Von Salzburg nach Bad Ischl mit dem “Feurigen Elias” – nur Nostalgische Träumereien oder Neubeginn?
Die Ischlerbahn – oder offizieller Salzkammergut Lokalbahn (SKGLB) genannt – war eine von 1894 bis 1957 verkehrende eingleisige, mit Dampf betriebene Lokalbahnstrecke mit bosnischer Spurweite (760 mm) von Salzburg über Thalgau – St. Lorenz – Scharfling, St. Gilgen und Strobl in die Kaiserstadt Bad Ischl im Salzkammergut mit dortigem Anschluss an die 1877 errichtete Kronprinz-Rudolf-Bahn (Salzkammergutbahn) Richtung Attnang-Puchheim (-Linz-Wien bzw. Salzburg) sowie Stainach-Irdning (-Selzthal-Graz bzw. Bischofshofen-Zell am See-Wörgl). Eine Stichstrecke bestand bereits seit 1891 von St. Lorenz nach Mondsee, während die bereits erteilte Konzession (1890) für die Weiterführung der Strecke von Mondsee über Zell am Moos (Irrsee) nach Strasswalchen (Kaiserin Elisabeth Bahn bzw. Westbahn) nicht eingelöst wurde.
Errichter und Betreiber der Ischlerbahn war die Salzkammergut-Localbahn-Aktiengesellschaft (SKGLB) bzw. Salzkammergut Lokalbahngesellschaft. Federführend beim Bau war der Mitbegründer der Lokalbahndynastie Stern & Hafferl, Ing. Josef Stern. Grösster Geldgeber war die bayerische Lokalbahn Aktien Gesellschaft. Im Laufe der Geschichte wechselten die Besitzverhältnisse einige Male – als Eigentümer sind u.a. zu nennen die bayr. Lokalbahn AG, die Staatsbahn BBÖ, Stern & Hafferl sowie nach dem 2. Weltkrieg die Bundesländer Oberösterreich und Salzburg.
Der Bau der Strecke erfolgte in 3 Etappen:
1. der unschwierige Teil von Ischl nach Strobl (9,6 km, eröffnet 5.8.1890)
2. der Abschnitt Salzburg-Mondsee (35,9 km, eröffnet 28.7.1891)
3. der schwierige Gebirgsabschnitt zwischen St. Lorenz am Mondsee und Strobl am Wolfgangsee (u.a. 4 Tunnels, 22,4 km, 20.6.1893 in Anwesenheit des Kaisers)
Schlussendlich konnte am 3. Juli 1894 die Verbindung zum Ischler Staatsbahnhof hergestellt werden – bis dahin verkehrten die Züge zum dann aufgelassenen Ischler Localbahnhof im Westen der Kaiserstadt (Umbau in eine Remise bzw. Personalwohnungen).
Die Streckenlänge von Salzburg nach Ischl betrug 63,2 km, die Stichstrecke St. Lorenz nach Mondsee 3,5 km. Die maximale Steigung ca. ca. 27 Promille, der kleinste Radius 60 m, Höchstgeschwindigkeit 40 km/h.
Stationen der Ischlerbahn:
Folgende Stationen wurden am Hauptstrang von der Lokalbahn bedient:
Bad Ischl Staatsbahnhof / Lokalbahnhof, Bahnhof, km 0,0; 466 m.ü.d.M |
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Bad Ischl Güterbahnhof / Frachtenbahnhof, Betriebsstelle, km 1,3 |
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Kaltenbach, Haltestelle, km 2,2; 474 m |
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Pfandl, Haltestelle, km 4,8 |
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Aschau, Haltestelle, km 7,1 |
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Wacht, Haltestelle, km 8,0 |
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Aigen-Voglhub, Bahnhof, km 9,1 |
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Weissenbach, Bahnhof, km 10,1 |
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Strobl, Bahnhof, km 12,7; 546 m |
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St.Wolfgang Lokalbahn (Abzweigung Gleis zum Landungssteg), km 17,2 |
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Zinkenbach, Bahnhof, km 18,2 |
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Gschwandt, Haltestelle, km 20,6 |
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Lueg, Haltestelle, km 23,2 |
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St.Gilgen, Bahnhof, km 24,6; 557 m |
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Billroth, Haltestelle, km 26,1 |
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Aich, Haltestelle, km 27,7 |
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Hüttenstein, Bahnhof, km 28,3; 580 m |
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Scharfling, Bahnhof, km 30,4; 559 m |
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Plomberg, Haltestelle, km 32,7 |
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St.Lorenz (Abzweigung nach Mondsee), Bahnhof, km 35,1; 488 m |
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Teufelmühle, Bahnhof, km 39,0 |
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Vetterbach, Haltestelle, km 40,4 |
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Thalgau, Bahnhof, km 42,6; 545 m |
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Irlach, Bahnhof, km 44,9 |
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Enzersberg, Bahnhof, km 46,9 |
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Kraiwiesen, Bahnhof, km 50,1; 593 m |
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Eugendorf-Kallham, Bahnhof, km 53,6 |
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Fichtlmühle, Haltestelle, km 56,4 |
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Söllheim, Haltestelle, km 58,7 |
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Salzburg Itzling Werkstätte, Betriebsstelle, km 61,4 |
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Salzburg Frachtenstation, Betriebsstelle, km 61,6 |
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Salzburg-Itzling, Haltestelle, km 61,7 |
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Salzburg Lokalbahnhof, Bahnhof, km 63,2; 426 m |
Die Stichstrecke hatte folgende Stationen:
St. Lorenz, Bahnhof, km 0,0 (km 35,1 ab Ischl) |
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Schwarzindien, Haltestelle, km 1,3 |
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Leitnerbräukeller, Haltestelle, km 3,0 |
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Mondsee (heute im Heizhaus SKGLB-Museum), Bahnhof, km 3,5; 482 m.ü.d.M |
Zeitweise in gleichen Eigentumsverhältnissen bzw. unter gleicher Betriebsführung wie die Ischlerbahn waren noch folgende Einrichtungen:
Die Zahnradbahn auf den Schafberg (seit 1893) |
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Das Hotel auf der Schafbergspitze (seit 1893) |
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Die Wolfgangseeschifffahrt (seit 1898) |
Für die Ischlerbahn waren sowohl Personen- wie Güterverkehr von Bedeutung. Einen wichtigen Stellenwert beim Personenverkehr nahm der Fremdenverkehr ein. Überliefert sind sogenannte “Theaterzüge”, die Gäste aus dem Salzkammergut abends zu den Salzburger Festspielen nach Salzburg und wieder zurück brachten.
Gemäß der Firmenphilosophie von Stern & Hafferl, ihre Lokalbahnen modern – sprich elektrisch – zu betreiben, scheiterte dieses von Ing. Stern bereits 1912 angestrebte Ziel mehrmals.
Das Ende der Lokalbahn, die sich zu diesem Zeitpunkt in Landesbesitz befand (OÖ, Sbg.), ist ein weiteres Beispiel für wenig Weitblick in der Politikerriege. Trotz massiver Bürgerproteste, zugewiesener Finanzmittel aus dem Marshallplan (wo sind diese eigentlich hingewandert??), positiver Gutachten für eine Modernisierung und nachhaltigen Betrieb fuhr am 12. September 1957 der letzte planmäßige Personenzug unter riesiger Anteilnahme der Bevölkerung. Man hatte es offenbar sehr eilig mit dem Abbruch der Gleisanlagen, nach dem auch heute noch von der Staatsbahn ÖBB angewandten Muster der “verbrannten Erde” werden vollendete Tatsachen geschaffen, sprich eine Reaktivierung unmöglich gemacht.
Der Abbruch der Gleise (Quelle Wikipedia) kostete 80 Millionen Schilling, in den Ausbau der Strasse wurden sofort 350 Millionen Schilling gepumpt. Hingegen hätte die Modernisierung der Bahn (Elektrifizierung inkl. neue Fahrzeuge) nur 44 Millionen gekostet. Überdies waren bereits die zur Elektrifizierung notwendigen Materialien bereits vorhanden gewesen und mussten dann nach Stilllegung der Bahn wieder veräußert werden.
Interessant wäre hier eine geschichtliche Aufarbeitung der Hintergründe, die zur Liquidierung geführt haben – Welche Rolle spielte der damalige LH von Salzburg, Josef Klaus, in dieser causa? War er der verlängerte Arm der Auto- und Frächterlobby? So wie es aktuell in Niederösterreich zu beobachten ist, wo es die Landespolitik geschafft hat, dass ganze Landstriche am Wochenende OHNE öffentlichen Verkehr sind. Zuerst die Eisenbahn stillgelegt und durch Busse ersetzt, dann die Busse gestrichen – verkehrspolitischer Nonsense, tiefstes Entwicklungsland!
Ischlerbahn NEU: Seit einigen Jahren gibt es Bestrebungen, die Ischlerbahn unter ähnlicher Streckenführung als moderne Regionalbahn für Personen- und Güterverkehr sowie touristischer Ausrichtung wiederzuerrichten. Irgendwann wird es wohl zu einer neuen Lokalbahn-Ära kommen müssen, vielleicht wird sich ja die Ischlerbahn als “Leuchtturmprojekt” der ersten Stunde in die noch zu schreibenden Geschichtsbücher eintragen – wer weiß…
Auch wenn ich persönlich besonderen Wert auf die Qualität des Reisens lege, für mich eine Eisenbahnreise oftmals “der Weg ist das Ziel” bedeutet, so muss sich natürlich die Reisezeit dieser zu errichtenden modernen Regionalbahn an den aktuellen Fahrzeiten der Post-/ÖBB-Busse richten, muss diese unterbieten. Momentan beträgt die Fahrzeit von Sbg. Hbf nach Bad Ischl zwischen 1 Std. 25 und 1 Std. 35 Minuten mit dem Bus. Als Vergleich die Reisezeit mit dem Zug via Attnang-Puchheim und 1x Umsteigen mindestens 1 Std und 49 Minuten. Die Fahrzeit mit dem Auto – ich habe in Bad Goisern eine “Villa Rustica” als Zweitdomizil und bewältige diese Strecke bis dato immer mit dem Auto – beträgt maximal 50 Minuten. Die Fahrzeit der alten Ischlerbahn Salzburg Lokalbahnhof – Ischl Staatsbahnhof betrug übrigens 3 Stunden.
Bis dahin bleibt die Erinnerung an die beliebte und auch besungene Lokalbahn, von der auch noch einige Relikte (Brücken, Tunnels, Gebäude…) in situ vorhanden sind (siehe Fotos).
Einkehrtip für “eisenbahnaffine Personen” in Ischl: Bahnhofsresti Chlumetzky im ehem. Staatsbahnhof, heute Bhf. Bad Ischl.
Zwischen Salzburg und Bad Ischl, pfeift a liabe kloane Eisenbahn, raucht a bissl, pfaucht a bissl und dann taucht sie wieder an. Zwischen Salzburg und Bad Ischl, fahrt man in den grünen Wald hinein. Pflückt vom Almenrausch, a Büschl und dann steigt man wieder ein. Ja der eine hat`s leicht und der andre hat`s schwer. Schau das Lokomotiverl, dass plagt sich so sehr. Und so manchem im Zug geht es da durch den Sinn. Ja auch ich muss mein Anhängsel ziehn. Zwischen Salzburg und Bad Ischl, fahrt a liabe kloane Eisenbahn, rast a bissl, rennt a bissl, bis sie nimmer weiter kann.
So geht man in Österreich und im Speziellen in Salzburg mit historisch bedeutsamer Industriearchitektur um – Demolierung der alten Werkstättengebäude der Ischlerbahn im Jahr 2014 (Foto vom 12. Mai 2014).
Links / Quellen:
Neue Ischlerbahn: www.skglb.org
DEEF Beitrag zum Verkehrs- und Ischlerbahnmuseum Mondsee >>>
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 15. Jänner 2011; Letzte Ergänzung: 18.8.2020