Die Eisenbahn in Österreich
Kurze Geschichte der Eisenbahn in Österreich
Beginn, Staatsbahn- und Privatbahn-Phasen, Verstaatlichung (1837 bis 1900)
Als Geburtsstunde der Eisenbahn in Österreich (mit Dampftraktion) gilt das Jahr 1837, als am 23. November erstmals geladene Passagiere auf der Kaiser Ferdinands Nordbahn von Wien Floridsdorf nach Deutsch Wagram reisten. Der erste fahrplanmäßige Personenzug befuhr die Strecke dann am 6.1.1838, die Verlängerung bis Brünn über Lundenburg (heute Breclav) ging dann im Juli 1839 in Betrieb. Die Nordbahn sollte sich in Folge bis 1918 zu einer der wichtigsten Bahnunternehmungen der Donaumonarchie entwickeln.
Vor der Nordbahn wurde schon zwischen den Jahren 1827 und 1836 die Pferdeeisenbahn von Budweis über Linz bis nach Gmunden errichtet, welche dem Salzhandel zwischen Böhmen und dem Salzkammergut diente und in Folge dann partiell auf Dampftraktion umgestellt wurde (heute Summerauerbahn).
Österreich war im 19. Jahrhundert ein big playern unter den europäischen Staaten aber nach der Filetierung der Donaumonarchie als Folge der Niederlage im 1. Weltkrieg kamen viele in der k.k. Zeit errichtete Bahnstrecken unter neue ausländische Verwaltungen, wo sie auch heute noch – so nicht eingestellt – Verwendung finden.
Treiber des Eisenbahnbaus waren alternierend private Investoren sowie der Staat. Nach einem Rückgang der privaten Investitionen in den Bahnbau nach der 1. Privatbahn-Phase wurde in einer 1. Staatsbahn-Phase ab 1841 bis 1854/58 der Staat zum wesentlichen Investor. Zahlreiche neue Linien wurden gebaut, wobei die wesentlichen Bauvorhaben der Ausbau der Nordbahn sowie einer Südbahn über den Semmering bis nach Triest zur Anbindung des dortigen Hafens waren. Diese Südbahn wurde in Folge bis 1923 von der Südbahngesellschaft betrieben.
Das staatliche Agieren als Investor war zwar anfangs von Erfolg gekrönt, allerdings gingen dem Staat die Mittel aus und es wurde eine 2. Privatbahn-Phase basierend auf dem 1854 erlassenen Neuen Konzessionsgesetzes eingeläutet. Der Staat unterstützte private Investoren vor allem durch günstige Kredite und Zinsgarantien. Im Zeitraum bis 1873 (Beginn der Wirtschaftskrise) entstanden einige Eisenbahnstrecken unter privater Ägide, was auch notwendig war, hinkte doch Österreich im Vergleich zu Nachbarstaaten – vor allem Preußen – im Eisenbahnwesen hinterher. Was sich – im Verbund mit einer unterdotierten Armee – nachhaltig negativ auf das Fortbestehen der Donaumonarchie auswirkte.
Allerdings wurden volkswirtschaftlich wichtige Bahnbauten (bspw. Arlbergbahn) nicht verwirklicht, weil sie den privaten Investoren zu wenig lukrativ erschienen. Daher wurde bereits 1866 vom damaligen Handelsminister Bernhard von Wüllerstorf-Urbair ein Eisenbahnmemorandum vorgelegt, wo verstärktes staatliches Engagement im Eisenbahnwesen verlangt wird.
Wie in vielen anderen Staaten auch setzte sich in Folge ab 1880 (Bewilligung staatlicher Mittel für den Bau des Arlbergtunnels) der Staatsbahngedanke durch (2. Staatsbahn-Phase), zahlreiche (defizitäre) Privatbahngesellschaften wurden verstaatlicht, indem die Konzessionen “eingelöst” wurden (Übernahme der Aktien). Bspw. 1884 die Kaiserin-Elisabeth-Bahn (heutige Westbahnstrecke), 1887 die Rudolfsbahn, 1906 die Nordbahn.
In Folge der Verstaatlichungen (tw. Notverstaatlichungen) privater Eisenbahngesellschaften entstanden 1884 die kaiserlich-königlichen Staatsbahnen, auch k.k. österreichische Staatsbahnen, abgekürzt kkStB. , in der österreichischen Reichshälfte (Cisleithanien).Ab 1867 lag die Leitung des Staatsbahn-Wesens in den Händen des Handelsministeriums, genauer gesagt in der am 1. 1. 1884 gegr. Generaldirektion der k.k. Staatsbahnen), ab 1896 im neugegründeten k.k. Eisenbahnministerium. Das k.k. Eisenbahnministerium lenkte die Staatsbahn direkt und existierte bis 1918.
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 15. April 2022; Letzte Ergänzung / page last modified 5.7.2024