Die Hausruckbahn – Direttissima Schärding – Ried im Innkreis – Attnang-Puchheim #Teil 2

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Eine Dokumentation in Wort, Bild & Video
Von Dr. Michael Alexander Populorum
Teil 2: Von Ried im Innkreis nach Attnang-Puchheim
Fortsetzung des Readers Teil 1 Schärding – Ried im Innkreis >>>
Vorbemerkungen
Als Hausruckbahn wird der nördliche Ast der (historisch) sogenannten Salzkammergutbahn Stainach-Irdning – Attnang-Puchheim – Ried im Innkreis – Schärding bezeichnet. Heute wird nur der Abschnitt Stainach-Irdning – Bad Aussee – Bad Goisern – Bad Ischl – Attnang-Puchheim als Salzkammergutbahn bezeichnet, für den nördlichen Abschnitt von Attnang-Puchheim durch das einst kohlereiche Hausruckviertel nach Ried im Innkreis und weiter nach Schärding hat sich die Bezeichnung Hausruckbahn etabliert.

Dieser Beitrag nun die Strecke von Ried im Innkreis durch das einst so kohlereiche Hausruckviertel nach Attnang-Puchheim an der Westbahn. Die Wiesen- und Ackerlandschaft wandelt sich in eine teils dichte Waldlandschaft, wobei der Hausruckkamm zwischen den Stationen Hausruck und Holzleithen im 685 m langen Hausrucktunnel durchörtert wird.

Die Fahrt durch das Inn- und Hausruckviertel ist zwar im Vergleich mit manchen Alpen-/Gebirgsbahnen eher unspektakulär, allerdings mit den gemütlichen Dieseltriebwägen 5047 durch die harmonische Landschaft zu kurven und dabei auch noch die Fenster öffnen zu können, das ist für einen Eisenbahnfreund doch ein echtes aber leider immer seltener werdendes Glücksmoment.

Und von einigen Langsamfahrstellen abgesehen – die Staatsbahn hat die Strecke ja wahrlich in den letzten Jahrzehnten vernachlässigt (eher trifft schon abgewirtschaftet zu) – geht die Fahrt recht flott und hurtig vonstatten. Und immer wenn der Autor dieser Zeilen auf der Hausruckbahn unterwegs war dann waren auch die Triebwägen durchwegs gut gefüllt.

Geschichte
Die Direttissima ist historisch betrachtet als Nordteil der Salzkammergutbahn zu sehen – auch heute noch beginnt die Kilometrierung in Stainach-Irdning und endet im Bahnhof Schärding bei km 174,1. Geographisch gesehen ist jedoch zumindest für den Abschnitt Attnang-Puchheim – Ried im Innkreis die Bezeichnung Hausruckbahn treffender und somit vorzuziehen.

Die Salzkammergutbahn (Hausruckbahn) wurde 1877 von der Kronprinz Rudolf Bahn Gesellschaft eröffnet und ist bis heute durchgehend nur eingleisig ausgebaut. Im Gegensatz zum Südabschnitt (Attnang-Puchheim – Stainach-Irdning), welcher 1927 elektrifiziert wurde, erfolgt im Nordabschnitt Attnang-Puchheim – Ried – Schärding die Traktion nach wie vor durch Dieselfahrzeuge (Jenbacher BR 5047 im Personenverkehr).

Betrieb / Service

Betreiber der Hauruckbahn sind die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB).
Stand 2025 hat es folgende Frequenzen auf der Strecke im Personenverkehr:
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- Werktags Attnang-Puchheim – Ried im Innkreis 13 Verbindungen, von 5.28 bis 20.16 Uhr (vormittags nur 2-Stundentakt!)
- Samstag 7 Verbindungen von 6.24 bis 19.16 (vormittags 4-Stunden-Lücke!!)
- Sonntag nur 5 Verbindungen von 8.16 bis 19.16 (nur 1 Verbindung vormittags!)
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Die Fahrzeit beträgt 39 bis 40 Minuten.
Fast alle Verbindungen werden bis Schärding durchgebunden, Fahrzeit 1.17 bis 1.29 Stunden.
Seit 2024 gibt es auf dem Abschnitt Attnang-P. bis Ried keinen Güterverkehr mehr (Umleitung über die Wels).
Der “Rieder Stern”

Der Bahnhof Ried im Innkreis ist ein Taktknoten, wo im Regelfall 4 Züge 2er Linien (Hausruckbahn und Innviertelbahn) nahezu gleichzeitig in den Bahnhof Ried im Innkreis einfahren und nach wenigen Minuten Halt zum Zu- und Umsteigen der Fahrgäste diesen auch wieder nahezu gleichzeitig verlassen. So sollte Eisenbahn funktionieren.
Das Pendant dazu ist in Bayern der “Mühldorfer Stern”.




Die Stationen der Hausruckbahn
Insgesamt 10 Stationen (Bahnhöfe und Haltestellen inkl. der Endpunkte) werden bedient, nämlich (in km von Stainach-Irdning, Höhenangaben bezogen auf den Pegel von Triest):
Ried im Innkreis, Bahnhof, km 140,6 (ab Stainach-Irdning); 451,646 m.ü.A.



Oberbrunn, Haltestelle, km 136,0; 501 m.ü.A.
Eberschwang, Bahnhof, km 132,7; 545 m.ü.A.


Hausruck, Bahnhof, km 128,7; 580 m.ü.A.
Das durchaus gepflegte Äussere des Bahnhofsgebäudes setzt sich im Inneren mit Warteraum und WC fort. Der Bahnhof Hausruck ist mit einem Fahrdienstleiter besetzt, Fahrkarten können aber nicht mehr gekauft werden. Das ca. 50 m entfernte idyllisch gelegene Gasthaus hat zwischenzeitlich leider auch seine Pforten geschlossen.


Offiziell ist die Station Hausruck zwar ein Bahnhof, aber man hat ca. 2023 das marode 2. Gleis herausgerissen aber bis dato (2025) kein neues verlegt. Zugkreuzung daher nicht möglich – warum macht die ÖBB Infra sowas??
Das 2. Gleis war auch mit einer Laderampe ausgestattet, wo die Hausruckkohle mittels Feldbahn herantransportiert wurde.
Holzleithen, Bahnhof, km 124,4; 601 m.ü.A.; ehem. Abzweig der Kohlebahn nach Thomasroith

Im Vergleich zu den diversen “schiarchen” Bahnhofsneubauten bzw. Umbauten der Staatsbahn in den letzten Jahrzehnten wirkt dieses Aufnahmegebäude wahrlich menschlich und herzerquickend – man fühlt sich wohl, auch im Freien auf der Bank unter dem mächtigen Kastanienbaum rechts des Gebäudes.

Nachtrag 2018: Der herrliche Baum wurde gefällt, nur mehr ein Stumpen ist übrig und die Bank der Sonne ausgesetzt! 2 Gleise wurde rausgerissen, aber nachher nicht wieder schön renaturiert sondern es sieht alles devastiert aus – dieses Bild kennt man österreichweit nach sochen Aktionen von der ÖBB Infra 🙁 In Summe ein äusserst schlechtes Bild das man hier hinterlassen hat 🙁

Mai 2018 – der Jenbacher 5047 084-8 am Foto oben vor dem devastierten unebenen Bahnhofsvorfeld, in dem auch so manche Eisenteile und Splitter noch liegen und man Angst hat, sich mit leichten Sommerschuhen was einzutreten! – Das sah mit rostigen Schienen eindeutig schöner aus und auch der Baum fehlt gewaltig!

Der Warteraum des Bahnhofsgebäudes passt nahtlos zum oberen Bild und zeigt offenbar die Wertschätzung der ÖBB ihren Kunden gegenüber 🙁 Offenbar plant und hofft man auf eine baldige Stilllegung der Hausruckbahn, aber da würde es gewaltige Widerstände geben und das ist gut so! Und ein unbeheizter Glaskobl am unebenen Bahnsteig ist keine Alternative! Also liebe Herrschaften von den ÖBB; fahrt ins Bauhaus und holte Euch 2 Eimer Farbe und streicht den Warteraum, das ist längst überfällig!!!
Bergern, Haltestelle, km 121,2; 550 m.ü.A.
Ottnang am Hausruck – Wolfsegg, Bahnhof, km 118,3; 518 m.ü.A.

Wolfshütte, Haltestelle, km 113,4
Lehen-Attensam, Haltestelle, km 111,0
Attnang-Puchheim, Bahnhof, km 107,6; 415 m.ü.A.; Übergang zur Salzkammergutbahn nach Stainach-Irdning sowie zur Westbahn Richtung Salzburg und Linz-Wien

Kunstbauten
Einzig hier zu nennen der Hausrucktunnel zwischen den Bahnhöfen Hausruck und Holzleithen, Länge 685 m. Der Tunnel ist (angeblich) dringend sanierungsbedürftig und offenbar einer der Gründe, warum die ÖBB die Strecke einstellen oder an das Land OÖ übergeben möchten.


Ausblick
Für die Hausruckbahn Attnang-Puchheim nach Ried im Innkreis besteht Potential auf alle Fälle im Pendlerverkehr (Schüler, Arbeitende) sowie im sanften Tourismus. Dazu bedarf es aber dringend einer Fahrplanerweiterung am Wochenende, denn nur ganze 4 Verbindungen am Sonntag sind einfach inakzeptabel und nötigen Ausflügler wie auch dort Ansässige ein Automobil zu besitzen und zu nutzen! Auch wenn sie lieber Öffi fahren möchten!
Links / Literatur
DEEF: Hausruckbahn Teil 1: Direttissima Schärding – Ried im Innkreis >>>
DEEF: Hausruckbahn Teil 2: Von Ried im Innkreis nach Attnang-Puchheim >>>
DEEF: Die Innviertelbahn Teil 1: Von Neumarkt-Kallham nach Ried im Innkreis >>>
DEEF: Die Innviertelbahn Teil 2: Von Ried im Innkreis über Braunau am Inn nach Simbach (Inn) >>>
DEEF-Doku Kohlebergbau im Hausruck >>>
DEEF: Regionalbahn mit großem Potential – Die Mattigtalbahn >>>
DEEF: Die Passauerbahn Wels-Passau >>>
Betreiber ÖBB >>>
Hager Christian, 1995: Die Bahnen im Innviertel. Bahn im Bild Band 92
Aschauer, Franz, 1964: Oberösterreichs Eisenbahnen. Geschichte des Schienenverkehrs im ältesten Eisenbahnland Österreichs. Schriftenreihe der OÖ. Landesbaudirektion, Band 18
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 17. Dezember 2011; Seiten-Relaunch 18.4.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 23.4.2025