Die Arosabahn von Chur nach Arosa
Die Arosabahn – auch Bahnstrecke Chur-Arosa, ist eine von 9 Eisenbahnlinien, die vom Eisenbahnunternehmen Rhätische Bahn (gegründet 1888) im Schweizer Kanton Graubünden betrieben werden. Sie wurde primär errichtet, um den aufstrebenden Luftkurort Arosa in der Tallandschaft “Scharfigg” sowie das Tal selbst an das internationale sowie regionale Eisenbahnnetz anzubinden.
In Folge entwickelte sich der ursprüngliche Luftkurort Arosa zu einer international bekannten Tourismusdestination, welche seit 2013/2014 als Wintersportgebiet “Arosa Lenzerheide” vermarktet wird.
Kennzahlen Arosabahn
Streckenlänge: 25,681 km
Spurweite: Meterspur (1.000 mm), eingleisig, Adhäsionsbetrieb
Traktion: Elektrisch 11 kV 16,7 Hz Wechselstrom (bis 1997 Gleichstrom 2.400 Volt)
Maximale Neigung: 60 Promille
Minimaler Radius: 60 Meter
Höchstgeschwindigkeit: 35 km/h
Sicherung: Seit 1971 Streckenblock, seit 1985 Zugfunk
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Strecke auf einer Länge von knapp 26 Kilometern einen Höhenunterschied von 1.155 Höhenmetern überwindet und das ohne Zahnstangen.
Geschichte
Schon kurz nach Fertigstellung der Autostraße nach Arosa (Schanfiggstraße) im Jahre 1890 wurden die ersten Überlegungen nach einer Eisenbahnverbindung nach Arosa getätigt. Die erste Konzession wurde an Carl Ruedi, seines Zeichens Kurarzt in Arosa, im Jahr 1900 vergeben, es folgten zahlreiche weitere mit unterschiedlichen Trassenführungen.
So gab es bspw. 1908 ein Konzessionsgesuch für eine so genannte Churwaldnerlinie, einer Streckenführung also durch das Churwaldental bis Parpan und dann in einem Tunnel unter dem Urdenfürggli und dem Hörnli hindurch zum Wasserbodensee auf 2100 Meter Seehöhe. Die Endstation wäre dann in Innerarosa in der Nähe des Bergkirchlis situiert gewesen.
Auch eine Tschiertschen-Linie sowie eine Lenzerheidebahn waren im Gespräch.
Nach Festlegung auf die heutige Trasse wurde am 4.7.1912 die Chur-Arosa-Bahn Aktiengesellschaft gegründet, Mehrheitseigentümer war von Beginn weg der Kanton Graubünden.
Weitere Meilensteine sind u.a.:
Beginn der Bauarbeiten: 1.8.1912
Eröffnung der Arosabahn: 12.12.1914
Fusion mit der Rhätische Bahn: 1942
Umstellung von Gleichspannung auf Wechselstrom: 1997
Neue Triebwagen “Allegra”: Seit 2010
Neuer Bahnhof Arosa: 2014
Tunnelverbindung Arosa-Davos: Angedacht
Betrieb
Die Arosabahn verkehrt planmäßig im Stundentakt(Regiozüge). Die Fahrzeit für die Gesamtstrecke beträgt ca. 1 Stunde. Planmäßig gekreuzt wird in den Bahnhöfen Lüen-Castiel und Litzirüti.
Grundelement jeder Komposition ist seit 2010 eine Triebzug-Kompositionen des Typs ABe 8/12 “Allegra”, die als Schlepptriebwagen fungiert. Daran werden Personenwaggons unterschiedlichen Alters gekuppelt mit einem Steuerwagen am anderen Zugende.
Dazu kommen je nach Bedarf Güterwaggons zum Transport von Schotter bzw. sonstigen Gütern.
Zwischen 1997 und 2007 verkehrte mehrmals täglich eine speziell für den Tourismus konzipierte Zugkomposition, der Arosa-Express.
Recht beliebt sind in der warmen Jahreszeit offene Wagen, wo man die Strecke noch authentischer erleben kann.
Die Stationen
Chur, Bahnhof (Bf), km 0,0; 584 m (> RhB Thusis; RhB Landquart; SBB Sargans)
Chur Altstadt, Haltestelle (HS) km 0,8; 595 m
ehem. Depot und Werkstätte Sand, km 1,4
Chur-Sassal, ehem. HS (bis 2001), km 2,2
Untersax, Betriebsstelle und Ausweiche, km 5,8; 782 m
Lüen-Castiel, Bf, km 8,7; 938 m
St. Peter-Molinis, Bf, km 12,7; 1.157 m
Peist, Bf, km 14,4; 1.244 m
Langwies GR, Bf, km 17,9; 1.317 m
Litzirüti, Bf, km 20,7; 1.452 m
Haspelgrube, Dienststation (seit 1937), km 22,9; 1.582 m
Arosa, Bf, km 25,7; 1.739 m (> Pendelbahn auf das Weisshorn)
Alle Stationen ausgenommen Langwies und Litzirüti sind Bedarfshalte.
Arosa
Arosa ist eine politische Gemeinde sowie ein Ferien- und Erholungsort in der Region Plessur des Schweizer Kantons Graubünden mit 3.162 Einwohnern (2020). Die höchstgelegene Siedlung im Schanfigg (langgestrecktes Hochtal, durchflossen von der Plessur) ist der bekannte frühere Luftkurort Arosa (Höhe 1.739 m am Bahnhof), welcher seit Anfang 2014 Teil des erweiterten Skigebiets Arosa Lenzerheide mit 225 Pistenkilometern ist. Zahlreiche Aufstiegshilfen bringen die Gäste im Sommer wie im Winter hinauf in die herrliche Bergwelt zum Wandern, Biken, Schifahren und Schlitteln.
Die ersten Sommerfrischler kamen in den 1850er Jahren nach Arosa, als man nämlich medizinisch nachweisen konnte, dass die Höhenluft gepaart mit Spaziergängen und Wanderungen bei Problemen mit der Lunge und dem Bronchialbereich heilende Wirkung hatte. Der Aufschwung zum international bekannten Tourismusort erfolgte nach Fertigstellung der Arosabahn 1914 und dem damit verbundenen Anschluss an das internationale Eisenbahnnetz.
Kunstbauten
Die Arosabahn weist eine Vielzahl an Kunstbauten auf, die der herausfordernden Topographie geschuldet sind. Insgesamt gibt es
53 Brücken
19 Tunnel (längster Lüener Rüfe, 399 m)
12 Lawinenschutzgalerien
Das Wahrzeichen der Arosabahn ist das 264 Meter lange und 60 Meter hohe Langwieser Viadukt, eine Stahlbeton-Bogenbrücke über die Plessur.
Besonderheiten
In der Stadt Chur verkehrt die Arosabahn mitten im Straßentrassee ähnlich einer Straßenbahn auf Rillenschienen. Das in den 1980er/90er Jahren fix geplante Projekt einer Tieferlegung des Bahnhofs der Arosabahn in Chur sowie einen Tunnel unter der Stadt wurde aus Geldmangel abgeblasen.
An den Bahnhöfen im Chalet-Stil entlang der Strecke kann man bahnsteigseitig jeweils einen sinnigen Spruch entdecken
Güterwaggons zu einem Schotterwerk in Arosa sowie Güterwaggons zur Ver- und Entsorgung von Arosa werden an planmäßige Personenzüge angehängt und nicht separat geführt.
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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 26. November 2022; Letzte Ergänzung / page last modified: 13.12.2022