Die Koralmbahn – Direttissima Graz-Klagenfurt

Allgemeines
Die Koralmbahn (auch Koralpenbahn) ist eine ab Dezember 2025 planmäßig befahrbare 126 km lange Eisenbahn-Hochleistungsstrecke in Österreich, welche den Steiermärkischen Zentralraum um Graz sowie den Kärntner Zentralraum um Klagenfurt mit einer Fahrzeit von ca. 45 Minuten statt wie bisher knapp 3 Stunden (via Leoben, Judenburg, Friesach, St. Veit/Glan) verbindet.
Herzstück und teuerster Abschnitt ist dabei der 33 km lange Koralmtunnel, also die Untertunnelung des Grenzgebirges zwischen der Steiermark und Kärnten, der Koralpe. Ursprünglich sollte die Koralmbahn 2016! fertig sein, nach mehreren Verschiebungen des Eröffnungstermins sollte die Inbetriebnahme nun im Dezember 2025 endlich klappen.
Im internationalen Kontext ist die Koralmbahn Teil der von der EU propagierten TEN-T Netze, konkret der multimodalen Baltisch-Adriatischen Achse (Verbindung Ostsee-Adria), die ihre volle Wirkungskraft dann nach Fertigstellung des Semmering-Basistunnels voraussichtlich im Jahr 2030 entfalten wird.
Überlegungen zu einer Verbindung über/durch die Koralpe gab es bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Aber erst das unmissverständliche Verlangen der beiden südlichen Bundesländer Kärnten und Steiermark, vertreten durch die Landeshauptleute Jörg Haider und Waltraud Klasnic, auch am modernen Eisenbahnverkehr teilzuhaben, im Süden auch ein Stück vom Kuchen zu bekommen, brachte das Projekt Koralmbahn auf Schiene. Vorerst mit wenig Begeisterung dafür im fernen Wien und bei den Österreichischen Staatsbahnen ÖBB.
Wie auch beim Semmering-Basistunnel und dem Brennerbasistunnel gab es auch bei der Koralmbahn heftige Debatten Pro und Contra. Jetzt kurz vor der Fertigstellung dieses Jahrhundertbauwerks ist es müßig sich darüber weiter den Kopf zu zerbrechen, sondern man sollte sich freuen, ab Dezember 2025 nach der Vollinbetriebnahme der Koralmbahn die durchaus vorhandenen Vorteile genießen zu dürfen.

Daten & Fakten Koralmbahn / Meilensteine
Strecke: Graz (Steiermark) – Klagenfurt (Kärnten)
Streckenlänge: 130 Kilometer
Tunnel: 50 Kilometer Tunnel (davon 33 Kilometer Koralmtunnel)
Brücken: Über 100 Brücken und Unterführungen
Bahnhöfe: 23 moderne Bahnhöfe, davon 12 entlang der Neubaustrecke (inkl. Lavanttalbahn & Bleiburger Schleife)
Meilensteine
1998: Baustart Koralmbahn
2007: Inbetriebnahme erste Abschnitte
2008: Baustart Koralmtunnel
2014: Fertigstellung neue Draubrücke
2015: Baubeginn Granitztaltunnel
2017: Baustart Bahnhof Weststeiermark
2018: Erster Durchschlag Koralmtunnel
2019: Start letzter Abschnitt Graz–Weitendorf
2020: Finaler Durchschlag Koralmtunnel

2023: Teilinbetriebnahme Koralmbahn Kärnten


2024: Bauliche Fertigstellung

2025: Gesamtinbetriebnahme Personenverkehr 14.12.2015
Weitere Kennzahlen der Koralmbahn
Länge Graz Hbf. – Klagenfurt Hbf.: 126 km
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Traktion: Elektrifiziert 15 kV 16,7 Hz
2-gleisig
Minimaler Radius: 3.000 m
Maximale Neigung: 8 Promille
Größtes Kunstbauwerk: Koralmtunnel mit 32,9 km Länge, 2 Einzelröhren mit Querverbindungen
Kosten: Gemäß Rahmenplan 2007-2012 4,9 Mrd. Euro, Prognose Ende 2023: 6,139 Mrd. Euro (Rechnungshofbericht)
Fertigstellung geplant: ursprünglich 2016, dann immer weiter nach hinten verschoben. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2025 soll der Gesamtbetrieb auf der Koralmbahn aufgenommen werden

Entwicklung der Fahrzeiten
Graz – Klagenfurt: 45 Minuten (Stand 2017: 2 Std. 54 Minuten, IC Bus 2 Stunden)
Wien – Graz nach Fertigstellung des Semmering Basistunnels: 1 Std. 50 Minuten (Stand 2017: 2 Std. 35 Minuten)
Wien – Klagenfurt nach Fertigstellung Semmering Basistunnel: 2 Std. 40 Minuten (Stand 2017: 3 Std. 55 Minuten)
Durch eine abschnittsweise Inbetriebnahme der Koralmbahn seit 2010 profitieren Fahrgäste in der Südweststeiermark (Bezirk Deutschlandsberg) durch die Benutzung der Gleise der Koralmbahn durch die S-Bahn Linie 6 der GKB (Wieserbahn) von deutlich optimierten Fahrzeiten.

Und auch auf Kärntner Seite profitieren Fahrgäste seit Dezember 2023 von Teil-Inbetriebnahmen der Koralmbahn – die S-Bahn Linie S3 von Wolfsberg Richtung Klagenfurt konnte durch Nutzung der neuen Strecke zeitlich deutlich optimiert werden.
Der Streckenverlauf
Die Strecke verläuft teilweise auf völlig neu zu errichteten Trassen, teilweise auf bzw. in Anlehnung an bestehenden und auszubauenden Trassen, wobei an einigen Stellen Verbindungen von der Neubaustrecke zur Bestandsstrecke (der ÖBB bzw. der GKB Graz Köflacher Bahn) errichtet wurden.

Nach einem 4-gleisigen Abschnitt zwischen Graz Hbf und Feldkirchen am Beginn der Strecke zweigt die Koralmbahn leicht westlich von der bestehenden Südbahn ab, führt am Flughafen Graz vorbei zum Terminal Werndorf, wo sie sich wieder auf etwa 200 m an die bestehende Trasse der Südbahn annähert.
Von dort biegt sie nach Westen und folgt dem Laßnitztal aufwärts.

Kurz nach dem “in der Pampa” errichteten IC-Bahnhof Weststeiermark im Raum Groß St. Florian, der die Koralmbahn mit der Graz-Köflacher-Eisenbahn (Wieserbahn nach Wies-Eibiswald) verbindet, beginnt der rund 32,9 km lange Koralmtunnel.

Auf Kärntner Seite, rund 2 km nördlich von St. Paul, befindet sich der außerhalb des Orts errichtete Bahnhof Lavanttal, wo die Regionalstrecke Zeltweg – Wolfsberg einmündet. Der alte Bahnhof von St. Paul an der Lavanttalbahn direkt im Zentrum der Gemeinde wurde trotz massiver Bedenken seitens der Region vom Schienennetz abgehängt.
Nach der Tunnelkette Grainitztal überquert die Koralmbahn bei Aich die Drau, schneidet die „Ecke“ bei Bleiburg in einem Bogen Richtung Westen ab und läuft dann in etwa 2 km Entfernung nördlich am Klopeiner See vorbei. Neue Haltepunkte in diesem Abschnitt sind Wiederndorf-Aich (ersetzt die deutlich ortsnähere Station Aich im Jauntal an der Lavanttalbahn), Mittlern (ersetzt die Haltestelle Mittlern der Drautalbahn) und der neue Bahnhof Kühnsdorf-Klopeiner See (ersetzt den Bahnhof Völkermarkt-Kühnsdorf).
Nahe Grafenstein überquert die Koralmbahn erneut die Drau und folgt im weiteren Verlauf der Bestandsstrecke über den modernisierten Bahnhof Grafenstein und die Haltestelle Klagenfurt Ebenthal nach Klagenfurt Hbf.
Die Stationen der Koralmbahn
Graz Hbf, km 0,0; 364 m. ü.d.M. (> Südbahn nach Bruck/Mur, GKB nach Köflach/Wies Eibiswald)

Graz Don Bosco, km 1,7; 358 m (> Steirische Ostbahn nach St. Gotthard)


Graz Puntigam, km 4,8; 346 m


Feldkirchen/Seiersberg, km 7,1; 340 m

Flughafen Graz, km 8,9 (direkte Anbindung vorerst nicht umgesetzt, ggf. Option für die Zukunft)

Hengsberg, km 24,6

Wettmannstätten, km 31,0 (> Wieserbahn nach Lieboch bzw. Wies Eibiswald)



Weststeiermark, km 38,3 (> Wieserbahn)







KORALMTUNNEL
Länge 32,9 km, Ostportal bei km 40,8, Westportal bei km 73,7


St. Paul im Lavanttal, km 74,8 (> Lavanttalbahn nach Wolfsberg – Zeltweg)



Wiederndorf-Aich, km 87,2 (> Jauntalbahn nach Bleiburg)
Mittlern, km 94,3 (Drautalbahn nach Bleiburg – Marburg)
Kühnsdorf Klopeiner See, km 102,6
Grafenstein, km 114,7

Klagenfurt Ebenthal, km 124,3
Klagenfurt Hauptbahnhof, km 125,9

Nachteile – Wegfall von Stationen
Durch die Koralmbahn verlieren aber auch zahlreiche Örtlichkeiten (Städte, Gemeinden, Täler) ihren Schienenanschluss, sie werden “abgehängt”. Das sind:
-
-
- St. Paul im Lavanttal (Ortszentrum, Schulbezirk)
- Das Granitztal (ehem. Haltestelle Granitztal)
- Die Gemeinde Ruden (ehem. Bf Eis-Ruden)
- Die Stadtgemeinde Völkermarkt und das Dorf Kühnsdorf (ehem. Bahnhof Völkermarkt-Kühnsdorf)
- Auch der Bahnhof Tainach-Stein an der Drautalbahn wird seit April 2023 nicht mehr bedient
-

Die 5 längsten Tunnel der Koralmbahn
Koralmtunnel, 32,9 km (K/Stmk)
Tunnel Langer Berg, 3.096 m (K)

Tunnel Deutsch Grutschen, 2.550 m (K)
Tunnel Stein, 2.100 m (K)
Hengsbergtunnel 1.695 m (Stmk)

Einige Fotos aus der Bauzeit der Koralmbahn
Teil A: Koralmbahn Steiermark













Teil B: Koralmtunnel














Teil C: Koralmbahn Kärnten

















Links
DEEF-Doku Drautalbahn (Ein Reader in 6 Teilen) >>>
DEEF-Doku Jauntalbahn >>>
DEEF-Doku GKB Wieserbahn >>>
DEEF-Doku GKB Köflacherbahn >>>
DEEF-Blog zur Koralmbahn (2011/2017) >>>
DEEF Baustellenbesuch Tunnel Lind 2018 >>>
ÖBB Infra AG >>>
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info >
redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org
Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 13. Juli 2017; Seiten-Relaunch 22.5.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 30.5.2025