Unterwegs mit dem Mont Blanc-Express zwischen Schweiz und Frankreich

Allgemeines
„Mont Blanc-Express“ ist eine seit 1997 verwendete Produktbezeichnung für die im grenzüberschreitenden Einsatz verkehrenden Züge auf der Relation Martigny im Wallis (an der Simplonstrecke) über den schweizer Grenzort Le Chatelard ins französische Vallorcine. Von dort besteht Anschluss an die Bahnstrecke nach Saint-Gervais-Le Fayet über Chamonix-Mont-Blanc.
Die Bahnstrecke wird auch als Martigny-Châtelard-Bahn, abgekürzt MC, französisch: Chemin de fer Martigny–Châtelard, bezeichnet.

Geschichte, Betreiber
Errichtet wurde die 18 km lange Strecke bis zur französischen Grenze durch die am 10. Juni 1902 gegründete Compagnie du Chemin de fer de Martigny au Châtelard – ligne du Valais à Chamonix (kurz Martigny-Châtelard-Bahn) . Baubeginn war im selben Jahr am 24. November und nach nicht einmal 4 Jahren Bauzeit trotz des schwierigen Geländes, welches den Bau u.a. von 46 Brücken und Viadukten und 13 Tunnel erforderte, konnte die Strecke Martigny bis Chatelard Frontiere am 20. August 1906 eröffnet werden.
Seit dem 1. Juli 1908 ist auch die Strecke von Le Chatelard Frontiere (Grenze) über Vallorcine und Chamonix-Mont-Blanc bis Saint-Gervais-Le Fayet durchgängig befahrbar, welcher von der französischen Gesellschaft Compagnie Paris-Lyon-Méditerranée (PLM) errichtet und betrieben wurde. Der Betrieb bis Vallorcine wurde aber bereits von Anfang an durch die Schweizer Bahngesellschaft Martigny-Châtelard-Bahn (abgek. MC) durchgeführt.
Heutiger Betreiber auf Schweizer Seite ist die Transports de Martigny et Régions (TMR), welche 2001 durch die Fusion der Martigny-Châtelard-Bahn (MC) mit der Martigny-Orsières-Bahn (MO) entstanden ist. Auf französischer Seite ist seit der Verstaatlichung der PLM am 1.1.1938 der Betreiber die französische Staatsbahn SNCF.
Aufgrund der großen Lawinengefahr verkehrte die Martigny-Châtelard-Bahn anfangs nur in den Sommermonaten, ab 1931/1932 wird die Strecke im Ganzjahresbetrieb bedient.
Die Strecke
Die Strecke lässt sich in 3 Abschnitte einteilen:
Abschnitt 1: Ebene Adhäsionsstrecke von Martigny (467 m.ü.d.M.) bis nach Vernayaz (457 m), wo sich auch das Depot und die Werkstätte befinden. Länge 4,8 km

Abschnitt 2: Zahnstangenabschnitt (System Strub) von Vernayaz (457 m) bis Salvan (934 m) im Trient-Tal, Länge 2,4 km


Abschnitt 3: Reststrecke von Salvan (934 m) entlang den Felshängen über Finhaut (1.224 m), Le Châtelard Village (1.226 m) nach Le Châtelard-Frontière (1.116 m)
Die Stationen des Mont Blanc-Express

Martigny, Bahnhof, km 0,0; 457 m über dem Meeresspiegel (>Simplonstrecke der SBB Richtung Brig/Domodossola bzw. Lausanne/Genf, >Sembrancher–Orsières/Le Châble (vormals MO, heute TMR, vermarktet als St. Bernhard-Express)


Les Fumeaux, Haltestelle, km 1,1; 460 m
Vernayaz MC, Bahnhof, km 3,9; 457 m (Depot, Werkstätte)
Salvan, Haltestelle, km 7,4; 934 m

Les Marécottes, Haltestelle, km 8,8; 1.030 m
La Médettaz, Haltestelle, km 9,3; 1.040 m
Le Trétien, Haltestelle, km 10,6; 1.059 m
Finhaut, Haltestelle, km 13,9; 1.224 m

Le Châtelard VS (Village), Haltestelle, km 16,7; 1.226 m (>Parc d’attractions du Châtelard mit Standseilbahn, Feldbahn, Minifunic)


Le Châtelard-Frontière, Bahnhof, km 18,1; 1.116 m


—–km 18,4 (ab Martigny) = km 36,6 (ab Saint-Gervais-Le Fayet) Staatsgrenze Schweiz/Frankreich—–
Vallorcine, Bahnhof, km 34,1; 1.260 m (SNCF nach Saint-Gervais über Chamonix)
Einige technische Angaben und Besonderheiten
Spurweite: Meterspur 1.000 mm
Stromversorgung: 850 Volt Gleichstrom (anfangs 750 Volt). Die Stromversorgung erfolgte ursprünglich auf der gesamten Strecke durch seitliche Stromschienen, aktuell sind Stromschienen noch im Einsatz in einigen Tunnelabschnitten sowie im Bereich des Bahnhofs Le Châtelard-Frontière

Max. Neigung Adhäsion: 70 Promille
Max. Neigung Zahnstange: 200 Promille
Minimaler Radius: 80 Meter
Zahnstangensystem: Strub; Besonderheit: Die Zahnstange reicht deutlich höher – nämlich bis 138 mm – als bei anderen Zahnradbahnen über die Schienenoberkante. Begründung: Im französischen Abschnitt liegen Fellsche Bremsschienen und damit die Zahnräder diese nicht berühren wurden sie entsprechend hoch eingebaut. Die bedingt auch einen höheren Wagenboden, dieser wiederum für adäquates Einsteigen höhere Bahnsteige (65 cm über Schienenoberkante anstatt wie sonst üblich 35 cm
Höchstgeschwindigkeit: Adhäsion 60 km/h, Zahnstange bergan 35 km/h, talwärts 19 km/h
Stromsystem: 850 Volt =
Passagiere pro Jahr: Ca. 250.000
Betrieb
Eingesetzte Fahrzeuge: 1997 wurden an die MC und an die SNCF 5 moderne Gelenktriebwagen mit Panoramafenster vom Typ BDeh 4/8 (SNCF Serie Z800) ausgeliefert. Zusätzlich gibt es noch einige Altbau- und Nostalgiefahrzeuge.


Fahrzeit: Von Martigny nach Le Châtelard-Frontière ca. 41 Minuten
Takt: Stundentakt
Seit 2017 gilt bei der TMR auch das Interrail-Ticket.

Links
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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 1. November 2017; Seiten-Relaunch 3.10.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 4.10.2025