Die Salzkammergutbahn von Stainach-Irdning nach Attnang-Puchheim
EIN READER IN 5 TEILEN
Teil 4: Durchs Innere Salzkammergut von Obertraun am Hallstättersee nach Ebensee am Traunsee
Kurz nach Verlassen des Bahnhofs Obertraun erreicht der Schienenstrang den Hallstätter See, an dessen Südostufer Obertraun liegt und folgt dem ostseitigen Ufer bis zum Bahnhof Steeg-Gosau. Ebenfalls am Ufer und der Bahntrasse entlang verläuft der Ostufer-Wanderweg, wo sich für die Eisenbahninteressierten zusätzlich zu den Schmankerl der Natur auch interessante Blicke auf die Salzkammergutbahn sowie schöne Fotomotive auftun.
Zwischen dem See und den steilen Westflanken des Sarsteins führt das Trassee entlang und sogleich taucht links voran am drüberen Seeufer der weltberühmte Ort Hallstatt mit seinen prähistorischen Gräberfeldern und dem Salzbergwerk auf. Mit leichtem Gefälle entfernt sich die Bahn etwas vom See und durchquert ein Waldstück, welches auch den Blick auf Schloss Grub verunmöglicht, welches wie ein Dornröschenschloß versteckt am Ufer des Hallstättersees liegt (Privatbesitz).
In einer Kurve liegt die Haltestelle Hallstatt, von wo von/zu jedem Zug ein Schiff des Schiffsunternehmens Hemetsberger die Besucher von Hallstatt übersetzt. Bis zur Eröffnung der Bahnstation im Jahr 1881 war Hallstatt nur per Schiff bzw. einen Saumpfad erreichbar.
Obwohl man in Hallstatt vor mehr als zwei Jahrzehnten ein ansehnliches Bahnhofsgebäude inkl. WC-Anlagen sowie Buffet errichtet hat, wurden diese Anlagen schon nach kurzer Zeit wieder geschlossen und so bietet die Bahnstation Hallstatt trotz des enormen Touristenaufkommens der letzten Jahre keinerlei Service- und Dienstleistungseinrichtungen. Sogar der Fahrkartenautomat ist dort erst seit wenigen Jahren installiert.
Neben dem pittoresken Ortsbild von Hallstatt mit seinen wie im Inneren Salzkammergut üblichen 2 Kirchen – eine evangelisch, eine katholisch – ist natürlich das prähistorische Gräberfeld am Hallstätter Salzberg einige Höhenmeter über dem Ort Anziehungspunkt für Touristen aus aller Herren Länder mit Schwerpunkt China und Japan.
Die Gräberfelder brachten wahre Schätze an Artefakten zum Vorschein, welche teilweise im Museum im Ortszentrum von Hallstatt besichtigt werden können und die ältere Eisenzeit ab ca. 800 bis 400 vor Christus wurde ob der bedeutenden Funde hier daher Hallstattzeit genannt. Die Gräberfelder sowie das zu befahrende Salzbergwerk lassen sich am bequemsten mit der Standseilbahn erreichen. Für einen Einkehrschwung inkl. tollem Panorama eignet sich der Rudolfsturm nächst der Bergstation der Standseilbahn.
Als Pedant zum Ostuferwanderweg bietet sich auf der anderen Seeseite – aber nicht so lieblich am See sondern eher verwegen in den Wänden und Wäldern – der Soleleitungsweg als Wanderweg an. Dieser Weg entlang der ältesten Pipeline der Welt verläuft von Hallstatt über Goisern und Ischl bis nach Ebensee.
Gleich nach Verlassen der Haltestelle Hallstatt wird die 47 m lange Große Wehrgrabenbrücke übersetzt und nach der 1977 errichteten Steinschlaggalerie Wehrgraben fährt der Zug in den 165 m langen Wehrgrabentunnel ein, der fast ausschließlich aus reinem Fels besteht.
Im Bereich der Großen eisernen Wehrgrabenbrücke tauchen die Felsflanken des Hohen Sarsteins fast senkrecht in die Tiefe des Sees, der hier mit 125 m seine tiefste Stelle hat. Der Ostuferwanderweg übersetzt den Wehrgraben auf einer schwingenden Seilbrücke. Von dort hat der Fotograph einen schönen Blick auf die Eisenbahnbrücke.
Am Fuße des Sarsteins entlang, durch Wälder und kurze Brücken, die zahlreiche Gräben überwinden, erreicht der Schienenstrang die Haltestelle Obersee.
Hier halten aktuell nur Regionalzüge, dh. alle 2 Stunden wird diese Station bedient, welche 1882 als Haltestelle Gosaumühle eröffnet wurde.
Highlight im Umfeld der Haltestelle ist die Seeraunzn, eine saisonal (im Sommer) geöffnete Jausenstation und Gasthaus, wo man vorzüglich verwöhnt wird. Vorher hieß die Wirtschaft Ostufer-Wanderwegstüberl. Gleich daneben gab es früher (bis 1995) noch einen traditionellen Wirten, den Gasthof Tuscher, der noch in älteren Karten verzeichnet ist.
Auch einen Schiffsanleger gibt es hier (Große Seerundfahrt) und der Blich schweift hinüber über die funkelnde Wasserfläche zum Gosauzwang, wo der Gosaubach einen Schwemmkegel aufgeschüttet hat (ehemaliger Gasthof Gosaumühle, Camping), dahinter rechts die Ausläufer der Kalmberge sowie weiter im Norden das Katergebirge bei Bad Ischl und links die Ausläufer des Plassen und ganz links zurückblickend sieht man noch die Häuser von Hallstatt am Fuße des Salzbergs und dahinter am Eingang zum Echerntal (Geheimtip!) den Großen Hirlatz als Eckpfeiler des Dachsteinmassivs.
Der Hallstätter See wird von der Traun durchflossen und der Abfluß kann bei Steeg (historische Rechen) geregelt werden. Der See samt großer Ufergebiete ist im Besitz der Österreichischen Bundesforste. Vorbildlich hier – in Gegensatz zu Verhältnissen u.a. in Salzburg – dass weite Gebiete des Sees frei zugänglich sind. Der Hallstättersee zählt zu den eher “frischen Seen” und selbst im Hochsommer kann nach Gewittern der See – wie die Einheimischen sagen – “umdrehen” und er ist dann am nächsten Tag einige Grade kälter als am Vortag.
Nach der Ausfahrt aus der Haltestelle Obersee sieht man direkt voraus das markanteste Wahrzeichen des Goiserer Beckens, den Predigtstuhl mit der Ewigen Wand.
Am nördlichen Ende des Hallstättersees liegt der Ortsteil Untersee der Gemeinde Bad Goisern, wo das Strandbad mit FKK-Bereich Einheimische wie Gäste im Sommer anlockt. Am Arikogel, der nach Übersetzen des Leislingbachs rechts am Waggonfenster vorbeizieht, wurde 2005 der “Goldschatz vom Arikogel” gefunden, Schmuckstücke aus der Bronzezeit um ca. 1000 v. Chr.
Im Bahnhof Steeg-Gosau (bis 1934 Steeg in Oberösterreich, ursprünglich Steeg) finden regelmäßig Zugkreuzungen statt.
Die Anschlussbahn SGL Carbon führt zum Elektrodenwerk, wo sich die AB zu zahlreichen Gleisen verzweigt.
In Steeg befindet sich seit 1910 ein Speicherkraftwerk, welches Wasser aus dem Gosausee zur Stromerzeugung nutzt, wobei das Wasser durch einen Stollen im Berg herantransportiert wird und dann nach einer Fallhöhe von 195 m eine Francis-Doppelspiralturbine (seit 1966, vorher 4 Freistrahlturbinen) antreibt. Im Zuge der Elektrifizierung der Salzkammergutbahn wurde 1923 das Kraftwerk Steeg um 2 Maschinensätze zur Erzeugung von Bahnstrom mit einer Frequenz von 16 2/3 Hz erweitert. In einer zusätzlich erbauten Druckrohrleitung stürzt das Wasser herab und treibt 2 Peltonturbinen und 2 Freistrahlturbinen an, wobei der erzeugte Strom direkt in die Fahrleitung eingespeist wird, was eher selten vorkommt.
Der Traun entlang mit Blick links auf die Kalmberge (u.a. beliebtes Wanderziel “Goiserer Hütte”) und rechts voraus auf die Ewige Wand wird der Bahnhof Bad Goisern (bis 1957 Goisern) erreicht.
Die Marktgemeinde Bad Goisern, ursprünglich entstanden aus zahlreichen Streusiedlungen und Weilern, hat 7.567 Einwohner und trägt seit 1955 den Zusatz “Bad” aufgrund der hier für Heilanwendungen (u.a. Haut) verwendeten Jodschwefelquellen.
Bad Goisern gilt als der heimliche Hauptort des Inneren Salzkammergutes und ist das Zentrum des lebendigen Brauchtums im Salzkammergut.
Im Gemeindegebiet von Bad Goisern liegen 4 Stationen der Salzkammergutbahn, nämlich
- Obersee (Haltestelle)
- Steeg-Gosau (Bahnhof)
- Bad Goisern (Bahnhof)
- Goisern Jodschwefelbad (Haltestelle)
Wie zu hören ist, soll die ÖBB im Rahmen der Modernisierung bzw. Automatisierung des Bahnbetriebs der Salzkammergutbahn geplant haben, den Bf Bad Goisern zu einer Haltestelle rückzubauen und die Haltestelle Goisern Jodschwefelbad, wo man vor ca. 15 Jahren die Schienen des damaligen Bf rausgerissen, rückgebaut hat, wieder zu einem Bahnhof auszubauen. Nonsense kann man da nur sagen!
Hier im stattlichen Aufnahmsgebäude aus der Gründerzeit mit davor liegender Veranda war bis 2018 die Bahnwelt noch heil, der FDL der ÖBB Infra arbeitete quasi nebenbei auch für die ÖBB PV AG und verkaufte Fahrkarten und führte Beratungen durch. Das war dann der PV AG nicht mehr wichtig, der Schalter wurde mit Brettern verschlossen und es gibt keine Info und kein Service mehr. Wenn dann in einigen Jahren auch die Bahnhöfe der Salzkammergutbahn an die Bfz angeschlossen sind, dann findet sich kein Personal mehr vor Ort, was vor allem bei Problemfällen sehr notwendig sein könnte.
Neben den Bahnhofsgebäude findet sich eine Goiserer Institution, das Bahnhofhütterl, wo seit vielen Jahren zuerst Kathi Steiner und jetzt ihr Sohn Poid (Leopold) eine höchst authentische Bahnhofswirtschaft bzw. “Dorfkneipe” führen. Hier erfährt man auf alle Fälle, was sich im Dorf sowie der umliegenden Fluren und Wälder so tut und zugetragen hat.
Das Gütermagazin in Goisern ist Geschichte, es wurde vor einigen Jahren abgerissen – aber auch hier kurios, dass man das Gütermagazin mit einem nagelneuen Dach ausstattete um es dann kurz danach dem Erdboden gleichzumachen. Danach lagen Utensilien der ÖBB Infra wild verstreut auf dem Areal herum, “russisch” würde meine Oma Auguste sagen.
Traun abwärts geht die Fahrt Richtung Norden weiter, das traditionelle und besuchenswerte Wirtshaus Rassingmühle unten an der Traun huscht vorbei und die vierte Station im Gemeindegebiet von Goisern, Goisern Jodschwefelbad mit gut erhaltenem Aufnahmsgebäude aus der Gründerzeit, wird erreicht.
Die Station hieß ursprünglich Anzenau, ein ehem. Gasthaus an der Bundesstraße mit dem Namen Anzenaumühle weist auch auf diesen Ortsbereich hin.
Hier zweigt nach Westen das Weissenbachtal ab, nach ca. 1,5 Stunden Wanderzeit auf einer Forststraße (Fahrverbot) erreicht man die bekannte Chorinsky-Klause, die früher der Trift von gefällten Bäumen diente. Das “Klausenschlagen” im Sommer war jahrelang eine gut besuchte museale Veranstaltung für Einheimische und Fremde, durch Versäumnisse seitens der lokalen Administration ist das bedauerlicherweise auch Geschichte.
Nach Queren der Traun auf einer Eisenbogenbrücke wird die Haltestelle Lauffen erreicht, die schon im Gemeindegebiet von Bad Ischl liegt.
Die Stromschnellen der Traun in diesem Bereich (“Wilder Lauffen”) wurden so manchem Schiffer früher zum Verhängnis. Lauffen gilt als ältester beurkundeter Markt im Inneren Salzkammergut. Teilweise wirkt der Ort wie ausgestorben, einige jahrhundertealte Gebäude stehen leer, aber dennoch oder gerade deswegen hat der Ort ein einzigartiges Flair. Ein kleine Wanderung hinauf zur Kalvarienbergkapelle lohnt, ein gutes Wirtshaus lockt zur Einkehr.
Nach Lauffen wird das Tal wieder breiter, die Bahn übersetzt wiederum die Traun auf einer Eisenkastenbrücke und durchfährt dann den Frachtenbahnhof Ischl, wo bis 1957 die Ischlerbahn abzweigte, welche vom Bf Bad Ischl bis hierher auf einem Dreischienengleis das Trassee der Salzkammergutbahn mitbenutzte.
Die zur Landesgartenschau 2015 in Bad Ischl (“Des Kaisers neue Gärten”) geplante Personenhaltestelle am Gelände des Frachtenbahnhofs wurde bis heute nicht verwirklich – wie so oft in Österreich folgen großen Worten keine Taten.
Rechter Hand sieht man den Siriuskogel mit der Aussichtswarte, der Sessellift ist allerdings Geschichte. Linker Hand auf den Hausberg von Ischl, die Kathrin, führt nach wie vor eine Seilbahn, deren Ende schon vor Jahren einmal eingeläutet schien.
Vor dem Bf Bad Ischl wird der 69 m lange Ischlertunnel durchörtert, danach direkt vor der Einfahrt in den Bahnhof die Traun auf einer kombinierten Eisenbahn- und Fußgängerbrücke aus Eisen überquert.
Der Bf Bad Ischl (vor 1907 nur Ischl) zeigt sich aktuell (Mai 2020) in einem eher tristen Zustand. Das Bahnhofsgebäude ist zwar gut erhalten und nach der gähnenden Leere im ehem. Bahnhofsrestaurant scheint sich wieder ein Pächter zumindest für ein eingeschränktes kulinarisches Angebot gefunden zu haben, aber nachdem die südliche Weiche schon seit einiger Zeit defekt war wurde sie nicht etwa wie man annehmen könnte erneuert, nein sie wurde herausgerissen und man spricht schon davon, Bad Ischl, den ehem. Kaiserbahnhof auf eine Haltestelle rückzubauen. Was Alles passieren kann wenn die Politik den ÖBB nicht genau auf die Finger schaut und konkret vorgibt, was Sache ist. Ein Trauerspiel jedenfalls.
Auch die vor Jahren bereits angekündigten elektronischen Infotafeln gibt es bis heute nicht und das auf so einem Bahnhof! Die bereites gelieferte Stele wurde einfach anstatt mit einem Monitor bestückt mit einer Folie beklebt.
Interessant wäre es zu erfahren, wohin das Interieur des im nördlichen Bahnhofsflügel einst situierten Kaiserpavillons gekommen ist – wurde es von marodierenden Banden nach dem 1. WK demoliert oder werden diese Relikte noch wo verwahrt? Da im Zuge der Umstrukturierung (Aufteilung) der ÖBB in diverse Bereiche unter dem Dach einer Holding die meisten Bahnhofs-Chroniken verschwunden sind, ist das wohl nicht so leicht zu beantworten.
Neben dem Aufnahmsgebäude südlich wurde 2008 ein kleiner überdachter Busbahnhof errichtet, was durchaus löblich ist und die Bedeutung des ÖV optisch signalisiert.
Von hier verkehrt u.a. auch die Buslinie 150 im Halbstundentakt über St. Gilgen nach Salzburg (Fahrzeit 90 Minuten) in Nachfolge der ehemaligen Ischlerbahn (Salzkammergut Lokalbahn), somit eine Abkürzung gegenüber der Fahrt mit dem Zug bis Attnang-Puchheim und dort Umstieg auf den RJ nach Salzburg.
Gegenüber vom Bahnhof straßenseitig wurde zur Erinnerung an die Salzkammergut Lokalbahn ein Zugdenkmal aufgestellt, welches zuvor bei der ehem. Tankstelle und Pizzeria in Pfandl stand. Es besteht aus einer ehem. Heeresfeldbahnlok gebaut 1941 von Henschel, ÖBB Bezeichnung 698.01 sowie dem originalen SKGLB-Wagen 503.
Bad Ischl mit seinen über 14.000 Einwohnern ist das Zentrum des Inneren Salzkammerguts und hat eine fast 200jährige Tradition als Kurort aufzuweisen. Der berühmteste Kur- und Jagdgast war sicherlich Kaiser Franz Josef I., der hier ununterbrochen von 1849 bis zum Ausbruch des 1. WK 1914 seine Sommerresidenz hatte. Kaiservilla und Kaiserpark können gegen Eintritt besichtigt werden. Auch berühmte Künstler wie Johann Strauß, Franz Lehár und Johannes Brahms wählten Ischl zu ihrem Domizil. Heute locken u.a. im Sommer die Leharfestspiele viele Gäste an.
Neben Kur und Kaiser ist es auch das Salz gewesen, welches Ischl bekannt machte. Leider wurde die Besucherbefahrungen im Ischler Salzbergwerk in Perneck vor einigen Jahren stillgelegt, der Salzabbau erfolgt aber nach wie vor wenngleich großteils nicht mehr durch klassischen Abbau in Stollen durch Knappen sondern durch Sonden in der Ebene der Sulzbachfelder südlich von Ischl.
Der Kaiserzug:
Jedes Jahr seit 2008 fährt zu “Kaisers Geburtstag” ein Nostalgiezug nach Ischl, der immer wieder viel Interesse in der Bevölkerung und bei den Gästen erregt.
Von Ischl bis Ebensee folgt die Bahnstrecke oftmals auch in Sichtweite der Traun, die am anderen Ufer von der Salzkammergut Bundesstraße B145 flankiert wird. Das Nordost verlaufende Tal wird im Nordwesten von den Salzkammergut-Voralpen und im Südosten von den Ausläufern des Toten Gebirges flankiert.
Nach etwas mehr als 3 km Fahrt ab Ischl zweigt rechts eine AWANST zur Baumit Baustoffe GmbH mit angeschlossenem Steinbruch (Kalk) ab. Für den Werksverkehr wird eine kleine Diesellok vorgehalten.
Im Bahnhof Mitterweißenbach bleiben seit Dezember 2019 keine Züge mehr stehen – eine recht einfallslose Maßnahme der ÖBB zur Aufrechterhaltung des Fahrplans. Die Station sollte ursprünglich Weißenbach heißen, wurde dann noch vor der Eröffnung im Jahr 1877 auf Attersee-Weißenbach geändert und trägt seit 1880 den heutigen Namen.
Der nächste Halt, der Bahnhof Langwies, weist ein unter Denkmalschutz stehendes Jugendstilgebäude auf.
Geht es nach den Vorstellungen der ÖBB, so soll im Dezember 2020 dieser Bahnhof der nächste sein, an dem keine Personenzüge mehr halten. Wo bleibt hier die Politik?? Und gibt es keine wirklichen Fahrgastverbände in Österreich, die hier gegen die ÖBB im Sinne der Fahrgäste auftreten?
Der nächste Halt ist die Haltestelle Lahnstein, die erst 1962 eröffnet wurde und aus einem einfachen Holzunterstand besteht – rustikal aber besser geeignet die Fahrgäste vor Wind und Wetter zu schützen als die neuen ÖBB-Glaskäfige seit den 2000er Jahren. Und last not least soll auch Lahnstein im Dezember 2020 dichtgemacht werden.
Im Bereich der Haltestelle Lahnstein zweigt ein Anschlussgleis zur Saline Ebensee ab, wobei 3 Gleise parallel zur Salzkammergutbahn dem Abstellen von Güterwagen der Saline dienen. Hier endet die Soleleitungen aus Hallstatt bzw. Altaussee, die sich in Bad Ischl vereinigt hatten. Diese neue Saline in Ebensee wurde erst 1979 erbaut und beherbergt auch den Firmensitz der Salinen Österreich. Die alte Saline befand sich seit Anfang des 17. Jhd. direkt in Ebensee nach dem Bahnhof links. Nach einer kürzlich erneuerten Brücke über den Frauenweissenbach zweigt die AB Mittendorfer und kurz vor Erreichen der Haltestelle Steinkogl die AB Wolfsgruber Transporte nach rechts ab.
Bei der Haltestelle Steinkogl weitet sich das Tal und rund um die Haltestelle macht sich eine rege Siedlungstätigkeit bemerkbar, ein Garant hoffentlich dafür, dass diese Station weiterhin bestehen bleibt.
Von Steinkogl aus führte eine 800 mm Waldbahn, die Waldbahn Offensee nach Süden zum gleichnamigen See und in die dort angrenzenden Wälder, Länge 17,5 km. Die Waldbahn existierte von 1906 bis 1954. Die Laderampe zum Umladen befand sich im Anschluss an das Haltestellengebäude Steinkogl.
Das letzte Stück bis Ebensee verläuft schnurstraks durch die Wiesen, eigentlich die Möglichkeit, ordentlich Tempo zu machen. Leider wie vielerorts bei Eisenbahnstrecken in Österreich bleibt auch hier die Möglichkeit ungenutzt – zum einen sind zahlreiche Feld- und Bauernwege ohne technische Absicherung und teilweise scheint der Oberbau auch nicht im besten Zustand zu sein, um bspw. hier 120 km/h zu fahren. So zuckeln die Züge hupend und tutend meist nur mit 60 km/h durch die Landschaft, während auf der Bundesstraße die Autos mit erlaubten 100 km/h dahinbrausen.
Vor dem Bf Ebensee zweigt nach links die AB zur Solvay Österreich ab.
Nach rechts die AB zum Steinbruch Hatschek ab. Die Befüllung der Waggons im Steinbruch Hatschek erfolgt in einer unterirdischen Kaverne, wo gegen Ende des 2. Weltkrieges eine Erdölraffinerie (“Öfen”) in den Berg hinein gebaut wurde (Deckname “Zement A”). In anderen Tunnels in den Berg hinein wurden Panzerteile gefertigt (“Zement B”), wobei diese Bereiche teilweise verschüttet sind bzw. als Gedenkstätte des ehem. KZ Ebensee genutzt werden.
In den Anfangsjahren der Salzkammergutbahn war die Zugförderung in Ebensee stationiert, dann wurde sie bis zum heutigen Tag in Attnang-Puchheim angesiedelt. Salz- und Gesteinszüge sowie deren Manipulation beleben den Bahnhofsbetrieb in Ebensee außerordentlich, wobei der Verschub von Stern & Hafferl abgewickelt wird. Im Bahnhof Ebensee finden planmäßig Zugkreuzungen statt.
So wie Bad Aussee das Zentrum des Faschings im Steirischen Salzkammergut bezeichnet werden kann so ist Ebensee das Zentrum im Oberösterreichischen Salzkammergut. Statt Trommelweiber und Flinserl gibt es hier die “Fetzen”.
Auf den Hausberg der Ebenseer, den knapp 1.600 m hohen Feuerkogel, führt bereits seit 1927 eine Luftseilbahn. Der Feuerkogel ist auch ein beliebter Startpunkt für Überquerungen und Wanderung am Höllengebirge.
Nach Verlassen des Bahnhofs von Ebensee macht die Strecke einen langgezogenen Linksbogen, wo früher die Gleise zur Alten Saline abzweigten, auf deren Gelände jetzt ein kleines Shoppingcenter steht.
2 Gleise, die in den Saline führten, sind noch bis zur Rindbachstraße vorhanden.
Ebenso Geschichte wie die alte Saline ist die Materialseilbahn zur Fa. Solvay, welche die vom Steinbruch in Harbach per Schiff antransportieren Materialien von der Anlegestelle direkt ins Solvaywerk brachte.
Nach Übersetzen der Traun auf einer Eisenbogenbrücke, die hier in den Traunsee mündet, wird die in einer Kurve liegende Haltestelle Ebensee-Landungsplatz erreicht.
Diese Haltestelle liegt näher dem Zentrum und von dort ist auch der Anleger der Traunsee-Schifffahrt (nur im Sommer) schnell erreichbar. Bis vor ca. 10 Jahren war das modern wirkende aber immerhin schon ca. 50 Jahre alte Aufnahmsgebäude mit einem Bahnhofsbuffet ausgestattet – nun steht es seit Jahren leer, offenbar ist man beim Staatsbetrieb ÖBB nicht auf Einnahmen angewiesen, da der Betrieb ohnehin vom Steuerzahler finanziert wird.
Herrlich ist der Blick auf den Traunsee, den Erlakogel (“die schlafende Riesin”) und die Ausläufer des Traunsteins wenn der Zug seine Fahrt am Hang des Sonnsteins fortsetzt – für diesen Streckenabschnitt auf alle Fälle auf die rechte Seite setzen!
Fortsetzung Teil 5 des Readers
- Teil 1 Überblick >>>
- Teil 2 Durchs Steirische Salzkammergut von Stainach-Irdning nach Bad Aussee >>>
- Teil 3 Durchs Koppental im Steir./OÖ-Grenzland von Bad Aussee nach Obertraun >>>
- Teil 4 Durchs Innere Salzkammergut von Obertraun bis Ebensee (dieser Beitrag)
- Teil 5 Durchs Äußere Salzkammergut von Ebensee über Gmunden nach Attnang-Puchheim (in Arbeit)
Alle Fotos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info >
redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org
Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 19. Mai 2020; Letzte Ergänzung: 20.5.2020