Bahnportrait Österreich: Die Montafonerbahn von Bludenz nach Schruns

Allgemeines
Die Montafonerbahn ist eine eingleisige, elektrifizierte Regionalbahn im Ländle (Vorarlberg), welche auf einer Streckenlänge von knapp 13 km von Bludenz an der Vorarlbergbahn/Arlbergbahn aus das vordere Montafoner Tal bis Schruns erschließt. Die Talschaft gesamt umfaßt 10 Gemeinden mit ca. 20.000 Einwohnern, die sich zum Gemeindeverband “Stand Montafon” zusammengeschlossen haben.
Während das vordere Montafon bis Schruns von der Montafonerbahn erschlossen wird, kommen im hinteren Montafon Autobusse der Montafonerbahn AG zum Einsatz – eine Verlängerung der Bahn ist allerdings seit Jahren angedacht aber noch nicht umgesetzt.

Zeittafel
20.9.1884: Eröffnung der Arlbergbahn, erste Planung zur Erschließung des Montafons per Bahn
1893: Vertragsabschluß mit der Firma Siemens & Halske für den Bau der Montafonerbahn und das zum Betrieb derselben erforderliche Elektrizitätswerk.
1897: Die Firma Stern & Hafferl legt das Projekt für eine “Normalspurige Lokalbahn von Bludenz nach Schruns (Montafonerbahn)” vor. Kommissionierung dieses Projektes.
1898: Bürgerversammlung in Schruns, Zeichnung von Stammaktien für den Bau der Montafonerbahn, jedoch gehen die Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Ausführung als Straßenbahn, Schmalspurbahn oder Normalspurbahn weiter
1902: Das “Comitee” für den Bau der Montafonerbahn gewinnt seine endgültige Form. Das Aktienkapital der Bahn beträgt 1,360.000 Kronen.
1903: Kommissionierung, politische Begehung und Enteignungsverhandlung für den Bau der “Normalspurigen, elektrisch zu betreibenden Lokalbahn von Bludenz nach Schruns (Montafonerbahn)” nach dem von der Bauunternehmung Ing. Josef Riehl aus Innsbruck vorgelegten Projekt.
1904: Erwerb des für die Stromversorgung wichtigen Litzkraftwerks (gebaut 1895). Konzessionserteilung und Baubeginn. Kauf des Elektrizitätswerkes der Gebrüder Mayer durch die in Gründung befindliche Aktiengesellschaft der Montafonerbahn.
18.12.1905: Eröffnung der Montafonerbahn mit Betriebsführung durch die k.k. Staatsbahndirektion Innsbruck. Die elektrische Traktion erfolgte mit 650 Volt Gleichspannung. Erste elektrisch betriebene Normalspurbahn der damaligen k.k. Monarchie
1906: Gründung der “Aktiengesellschaft der Montafonerbahn Bludenz-Schruns”.
1910: Hochwasserkatastrophe, Bahn ist länger unterbrochen
1924: Baubeginn Illwerke, Montafonerbahn profitiert durch starke Zunahme des Güterverkehrs
1926: Übernahme der Betriebsführung der Montafonerbahn von den Österreichischen Bundesbahnen in den Eigenbetrieb der Aktiengesellschaft.
1928: Eröffnung der 18 km langen Materialbahn Tschagguns-Partenen (Bosnische Spurweite) durch die Illweke
1931: Neubau des Bahnhofgebäudes in Tschagguns
1955: Inbetriebnahme von Schienenomnibussen (Uerdinger) und Führung von Eilzügen.
1960: Beginn umfassender Sanierungen / Modernisierungen
1961: Aufnahme des planmäßigen Kurswagenlaufes Kiel-Schruns-Kiel.
1965: Inbetriebnahme des Zweisystemtriebwagens ET 10.103; Inbetriebnahme der neuen Haltestelle Bludenz-Moos
1967: Inbetriebnahme des Triebwagens ET 10.101 (zwischenzeitlich verschrottet)
1971: Inbetriebnahme des neues Bahnhofgebäudes in Vandans.
6.3.1972: Umstellung von 800 V Gleichstrom auf Wechselstrom 15 kV; Inbetriebnahme des Gepäckwagens ET 10.106
1975: Inbetriebnahme des Triebwagens ET 10.104 (heute Nostalgiefahrzeug von Pro Bahn Vorarlberg) und der neuen Litzbrücke im Bahnhof Tschagguns.


1980: Kauf der Elektrolokomotiven 1045.01 und 03 von den ÖBB (heute bei der ÖGEG)

1983: Fertigstellung des Remisen- und Werkstättenneubaues im Bahnhof Schruns. Anspeisung der Montafonerbahn durch das neue ÖBB-Bahnunterwerk Bludenz.
1988: Aufnahme des Zugleitbetriebes.
1990: Inbetriebnahme des vierteiligen Triebwagenzuges ET 10.105. Inbetriebnahme des neuen Pendelzuges ET 10.107 + ES 10.207.
1991: Inkrafttreten des “Verkehrsverbundes Vorarlberg”.
1994: Inbetriebnahme des zweiten neuen Pendelzuges ET 10.108 + ES 10.208.
1995: Die Anschlussbahn der Vorarlberger Illwerke AG zum Umschlagplatz Vandans wird aufgelassen.
1997: Fertigstellung der Gleisanlage beim ÖBB-Bahnhof in Bludenz. Die Montafonerbahn fährt seitdem im Bahnhof Bludenz auf das “Stumpfgleis” 11 ein.
1.6.2005: Montafonerbahn AG nimmt den Busbetrieb auf
12.4.2008: Fertigstellung Streckenverlegung Raum Alma bei St. Anton/M.
2010: Neutrassierung Raum Lorüns, 2 neue Brücken über Alflenz und Ill, neue Kreuzungsmöglichkeit beim Zementwerk Lorüns, Umbau Haltestelle Brunnenfeld
2015: Wiederum Pläne für eine Streckenverlängerung ins hintere Montafon entlang der ehem. Schmalspurbahn vorerst bis St. Gallenkirch

Einige Kennzahlen der Montafonerbahn
Gesamtstreckenlänge: 12,874 km
Größte Neigung: 25,25 Promille
Minimaler Radius: 170 m
Höchstgeschwindigkeit: 90 km/h
Anzahl der Fahrgäste (2012): 1.910.197 Personen
Güterverkehr (2012): 11.437 Nettotonnen (vorwiegend Holztransport)
Die Stationen der Montafonerbahn
Bludenz km 0,000; 558 m.ü.d.M (> Arlbergbahn / Vorarlbergbahn)
Bludenz-Moos km 1,872
Bludenz Brunnenfeld-Stallehr km 2,786
Lorüns km 4,075
St. Anton im Montafon km 6,906
Vandans km 8,142
Kaltenbrunnen Gantschier km 10,281
Tschagguns km 11,750 (> ehem. Übergang zur Schmalspurbahn nach Partenen)
Schruns km 12,717; 681 m.ü.d.M.


Der Betrieb
(Stand 2015): Für den Personenverkehr stehen 4 Nahverkehrspendelzüge (Triebwagen + Steuerwagen, Modell SBB) plus 2 Triebwägen Solo zur Verfügung. Für den Güterverkehr besitzt die Montafonerbahn AG je 1 Diesel- und 1 E-Lok.
Die Züge verkehren Halbstündlich mit einzelnen Lücken, wo Stundentakt besteht. Die Fahrzeit für die Gesamtstrecke beträgt 19 Minuten. Neben den Zügen der MBS verkehren auch noch vereinzelt Züge der ÖBB im Kilometerausgleich. Vereinzelt werden Züge von Lindau Hbf. bzw. Bregenz Hafen nach Schruns durchgebunden. Im VVV ist die Montafonerbahn als S4 unterwegs.

Noch einige Fotos
















Links
Montafonerbahn AG www.montafonerbahn.at
DEEF Bericht zur Verlängerung der Montafonerbahn >>>
Pro Bahn Vorarlberg >>>
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info >
redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org
Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 2. April 2015; Seiten-Relaunch 24.6.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 24.6.2025