Rudolfsbahn St. Valentin – Selzthal

Die Rudolfsbahn St. Valentin – Kastenreith – Hieflau – Selzthal

Der Name Rudolfsbahn leitet sich von der k.k. priv. Kronprinz Rudolf-Bahn Gesellschaft, abgek. KRB, ab, ein EVU, welches 1866/67 gegr. wurde und die mehrere Eisenbahnstrecken im heutigen Österreich aber auch im heutigen Slowenien und Italien – damals Teil der k.k. Donaumonarchie,  als privates EVU errichtete. In den 1880er Jahren wurde die KRB sukzessive verstaatlicht.

Die wichtigste Eisenbahnstrecke der KRB war die von 1868 bis 1873 eröffnete Relation St. Valentin (Amstetten) –Kastenreith–Kleinreifling–Selzthal–Schoberpass–St. Michael–Neumarkter Sattel–St. Veit an der Glan–Feldkirchen in Kärnten–Villach–Tarvis. Auch die Salzkammergutbahn hatte die KRB als Konzessionärin.

Viel Gedränge im Bahnhof Kleinreifling am 2. Oktober 2011. Das Foto wurde aus dem 6020 294-2 heraus geschossen, mit dem ich von Selzthal bis Amstetten unterwegs war. Links ein abgestellter Talent sowie ein CS-Wendezug bespannt mit 1142 575-8

Der Name KRB ist heute kaum mehr gebräuchlich, am ehesten noch für den nördlichen Abschnitt. Dies deswegen, weil die Gesamtrelation nach 2. Weltkriegen und den damit verbundenen verkehrspolitischen Veränderungen kaum mehr so von Bedeutung ist, eher einzelne Abschnitte, die dann nach geographischen Gesichtspunkten benannt wurden.

Die Strecke von St. Valentin bis Hieflau wird oft auch als Ennstalbahn bezeichnet, da ja das Tal von der Enns durchflossen wird und die Strecke eine Fortsetzung der Relation Bischofshofen – Schladming – Selzthal darstellt. Von Hieflau bis Selzthal wird die Strecke auch als Gesäusebahn bezeichnet, die Weiterführung von Selzthal nach St. Michael über den Schoberpass wird meist als Schoberpaßstrecke bezeichnet. Auch für die Strecke von Hieflau nach Erzberg bekam die KRB 1871 die Konzession, diese Strecke (aktuell nur Güterverkehr) wird als Erzbergbahn bezeichnet.

Bauträger für die KRB war die altösterreichische Unternehmerfamilie Klein von Wisenberg, die für zahlreiche Bahnbauten in Altösterreich verantwortlich zeichnen.

Auf der Gesamtrelation gibt es keine durchgehenden Verbindungen mehr. Von St. Valentin bzw. Amstetten bis Kleinreifling sowie tw. weiter bis Weißenbach St. Gallen gibt es akzeptablen Personenverkehr, von Weißenbach St. Gallen bis Hieflau und weiter durchs Gesäuse (“Xeus”) wurde 2009 der Personenverkehr bis auf ein Zugpaar am Wochenende eingestellt. Im Fokus der Strecke liegt eindeutig der Güterverkehr, nämlich vom Steirischen Erzberg bei Eisenerz wird das Eisenerz entweder über Hieflau und weiter nach Norden über Kleinreifling nach Linz transportiert oder durch das Gesäuse und Selzthal und die Schoberpaßstrecke nach Donawitz. Bis 1986 wurden die Erztransporte ja direkt über die Erzbergbahn von Eisenerz über den Präbichl und Vordernberg nach Donawitz gebracht, seither nimmt man einen gewaltigen Umweg, der aber wohl billiger als die kurze aber technische aufwendige Strecke über den Präbichl (Zahnstangenabschnitt) sein dürfte.


Seit Dezember 2019 verkehren wieder 2 Zugpaare am Wochenende und feiertags durch das Gesäuse – nämlich zeitig in der Früh und mittags ab Wien Westbahnhof über Amstetten – Hieflau nach Selzthal und dann wieder retour. Diese Verdoppelung der Verbindungen ist sehr zu begrüßen, es wäre allerdings auch hinsichtlich des “sanften Tourismus” in der Region wünschenswert, diese Verbindungen täglich anzubieten. Aber zumindest einmal ein Schritt in die richtige Richtung!


Die Stationen:

St. Valentin, Bf, km 0,0; 268 m.ü.d.M. (> Westbahnstrecke Salzburg-Wien; DUB St. Nikola / Struden; Summerauerbahn (ehem.)

Die relativ neue straßenseitige Front des Bf von St. Valentin. In dieser Bahnhofsstraße gibt es einige gute Gasthäuse, u.a. direkt gegenüber GH Post sowie GH Zur Linde Pilgram mit gutem Most

Herzograd, Hs, km 2,7

Ernsthofen, Bf, km 7,3

Dorf an der Enns, Hs, km 12,7

Steyr-Münichholz, Hs, km 18,1

Steyr, Bf, km 20,4; 305 m

Der nicht gerade schöne Bf von Steyr mit Desiro Dieseltriebwagen am 4. 10. 2010 Richtung Kleinreifling
2010 gab es auch noch ein Bahnhofsbuffet in Steyr – heute alles leerstehend 🙁

Garsten, km 22,6; 304 m (Ende S1, > bis 1982 Steyrtalbahn Richtung Grünburg)

Sand, ehem. Hs, km 25,1

Lahrndorf, Bf, km 27,8

Dürnbach, Hs, km 30,4

Ternberg, Bf, km 33,7

Trattenbach, Hs, km 36,0

Losenstein, Bf, km 42,1

Rohrbachgraben, ehem. Hs bis 1996, km 45,8

Reichraming, Bf, km 48,1; 359 m (> ehem. Reichraminger Waldbahn)

Großraming Kraftwerk, Hs, km 51,2

Großraming, Hs, km 54,9; 370 m

Küpfern, Bf, km 61,4

Kastenreith, Hs, km 63,8 (> Zweigstrecke von Amstetten, km 43,7)

In der Haltestelle Kastenreith vereinen sich die Schienenstränge aus St. Valentin und von Amstetten. Die Gleise von St. Valentin führen direkt aus dem 324 m langen Kastenreither Tunnel in die Station
Der Original Hektometerstein mit den Kilometrierungen beider Streckenabschnitte ab St. Valentin bzw. Amstetten
Leider ohne Funktion für die Fahrgäste das Aufnahmsgebäude Kastenreith. Auch Kiosk ist weit und breit keiner
Links das Gleis von St. Valentin (Gleis 2), rechts Gleis 1 von Amstetten, beide belegt mit je einem Talent am 10. April 2017
Das Ennskraftwerk Weyer gleich bei Kastenreith

Kleinreifling, Bf, km 67,0; 388m

Der modernisierte Bahnhof von Kleinreifling, leider nun ohne Bahnhofsbuffet.

Ein Stumpfgleis zum Holzladeplatz gleich ausserhalb von Kleinreifling
Zumindest 2011 gab es eine temporäre Labungsstelle auf diesem “Piratenschiff” gleich hinter dem Bahnhof Kleinreifling
6020 315-5 fährt von Weißenbach-St. Gallen kommend in den Bf Klreinreifling ein (6.8.2011)
Ein herrlicher Streckenabschnitt hier südlich von Kleinreifling an der Enns entlang, einige Tunnels, kaum Besiedlung
Kraftwerk Schönau

Schönau an der Enns, ehem. Bf bis 2011, km 75,6

Weißenbach-St. Gallen, Bf, km 81,5; 410 m (Ende regelmäßiger PV)

Weißenbach – St. Gallen, mächtiges Aufnahmsgebäude

Wolfsbachau, ehem. Hs bis 1996

Großreifling, ehem. Bf, jetzt Betriebsstelle, km 92,2; 446 m

Im Bf. Großreifling brettern die beiden Zugpaare am Wochenende und feiertags hindurch, obwohl es hier auch zahlreiche Pendler gibt und die Busverbindungen nicht gerade das Gelbe vom Ei sind

Landl, ehem. Bf, jetzt Betriebsstelle, km 96,4; 459 m

Der Bahnhof des Hauptortes in diesem Abschnitt, der Gemeinde Landl (zur Gemeinde gehören auch Großreifling und Hieflau) mit tw. verbretterten Fenstern und Türen. So stellt man sich einen erfolgreichen ÖV nicht gerade vor
Vom 54 m langen Wandau Lawinendach taucht der 4020er in den 104 m langen Wandau Tunnel ein
In Sichtweite von Hieflau der Hieflauer Tunnel mit einer Länge von 171 m
Hieflau, Abzweig der Erzbergbahn auf Eisenuntergurtbrücke und Steinviadukt
Die Verbindungsschleife von der Erzbergbahn zur Rudolfsbahn Richtung Gesäuse führt durch diesen 93 m langen Waagtunnel, der dann die Gesäusestraße quert und in den Bf Hieflau einmündet

Hieflau, Bf, km 102,3; 489 m (>Erzbergbahn nach Eisenerz)

City Jet 4744 002 von Wien West nach Selzthal abfahrtsbereit zur “blauen Stunde” im Bf Hieflau am 6.1.2020
Hieflau an der “Eisenstraße” mit einer von Erzabbau und Metallverarbeitung geprägten Geschichte. Hier hat der sanfte Tourismus noch einige Luft nach oben
Aufnahmsgebäude Hieflau Jänner 2020. Aus dem Schornstein war eine Rauchfahne zu sehen, das Gebäude wurde also beheizt, der Warteraum für die Fahrgäste war – bezeichnend für die heutige ÖBB – fest verschlossen und das angebrachte Schild, man möge die Türe schließen, klang wie Hohn für die zahlende Kundschaft. Wollte man aufs Klo gehen, so wurde man auf das WC in der Ortsmitte verwiesen

Zugkreuzung mit einem Erzzug mit doppelter Taurus-Bespannung am 2.10.2011 in Hieflau
Unmittelbar vor dem Bf Hieflau fährt man in eine relativ neu betonierte Lawinenverbauung hinein (“Hieflauer Lawinentunnel, 300 m lang)
Einfahrt in den 53 m langen Ennsmauer I Tunnel

Kummerbrücke, ehem. Hs bis 2005, km 106,5

Streckenwärterhaus, event. heute als Freizeithäuschen genutzt??

Auch das Xeus ist schon mit einem Kraftwerk “gesegnet” – Ennskraftwerk Gstatterboden

Gstatterboden im Nationalpark, Bf, km 111,4; 573 m

Zugkreuzung im Bf Gstatterboden
Aufnahmsgebäude Bf Gstatterboden
Wie ich gerne zu sagen pflege – in Österreich bei den ÖBB reist man “auf Kaisers Schienen” …

Johnsbach im Nationalpark, Hs, km 114,7; 588 m

Wie angenehm sich dieser rurale Unterstand der Haltestelle Johnsbach im Vergleich zu den neuen Glaskäfigen der ÖBB macht – fast ein Luxus

Einfahrt in den 238 m langen Tunnel Gesäuse Eingang

Gesäuse Eingang, Bf bis 2013, km 119,4; 628 m

Der aktuell für den Personenverkehr nicht mehr existente Bf Gesäuse Eingang

Admont, Bf, km 125,2;

Das hübsche Aufnahmsgebäude von Admont. Hier wie nachfolgend beim Foto von Frauenberg stösst es einem doch etwas negativ auf, dass die Fahrdienstleiter ihre umweltverpestenden Dreckschleudern präpotent mitten auf den Hausbahnsteig hinstellen, quasi eine Aufforderung an die Fahrgäste, stört mich nicht und fahrt doch lieber alle mit dem Auto statt mit dem Zug 🙁

Frauenberg an der Enns, ehem. Bf, aktuell Betriebsstelle, km 130,8; 634 m

Das muss doch wirklich nicht sein und kann vom ÖBB-Management wohl nicht goutiert werden!
Das von Selzthal parallel zur Rudolfsbahn führende Gleis der Pyhrnbahn zweigt hier Richtung Ardning und Bosrucktunnel ab

Selzthal, Bf, km 139,0; 639 m (> KRB nach St. Michael / Schoberpaßstrecke; Ennstalbahn nach Bischofshofen)

Abfahrtsbereit steht am 2.10.2011 der Regionalzug nach Amstetten im Bf Selzthal, diesem Juwel des Jugendstils und zwischenzeitlich einziger “Inselbahnhof” Österreichs

Links:

DEEF Doku Ennstalbahn >>>

DEEF: Gesäuse neue Zugverbindung >>>


Alle Fotos / Videos copyright DEEF/Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum

Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info >

redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org


Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF

Erstmals Online publiziert: 13. Jänner 2020; Letzte Ergänzung:

Von der blauen Stunde zum Abend und zur Nacht – irgendwie ein “entrisches” Platzerl dieses Hieflau