondern parallel zur Simplonlinie der SBB.
Bergstrecke
Die von Aigle nach Champéry durchlaufenden Züge ändern in Monthey-Ville ihre Fahrtrichtung, fahren zurück bis zur Verzweigung Monthey bifurcation und biegen dort links ab. Die anschliessende Kehre, wo der erste Zahnstangenabschnitt beginnt, führt die Züge ins Val d’Illiez. Kurz vor dem Bahnhof Chemex endet die Zahnstange, nachdem die Züge rund 170 Meter Höhe gewonnen haben. Das Trassee führt nun auf dem nordöstlichen Hang des Tals, das von der Vièze durchflossen wird, nach Troistorrents. Kurz vor Val-d’Illiez überwindet die Bahn mit Unterstützung der Zahnstange einen Höhenunterschied von rund 110 Metern. Nach der Haltestelle La Cour steigt die Bahnlinie in einem dritten Zahnstangenabschnitt rund weitere 80 Meter an und führt nachher entlang der Talstrasse nach Champéry.
Bis 2009 endete die Bahn in Champéry Ville, erst danach wurde die Trasse zum heutigen Endpunkt bei der Seilbahnstation verlängert.
Die Strecke hat 3 Abschnitte, wo Zahnstangen zum Einsatz kommen. Die Länge beträgt gesamt ca. 3,7 km und wurden beim Bau mit dem Zahnstangensystem Strub ausgeführt. Das Zahnstangensystem wurde dann 2016 im Rahmen einer Sanierung in das System Abt umgebaut, sodass nun alle von der TPC betriebenen Strecken das gleiche System aufweisen.
Zahnstangen-Abschnitt 1: Monthey bifurcation – kurz vor Chemex
Zahnstangen-Abschnitt 2: Zwischen Fayot und Val-d’Illiez
Zahnstangen-Abschnitt 3: Zwischen La Cour und Champéry-Village
Der Betrieb
Seit dem Jahr 2016, als die Strecke mit einer neuen Stromspannung (1.500 Volt= statt 950 Volt) und einem neuen Zahnstangensystem (Abt statt Strub) ausgestattet wurde, verkehren ausschließlich moderne Gelenktriebwägen der 4. Generation vom Schweizer Hersteller Stadler Rail.
Die als ABeh 2/6 bezeichneten GTW tragen die Nummern 541 bis 547 und können auch auf den anderen von Aigle ausgehenden Meterspurstrecken eingesetzt werden. Die Fahrzeuge verfügen über kein 1. Klasse-Abteil, sind aber bezüglich Sitz- und Fensterteiler für eine spätere Umrüstung vorbereitet. Die GTW wurden auf folgende Namen getauft: 541 Cime de l’Est, 542 La Forteresse, 543 La Cathédrale, 544 L’Éperon, 545 La Dent Jaune, 546 Les Doigts, 547 La Haute Cime.
Die Züge verkehren auf der Gesamtrelation stündlich und die Fahrzeit beträgt 1 Stunde 6 Minuten, abends tw. kürzer (54 Minuten). Der letzte Zug verlässt Aigle Richtung Champéry um 21.30 Uhr (Stand Fahrplan 2023/24).
Zahlreiche Stationen sind Bedarfshalte, d.h. der Zug hält nur wenn jemand zusteigen oder aussteigen möchte.
Ausbaupläne
Nachdem es in der Vergangenheit schon einige Trassenverlegungen bzw. Linienänderungen gegeben hat, so ist auch aktuell eine große Neuerung geplant.
Um den gefährlichen, teilweise auf der Straße verlaufenden Abschnitt in Collombey aufheben zu können und die Fahrzeit weiter zu verkürzen, ist eine Neutrassierung zwischen Corbier und Monthey geplant. Die Züge der TPC werden dann ab Corbier parallel zur SBB-Strecke Saint-Gingolph – Saint-Maurice und teilweise unterirdisch zum SBB-Bahnhof Monthey verkehren und dort Anschlüsse auch an die regionalen Buslinien haben. Beim ehemaligen Giovanola-Werk (Schweizer Seilbahn-Pionier) wird die neue Haltestelle Monthey-Giovanola entstehen. Die Länge des Neubauabschnitts beträgt 2,2 Kilometer. Eine weitere 1,5 Kilometer lange Verbindung soll von Monthey-Giovanola in einem Tunnel zur bestehenden Strecke Richtung Champéry führen. Der bestehende Kopfbahnhof Monthey-Ville wird dann aufgelassen. 2018 wurde das Plangenehmigungsverfahren für das 150 Millionen Franken teure Projekt eingeleitet.
Links
Webseite des Betreibers Transports Publics du Chablais (TPC) >>>
DEEF-Kategorie Eisenbahnen in der Schweiz >>>
DEEF-Doku Aigle–Sépey–Diablerets-Bahn (ASD) >>>
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredaktor Railway & Mobility Research Austria / DEEF # Railways & Ropeways of Europe
Erstmals Online publiziert: 24. August 2024; Letzte Ergänzung / page last modified 27.8.2024