Pottendorferlinie

Die Pottendorfer Linie Wien Meidling – Wiener Neustadt Hbf.

Pottendorfer Linie Wien Ebreichsdorf Wiener Neustadt Eisenbahn
Pottendorfer Linie: 2 Talent der ÖBB im alten aber zentrumsnahen Bahnhof Ebreichsdorf (Foto Archiv DEEF / Dr. Michael Populorum)

Allgemeines

Die Pottendorfer Linie ist die zweite Eisenbahnverbindung von Wien nach Wiener Neustadt östlich der primären Verbindung über die Südbahn via Mödling und Baden. Die Strecke von Wien Meidling nach Wiener Neustadt Hbf. ist 51 km lang, elektrifiziert und tw. 2-gleisig ausgebaut – die eingleisigen Abschnitte werden aktuell ab 2016 bis 2023 2-gleisig ausgebaut, primär um mit den dann 4 zur Verfügung stehenden Gleisen von Wien nach Wiener Neustadt eine Kapazitätserhöhung im Personenverkehr zu erreichen.


Geschichte der Pottendorfer Linie

Nukleus dieser Strecke war die “Neustadt-Grammat-Neusiedler Bahn”, die legitimiert durch eine Konzession vom 23.8.1869 am 1. 9. 1871 von Wiener Neustadt über Wampersdorf nach Gramatneusiedl eröffnet wurde.

Pottendorfer Linie Wien Ebreichsdorf Wiener Neustadt Eisenbahn
Abzweig des Astes nach Gramatneusiedl kurz vor Wampersdorf, aktuell nur von Güterzügen befahren

Am 10.9.1872 wurde dem Wiener Bank Verein eine Konzession zur Errichtung einer Eisenbahnstrecke von Wien über Inzersdorf nach Pottendorf und weiter zur ungarischen Grenze bei Ödenburg (heute Sopron) erteilt und am 7.5.1874 konnte schon das erste Teilstück von Inzersdorf Metzgerwerke (heute Wien Blumental) nach Wampersdorf eröffnet werden. Der Lückenschluss Inzersdorf Metzgerwerke (heute Wien Blumental) nach Wien Meidling erfolgte am 3.11.1875 in Form einer Hochstrecke, die aber im 2. Weltkrieg zerstört wurde – seither nutzt die Pottendorfer Linie in diesem Abschnitt die Gleise der Donauländebahn.

Im Jahr 1875 fusionierte diese neu errichtete Eisenbahn mit der “Neustadt-Grammat-Neusiedler Bahn” zur handelsgerichtlich eingetragenen Bahngesellschaft “Wien-Pottendorf-Wiener-Neustädter Bahn”. Die Betriebsführung wurde an die Südbahngesellschaft übertragen und nach deren Verstaatlichung 1924 an die BBÖ, der Vorläuferorganisation der ÖBB.

Die Elektrifizierung der Pottendorfer Linie erfolgte im Jahr 1974.

Der Spatenstich zum 2-gleisigen Ausbau und Modernisierung der Strecke und Bahnhöfe erfolgte am 29. Juni 2026, die Fertigstellung im Jahr 2023.


Pottendorfer Linie nach Victor von Röll

Zur Wien-Pottendorf-Wiener-Neustädter Bahn findet sich bei Victor von Röll (1923, Band 10, S.401) folgender Eintrag:

Wien-Pottendorf-Wiener-Neustädter Bahn (68∙114 km), in Niederösterreich gelegene, eingleisige, normalspurige Privatbahn mit dem Sitz der Gesellschaft in Wien, betrieben auf Konzessionsdauer (90 Jahre) von der österreichischen Südbahn, umfaßt die Linien Meidling (Wien)-Pottendorf-Wiener-Neustadt (50∙684 km), Pottendorf-Grammat-Neusiedl (13∙866 km) nebst Zweigbahn Ebenfurth-Landesgrenze bei Neufeld (2∙262 km) und das Verbindungsgleis mit der Donauländebahn bei Inzersdorf (1∙302 km). Die ursprünglich dazu gehörige, in Ungarn gelegene Teilstrecke Neufeld-Landesgrenze (0∙954 km) wurde im Jahre 1891 an die Raab-Ödenburg-Ebenfurther Eisenbahn verkauft.


Betrieb

Im Personenverkehr bedienen die ÖBB aktuell folgende Relationen:

Wien Meidling – Ebreichsdorf – Ebenfurth – Wiener Neustadt Hbf. (Stundentakt)

Wien Meidling – Ebreichsdorf – Ebenfurth – Wulkaprodersdorf – Sopron (Ungarn, vormals Ödenburg) – Deutschkreutz (Stundentakt).


Die Stationen der Pottendorfer Linie

Wien Meidling, Bahnhof, km 0,0; Übergang zur Südbahn, Nordbahn, Ostbahn, Westbahn

Pottendorfer Linie Wien Ebreichsdorf Wiener Neustadt Eisenbahn
Bahnhof Wien Meidling, der für seine Funktion als “Ersatz-Hauptbahnhof” nach dem Abriss des Südbahnhofs und Bau von Wien Hbf. kräftig aufgerüstet wurde. Auch eine Club Lounge der ÖBB findet sich dort

Wien Inzersdorf, ehem. Haltestelle, km 4,2; seit August 2011 kein Personenhalt mehr

Wien Blumental, Haltestelle, km 6,4; seit August 2011; vorher bis 2009 Bahnhof

Hennersdorf, Bahnhof, km 9,4

Achau, Bahnhof, km 13,2

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Bahnhof Achau aktuell inkl. beheiztem Warteraum mit WC und Wasseranschluss, Blumenstöcken und Holzbänken. Der Bahnhof ist noch mit einem Fahrdienstleiter besetzt (2016)
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Gemütlicher und funktioneller Warteraum Achau (2016)
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Station Achau projektiert – futuristisch aber wie bei den ÖBB-Bahnhofsum-/Neubauten üblich ohne Charme und architektonische Wertigkeit und ohne Service-Qualität (unbesetzt, kein beheizter Warteraum, kein WC, kein Wasser, kein Buffet, kühle Nirostasitze…)

Münchendorf, Bahnhof, km 19,0

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Bahnhofsgebäude Münchendorf

Ebreichsdorf, Bahnhof, km 27,3

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Vor dem denkmalgeschützten Aufnahmsgebäude von Ebreichsdorf steht auf Gleis 1 der Regionalzug von Wiener Neustadt nach Wien, auf Gleis 2 fährt gerade der REX nach Deutschkreutz ab. In das mittlere Gleis hat man einen Mittelbahnsteig hineingepflanzt. Auch das ehem. Ladegleis ist ausser Funktion
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Idyllisch – blühende Buschen von wildem Salbei – auf dem ehem. Mittelgleis. Solche Industrie/Verkehrsbrache ist ökologisch höchst wertvoll (siehe ehem. Frachtenbahnhof Wien Nord). Nach Vollendung des 2-gleisigen Ausbaus, der ja durchaus Sinn macht, wird man hier wohl nur mehr kahle Monotonie vorfinden
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Einspeisung in Ebreichsdorf
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Stellwerk Ebreichsdorf

Weigelsdorf, Haltestelle, km 28,3

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Unterstand Weigelsdorf, daneben ein ehem. Wärterhaus

Wampersdorf, Bahnhof, km 30,8 (neuer Bahnhof) bzw. 30,2 (alter Bahnhof); Abzweigung n. Gramatneusiedl an der Ostbahn (aktuell nur Güterverkehr)

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Langgestrecktes Aufnahmsgebäude Wampersdorf

Pottendorf-Landegg, Haltestelle (vormals Bhf.), km 34,0

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Das alte jetzt für den Kundenverkehr nicht mehr genutzte Aufnahmsgebäude von Pottendorf-Landegg, namensgebende Örtlichkeit der gesamten Bahnstrecke
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Abzweig der Strecke nach Wulkaprodersdorf und weiter nach Sopron, im Eigentum der Raaberbahn (Gysev)

Ebenfurth, Bahnhof, km 38,1; Übergang zur Raaberbahn Richtung Wulkaprodersdorf (- Sopron bzw. Eisenstadt); bis 1945 Abzweig der Lokalbahn Wittmansdorf – Ebenfurth

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Stellwerkshaus Ebenfurth
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Aufnahmsgebäude Ebenfurth. Das 2012 noch aktive Buffet scheint 2016 nicht mehr zu existieren
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1116 186-8 am 14.8.2012 im Bahnhof Ebenfurth. Güterzüge umfahren meist den Bahnhof auf einer Schleife in einer Entfernung von ca. 300 m
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Talent abfahrtsbereit am 14.8.2012 im Bahnhof Ebenfurth zur Weiterfahrt nach Deutschkreutz über Wulkaprodersdorf und Sopron. Die Triebwagen wechseln in Ebenfurth ihre Fahrtrichtung

Untereggendorf, Haltestelle, km 41,7

Obereggendorf, Bahnhof, km 43,8

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Obereggendorf Bahnhof mit Aufnahmsgebäude und Lagergebäude. Die Züge halten am im Regelfall am Mittelbahnsteig

Wiener Neustadt Civitas Nova, Haltestelle, km 47,7

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Unterstand in der Haltestelle Wiener Neustadt Civitas Nova. Daran schließen sich die Gleisanlagen des ehem. Wiener Neustädter Schleppbahnhofs an

Wiener Neustadt Hbf., Bahnhof, km 50,9; Übergang Südbahn, Aspangbahn, Puchberger Bahn, Gutensteiner Bahn, Mattersburger BahnWiener Neustadt Hbf., Bahnhof, km 50,9; Übergang Südbahn, Aspangbahn, Puchberger Bahn, Gutensteiner Bahn, Mattersburger Bahn

Pottendorfer Linie Wien Ebreichsdorf Wiener Neustadt Eisenbahn
In Wiener Neustadt hat man unmittelbar Anschluss an den RJ Richtung Wien. Am 8.5. 2015 wartet ein RJ der CD am Gleis 3 von Graz zur Weiterfahrt nach Prag über Wien Hbf.

Links

Betreiber der Strecke ÖBB Infra AG >>>

DEEF-Doku Die Pannoniabahn >>>

DEEF-Doku Ebenfurth-Sopron (Ödenburg) >>>

DEEF Beitrag Spatenstich 2-gleisiger Ausbau der Pottendorfer Linie 2016>>>

Pottendorfer Linie Wien Ebreichsdorf Wiener Neustadt Eisenbahn
An der Pottedorfer Linie gibt es NOCH zahlreiche Hektometersteine – leider verschwinden die meisten bei den doch recht unsensiblen Umbaumaßnahmen der ÖBB Infra. Hier Hektometerstein 13,2 im Bahnhofsbereich Achau

Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum

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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF

Erstmals Online publiziert: / page first published 3. Juli 2016;  Seiten-Relaunch 28.6.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 28.6.2025