Nachruf auf den S-Link Salzburg / Regional-Stadtbahn / RSB / Euregiobahn

Vorbemerkungen
Nach Jahrzehnten des Planens, des Redens und des Hoffens sollte im Jahr 2024 endlich zum Handeln übergegangen werden, nämlich die längst fällige und von allen seriösen Planern vorgeschlagene und in Dutzend Studien nachzulesende Verlängerung der Salzburger Lokalbahn vom Bahnhof unterirdisch durch die Stadt Salzburg in den Süden und in mehreren Schritten bis Hallein umgesetzt werden. Auch der Bund – also der Österreichische Staat – meinte es mit den Salzburgern gut und im Konzessionsvertrag wurden den Salzburgern für dieses längst fällige “Jahrhundertprojekt” die Übernahme von 50% der Kosten (also ca. 1,5 Milliarden Euro) zugesichert.
Doch weniger gut für Salzburg als das Ministerium in Wien meinten es einige wenige “Wadlbeisser” und “Berufsprotestierer” aus Salzburg, die wie zu erwarten war auch dieses Infrastrukturprojekt verhindern wollten – Verhinderung quasi als Lebenseinstellung und Lebensziel.
Eine “Volksbefragung” findet statt! Aber wozu?
Angst gegen das Projekt wurde von den Gegner geschürt und Angst ist – wie man landläufig sagt – ein schlechter Ratgeber. Und so kam es wie es zu befürchten war: In einer Volksbefragung in 3 Bezirken (Salzburg Stadt, Salzburg Umgebung, Hallein/Tennengau) am 10. 11.2024 votierte in Summe eine kleine Mehrheit gegen das Projekt das Projekt ausgesprochen (53,2% vs. 46,8%). Der – wie viele Dinge in dieser Causa – nicht unumstrittene Abstimmungstext lautete: „Soll das Land Salzburg darauf hinwirken, dass im Interesse der Verkehrsentlastung die Verlängerung der Lokalbahn bis Hallein (S-LINK) als Teil einer Mobilitätslösung, die auch eine Stiegl- und eine Messe-/Flughafenbahn vorsieht, umgesetzt wird?“ Als professioneller und langgedienter Marktforscher habe ich mir meinen Teil gedacht zu so einem Abstimmungstext.

Warum scheiterte dieses Projekt?
Einige Gedanken dazu:
Der Name S-Link
Nicht nur ich sondern zahlreiche Kolleginnen und Kollegen fragten sich (und auch mich) was denn dieser Name bedeuten soll. Namensgebung: Nicht genügend! Begriffe wie Stadtbahn, Regionalstadtbahn oder auch Euregiobahn waren schon länger in Gebrauch und wurden auch von der Bevölkerung wahrgenommen. Warum dieser krude Begriff??
Die Volksbefragung
Eine Befragung des Volkes, das Jahr und Tag “betreutes Denken” gewohnt war plötzlich zu befragen und noch dazu zu so einem komplexen Thema war völlig unangebracht, das Argument der Projektgegner von “direkter Demokratie” nur vorgeschoben. Die Politik hätte selbst das Projekt umsetzen müssen ohne Leien und aufgestachelte Kleingeister zu befragen.
ad Volksbefragung: So ein knappes Ergebnis als bindend (für wie lange??) zu erklären war seitens der Politik (der Befürworter) schlicht und einfach dumm und grob fahrlässig
ad Volksbefragung: Der Text der Befragung mit Vermischung S-Link mit Messebahn und Stieglbahn und Flughafenbahn war nicht richtig und töricht. Wurden letztgenannte nun auch abgewählt?
ad Volksbefragung: Die Auswahl der Probanden (der Bezirke) war willkürlich und nur schwer begründbar – warum soll ein Lungauer für eine immer in den Medien so genannte U-Bahn vorwiegend in der Stadt Salzburg Steuergelder leisten??
Die Politik – Die Politiker
Dass Politker heutzutage keine “Eier” mehr haben hört man ja oft aus den Medien und als vernunftbegabtes Lebewesen kommt man ja auch selbst oft zu dieser Einschätzung. So ein Jahrhundertprojekt setzt man um und fragt nicht Leien! Wenn man vor Jahrzehnten in Wien die Bürger gefragt hätte, ob Wien eine U-Bahn braucht, so wäre sicher ein NEIN herausgekommen. Zum Glück tat man das nicht und heute ist die Wiener U-Bahn ein Vorzeigeprojekt und nicht mehr wegzudenken.
Die Politiker, die das Projekt befürwortet haben, waren zu leise. Bspw. waren viele Bürgermeister “Dafür”, aber wirklich gehört hat man sie nicht und wenn, dann mit ein paar Versuchen, sachbezogene Infos zu geben. Ich denke da bspw. auch an meine Heimatgemeinde Grödig. Der Bgm. war angeblich dafür, aber gehört hat man davon nicht wirklich etwas. Und weder in Grödig noch in der Stadt habe ich je ein “Abstimmungsbüchlein” zu Gesicht bekommen, wo man als Bürger analog den Abstimmungen in der Schweiz neutral zum Projekt zu informieren gewesen wäre 🙁
Die Befürworter allgemein inkl. der Projektgesellschaft haben die Wadlbeisser und Dauerverhinderer in dieser Schilda-Stadt Salzburg deutlich unterschätzt. Sachbezogene Argumente der Befürworter gegen Angst- und Panikmache und Fake-News der Gegner, eine schwierige Gemengelage. Man hat zu spät und in zu geringem Umfang für das Projekt geworben. Bei einem Projekt von fast 3 Milliarden Euro sind sicher 2-stellige Millionen-Beträge als Werbekosten aufzuwenden nicht falsch, gegen diese Berufsverhinderer in der Stadt Salzburg gewinnt man vor allem mit Millionen an Propagandaaufwendungen (Werbekosten).
Dass bis zur Befragung bspw. im Raum Anif und Rif die Trasse nicht wirklich bekannt war oder zumindest nicht kommuniziert wurde, hat dort sicher nicht für Begeisterung gesorgt. Ich kenne einige Anwohner aus Anif bzw. Rif, die eigentlich für dieses Projekt waren aber mit Nein gestimmt haben, weil sie keine zufriedenstellende Antwort bekamen wo denn genau die Trasse verlaufe
Die Politiker, die (aus welchen Gründen auch immer) gegen das Projekt waren, die haben im Unterschied zu den Befürwortern laufend laut aufgewiehert und mit Angst und Fake-News die Bevölkerung gegen den S-Link aufgewiegelt. Wie zu erwarten war, haben diese Verhinderer aber keinen “Plan B” parat und es wird weitergewurstelt wie bisher. Stau, Lärm, Zeitverlust, schlechtere Lebensqualität in der Stadt Salzburg.
Fazit
Blöd gelaufen könnte man sagen und nun ist auch noch der Staat Österreich fast pleite und die 1,5 Milliarden, die für Salzburg und seine Stadtbahn reserviert waren, sind futsch und andere freuen sich darüber dass die Salzburger so blöd war. Aber es gibt dennoch Hoffnung und zwar ganz demokratisch. Diejenigen Politiker, die mit Angst und Fake News dieses Infrastrukturprojekt zum Schaden aller Salzburger verhindert haben, sind bei den nächsten Wahlen (ich denke da vor allem an die Stadt Salzburg) einfach abzuwählen! So einfach ging das und ich hoffe im Namen meiner eisenbahnaffinen Leserinnen und Leser, dass das auch so passieren wird. Dann kann das Projekt endlich umgesetzt werden aber bitte mit einer besseren Bezeichnung als S-Link!
Links
DEEF-Doku Regionalstadtbahn Salzburg (und weiterführende Links) >>>
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 6. Juli 2025; Letzte Ergänzung / page last modified 6.7.2025