Die Grazer Straßenbahn – das hochwertige Öffi in der Steirischen Landeshauptstadt

Anmerkung: Der folgende Beitrag stammt aus dem Jahr 2018. Seither hat sich Einiges getan. Daher schließt der Beitrag mit einem kurzen Kapitel Update 2025.
Allgemeines
Die Straßenbahn stellt das Rückgrat des ÖPNV in der Steirischen Landeshauptstadt Graz dar und hat als solches eine lange Tradition aufzuweisen. Bereits 1878 (Eröffnung am 8. Juli) verkehrte ein Pferdestraßenbahn in Graz, seit 1898 wird die Grazer Straßenbahn mit elektrischer Traktion betrieben. DIe Grazer Straßenbahn ist normalspurig, die 6 Linien, die sternförmig von der Innenstadt (Jakominiplatz) in die Vorstädte ziehen, weisen eine Länge von total 66,4 km auf und bedienen 165 Haltestellen. Die Speisung des Fahrdrahtes erfolgt mit 600 Volt Gleichspannung (Stand 2018).
Investitionen in Netz und Fahrzeuge (Stand 2018)
In den letzten Jahren wurde viel in das Netz und den Fuhrpark investiert – als Beispiele seien hier netzmäßig der Nahverkehrsknoten Puntigam sowie die Drehscheibe unter dem Grazer Hauptbahnhof genannt, während man beim Fuhrpark immer mehr klassische Hochflurer durch moderne Niederflurgarnituren der Marken Cityrunner und Variobahn ersetzte und ersetzt.
Anders als in Linz, wo Geld keine Rolle zu spielen schien und man den bewährten alten Fuhrpark ad hoc zur Gänze verschrottete und durch neues Material ersetzte, läuft dieser Prozess in Graz langsamer ab und man verwendet immer noch zahlreiche alte hochflurige Straßenbahnen, denen man zur Gewährleistung der Barrierefreiheit ein niederfluriges Mittelteil einschweisste (wie übrigens bei der Salzburger Lokalbahn ebenfalls praktiziert). So kommt der Straßenbahnfreund in Graz im Gegensatz zu Linz nach wie vor in den Genuss einer Typenvielfalt und den Genuss, einen Hochflurer zu besteigen.

Der große Vorteil der Hochflurer: Der Boden im Innenraum ist absolut eben, keine Stolperfallen wie in den Niederflurern. Auch behindern keine Höcker die Sitzplatzgestaltung.


Cityrunner und Variobahn (Stand 2018)
Die Neubeschaffungen an Niederflurtrams erfolgte bei 2 Herstellern. Bei Bombardier (Alstom) die Cityrunner und bei der Firma Stadler in der Schweiz die Variobahn.

2000 bis 2001 wurden 18 Cityrunner angekauft (Nummern 651-668), 2009 bis 2015 weitere 45 Niederflurtrams vom Typ Variobahn (Stadler, Nummern 201-245). Mit der Variobahn gab und gibt es zahlreiche Probleme, u.a. eine deutliche Lärmbelästigung der Anrainer. Interessant wäre zu wissen, warum man statt weiteren Cityrunner auf die Variobahn umgewechsel ist. (Vgl. auch die Probleme mit der Variobahn in Potsdam!).





Altbaufahrzeuge (2018)
Die Altbaufahrzeuge werden sukzessive ausgemustert. In den letzten Jahren noch im Einsatz und auch tw. noch 2016 sind/waren:
Wagen Nummern:
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- 261-283: SGP/Lohner, Bj. 1963-1965
- 291-293: SGP Wien, Bj. 1966-1976 (aus Wien gekauft)
- 501-510: SGP Graz, Bj. 1978
- 521-537: Duewag, Bj 1971-1973 (aus Duisburg gekauft)
- 581-584: Eigenbau aus Serie 260 umgebaut, neues Mittelteil, Bj. 1995-1997
- 601-612: SGP Graz, 1986/87, 1999 niederflurige Mittelteile eingebaut
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Netzausbau (Stand 2018)
Die letzte Netzverlängerung fand im September 2016 statt, die Linie 7 wurde um einige hundert Meter von der Endhaltestelle St. Leonhard zum Krankenhaus St. Leonhard verlängert (LKH Med Uni/Klinikum Nord).

Die Linien (Stand 2018)
Linie 1: Eggenberg/UKH – Jakominiplatz – Mariatrost
Linie 3: Laudongasse – Jakominiplatz – Krenngasse
Linie 4: Andritz – Jakominiplatz – Liebenau/Murpark
Linie 5: Andritz – Jakominiplatz – Puntigam
Linie 6: Laudongasse – Jakominiplatz – St. Peter
Linie 7: Wetzelsdorf – Jakominiplatz – St. Leonhard LKH Med Uni/Klinikum Nord
Im Abend- und Sonntagsverkehr wird nach folgendem Linienschema gefahren:
Linien 1, 5 und 7: wie tagsüber
Linie 13: Krenngasse – Jakominiplatz – Liebenau/Murpark
Linie 26: Jakominiplatz – St. Peter
Das elektronische Informationssystem für die Fahrgäste in den Straßenbahnen und an den Haltestellen ist als modern und kundenfreundlich zu beurteilen. In allen Straßenbahnen und auch Autobussen sind Fahrkartenautomaten installiert, wo man (zuschlagfrei) Fahrkarten kaufen kann. Hier kann sich bspw. Salzburg eine Scheibe abschneiden!

Oldtimer-Straßenbahnen
Äußerst sehenswert ist die Sammlung alter Straßenbahnwagen im Straßenbahnmuseum am Endpunkt der Linie 1 in der ehem. Remise 4 Maria Trost. Diesem Museum ist ein eigener Beitrag auf DEEF gewidmet (siehe Links). Oldtimer sind auch dann und wann in der Stadt unterwegs.




Aktuell werden 2 Remisen unterhalten, nämlich die Remise 1 in der Steyrergasse direkt am Direktionsgebäude sowie die Remise 3 an der Eggenberger Straße.


Betreiber der Straßenbahn wie auch der Autobuslinien in Graz ist die Holding Graz Linien, vormals die GVB (Graz AG Verkehrsbetriebe). Straßenbahn und Busse in Graz sind in den Steirischen Verkehrsverbund integriert.
Update 2025
Was hat sich seit 2018 getan? Doch Einiges und noch mehr ist in Planung. Auch kam es zu Veränderungen an den Linien (neue Linienführungen, Bedienung durch andere Linien). Das Wesentliche nachfolgend in Kurzfassung:
Der Netzausbau erfolgte seit 2018 im Wesentlichen wie folgt:
Bei der Linie 5 konnte der 2-gleisige Ausbau zwischen Zentralfriedhof und Brauhaus Puntigam mit November 2024 abgeschlossen werden.
Anbindung der Quartiere Reininghaus (Linie 4) und Smart City (Linie 6) mit 26.11.2021 (Eröffnung)


Entflechtung des Verkehrs in der Innenstadt mit eine Neubaustrecke vom Jakominiplatz über die Neutorgasse anstatt über den Hauptplatz. Die dabei neu eingeführten Linien 16 und 17 (als Verstärkung der Linien 7 und 7) . Probefahrten fanden im Herbst 2025 statt, die neuen Linien sollen mit 29.11.2025 starten.
Somit ergibt sich ab Herbst 2025 (vorerst) folgendes Linien-Schema bei der Straßenbahn
Linie 1: Mariatrost – Eggenberg/UKH
Linie 2: nicht vorhanden
Linie 3: Andritz – Krenngasse
Linie 4: Liebenau/Murpark – Reininghaus
Linie 5: Andritz – Puntigam
Linie 6/16: St. Peter – Smart City
Linie 7/17: LKH Med Uni / Klinikum Nord – Wetzelsdorf
Welche weiteren Planungen gibt es?
Für die nächsten Jahre nach 2025 sind 4 große Ausbauprojekte vorgesehen:
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- Errichtung der inneren Südwestlinie entweder von Jakominiplatz über Radetzkystraße, Griesplatz, Citypark zur S-Bahn-Station „Don Bosco“ und weiter nach Reininghaus (inklusive Lückenschluss zur Linie 5 am Karlauplatz)
- Errichtung der äußeren Südwestlinie von der S-Bahn-Station „Don Bosco“ nach Straßgang
- Errichtung der Nordwestlinie von Roseggerhaus über Lendplatz, Fröbelpark, Wiener Straße zur neu zu errichtenden S-Bahn-Station beim Wohnpark Gösting in der Exerzierplatzstraße
- Errichtung einer Neubaustrecke vom Hauptbahnhof (inklusive neuer oberirdischer Wendeschleife) über Lendplatz, Geidorfplatz, Uni ReSoWi zur Leonhardstraße
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Neue Fahrzeuge seit 2018
Zu den Altbaufahrzeugen und den Cityrunnern von Bombardier und den Variobahnen von Stadler kommt nun ein dritte Neubau-Type aufs Tapet, nämlich der Flexity von Alstom. Im Jänner 2024 wurden 25 neue Fahrzeuge des Type Flexity von Alstom bestellt, die 2025 in Betrieb gehen sollen. Diese neuen Garnituren bieten jeweils 200 Passagieren Platz. Am 6.10.2025 traf die erste Flexity-Garnitur in Graz ein – sie wurde per Tieflaster aus dem Werk in Wien geliefert. Dann folgten die ersten Fahrten mit Bremsproben auf der Linie 5.
Kleines Fotokaleidoskop von der Grazer Straßenbahn
Brennpunkte des Geschehens sind sicher der Innenstadtbereich mit den beiden Stationen Hauptplatz/Congress und Jakominiplatz mit der sie verbindenden Herrengasse (alle Linien frequentieren diesen Abschnitt) sowie der Hauptbahnhof mit der neuen 2012 eröffneten unterflurigen Station (Nahverkehrsdrehscheibe) als Teil des Projektes „Graz Hauptbahnhof 2020“.





















Eine Fahrt mit der „grünen Linie“ nach Maria Trost ist immer ein herrliches Erlebnis. Hier windet sich die Tram angelehnt an einen Bach durch die grüne Vorstadtlandschaft, Wiesen, Wälder und Häuschen im Wechsel. Die Strecke wird eingleisig, nach einem Unfall ist man nun sehr auf Sicherheit bedacht und wenn eine Tram unberechtigt in einen eingleisigen Abschnitt einfährt erfolgt eine sofortige Stromabschaltung.























Links
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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 7. April 2016; Seiten-Relaunch 8.11.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 8.11.2025
