Die Linzer Straßenbahn – Rückgrat des ÖPNV in Linz

Allgemeines, Geschichte
Linz ist neben Wien, Graz, Innsbruck und Gmunden die 5. Stadt Österreichs, in der noch Straßenbahnen verkehren.
Die Linzer Straßenbahn hat eine lange Geschichte, fuhr doch bereits 1880 zum ersten Mal eine Straßenbahn durch Stadt, damals gezogen von Pferden und vom heutigen Hauptbahnhof (damals Westbahnhof) zum Hinsenkampplatz in Urfahr. 1895 wurde diese Pferdetramway zum Mühlkreisbahnhof verlängert.
Bereits 2 Jahre später 1897 wurde die Straßenbahn elektrifiziert sowie 1898 die von Beginn an elektrifizierte Pöstlingbergbahn eröffnet, allerdings mit der Spurweite von 1.000 mm. Erst mit dem Zusammenwachsen von Straßenbahn und Pöstlingbergbahn in Form einer Verlängerung der Pöstlingbergbahn zum Linzer Hauptplatz im Jahr 2009 wurde die Pöstlingbergbahn auf 900 umgespurt.



Die Linien
Die Straßenbahn stellt in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz das Rückgrat des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) dar. 5 Linien (Linien 1, 2, 3, 4 und Pöstlingbergbahn als Linie 50 mit einer Streckenlänge von 30,4 km) bedienen aktuell 68 Haltestellen (davon 3 Tunnelhaltestellen). Die Spurweite der Linzer Straßenbahn beträgt 900 mm.
Die aktuellen Linien (Nummernschema seit 1974, vorher Buchstaben):
Linie 1: Universität – Hauptbahnhof – Auwiesen, 14,5 km, 35 Haltestellen

Linie 2: Universität – Hauptbahnhof – solarCity, 18,5 km, 44 Haltestellen


Linie 3: Landgutstraße – Hauptbahnhof – Trauner Kreuzung, 11 km, 23 Haltestellen


Linie 4 (ab Herbst 2016): Landgutstraße – Hauptbahnhof – Trauner Kreuzung – Schloss Traun, 13 km, 26 Haltestellen



Seit 2009 gibt es eine Nachtlinie N1, die an Wochenenden nächtens die Gleise der Linie 1 befährt.
Die Fahrzeuge
Anders als in Graz, wo man das Stadtbugdet schonend schrittweise Niederflurgarnituren einführte und aktuell immer noch alte Garnituren unterwegs sind, die aber zwecks Barrierefreiheit ein neues niederfluriges Mittelteil eingeschweißt bekommen haben, hat man in Linz sämtliche auch noch so gut in Schuss befindlichen „alten“ Hochflurstraßenbahnen verschrottet (waren die eigentlich schon alle abgeschrieben??) und neue Straßenbahnen von Bombardier (Cityrunner) angekauft.


Aktuell sind 33 Cityrunner Generation 1 (Nummern 001-033, Baujahre 2002-2008) und 29 Cityrunner Generation 2 (060-082, Baujahre 2011-2012 + 083-088, Baujahr 2015 ) im Einsatz, dazu kommen noch 4 „Mountainrunner“ (501-504, Baujahre 2009-2011), eine Zweirichtungs-Variante des Cityrunners für die Pöstlingbergbahn. Historische Fahrzeuge existieren im Unterschied zu Graz leider nur wenige.




Von je einer Engstelle in Ebelsberg und Traun abgesehen stehen 2 Gleise zur Verfügung, die teilweise bei den Verlängerungen in die Peripherie hinaus auf separate Gleiskörper (Rasengleise) gelegt wurden. Die Pöstlingbergbahn ist durchgehend eingleisig mit Ausweichen bei den Stationen.
Die Linzer Straßenbahn hat 2 Remisen, die Remise Kleinmünchen an der Linie 1 und 2 im Süden, sowie die Remise Weingartshof in Leonding im Westen an der ehem. Endhaltestelle der Linie 3 Doblerholz.
Betreiber der Linzer Straßenbahn ist die Linz AG, im Jahr 2014 fuhren 59,9 Mio. Fahrgäste mit der Linzer Straßenbahn, Tendenz steigend. Daher wird auch eine 2. Straßenbahnachse in Linz in Bälde realisiert werden (müßen).

Meilensteine des Ausbaus der letzten Jahre
1977: Neubaustrecke von der Sonnensteinstraße zur Universität
1985: Erschließung des Stadtteils Auwiesen mit der Straßenbahn
2002: Nach 29 Jahren Unterbrechung fährt die Straßenbahn wieder nach Ebelsberg (Fadingerplatz bis Hillerstraße)
2004: „Nahverkehrsdrehscheibe Linz“ unter dem Hauptbahnhof eröffnet, die Straßenbahnen verkehren beschleunigt in 2 mehrere Kilometer langen Tunnelabschnitten (Anm.: Salzburg schaffte es in 30 Jahren nicht, die Lokalbahn im Tunnel um 400 m zum Mirabellplatz zu verlängern!).
2005: Verlängerung zur solarCity
2009: Einbindung der Pöstlingbergbahn ins Linzer Straßenbahnnetz mit Verlängerung von Urfahr zum Linzer Hauptplatz
2011: Verlängerung der Linie 3 vom Hauptbahnhof nach Leonding, 1. Etappe bis Doblerholz
Feber 2016: Eröffnung der Verlängerung von Doblerholz zur Trauner Kreuzung
August 2016: Die Linie 3 wird von der Trauner Kreuzung weiter nach Traun zum dortigen Schloss verlängert


Zukunft
Auch weitere Ausbaupläne sind vorhanden, so bspw. die Verlängerung der Linie 2 von der solarCity zum Pichlinger See. Und die Verlängerung der Linie 4 nach Ansfelden.
Außerdem ist eine komplett neue Straßenbahnachse mit Querung der Donau östlich der bestehenden Querung auf einer neuen Brücke und teilweiser unterirdische Führung bis zum Hauptbahnhof in Planung. Somit könnte endlich auch die Verbindung der Mühlkreisbahn zum Linzer Hauptbahnhof (Westbahnstrecke) hergestellt werden.
Die Obuslinie 43 soll ebenfalls bis zur Trauner Kreuzung verlängert werden.
Noch ein paar Fotos










Fazit
Erfreulich in Linz – im Gegensatz zu Salzburg – ist die Dynamik des ständigen Ausbaus des Streckenetzes und somit eine Forcierung des ÖPNV, das sich nicht nur wie in Salzburg Stadt auf Lippenbekenntnisse schwacher Politiker reduziert. Während die Politiker in der Stadt Salzburg den Ausbau des Öffentlichen Verkehrs nur in Sonntagsreden im Wahlkampf propagieren ihn ansonsten aber eher behindern als fördern, sind in der Oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz engagiertere Politiker am Ruder.

Der sukzessive Ausbau der Linzer Straßenbahn als dem Rückgrat des ÖPNV in Linz gepaart mit steigenden Fahrgastzahlen zeigt, dass dort gut und richtig gearbeitet wird. Letzter großer Wurf ist die Verlängerung der Linie 3 Richtung Traun und schon in den ersten Tagen des Betriebs zeigte sich, dass die Straba Linie 3 hervorragend angenommen wird – die Garnituren waren teils brechend voll, viele Fahrgäste nutzten die deutlich optimierte Anreise zur Plus City. Wenn auch das aktuell sich als Geisterstadt präsentierende UNO Shopping wieder aufsperrt, so wird das für weiteren Fahrgastzuwachs auf der Linie 3 sorgen – die Haltestelle der Straba ist direkt beim Einkaufszentrum.
Im Herbst 2016 wird die Linie 3 dann (als Linie 4) zum Schloß Traun weiter verlängert – darüberhinaus sind weitere Verlängerungen auch in diesem Bereich angedacht, ob sie umgesetzt werden das wird die Zeit weisen. Ebenso die angedachte Verlängerung der Linie 2 zum Pichlinger See. Dass eine 2. Straßenbahnachse in Linz kommen wird scheint sicher, einzig der Zeitpunkt steht noch nicht fest.
Wermutstropfen gibt es in zweierlei Punkten: Zum einen, dass die Florianer Bahn von Ebelsberg nach St. Florian durch die damaligen Brückensperrung begünstigt nach wie vor außer Funktion ist und eine Reaktivierung auch nicht absehbar ist. Zum zweiten, dass die Linzer Eisenbahnbrücke mit März 2016 gesperrt wurde und die Mühlkreisbahn somit vom restlichen Schienennetz Österreichs abgetrennt ist. Wobei man hier schon längst versäumt hatte, die bestehende Verbindungsbahn vom Linzer Hauptbahnhof zum Mühlkreisbahnhof für den Personenverkehr zu nutzen – eine Chuzpe! Und eine weitere Chuzpe deutet sich an, nämlich in Form von Stimmen, die eine Umspurung der Mühlkreisbahn auf 900 mm fordern und aus der Vollbahn eine Überlandstraßenbahn machen wollen. Und dabei gleich die halbe Strecke der Mühlkreisbahn stillegen wollen.

Dazu unsere Forderung: Erhalt der Mühlkreisbahn als Vollbahn in voller Länge bis Aigen Schlägl, raschest Investitionen in die Bahn (Langsamfahrstellen!), Optimierung des Fahrplans (Stundentakt) und einen durchgehenden Personenverkehr vom/zum Mühlkreisbahnhof zum/vom Linzer Hauptbahnhof, also eine Verknüpfung Westbahn und Mühlkreisbahn.

Links
Betreiber der Straßenbahn Linz Linien >>>
DEEF-Doku Der Linzer Obus >>>
DEEF-Doku Die Pöstlingbergbahn >>> folgt bald
DEEF-Doku Die Florianerbahn >>>
DEEF-Doku Die Grazer Straßenbahn >>>
DEEF Beitrag von den Bauarbeiten Linie 3 >>>
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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 5. März 2016; Seiten-Relaunch 10.11.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 10.11.2025
