Die Almtalbahn Wels – Sattledt – Grünau im Almtal

Eine Dokumentation in Wort, Bild & Video
Kurz-Info zur Almtalbahn
Mit “Almtalbahn” bezeichnet man heute die normalspurige Regionalbahnverbindung von der Bezirksstadt Wels an der Westbahn gelegen über Sattledt nach Grünau im Almtal am Nordrand des Toten Gebirges (Tourismus, u.a. Tierpark, romantischer Almsee).
Die Strecke ist nicht elektrifiziert (Dieselbetrieb mit 5047er als Nachfolger der legendären Uerdinger Schienenbusse, seit 2011 auch 5022 Desiro), eingleisig und hat eine Gesamtlänge von 43 km.

Historisch betrachtet ist die Almtalbahn eine 1901 eröffnete 30 km lange Zweigstrecke der Wels-Rohrer-Bahn, welche von dieser in Sattledt abzweigt (e). Die Wels-Rohrer-Bahn selbst ist (war) eine 1893 eröffnete Verbindungsbahn zwischen Wels an der Westbahnstrecke – Sattledt und Rohr (heute Rohr-Bad Hall) an der ehemaligen Kremstalbahn (heute Pyhrnbahn). Der Streckenabschnitt Sattledt – Rohr wurde 1966 stillgelegt und kurze Zeit später komplett abgebaut.

12 Zugpaare täglich (wochentags) stehen den Pendlern, Schülern sowie Touristen auf der Gesamtstrecke zur Verfügung, also ein nahezu stündlicher Taktverkehr. Am Sonntag gibt es – wie in Österreich leider üblich – nur einen 2-Stunden-Takt. Die Fahrt dauert 1 Stunde und 5 Minuten. Verdichteten Verkehr gibt es bis Sattledt, bei Veranstaltungen am Welser Messegelände kommt der Almtalbahn eine wichtige Rolle bei der Bewältigung des Besucheran- und Abtransports zu (temporäre Haltestelle “Wels Messe”).
Inkl. der beiden Endbahnhöfe werden aktuell 22 Stationen bedient, weitere 4 Stationen wurden zwischenzeitlich aufgelassen (3 davon 1989)
Der einst wichtige Güterverkehr ist nur mehr fragmentarisch vorhanden, der Schwerpunkt des Verkehrs liegt in der Beförderung der Pendler und Schüler sowie der Ausflügler.
Weitere angedachte Streckenprojekte in diesem Raum (u.a. Pettenbach nach Kirchdorf an der Krems) wurde allesamt nicht verwirklicht (siehe Streckenskizze Elmar Oberegger).

Die Desiro-Triebwägen haben zwar eine modernere Ausstattung als die Jenbacher Triebwägen 5047 inklusive digitaler Anzeigen und sind barrierefrei, was wohl vor allem ältere Menschen schätzen dürften, aber der Sitzkomfort in den 5047ern ist deutlich höher und man kann die Fenster öffnen, höchst erfreulich auf so einer netten Strecke.
Die Stationen
Wels Hbf, Bahnhof, km 0,0; 316 m.ü.d.M. (> Westbahnstrecke nach Salzburg bzw. Linz, Passauerbahn nach Passau)
Der Umstieg vom Railjet aus Richtung Salzburg zum Triebwagen der Almtalbahn ist zwar bahnsteiggleich und kurz vom Weg her, allerdings eine ordentliche Taktverknüpfung ist es nicht mit 36 Minuten Übergangszeit!


Wels Lokalbahn, Bahnhof, km 1,6
Im Welser Lokalbahnhof ist der Zugleitbetrieb für die ganze Almtalbahn situiert.

Im Bahnhofsgebäude war 2015 noch das Bahnhofsresti “Gasthaus zur Schiene” geöffnet, im Mai 2018 war kein Lokal mehr im Bahnhofsgebäude vorhanden – offenbar die neue Strategie der ÖBB-Immobilien GmbH.

Wels Messe, Haltestelle, km 2,0
Einen Messebahnhof stellt man sich eigentlich etwas mondäner vor als hier in Wels mit 2 unästhetischen Betonunterständen.

Wels Volksgarten, ehem. Haltestelle bis 1906, km 2,1
Aschet, ehem. Haltestelle bis 1989, km 3,1
Schauersberg, Haltestelle, km 4,4 (seit 1989 anstelle Aschet)
Steinhaus bei Wels, Bahnhof, km 6,4; 385 m

Oberhart, Haltestelle, km 9,1

Unterhart, Haltestelle, km 10,7

Sattledt, Bahnhof, km 12,9 / km 0,0 (Kilometrierung ab Wels ging weiter auf ehem. Strecke nach Rohr); 400 m
Die vielen Gleise in Sattledt erinnern an bessere Zeiten auf der Almtalbahn.

Der Fahrdienstleiter ist auch in Sattledt Geschichte, der sitzt jetzt nur noch in Wels Lokalbahnhof und steuert den gesamten Betrieb auf der Almtalbahn. In den Bahnhöfen sind überall Rückfallweichen eingebaut.


Maidorf, ehem. Haltestelle, km 3,1 (ab Sattledt)
Großendorf, Haltestelle, km 4,6; 424 m

Wiesmühle, Haltestelle, km 7,0

Voitsdorf, Bahnhof, km 8,3; 426 m
Ein schmuckes Bahnhofsgebäude, auf dessen Holzbank unter der Veranda man sich sicher gut in ein gutes Buch vertiefen könnte – für die Verpflegung muss man vorsorgen, Labungsstellen entlang der Bahnstrecke scheinen rar zu sein.

Moos, ehem. Haltestelle, km 10,2

Wilfling, Haltestelle, km 12,2 (seit 1989)

Wasserhub, ehem. Haltestelle bis 1989, km 12,9
Diensthubersiedlung, Haltestelle seit 1989, km 13,8

Pettenbach, Bahnhof, km 14,8; 486 m
Im Bahnhof von Pettenbach finden meist Zugkreuzungen statt.


Heiligenleithen, ehem. Haltestelle, km 16,8

Steinbachbrücke, Haltestelle, km 19,0

Das schmucke Bahnhofsgebäude und daneben ein großes Holzlager mit Gleisanschluss – allerdings wird das Holz heute per LKW auf der Straße transportiert, die Staatsbahn ÖBB würgt ja wo es geht auf den Regionalbahnen den Güterverkehr total ab – “ist zu aufwendig” wird gesagt – hier wäre die Politik gefordert!


Viechtwang, Haltestelle, km 21,6

Scharnstein-Mühldorf, Bahnhof, km 23,6
Eigenartig mutet es an, dass der Bahnhof von Scharnstein, immerhin eine Marktgemeinde mit fast 5.000 Einwohnern, einen Bedarfshalt darstellt und man zum Aussteigen vorher die “Haltewunschtaste” drücken muss.

Kothmühle, Haltestelle, km 25,8

Traxenbichl, Haltestelle, km 26,9

Grünau im Almtal, Bahnhof, km 30,1; 517 m (Busanschluss u.a. zum Almsee)
Der Endbahnhof Grünau im Almtal ist erreicht. Die Gemeinde Grünau hat 2.036 Einwohner, Stand 1. Jänner 2024.

Der Warteraum wirkt niedlich und ist auch im Winter noch beheizt, daneben noch ein gratis WC. Der Schalter allerdings hat schon seine Pforten (auf ewig?) geschlossen, auch einen Fahrkartenautomat sucht man vergeblich. Auch ein elektronisches Display, in anderen Ländern auch auf jeder Nebenbahn anzutreffen, hat es hier nicht. Aber dennoch eine Idylle im Vergleich zu den neuen Glaskobeln, welche die ÖBB sonst so aufstellen!


Die Strecke hat man seit Jahr und Tag nicht attraktiviert, beim Gleisrausreissen da sind die ÖBB natürlich schnell dabei – Gleis Nummer 1 am Hausbahnsteig musste partiell weichen, man hat einen höheren Betonbahnsteig errichtet, der allerdings meist mit nicht-barrierefreien Zügen angefahren wird. Auch Gleis 4, welches in das Heizhaus führte, wurde herausgerissen, aber wie man sieht wirkt alles wie eine Husch-Pfusch Aktion und provisorisch (Mai 2018).


Fazit
Wie bei vielen Regionalbahnstrecken in Österreich hängt auch bei der Almtalbahn immer das Damoklesschwert des Zusperrens über der Bahnstrecke. Dabei hätte auch die Almtalbahn genügend Potential, um einer erfolgreichen Zukunft entgegen zu fahren. Nur muss man da seitens des Betreibers auch regelmäßig in Infrastruktur und Wagenmaterial investieren und nicht bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit andeuten, man möchte die Strecke am liebsten zusperren. Das liebe Staatsbahn ÖBB ist kein zukunftsträchtiges Konzept! Und hindert sicher viele potentielle Fahrgäste auf den Zug umzusteigen, man möchte schließlich Planungssicherheit haben für die Zukunft auch ein Verkehrsmittel wählen, das ein gutes Image ausstrahlt und nicht das Image eines Armeleute-Transports.

Eine Fahrzeit von über einer Stunde für 43 Kilometer ist natürlich keine Heldentat und erinnert eher an die Zeit der Fuhrwerke und der Dampflokomotiven. Die Strecke ist vom Trassee her durchwegs unschwierig, eben und oft auch gerade. Hier müßte durch schon geringfügige Investitionen eine deutliche Fahrzeitreduzierung möglich sein. Wie bei allen Regionalbahnen gehören alle Eisenbahnkreuzungen höherwertig durch Blinklicht und Schranken abgesichert, wodurch die Streckengeschwindigkeit deutlich erhöht werden kann. Jahrelange Langsamfahrstellen, auf Regionalbahnen ein Markenzeichen der ÖBB, sind ein NO GO!
Touristisch läßt sich die Almtalbahn sicher auch noch mehr vermarkten, nur braucht es dann in Grünau – wenn man schon nicht die Bahn zum See verlängern möchte – ordentliche Busanschlüsse und nicht fast 1 Stunde Wartezeit auf den Bus, der dann auch nur unregelmäßig so alle 3 Stunden fährt. In der Schweiz würde es dort zu jedem! Zug einen Busanschluß geben, man muß das halt entsprechend anbieten, kommunizieren und dann kommen auch die Fahrgäste. Nur aktuell wird ja diesbezüglich überhaupt nichts unternommen bei der Almtalbahn und mein erhobener Zeigefinger zeigt da nicht nur an die eher widerwillig den Betrieb abwickelnde Staatsbahn ÖBB, sondern vor allem auch an die Politiker und die Touristiker, die müssen dem Bahnbetreiber anschaffen was zu tun ist und nicht umgekehrt. Und ja, das kostet auch Geld, aber das amortisiert sich und schließlich sind wir eines der reichsten Ländern der Welt und sollten uns einen funktionierenden Öffentlichen Verkehr locker leisten können! Nein, wir müssen ihn uns leisten im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens!

Das unter Denkmalschutz stehende ehem. Heizhaus in Grünau im Almtal – leider wie sooft in Österreich werden Denkmäler in dieser Kategorie nicht wirklich gepflegt, im Inneren lagert die Gemeinde Schotter und eine Maschine.
Links
Eine denkwürdige Exkursion mit Elmar Oberegger auf der Almtalbahn im Dezember 2009 >>>
Petition zu Rettung der Almtalbahn >>>
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 28. November 2010; Seiten-Relaunch 11.3.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 11.3.2025