Die Kohlerer Bahn – die erste moderne Luftseilbahn der Welt
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als die Aufstiegshilfen (Standseilbahnen und Luftseilbahnen) langsam aber sicher Serienreife erlangten, wurden rund um den Bozner Talkessel, der im Sommer von Schwüle und Hitze gekennzeichnet ist, Seilbahnen auf die umliegenden Anhöhen errichtet, wo betuchte Bozner Bürger den Großteil des Sommers in angenehm kühleren Klima verbringen konnten. Aber auch für Tages- oder Wochenendausflüge waren diese Bahnen prädestiniert, ja auch zum Mittag- oder Abendessen – verbunden mit einem Spaziergang in frischer schöner Natur und herrlichem Ausblick – waren diese neuen Bahnen ein Segen der Götter bzw. der einfallsreichen Ingenieure.
Wie so oft in früheren Jahren waren engagierte Gastwirte oder Hoteliers treibende Kräfte für solche Innovationen – bei der Errichtung der ersten Seilbahn von Bozen (damals Gemeinde Zwölfmagrein) hinauf ins Bergdorf Kohlern war der Bozner Gastwirt Josef Staffler die treibende Kraft. Er besaß in Bozen einen gutgehenden Gasthof und Hotel und wollte mit Hilfe einer Seilbahn seine Gäste hinauf zu seinem Berghotel in Kohlern bringen – ohne schweißtreibende Wanderung wohlgemerkt.
Die erste Kohlerer Seilbahn wurde 1908 eröffnet, in Folge sind mehrere Seilbahn-Generationen zu unterscheiden.
Erste Kohlerer Seilbahn:
- Eröffnung: 29. Juni 1908
- Projektbetreiber/Finanzier: Josef Staffler (1846-1919)
- Projektant: Ing. Haas
- Errichtet von: Maschinen- und Waggonbau-Fabriks- Aktiengesellschaft in Simmering, vormals H.D.Schmid
- Streckenlänge: 1500 m
- Größte Neigung: 80 %
- Höhenunterschied: 795 m
- Erreichte Höhenquote: 1140 m
- Seile: 1 Tragseil, 2 Zugseile
- Hölzerne Stützen
- Kapazität: 6 Personen pro Kabine
- Fahrgeschwindigkeit: 1,6 m/s
- Maximale Förderleistung: 24 Personen pro Stunde
Aufgrund von Sicherheitsbedenken wegen der hölzernen Stützen musste nach 2 Jahren eine neue Bahn gebaut werden.
Zweite Kohlerer Seilbahn:
- Projektbetreiber/Finanzier: Josef Staffler (1846-1919)
- Errichtet von: Adolf Bleichert & Co.
- Eröffnung: 10. Mai 1913
- Streckenlänge: 1630 m
- Größte Neigung: 107 %
- Höhenunterschied: 842 m
- Erreichte Höhenquote: 1129 m
- Seile: 2 Tragseile, 2 Zugseile
- 12 eiserne Stützen
- Kapazität: 16 Personen pro Kabine
- Fahrgeschwindigkeit: 2,0 m/s
- maximale Förderleistung: 80 Personen pro Stunde
Zerstört 1943 durch alliiertes Bombardement
Dritte (heutige) Kohlerer Bahn:
- Eröffnet: Jänner 1965 (Baubeginn 1963/64)
- Errichtet von: Hölzl Seilbahnbau Meran (heute Lana)
- Seile: 1 Tragseil, 1 Zugseil
- Schräge Länge: 1650 m
- Höhenunterschied: 843 m
- Erreichte Höhenquote: 1110 m
- Fahrzeit: 5 min.
- Kapazität: 25 Personen pro Kabine
- Fahrgeschwindigkeit: 8,0 m/s
- 1986 Modernisierung durch die Firma Doppelmayr
- 2006 neue Kabinen zu je 20 Personen
- 2006 Automatisierung der Talstation
- 2017 Aufnahme der Kohlerer Bahn in den Verkehrsverbund Südtirol
Ankunft Bergstation
Talfahrt mit Gondelkreuzung
Planmäßig verkehrt die Kohlerer Seilbahn alle 15 Minuten, meist wird nach Bedarf gefahren.
Links:
Kohlerer Bahn (Betreiber Stadt Bozen) >>>
DEEF Doku Seilbahn Bozen – Jenesien >>>
Text / Fotos / Videos copyright DEEF/Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 5. April 2020; Letzte Ergänzung: 7.12.2021