Die Achenseebahn – Touristische Perle im Tiroler Unterland

Allgemeine Vorbemerkungen
Ein einzigartiges Kleinod, ein Kulturgut von internationalem Rang, bezwingt im Sommerhalbjahr regelmäßig den 440 m hohen Aufstieg vom Bahnhof Jenbach im Inntal zum herrlichen Achensee und Touristen aus aller Herren Länder tauchen ein in eine entspannte Reise wie anno dazumal. Die Achenseebahn
Die 1889 eröffnete Achenseebahn ist eine international bekannte touristisch genutzte Schmalpurbahn im gemischten Adhäsions- und Zahnradbetrieb, die im Sommer vom Bahnhof Jenbach im Unterinntal hinauf zum 400 m höher gelegenen romantischen Achensee führt. Sie ist meterspurig, 6,8 km lang mit einer Maximalsteigung von 160 Promille und wird ausschließlich mit Dampftraktion betrieben.
Um die Zukunft der Bahn nachhaltig abzusichern, war auch ein Ganzjahresbetrieb mit Elektrifizierung der Strecke unter Eingliederung in den Öffentlichen Personennahverkehr im VVT angedacht, der aber bis dato nicht umgesetzt worden ist.

Der Eisenbahnknoten Jenbach – einzigartig in Österreich
Jenbach, eine an sich sonst unspektakuläre Gemeinde mit knapp über 7.000 Einwohner im Tiroler Unterland, ist ein Eisenbahnknoten, an dem sich – einmalig in Österreich – 3 Spurweiten treffen:
Die Inntalbahn (Unterinntalbahn) Innsbruck-Kufstein in Normalspur (1.435 mm)
Die Zillertalbahn nach Mayrhofen im Zillertal in Schmalspur (Bosnische Spur 760 mm)
Die Achsenseebahn nach Seespitz am Achensee in Schmalspur (Meterspur 1.000 mm)

Das Pendant dazu in der Schweiz ist der Bahnhof von Montreux – dort kommen zusammen die normalspurige Simplonlinie der SBB (Vallorbe – Lausanne – Montreux – Brig – Domodossola), die meterspurige Strecke der MOB (Montreux – Zweisimmen) sowie die 800 mm Zahnradbahn der Transports Montreux–Vevey–Riviera auf den 1.970 Meter hohen Rochers de Naye.
Einige Fakten zur Achenseebahn

Zur Geschichte
Konzessionserteilung am 1. August 1888 durch den Kaiser Franz Josef I. höchstselbst
Nur 8 Monate Bauzeit – man vergleiche das mit heute!
Feierliche Eröffnung am 8. Juni 1889
Verlängerung der Bahn auf der ehemaligen Militärschleppbahn bis zum Seespitz seit 23. Juli 1929
Adaptierung Endhaltestelle Seespitz/Achensee und Dampfersteg 1971
Heftige Turbulenzen der Achenseebahn durch Streitigkeiten zwischen Politik, Eigentümern und Management/Betreibern, welche schlussendlich in die Insolvenz im Jahr 2020 und dadurch bedingt einer zeitweiligen Einstellung des Betriebes führten
Durch Restrukturierungen konnte am 29. April 2022 der planmäßige Verkehr wieder aufgenommen werden. Die Betriebsführung erfolgt nun durch die 2021 gegründete Achenseebahn Infrastruktur- und Betriebs-GmbH, welche im März 2021 gegründet und im Mai 2021 die Konzession zum Betrieb erhielt. Geschäftsführung und Betriebsleitung werden seither von der benachbarten Zillertalbahn wahrgenommen, wodurch sich sicher Synergieeffekte (bspw. Kohleeinkauf) ergeben.

Die Eigentumsverhältnisse der Achenseebahn AG waren immer im Fluss – aktuell (2025) zeigt sich bei der Nachfolgegesellschaft der Achenseebahn AG, der 2021 gegründeten Achenseebahn Infrastruktur- und Betriebs-GmbH, folgende Beteiligungsverhältnisse: Land Tirol 60%, Zillertalbahn 20% und die Gemeinden Eben am Achensee, Jenbach und Achenkirch gemeinsam ebenfalls 20%.

Seit dem Jahr 2022 ist die Achenseebahn in den Denkmallisten des Österreichischen Bundesdenkmalamts gelistet. Ende Mai 2020 wurden auch Überlegungen angestellt, die Achenseebahn als UNESCO-Welterbe zu nominieren.
Zur Strecke und Betrieb

Spurweite: Meterspur (1000 mm)
Länge: 6,76 km (ursprünglich 6,36 km), davon 3,46 km Zahnradstrecke
Zahnstangen: System Riggenbach
Zahnstangenabschnitt Steilstrecke Jenbach – Eben
Maximale Neigung Zahnradstrecke 160 Promille

Maximale Neigung Adhäsionsstrecke 25 Promille
Minimaler Radius 100 m (Adhäsion) und 120 m (Zahnstange)
Höhenunterschied 440 m
Traktion ausschließlich Dampf mit 4 Lokomotiven
Verkehr nur im Sommer (reiner Tourismusverkehr)
Fahrzeit Jenbach – Seespitz 50 Minuten
Fahrgäste pro Jahr: 67.000 (2024). Eine Steigerung zum Vorjahr, allerdings wurden bspw. im Jahr 1991 134.100 Fahrgäste bei allerdings mehr Fahrten verzeichnet. Also Potential nach oben 🙂

Meist bestehen die Kompositionen der Achenseebahn aus 2 Waggons, geschlossene Bauart und offene Bauart (Sommerwagen). Die zweiachsigen Waggons wurde im Jahr 1889 von der Wagen- und Waggonfabrik, Eisen- und Metallgießerei Joh. Weitzer in Graz gebaut.

Im Jahr 2024 verkehrten 5 Zugpaare auf der Gesamtstrecke Jenbach – Seespitz und zusätzlich noch ein Zugpaar auf der Relation Eben – Seespitz. Die Fahrzeiten betragen: Bergfahrt 50 Minuten, Talfahrt 42 Minuten (gesamte Strecke). Die Fahrzeiten der Schiffe sind abgestimmt auf die Fahrzeiten der Achsenseebahn.
Die Stationen
Jenbach, Bahnhof, km 0,0; 530 m.ü.d.M. (Übergang Inntalbahn und Zillertalbahn)



—- Beginn Zahnstange (System Riggenbach) km 0,2
Noch im Bahnhof Jenbach bei den Betriebsgebäuden beginnt die Zahnstange. Wenn die Wagen bergwärts vorausfahren, ist an der Spitze immer ein “Lotse” zur Überwachung der Strecke auf der vorderen Plattform.


Burgeck, Haltestelle, km 1,4; 624 m</

—- Ende der Zahnstange km 3,6
Das Ende der Zahnstangenstrecke (System Riggenbach) ist direkt bei der Einfahrtsweiche in den Bahnhof Eben.

Hier merkt man deutlich die kräftige Steigung – beim Jubiläumsfest 125 Jahre Achenseebahn im Jahr 2014 wurde der historische “Hochzeitswagen” für die Prominenz eingesetzt – hier erreicht der Sonderzug der Prominenz den Bahnhof Eben.

Eben, Bahnhof, km 3,7; 970 m
Nach der Ankunft im Bahnhof Eben wird umgesetzt.




Maurach, km 4,8; 956 m

Maurach-Mitte, Haltestelle seit 2012, km 5,3; 959 m

Seespitz, ehem. Bahnhof bis 1929, km 6,2


Seespitz am Achensee, Bahnhof, km 6,8; 931 m (Übergang zur Achenseeschifffahrt)
Der aktuelle Endpunkt Seespitz am Achensee ist erreicht, die Lok fasst vorest einmal Wasser, das mit einer Pumpe direkt aus dem See geholt wird und dann wird wieder umgesetzt zur Rückfahrt.




Remise und Lokomotiven
Die Remise, Heizhaus und Werkstatt befinden sich direkt am Bahnhofsgelände in Jenbach, wobei die neu gebauten Objekte einen tadellosen Eindruck hinterlassen.


Die 1888/89 bei der Floridsforder Lokomotivfabrik gebauten Lokomotiven tragen neben den hier genannten Namen auch noch die Namen der Eigentümergemeinden der Achenseebahn. Übrigens sind die Dampfloks noch weitgehend im Originalzustand erhalten, das ist weltweit sehr selten.
Lok 1 Theodor: Wiesing (seit 2009), vorher Eben am Achensee (2008 Brandschaden, 2009 Neubau)
Lok 2 Hermann: Jenbach
Lok 3 Georg: Achenkirch
Lok 4 Hannah (seit 2008, vormals Carl bis 1945): Eben am Achensee (seit 2009) (2008 Wiederinbetriebnahme)







Die Zukunft – Tourismusbetrieb versus Planverkehr
Eine Verlängerung der Bahn bis in die Gemeinde Pertisau am Achensee oder sogar weiter hinüber über die Bayerische Grenze wurde zwar schon mehrfach angedacht aber nie konkret in Angriff genommen. Eigentlich sehr schade, denn eine grenzüberschreitende Verbindung der Tourismusgebiete rund um den Achensee auf Tiroler Seite und dem Tegernsee auf Bayerischer Seite wäre sich ein Turbo für den Tourismus in der gesamten Region.
Der öffentliche Personennahverkehr vom/zum Achensee wird aktuell mit Autobussen abgewickelt, was zwar eine moderne und effiziente Lösung darstellt aber nur so lange, als nicht der Autobus im Stau der Pendler- und Touristenströme feststeckt.
Reine touristische saisonale Dampfbahn oder ganzjähriger Planverkehr (mit Elektrotriebwägen) – daran scheiden sich die Geister der Eisenbahnfreunde. Eine Dampfbahnstrecke aus dem 19. Jahrhundert mit original Dampfloks und Waggons und dazu Strommasten und Elektrotriebwägen – ein No Go für viele Eisenbahnfreunde.

Ein ganzjähriger Betrieb der Achenseebahn hätte aber natürlich auch den Vorteil, dass die Achenseebahn in das Privatbahn-Finanzierungsgesetz des Bundes (MIP) aufgenommen werden könnte – eine nicht zu unterschätzende zusätzliche Einnahmequelle.

Die von Eisenbahn-Enthusiasten in den Zeiten der Krise der Achenseebahn 2018 aus der Schweiz überführten Triebwagen der Appenzeller Bahn standen lange im Bahnhof Jenbach, bis sie – von Graffities verunstaltet – schließlich von der neuen Betriebsführung wieder abtransportiert und verschrottet wurden. Somit dürfte es wohl nichts werden mit einem modernen Planverkehr hinauf zum Achensee oder einer Verlängerung der Strecke bis Pertisau, auch weil die Zeiten aktuell (2025) durch einen Niedergang von Staat und Gesellschaft (und des Wohlstands) gekennzeichnet sind und da werden kaum Gelder für solche Projekte in der nächsten Zeit überbleiben. Eigentlich sehr schade….

Links
DEEF Beitrag Jubiläum “125 Jahre Achenseebahn 2014” >>>
DEEF Beitrag “Rettet die Achenseebahn” >>>
DEEF-Betrag “Die Achenseebahn dampft wieder” >>>
Offizielle Webseite der Achenseebahn >>>
DEEF-Doku Unter-Inntalbahn >>>
DEEF-Doku Zillertalbahn >>>
DEEF Kategorie Eisenbahn in Österreich >>>
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 10. Mai 2018; Relaunch 15.2.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 16.2.2025