Die Salzburg-Tiroler-Bahn – inneralpiner Eisenbahnkorridor zwischen Salzburg und Tirol
Teil 3: Durch den Pinzgau zur Tiroler Grenze
In Schwarzach-St. Veit macht das bis dahin Nord-Süd verlaufende Salzachtal einen markanten Knick (“Salzach Knie”) nach Westen und verläuft parallel zwischen den Gebirgsformationen der Hohen Tauern und der Salzburger Schieferalpen (“Nördliche Längstalfurche”) und die Giselabahn folgt diesem Talverlauf, der hier nicht mehr weit und lieblich sondern meist eng und schroff ist. Lend – so sagt man – hat das halbe Jahr keine Sonne dafür das halbe Jahr lang Schnee und Kälte.
Die Hohen Tauern entwässern hier in 3 Nord-Süd Tälern in die Salzach (Gasteiner Tal, Fuscher Tal, Rauriser Tal). Der Abschnitt Lend bis Bruck bzw. Taxenbach wird auch als Unterpinzgau bezeichnet.
Dieser Streckenabschnitt ist für den eisenbahnaffinen Reisenden sehr spannend, laufen doch die beiden Gleise nicht immer parallel zueinander sondern teilen sich abschnittsweise aufgrund der topographischen Notwendigkeiten in zwei Einzelgleise. Zahlreiche Tunnel werden passiert und die Salzach ist ein ständiger hautnaher Begleiter. Erst nach Taxenbach weitet sich allmählich die Talung wieder und mündet dann in das Zeller- und nachfolgend in das Saalfeldener Becken.
Die Strecke und Stationen
Während das talseitige Gleis (Richtungsgleis nach Zell am See) bis Lend keinen weiteren Tunnel durchörtert, verlaufen die Schienen des hangseitigen Gleises (Richtungsgleis n. Schwarzach-St. Veit) noch durch 2 weitere Tunnel, nämlich den 380 m langen Thumersbacher Tunnel sowie den 370 m langen Blaue Wand Tunnel.
Lend, Bahnhof, km 75,0; 634 m
Eschenau, Haltestelle, km 79,0; 673 m
Video: REX Salzburg Hbf – Wörgl Hbf braust durch die HS Eschenau
Kitzlochklamm, ehem. Haltestelle, km 81,9
Taxenbach-Rauris, Bahnhof, km 84,3; 718 m
Der Bahnhof befindet sich in der Marktgemeinde Taxenbach (2.755 Einwohner), die Marktgemeinde Rauris im Raurisertal (> Goldbergbau, >Sonnblick) mit 3.059 Einwohnern ist gut 10 km entfernt.
Gries im Pinzgau, Haltestelle, km 88,9; 744 m
Bruck-Fusch, Bahnhof, km 93,7; 757 m
Der Bahnhof befindet sich in der Gemeinde Bruck an der Glocknerstraße mit 4.644 Einwohnern, die Gemeinde Fusch an der Glocknerstraße mit 698 Einwohnern befindet sich ca. 5 km südlich am Ausgang des Fuscher Tals. Im Fuscher Ortsteil Ferleiten beginnt die weltberühmte Großglockner Hochalpenstraße.
Die Großeltern des Autors dieser Zeilen sind Teil der Erfolgsgeschichte der Großglockner Hochalpenstraße – Baumeister Ing. Hans Populorum war deren 1. Straßenmeister, Auguste Populorum die erste Mautnerin im Mauthaus zu Fusch.
Zell am See Schüttdorf, geplante Haltestelle, km 96,6
Wann wird die schon lange Jahre geplante Haltestelle endlich kommen?? Den Politikern fehlt meist immer noch das klare Bekenntnis zum Öffentlichen Verkehr abseits von machtpolitisch motivierten Sonntagsreden 🙁
Zell am See, Bahnhof, km 99,4; 752 m (> Pinzgauer Lokalbahn nach Mittersill-Krimml)
Zell am See ist der Verwaltungssitz des Pinzgaus – bzw. wie es amtlich heißt – Bezirkshauptstadt des Bezirks Zell am See. Die Stadt Zell am See hat 9.759 Einwohner und liegt im Zeller Becken als Verbindung zwischen dem Salzachtal, welches weiter nach Westen Richtung Oberpinzgau verläuft und dem nach Norden entwässernden Saalachtal (die Saalach entspringt im Glemmtal) an den Gestaden des Zeller Sees.
Die Europasportregion Zell am See – Kaprun ist eine der führenden Destinationen im Wintertourismus in Österreich bzw. der Alpen überhaupt. Hausberg der Zeller ist die “Schmittn”, in Langversion die “Schmittenhöhe”, welche natürlich per Seilbahn erschlossen ist.
Sommerlicher Gletscherschilauf ist am nahen und von Zell gut sichtbaren Kitzsteinhorn möglich. Zell am See entwickelte sich in den letzten Jahren zu einer begehrten Destination von zahlungskräftigen Arabern, die – manchmal zum Leidwesen von Einheimischen und anderen Gästen – das Ortsbild deutlich prägen.
Am Zeller See gibt es eine Schifffahrt, die – zumindest touristisch – ganzjährig angeboten wird.
Die 760 mm Schmalspurtbahn nach Krimml (Pinzgauer Lokalbahn, abgek. PLB) des Anbieters Salzburg AG (vormals ÖBB) hat in Zell am See ihren Ausgangspunkt.
Immer wieder ist die Stadt Zell am See total verstaut und die Eisenbahn – Giselabahn wie Pinzgauer Lokalbahn – bietet sich als Alternative an, einzig die Politiker sie zaudern noch.
Maishofen-Saalbach, Haltestelle, ehem. WM Bahnhof, km 104,0; 765 m
Die Gemeinde Maishofen hat 3.557 Einwohner, die Gemeinde Saalbach-Hinterglemm 2.896 Einwohner, die dazwischen liegende Gemeinde Viehhofen 615 Einwohner, zusammen – ohne die unzähligen Touristen – immerhin über 7.000 Einwohner.
Für die Ski-WM 1990 in Saalbach wurde der Bahnhof Maishofen-Saalbach “Intercitytauglich” ausgebaut. In den letzten Jahren hielten nicht mal mehr die S-Bahnen regelmäßig am Bahnhof – warum?? Vorhandene Infrastruktur sollte genutzt werden wenn man schon kaum Neues bringt. Der Bahnhof hat einen riesigen Parkplatz, der überhaupt nicht genutzt wird. Die Örtlichkeit schreit gerade danach, wieder ordentlich bespielt zu werden – bspw. als Nahverkehrsdrehscheibe, Umstieg Bahn-Bus für die Skitouristen ins Glemmtal, nicht in Zell am See, dort ist ja schon alles dicht während hier die Infrastruktur nutzlos vor sich hindümpelt.
Bahnhof Maishofen-Saalbach adäquat nutzen!
Gerling im Pinzgau, Haltestelle, km 108,8; 748 m
Saalfelden, Bahnhof, km 112,3; 728 m
Saalfelden am Steinernen Meer ist der zentrale Ort im Pinzgauer Saalachtal und mit 16.567 Einwohnern die drittgrößte Stadt im Bundesland Salzburg nach der Stadt Salzburg und Hallein. Während nach Süden hin das Saalfeldner Becken in das Zeller Becken übergeht und herrliche Blicke auf die Hohen Tauern und den hier markanten Landmarken Kitzsteinhorn und Wiesbachhorn ermöglicht, ist das Saalfeldner Becken an restlichen drei Seiten von Gebirgskämmen eingesäumt – im Norden vom Steinernen Meer (>Übergang zum Königssee in Bayern), im Westen von den Leoganger Steinbergen und dem Biberg sowie im Osten dem Hochkönigmassiv und den Dientner Bergen.
Um von Saalfelden in die Stadt Salzburg zu gelangen bietet sich als kürzeste Verbindung das “kleine deutsche Eck” an, nämlich die Verbindung entlang des Saalachtals über Lofer und dann über Bayerisches Staatsgebiet via Schneizlreuth und Bad Reichenhall in die Mozartstadt. Allerdings nur für den Individualverkehr auf der Straße, denn der Postbus auf dieser Strecke fährt selten und unregelmäßig und braucht genauso lange wie die Eisenbahn über Zell am See.
Die oftmals angedachte und vor allem von der Gemeinde Lofer geforderte Bahnstrecke Salzburg – Bad Reichenhall – Lofer – Saalfelden kam leider nie zustande. In einem Schreiben des Verkehrsministeriums aus dem Jahr 1928 wird mitgeteilt, dass vor allem die Bayern dem Projekt ablehnend gegenüberstehen und man damit auch die Linie über Schwarzach-St. Veit (Giselabahn) konkurrenzieren würde. Man schlug seitens des Ministeriums und der Salzburger Landesregierung vor, anstatt einer Bahnlinie den Autobusverkehr zu intensiviere – was leider bis heute nicht adäquat umgesetzt wurde. Doch kurioserweise findet sich heute ein Relikt dieser nie gebauten Bahnstrecke – in der Hoffnung, daß die Bahnstrecke doch gebaut wird, hat man in der Gemeinde Weissenbach bei Lofer ein durchaus ansehnliches Bahnhofsgebäude errichtet, heute Gasthof Auvogl – allerdings fuhr dort nie ein Zug vorbei. Oder ist das nur eine Mär?
In einer langgezogenen Linkskurve verlassen die Züge den Bahnhof Saalfelden Richtung Hochfilzen. In der Kurve zweigt ein Anschlußgleis zum Diabas-Steinbruch Saalfelden ab, der am Fuß des Bibergs dort seit 1927 existiert. Bis 2008 wurde das Material vom Werk zur Verladung am Saalfeldner Bahnhof mit einer 600 mm Feldbahn transportiert, seither auf einer Normalspurstrecke.
Nach einer weiteren langgezogenen Schleife nach rechts und dann links wird das Saalfeldner Becken durchquert und der Anstieg zum Pass Grießen und Hochfilzen beginnt.
Leogang-Steinberge, Haltestelle, km 118,2; 796 m
Die Gemeinde Leogang hat 3.265 Einwohner und ist stark touristisch orientiert. Sie ist Teil des größten zusammenhängenden Skigebietes Österreichs, dem Skicircus Saalbach-Hinterglemm / Leogang / Fieberbrunn. Wie vielerorts in den Alpen gab es auch in Leogang einen bedeutenden Bergbau. Der Bergbau im “Schwarzleotal” ist der älteste im Bundesland Salzburg, seit über 3.500 Jahren wurde dort abgebaut, zuletzt noch Magnesit bis 1970. Im Mittelalter war der Bergbau in Leogang die Haupteinnahmequelle der Salzburger Erzbischöfe. Abgebaut wurden Kupfer, Blei und Silber, in der frühen Neuzeit kamen Kobalt, Nickel und Quecksilber hinzu. Für Bergbauinteressierte lohnt der Besuch des Schaubergwerks Leogang Schwarzleo.
Von den ehem. 4 Eisenbahnstationen sind nach der Schließung von Hütten und Berg Grießen noch 2 aktiv, nämlich Leogang-Steinberge und Leogang Hbf, heute auch Haltestelle. Um eine bessere Anbindung des Bahnhofs an den Ort mit seinen immerhin knapp 700.000! Übernächtigungen (2015/16, ohne die zahlreichen Tagesgäste) zu ermöglichen, sollte durchaus eine kleine Standseilbahn angedacht werden – in der Schweiz eigentlich alltäglich in Österreich offenbar ein Ding der Unmöglichkeit.
EC Transalpin durcheilt die Haltestelle Leogang-Steinberge
Leogang, Haltestelle, ehem. Bahnhof, km 120,5; 840 m
Hütten, ehem. Haltestelle bis 2008, km 123,1; 885 m (Gemeinde Leogang)
Berg Grießen, ehem. Haltestelle bis 1995, km 126,3; 946 m (Gemeinde Leogang)
——- Bundesländergrenze Salzburg – Tirol ——-
Hochfilzen, Bahnhof, km 130,1; 970 m
Die Gemeinde Hochfilzen hat 1.182 Einwohner und ist überregional vor allem durch die Biathlon-Weltcup Veranstaltungen bzw. Weltmeisterschaften bekannt. Wirtschaftsbetrieb Nummer 1 ist das Magnesitwerk der RHI direkt neben dem Bahnhof Hochfilzen mit eigenen Gleisanlagen und Verschublok mit dem über 100 m hohen und weithin sichtbaren Kamin.
Der traditionelle Truppenübungsplatz Hochfilzen des ÖBH hat durch die Aufwertung des Standortes Saalfelden Wallner Kaserne zum Internationalen Gebirgskampfzentrum neue Bedeutung erlangt.
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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 8. Jänner 2018; Relaunch 7.5. 2021; Letzte Ergänzung: 17.4.2023