Steil bergan auf Österreichs grösste Burg – die Festungsbahn Salzburg
Zur Geschichte
Die Festung Hohensalzburg (erbaut ab 1077) ist nicht nur die grösste Burg Österreichs und eine der grössten Europas, sondern auch unter den Top Tourismus-Destinationen in Österreich. Die Festung ist die grösste Touristenattraktion in der Stadt Salzburg und so tauchten rasch Ideen zu einer verkehrsmäßigen Erschließung ebenso wie die der beiden Stadtberge Mönchsberg und Kapuzinerberg auf.
Als erstes ging der alte Mönchsbergaufzug, eine am Fels aussenliegende Stahlkonstruktion, im August 1890 in Betrieb. Knapp 2 Jahre später, am 1. August 1892, ging die 1. Festungsbahn in Betrieb, welche von der SETG – Salzburger Eisenbahn- und Tramwaygesellschaft – errichtet und betrieben wurde. Der Kapuzinerberg hingegen ist, trotz einiger immer wiederkehrender Erschließungsideen (vornehmlich zum Franziskischlössl), aktuell nach wie vor ohne Anbindung durch Aufzug oder Seilbahn geblieben. Wobei anzumerken ist, dass die Festung bereits seit 1502 durch den von Erzbischof Leonhard von Keutschach erbauten sogenannten Reißzug erschlossen ist, welcher als die weltweit älteste Standseilbahn gilt. Dieser diente jedoch seit den Anfängen bis heute nur dem Materialtransport hinauf auf die Festung.
Die 4 Generationen
Die erste Festungsbahn (ab 1892) war antriebsmäßig ein Kuriosum – der Antrieb erfolgte nicht per Dampf oder Elektrizität sondern die Anlage wurde als “Wassergewichtsbetrieb” (Ballastbahn) konzipiert. Dh. in der Bergstation wurde in den talwärts fahrenden Wagen Wasser gefüllt, das zuvor dem Almkanal entnommen und auf die Festung gepumpt wurde und durch dieses Zusatzgewicht konnte der in der Talstation befindliche Wagen durch den talwärts fahrenden Wagen bergwärts gezogen werden. Vornehmlich für Bremsaufgaben diente die Zahnstange System Riggenbach. Die Bahn wurde von den Einheimischen ob des Antriebs auch als “Tröpferlbahn” bezeichnet.
Nach dem 2. Weltkrieg genügte die alte Bahn den steigenden Anforderungen (Gästefrequenz, Sicherheit..) nicht mehr und sie wurde grundlegend umgebaut. Die Festungsbahn Generation 2 ging 1960 in Betrieb, die 3. Generation im Jahr 1992.
4. Generation: In einer verlängerten Betriebspause vom 10.1. bis 31.3.2011 wurde die Festungsbahn um 4 Millionen Euro modernisiert. Dabei werden 2 neue Wagen angekauft, die eine Erhöhung der Förderleistung ermöglichen. Im Jahr 2019 wurden ca. 2,25 Millionen Fahrgäste befördert.
Einige technische Details zur Festungsbahn Generation 1 bis 4
(Angaben variieren je Quelle leicht)
Verbleib der ausgemusterten Wagen: Erhalten sind Wagen 2 der II. Generation (in Wien im Verkehrsmuseum Remise der Wiener Linien) sowie die Wagen der III. Generation, welche zur Berufsschule für Seilbahntechnik nach Hallein gingen.
Ergänzende Anmerkungen
Festungsbahn und Mönchsbergaufzug nicht im SVV
Festungsbahn und Mönchsbergaufzug, beide betrieben von der SLB, bescheren dem Betreiber satte Gewinne. Dazu trägt auch der – kundenunfreundliche – Umstand bei, dass normale Fahrscheine für den Obus/Autobus des SVV (bspw. 24 Stundenticket) nicht anerkannt werden und extra abkassiert wird. Dies wurde und wird seit jeher von einheimischen Fahrgäste kritisiert. Hier sollte sich der Betreiber bspw. an der Stadt Graz orientieren – sämtliche Fahrkarten der Grazer Verkehrsbetriebe werden auch auf der Schlossbergbahn anerkannt. Für auf der Festung wohnende bzw. arbeitende Personen gibt es einen Spezialtarif, den auch ich Ende der 1980er Jahre in Anspruch nahm, als die Festung fast mein 2. Zuhause war – oftmalige Besuche eines guten Kumpels namens Roland Wagner sowie Arbeit im Atelier Hödlmoser – aber das ist alles bereits längst Geschichte …
Die ehemalige Zwischenstation an der Ausweiche bei der Katze (Haltestelle “Mönchsberg”, vormals “zur Katze”), an die ich mich auch noch gut aus meiner Kindheit erinnere, wird aktuell nur mehr für Lastentransporte (Gastronomie) bedient.
Die beiden Wagen der 3. Generation waren nach berühmten Salzburger Erzbischöfen benannt: Wagen 1 “Paris Lodron”, Wagen 2 “Wolf Dietrich”.
Einige Fotos
Noch eine Anmerkung zum Mönchsbergaufzug
Nachdem dieser mit dem Bau des Grand Cafe Winkler 1947 in den Berg verlegt wurde, ergab sich im Zuge des Baus des Museums der Moderne die einmalige Gelegenheit, den Aufzug wieder nach außen zu verlegen und durch eine hochwertige Architektur eine moderne Attraktion in der Altstadt zu schaffen. Man hatte allerdings wie so oft in Salzburg keinen Mumm dazu, die zahlreichen Einreichungen wurden zwar publiziert aber dann gleich schubladiert. Nach der politisch verhinderten Jahrtausendchance mit Hans Holleins Guggenheim-Museum am Mönchsberg (Museum im Berg statt dem jetzigen Betonbunker Museum der Moderne) der nächste Stillstand in dieser Stadt. Neidvoll muss man da seine Blicke nach Innsbruck richten, Stichwort “Neue Hungerburgbahn” der Stararchitektin Zaha Hadid.
Literatur / Links / Quellen
Müller, Adalbert, 1976: Die Eisenbahnen in Salzburg. Geschichte der Schienen- und Seilbahnen. Salzburg.
Harrer, Heinrich und Holcomb, Bruce, 1980: Salzburger Lokalbahnen. Verlag Slezak Wien. Band 18 der Schriftenreihe Internationales Archiv für Lokomotivgeschichte (IAL 18).
Mackinger Gunter, 2011: 120 Jahre Salzburger Festungsbahn. Broschüre ohne ISBN, Salzburg.
Offizielle Webseite des Betreibers: http://www.salzburg-ag.at/verkehr/
DEEF Doku: Der Obus in Salzburg >>>
DEEF Doku: Die Salzburger Lokalbahn SLB >>>
DEEF Doku: Die Pinzgauer Lokalbahn (Krimmlerbahn) >>>
DEEF Doku: Die Salzburger S-Bahn >>>
Alle Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 6. Jänner 2011; Relaunch der Seite am 17.8.2021; Letzte Ergänzung: 2.9.2021