Tiroler Kulturdenkmal von Weltruf insolvent – Politik versagt
Die Achenseebahn, die seit 1889 von Jenbach hinauf zum Achensee dampft, braucht selbst einen Vergleich mit den weltberühmten Schweizer Eisenbahnen und Bergbahnen nicht zu scheuen. Seit Jahren ist sie ein touristischer Leitbetrieb im unteren Inntal und Motor des Tourismus im Raum Jenbach bis hinauf nach Pertisau am Achensee, wo sie als “Zulieferbetrieb” für den dortigen Tourismus (u.a. Schifffahrt auf dem Achensee) fungiert.
Umso verwunderlicher ist es, dass so ein Juwel der Eisenbahngeschichte (u.a. fahren dort im Original erhaltene über 100 Jahre alte Dampfloks) nicht schon längst zum Weltkulturerbe oder zumindest zum schützenswerten Technik- und Industriedenkmal erklärt wurde.
Und es kommt noch schlimmer: Nachdem die Tiroler Politik, federführend die “grüne” LHStv. Felipe, welche offensichtlich Aversionen gegenüber der Eisenbahn zu haben scheint (sie bekämpft ja nach wie vor die Wiedereinführung der Korridorzüge Lienz – Innsbruck über das Pustertal), nachdem also die Tiroler Politik bereits zugesagte finanzielle Unterstützung zurückgezogen hat, musste die Achenseebahn nunmehr Insolvenz anmelden. Beschämend für eine Nation wie Österreich, die von sich behauptet, eine Kulturnation zu sein.
Natürlich haben auch interne Zwistigkeiten zwischen dem “alten Vorstand” und dem “neuen Vorstand” (der zwischenzeitlich auch Geschichte ist) zur Mischpoche der Achsenseebahn beigetragen, aber ein neuer und von den beiden alten Vorständen unabhängiger Vorstand sollte die Chance bekommen, die Achenseebahn aus dem Dreck zu ziehen und wieder auf Erfolgsspur zu bringen..
Andernorts, selbst in der mit Eisenbahn-Highlights verwöhnten Schweiz, würde man sich alle Zähne abschlecken bei so einem touristischen Highlight und im Touristenhotspot Tirol lässt man so ein Kleinod über die Klinge springen.
Dabei würde es ja wohl auch alternativ Sinn machen, neben dem reinen Touristikverkehr auch Transportleistungen im ÖPNV zu erbringen – dazu wurde ja schon vor einiger Zeit ein Konzept präsentiert und sogar schon elektrische Triebwägen von der Appenzeller Bahn dafür günstig angekauft. Hintergrund dieses Konzepts der Elektrifizierung der Achenseebahn und Einbindung in den ÖPNV ist die Tatsache, dass zeitweise der Verkehr auf der Straße kollabiert und auch der dort verkehrende Autobus stundenlang im Stau steht. Die Achenseebahn würde davon unberührt die Fahrgäste in ca. 15 Minuten von Jenbach hinauf zum Achensee bringen und gleichzeitig könnte die schon ewig angedachte Verlängerung entlang des Sees zum Hauptort Pertisau endlich verwirklicht werden.
Dass die Politik die Achenseebahn nun anstatt zu unterstützen wie eine heiße Kartoffel fallen lässt sollte nicht einfach so zur Kenntnis genommen werden sondern hier ist entschiedener Widerstand angesagt.
Dazu darf ich meine Leserschaft bitten, die Petition gegen die Zerstörung der Achenseebahn zu unterfertigen:
https://www.openpetition.eu/at/petition/online/rettet-das-kulturerbe-achenseebahn
Wahrscheinlich wird es 2020 keinen Betrieb geben, auch wegen der aktuellen Lage rund um das Coronavirus. Allerdings 2021 sollte die Achenseebahn wieder fahren und zukunftsfit gemacht werden.
Links:
DEEF Beitrag zur Achenseebahn >>>
Link zum Betreiber >>>
Text / Fotos / Videos copyright DEEF/Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 31. März 2020; Letzte Ergänzung: –