Die Ybbstalbahn – Schmalspureisenbahn durch das Niederösterreichische Ybbstal
Teil 2 Die Ybbstalbahn Bergstrecke

Zur Übersicht über alle Streckenteile der Ybbstalbahn mit den Meilensteinen der Geschichte siehe Ybbstalbahn Teil 1 >>>
Allgemeines Ybbstalbahn Bergstrecke
Die Bergstrecke der Ybbstalbahn, also die Eisenbahnstrecke von Lunz am See (km 53,6; Seehöhe 585 m) über Pfaffenschlag (km 59,7; 694 m) hinüber nach Kienberg-Gaming im Erlauftal (km 70,9; Seehöhe 391 m) wird im Tourismusverkehr mit Nostalgiezügen vorwiegend im Sommer als Ybbstalbahn Bergstrecke Ötscherland Express befahren. Betreiber ist seit 1990 die NÖ Lokalbahnen Betriebsges.m.b.H. (NÖLB-B) des Vereins Österreichische Gesellschaft für Lokalbahn (ÖGLB), nachdem die Staatsbahn ÖBB den Verkehr auf der Bergstrecke 1988 eingestellt hatte.

Der Verein ÖGLB betreibt neben der Ybbstalbahn Bergstrecke auch noch die elektrifizierte Höllentalbahn als saisonale Museumsbahn zwischen Payerbach-Reichenau an der Südbahn und Hirschwang.

Bei den Nostalgiefahrten wird meist im Bf Pfaffenschlag ein Fotohalt eingelegt. Die anderen Stationen werden nicht bedient bzw. ist nur Halt auf Verlangen. Die Fahrtdauer beträgt meist ca. 70 Minuten.
Die 2-achsigen hölzernen Personenwagen (leider im Winter ohne funktionierende Heizung) werden meist von der Diesellok BBÖ BR 2093 01 (Baujahr 1927/28 – älteste betriebsfähige dieselelektrische Lok Österreichs) gezogen, mit dabei ist ein Barwaggon, genannt “Bären-Bar”.

Auch in Dampftraktion ist man auf der Bergstrecke unterwegs – die Wagen werden dabei von einer 1898 bei Krauss-Linz gebauten Zweizylinder-Naßdampf-Maschine U.1 gezogen.
“Die Steilste unter den Schmalen” ist einer der Slogans, mit denen die Bergstrecke für sich Werbung macht. Und in der Tat beträgt die maximale Neigung östlich von Pfaffenschlag 31 Promille. Der kleinste Radius auf der Bergstrecke beträgt 60 m und die maximale Geschwindigkeit bei der Fahrt vorwiegend durch Waldgebiete beträgt 25 km/h.
2 besondere Kunstbauten hat die Strecke zu bieten, nämlich 2 sogenannte “Trestlework-Brücken”, also Brücken im Baugerüst-Stil. Nur 3 solcher Brücken gibt es in Österreich, die 3. befindet sich auf der Stubaitalbahn in Tirol.
Die beiden Trestlework-Brücken (auch Trestle-Brücken):
Hühnernest-Viadukt (94 m lang, 28 m hoch)

Wetterbach-Viadukt (79 m lang, 35 m hoch)

Die Stationen
Lunz am See, Bahnhof, km 53,6 >>> Übergang zur ehem. Talstrecke nach Waidhofen/Ybbs



Lunz Amonhaus, HS, km 54,0
Gasthof zur Paula, HS, km 55,2
Holzapfel, HS, km 56,0

Pfaffenschlag, Bahnhof, km 59,7; Scheitelpunkt der Strecke mit 694 m Seehöhe



Hühnernest, HS, km 63,1
Bergwerk, ehem. HS, km 66,2
Gaming, HS, km 67,9



Gstetten, ehem. HS, km 66,9
Kienberg-Gaming, Bahnhof, km 70,9; 391 m.ü.d.M. >>> bis 2008 Übergang zur Erlauftalbahn (aktuell Busverbindung zum Bf Scheibbs)



Weitere Fotos von der Ybbstalbahn Bergstrecke






































Fazit
Eine Fahrt mit dem Ötscherland Express über die Ybbstalbahn Bergstrecke ist Eisenbahnerlebnis pur und macht Spaß. Im Herbst 2023 wurde mit einem völlig ausgebuchten Dampfsonderzug das 125. Jubiläum der Ybbstalbahn gefeiert. Ein Zeichen also, dass die Fahrten mit dem Ötscherland Express beliebt sind.
Allerdings werden im Jahr 2023 Stimmen (u.a. aus den beiden Gemeinden Lunz und Gaming) immer lauter, auf der Trasse der Bergstrecke einen Radlweg zu errichten. Wie zu hören ist, wollten die Politiker und Touristiker eigentlich mit den Betreibern des Ötscherland Express einen nachhaltigen touristischen Masterplan mit der Museumsbahn im Fokus schmieden, allerdings seien die Betreiber der Bergstrecke mehrmals säumig gewesen und man zweifle an der Professionalität der Bahnbetreiber.
So ich zuletzt bei der Adventfahrt 2023 sehen konnte, sind die ehrenamtlichen Mitarbeiter vor Ort sehr engagiert, bemüht und freundlich. Allerdings kann man aber auch deutlich Luft nach oben konstatieren, sowohl was die Professionalität im Betrieb wie auch im Marketing betrifft. Durch mehr Professionalität ließen sich auch deutlich mehr Einnahmen in die Kassen bekommen und Geld benötigt so eine Museumsbahn allemal.
Und es gibt einige Ungereimtheiten, zumindest für mich aber wohl auch für die ehrenamtlichen Mitarbeiter, denn die konnten auf mein Nachfragen auch keine schlüssigen Antworten geben. Was macht mich stutzig?
Warum hat man die vereinseigene Bahntrasse von Kienberg-Gaming nach Scheibbs, die man eigentlich als Anbindung an die Erlauftalbahn reaktivieren wollte, plötzlich im Herbst 2023 verscherbelt? ?? Darauf soll nämlich jetzt ein Radlweg gebaut werden und der rückt der Bahnstrecke nun deutlich näher, näher an den Kragen wie man so sagt!
Warum ist das Bahnhofsgebäude in Kienberg-Gaming völlig ungenutzt (Museumsraum, Buffet für die Gäste etc..) ?? Soll das auch verkauft werden?
Warum ist das Bahnhofsgebäude in Lunz am See ungenutzt gewesen und warum hat man es ohne die Projektpartner zu informieren 2023 plötzlich an einen Privaten verscherbelt??
Man sieht also, da liegt einiges im Dunkeln und es ist eigenartig, dass darüber Vereinsmitglieder nichts sagen können weil sie selbst keine Info darüber bekommen haben.
Es ist also zu hoffen, dass die Bergstrecke der Ybbstalbahn erhalten wird und dass sie in etwas professionellerem Umfeld wieder aufblühen kann. Potential dazu ist genügend vorhanden, da ist sich der Autor dieser Zeilen sicher.

Links
DEEF-Reisebericht Gesamtbereisung Erlauftalbahn – Ybbstalbahn (Pöchlarn – Scheibbs – Kienberg-Gaming – Lunz am See – Waidhofen an der Ybbs) 2008 >>>
DEEF-Doku “Die Krumpe” (Lokalbahn Ober-Grafendorf – Mank – Wieselburg – Gresten) >>>
DEEF-Doku Ybbstalbahn Waidhofen/Ybbs – Lunz am See – Kienberg-Gaming – Teil 1 Überblick, Geschichte >>>
DEEF-Doku Ybbstalbahn – Teil 2 Bergstrecke / Ötscherland Express (diese Seite)
DEEF-Doku Ybbstalbahn – Teil 3 Talstrecke Waidhofen – Lunz >>>
DEEF-Doku Ybbstalbahn – Teil 4 Stichstrecke Gstadt – Ybbsitz >>>
DEEF-Doku Ybbstalbahn – Teil 5 Citybahn Waidhofen >>>
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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredaktor Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 14. Dezember 2023; Letzte Ergänzung / page last modified 14.12.2023