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Die Koralmbahn (auch Koralpenbahn) ist eine im Bau befindliche 126 km lange Eisenbahn-Hochleistungsstrecke in Österreich, welche ab ca. 2023 den Steiermärkischen Zentralraum um Graz sowie den Kärntner Zentralraum um Klagenfurt mit einer Fahrzeit von ca. 45 Minuten statt wie bisher knapp 3 Stunden (via Leoben, Judenburg, Friesach, St. Veit/Glan) verbinden wird. Herzstück und teuerster Abschnitt ist dabei der 33 km lange Koralmtunnel, also die Untertunnelung des Grenzgebirges zwischen der Steiermark und Kärnten, der Koralpe.
Der neu umgebaute und gestylte Grazer Hauptbahnhof ist ein Endpunkt der Koralmbahn. Aber sicher werden Railjets auf der Südbahn von Wien oder gar Prag kommend über Graz weiter auf der Koralmbahn nach Klagenfurt fahren, vielleicht auch weiter nach Salzburg oder gar München? Kaum ein Infrastrukturprojekt der letzten Jahrzehnte wurde so kontroversiell diskutiert wie die Koralmbahn, die zuerst von den ÖBB als nicht notwendig bezeichnet wurde, nach politischen Interventionen aber nun als äußerst wichtiges Projekt im Rahmen der von der EU propagierten Transeuropäischen Netze (hier Baltisch Adriatischer Korridor) tituliert wird. Sieht dazu den DEEF Bericht: Eine Eisenbahn durch die Koralpe - ein Nutzen für die Region oder politische Großmannssucht? Einige Kennzahlen:
Fahrzeiten: Graz - Klagenfurt: 45 Minuten (aktuell 2 Std. 54 Minuten, IC Bus 2 Stunden) Wien - Graz nach Fertigstellung des Semmering Basistunnels: 1 Std. 50 Minuten (aktuell 2 Std. 35 Minuten) Wien - Klagenfurt nach Fertigstellung Semmering Basistunnel: 2 Std. 40 Minuten (aktuell 3 Std. 55 Minuten)
Schon jetzt profitieren Fahrgäste in der Südweststeiermark (Bezirk Deutschlandsberg) durch die Benutzung der Gleise der Koralmbahn: Braucht man von Graz nach Wies Eibiswald über die klassische Route via Lieboch (S 61) 1 Stunde 23 Minuten, so verkürzt sich die Reisezeit via Hengsberg/Wettmannstätten (S 6) auf 1 Stunde 8 Minuten. Unverständlicherweise ist die schnelle Verbindung aber am Wochenende nicht verfügbar sondern nur werktags.
Der Streckenverlauf: Die Strecke verläuft teilweise auf völlig neu zu errichteten Trassen, teilweise auf bzw. in Anlehnung an bestehenden und auszubauenden Trassen, wobei an einigen Stellen Verbindungen von der Neubaustrecke zur Bestandsstrecke (der ÖBB bzw. der GKB Graz Köflacher Bahn) errichtet werden bzw. schon wurden. Nach einem 4-gleisigen Abschnitt zwischen Graz Hbf und Feldkirchen am Beginn der Strecke zweigt die Koralmbahn leicht westlich von der bestehenden Südbahn ab, führt über den Flughafen Graz zum Terminal Werndorf, wo sie sich wieder auf etwa 200 m an die bestehende Trasse annähert. Von dort biegt sie nach Westen und folgt dem Laßnitztal aufwärts. Kurz nach dem künftigen IC-Bahnhof Weststeiermark im Raum Groß St. Florian, der die Koralmbahn mit der Graz-Köflacher-Eisenbahn verbindet, beginnt der rund 32,9 km lange Koralmtunnel. Übersichtskarte Koralmbahn Ost (Steiermark) - Für Detailansicht auf die Karte klicken (Quelle: ÖBB Infra) Anschließend, rund 2 km nördlich von St. Paul, befindet sich der Bahnhof Lavanttal, wo die Regionalstrecke Zeltweg – Wolfsberg einmündet. Nach der Tunnelkette Grainitztal überquert die Koralmbahn bei Aich die Drau, schneidet die „Ecke“ bei Bleiburg in einem Bogen Richtung Westen ab und läuft dann in etwa 2 km Entfernung nördlich am Klopeiner See vorbei. Nahe Grafenstein überquert sie erneut die Drau und folgt im weiteren Verlauf der Bestandsstrecke nach Klagenfurt Hbf. Übersichtskarte Koralmbahn West (Kärnten) - Für Detailansicht auf die Karte klicken (Quelle: ÖBB Infra)
Die Stationen:
Der neu gestaltete Grazer Hbf strassenseitig (Europaplatz). Oberirdisch ein Busterminal, die Straßenbahnen wurden in den Untergrund verlegt
Nahverkehrsknoten Graz Puntigam mit Anschluss der Südbahn/Koralmbahn an Straßenbahnlinie 5 sowie zahlreiche Autobuslinien
Ein Dosto der GKB auf der Fahrt als S6 von Wies Eibiswald nach Graz Hbf im neuen Bahnhof Wettmannstätten, dem Verknüpfungsbahnhof der regionalen Wieserbahn, betrieben durch die GKB, mit der neuen Hochleistungsstrecke Koralmbahn, von der bereits Trasse und Leitungsmasten vorhanden sind (Foto 23.2.2011)
Die Trasse westlich des neu zu errichtenden Bahnhofs Weststeiermark, zu dem auch die Wieserbahn durch eine Gleisverschwenkung hingebunden werden wird
KORALMTUNNEL, Länge 32,9 km, Ostportal bei km 40,8, Westportal bei km 73,7
Ostportal des Koralmtunnels, nach der Tunnelpatin auch "Hella-Tunnel" genannt, aufgefahren 2010
Das steinerne Aufnahmsgebäude des bestehenden Bahnhofs Mittlern. Ob es die Baumaschinen der ÖBB Infra überleben wird, ggf. als Wohnhaus?? Wünschenswert wäre es, wurden doch schon zuviele schöne Bahnhofsobjekte in Österreich im Zuge der "ÖBB Bahnhofsoffensive" vernichtet und unseren Nachfahren somit vorenthalten
Einige Baustellenfotos aus diesem Raum, aufgenommen am 30. April 2017, aus dem Regionalzug Klagenfurt - St. Paul auf der alten Drautalbahn
Eingehauste Brücke über die Drau
Die Landschaft wird tw. ordentlich umgegraben
Tunnel auch wo keine Berge sind, da wird dann tw. hinuntergegraben (siehe tw. auch an der neuen Westbahn)
Tunnelröhren im Bau auf der ebenen Fläche - ob das den Fahrgästen so gefällt??
Ein Trend zieht sich durch: Tunnel wo es nur geht und wenn kein Berg da ist, dann wird eingehaust oder ein Tunnel auf der Wiese errichtet. Das ist schade und unterscheidet die Herangehensweise grundlegend von jener der Französischen Staatsbahn SNCF - der TGV fährt fährt wo es geht oberirdisch, überbrückt ganze Tallandschaften, sehr zur Freude der Fahrgäste, die einzigartige Ausblicke dadurch geniessen dürfen. In Österreich wird ihnen möglichst viel Finsternis geboten ergänzt durch explosionsartiges Knallen der Lüftungsklappen gepaart mit verschlagenen Ohren :-( Tourismusförderung a la Staatsbahn ÖBB....
Der Bahnhof Völkermarkt-Kühnsdorf wird auch Geschichte sein, zumindest im Personenverkehr. Es wurden bereits Wünsche nach einer Ladestelle in dem Raum laut, es ist zu hoffen, daß man den regionalen Güterverkehr ("Schiene statt Straße") nicht vergißt. Warum man eigentlich die neue Koralmbahn nicht über Völkermarkt trassiert hat (Völkermarkt hat immerhin 11.000 Einwohner, Kühnsdorf als Katastralgemeinde nur 1.600 Einwohner) wäre sicher eine Recherche wert
Das altehrwürdige Aufnahmsgebäude von Grafenstein an der Drautalbahn Marburg-Bleiburg-Klagenfurt, die hier ident mit der Trasse der neuen Koralmbahn ist, bekam neue Gebäudeapplikationen verpaßt sowie Übergang über die Gleise, neue Bahnsteige sowie an den Bahnhof anschließend Richtung Kühnsdorf eine 633 m lange Einhausung - man läßt es sich nicht lumpen - aja, Steuergelder :-)
Klagenfurt Hauptbahnhof, straßenseitig, davor und rechts vom Bild die
Haltestellen für die Autobusse,
Die 5 längsten Tunnel/Einhausungen:
Was passiert mit St. Paul und Bleiburg? Betrachtet man sich die Pläne und Projektfolder der bauausführenden ÖBB Infra, so geht daraus nicht zweifelsfrei hervor, wie und vor allem ob die Gemeinden St. Paul im Lavanttal und Bleiburg sowie die dazwischen liegenden aktuellen Haltestellen an der Jauntalbahn nach Inbetriebnahme der Koralmbahn bedient werden. Gibt es hier dann weiterhin Regionalverkehr parallel zur Koralmbahn - was sinnvoll und wünschenswert wäre - oder ist die Versuchung der ÖBB Infra nicht allzu groß, die Gelegenheit zu nutzen und wieder eine der so ungeliebten Regionalbahnen einstellen zu können. Hier kann man den betroffenen Gemeinden und deren Anwohnern nur raten: Adleraugen, seid wachsam! Zeitungsmeldungen zufolge (Kleine Zeitung 4.10.2016, http://www.kleinezeitung.at/kaernten/lavanttal/aktuelles_lavanttal/5096252/Aufregung_Bahnhof-St-Paul-steht-am-Abstellgleis ) steht St. Paul bereits am Abstellgleis und soll dem Wunsch der ÖBB entsprechend ab Inbetriebnahme der Koralmbahn (dort wird als Datum 2022 genannt) seinen Personenverkehrsbahnhof im Ort verlieren, die Kunden müßten dann einige Kilometer außerhalb des Ortes im Bahnhof Lavanttal aus- und zusteigen. Das bedingt wiederum einen ordentlich Busshuttledienst und solche sind in Österreich leider fast überall schlecht organisiert. Warum organisiert man das nicht so wie in der Steiermark? Dort bindet die Graz Köflacherbahn ihre Regionalstrecke auch an die Koralmbahn an und versorgt weiterhin den ländlichen Raum mit Öffentlichem Eisenbahnverkehr. Hier sei auf die Studie "Anbindung des Bahnhofes St. Paul an den zukünftigen Intercitybahnhof (IC-Bahnhof) Lavanttal" verwiesen. Diese wurde im Jahr 2016 für die Marktgemeinde St. Paul im Lavanttal erstellt und zwar von den Experten Gunter Mackinger, Walter Brenner und Rudolf Kores - dort werden praktikable Möglichkeiten aufgezeigt, wie eine Anbindung von St. Paul aber auch Lavamünd per Schiene aussehen könnte.
Bahnhof St. Paul im Lavanttal, ein wichtiger regionaler Verkehrsknoten, der seinen Schienenanschluss keinesfalls verlieren darf! Links: DEEF Beitrag Drautalbahn (6 Teile) >>> DEEF Beitrag Jauntalbahn >>> DEEF Beitrag GKB Wieserbahn >>> DEEF Beitrag GKB Köflacherbahn >>> DEEF weitere Info Koralmbahn >>> DEEF Baustellenbesuch Tunnel Lind 2018 >>>
DEEF bleibt am Ball und wird seiner Leserschaft über die weiteren Aktivitäten berichten... Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info > redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF; Erstmals online publiziert: 13. Juli 2017; Änderungen/Nachträge: 30.5.2018 |
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Mittwoch, 30. Mai 2018 20:05:28 +0200
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung #
Railway Research Austria 2009-2020