Railway & Mobility Research Austria # Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
Krumpe Ober-Grafendorf-Wieselburg-Gresten
Nebenstrecke der Mariazellerbahn: Die Krumpe
Dieseltriebwagen der ÖBB 5090 015-8 am 11.10.2010 im Bahnhof Mank der Krumpe (Foto Archiv DEEF / Dr. Michael Populorum)
Allgemeines
Die umgangssprachlich “Krumpe” genannte Lokalbahn Ober-Grafendorf – Gresten war eine in Bosnischer Spurweite (760 mm) in mehreren Etappen ab 1898 errichtete eingleisige und nicht elektrifizierte Nebenstrecke der Mariazellerbahn mit einer Gesamtlänge von 62 km und einer maximalen Neigung von 27 Promille. Sie wurde vom Betreiber ÖBB in mehreren Schritten im Abschnitt Ober Grafendorf bis Wieselburg an der Erlauf amputiert (=stillgelegt und demoliert) und wird (Stand 2020) nur mehr auf ein paar Kilometer ab Ober Grafendorf im touristischen Verkehr genutzt.
Der Abschnitt von Wieselburg an der Erlauf bis Gresten (Streckenkilometer 37,6 bis 62,3) wurde aufgrund des großen Güteraufkommens auf diesem Abschnitt bereits 1998 auf Normalspur umgespurt und ist bis heute ausschließlich im Güterverkehr aktiv.
Meilensteine der Geschiche – Anfang und Ende der Krumpe
11. Juli 1896: Konzession für Lokalbahn Ober Grafendorf – Mank (gemeinsam mit Konzession Pielachtalbahn
27. Juli 1898: Betriebsbeginn Ober Grafendorf – Mank, den Betrieb der Aktiengesellschaft der Lokalbahn St. Pölten–Kirchberg an der Pielach–Mank übernahm das Landeseisenbahnamt (nachfolgend Niederösterreichischen Landesbahnen)
5. August 1905: Eröffnung Verlängerung Mank – Ruprechtshofen
März 1913: Konzession und Baubeginn Abschnitt Ruprechtshofen – Gresten
August 1914: Baueinstellung aufgrund des 1. WK
15. April 1927: Neuerliche Konzessionserteilung für die “Lokalbahn Ruprechtshofen – Gresten) für den neuen Eigentümer ÖBB (damals BBÖ)
29. Juni 1927: Feierliche Eröffnung Ruprechtshofen – Gresten
16. November 1998: Erster normalspuriger Güterzug auf der Strecke Wieselburg – Gresten, in Folge Einstellung des kompletten Güterverkehrs auf der schmalspurigen Krumpe und Mariazellerbahn
15. Februar 2000: Einstellung Ruprechtshofen – Wieselburg
15. Dezember 2002: Einstellung Mank – Ruprechtshofen
11. Dezember 2010: Einstellung Ober Grafendorf – Mank
Von 2011 bis 2017 wurde der Abschnitt Ruprechtshofen – Wieselburg erfolgreich mit Fahrraddraisinen befahren. Aufgrund divergierender Wünsche der Bürgermeister entlang der Strecke (Radweg, Wohnbau, Nostalgieverkehr auf Schiene etc.) wurden bis (Stand 2020) sämtliche Schienen entfernt mit Ausnahme des Abschnitts Ober Grafendorf – St. Margarethen an der Sierning (3,5 km), wo Nostalgiefahrten angeboten werden sollen, u.a. durch den Club Mh.6.
Bahnhof Ober-Grafendorf am 12. Juni 2021 – Sonderzug der Mariazellerbahn rechts mit blauer NÖVOG Diesellok V10 (vormals ÖBB BR 2095) mit Wagen des Ötscherbären am Haken Richtung Mariazell, links Diesellok ÖBB BR 2091.11 mit 2 Wagen am Haken zur Sonderfahrt des Clubs Mh.6 nach St. Margarethen an der Sierning kurz vor der Parallelausfahrt
Ober Grafendorf – ehemalige Werkstattanlagen, heute Teil des “Nostalgiezentrums” des Vereins Mh6
Bilder vom Oktober 2010 – Remise, Abstellmöglichkeiten für WagenmaterialDampflok mit PatinaJubiläumsschild Pielachtalbahn im Lokschuppen Ober-GrafendorfJubiläumsschild 85 Jahre Mank Ruprechtshofen, fotographiert im Lokschuppen Ober-GrafendorfLokschuppen Ober-Grafendorf mit geöffneten TürenHistorisches WagenmaterialTankstelle und Abstellmöglichkeiten Ober-Grafendorf“Heiz mich an”
Betrieb auf der Krumpe
Einen Taktfahrplan gab es auf der Krumpe nicht, die ÖBB als Betreiber machten es so wie auf vielen anderen “Neben-Strecken” auch – ein unattraktives Mindestangebot wurde angeboten, das aber zu wenig war um Fahrgäste zu gewinnen. Aber zumindest wurde am Wochenende – wenngleich nur selten – aber doch gefahren, was beim nachfolgenden Autobusverkehr nicht mehr der Fall war – unter der Woche gab es nahezu einen Stundentakt, dafür fuhr – zumindest 2010 – am Wochenende gar keinen Bus. Das ist natürlich fatal für eine Gegend, wo man sanfte Mobilität und nachhaltigen Tourismus anbieten will.
ÖBB Fahrplan Mank 2009/2010
Und in den Infrastruktur wurde wie fast überall auf Nebenstrecken der ÖBB Jahr und Tag nichts investiert, die Strecke war schlussendlich marode und unbenutzbar.
Langsamfahrstellen mit 10 km/h Höchstgeschwindigket als Zeichen von großer Säumnis seitens des ehem. Betreibers ÖBB (Oktober 2010)Im wahrsten Sinne des Wortes: Auf “Kaisers Schienen” fuhr man noch im ausgehenden 20. Jhd (Walzzeichen Graz 1885)Schienen WalzzeichenSchienen aus der kk Monarchie und das im 21. Jahrhundert
Die Stationen der Krumpe
Ober Grafendorf, Bf, km 0,0; 276 m.ü.d.M. (> Mariazellerbahn)
Bahnhofsgebäude Ober-Grafendorf im Jahr 2010Doppeltraktion ÖBB Dieseltriebwagen BR 5090 im Bf Ober Grafendorf am 11.10.2010. Der vorder Triebwagen 5090 014-1 wird nach dem “Flügeln” weiter nach Laubenbachmühle fahren, der hintere Triebwagen 5090 015-8 wird auf die Krumpe abzweigen und bis Mank fahrenDieseltriebwagen getauft auf den Namen Europagemeinde St. Leonhard am ForstAm 7.9.2010 wartet der Dieseltriebwagen 5090 014-1 auf die Weiterfahrt nach MankSchmalspur-Dieseltriebwagen 5090 Innenraum
St. Margarethen-Rammersdorf, Hs, km 3,5 (Schienenende, Nostalgiefahrten)
Haltestelle St. Margarethen-Rammersdorf an der Krumpe
Bischofstetten, ehem. Bf, km 7,6
Aufnahmsgebäude des Bahnhofs Bischofstetten an der KrumpeAbgestellte vierachsige Personenwaggons im Bf Bischofstetten der KrumpeHier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein – Fotos Oktober 2010Der ÖBB Triebwagen 5090 kriecht Richtung Mank
Teufelsdorf, ehem. Hs, km 9,9
Haltestellenunterstand Station Teufelsdorf
Kilb, ehem. Bf, km 12,9
Bhanhofsgebäude Bf Kilb im Oktober 2010
Heinrichsberg, ehem. Hs, km 15,8
Mank, ehem. Bf, km 18,0; 296 m (PV bis 2010)
Stationsname am Bahnhof in MankNach der Ankunft in Mank geht es nach kurzem Aufenthalt wieder zurück nach Ober-Grafendorf (11.10.2010)Bahnhofsgebäude Mank gleisseitigWarteraum Bahnhof Mank mit längst geschlossenem SchalterAuf den Namen Ruprechtshofen getaufter Dieseltriebwagen der ÖBB BR 5090. Nach Ruprechtshofen konnte der Triebwagen 2010 schon nicht mehr fahren, in Mank war EndstationDieseltriebwagen im Bf Mank mit Prellbock und LagerhausRückfahrt ohne Fahrgäste – aufrund des jahrelangen Abwirtschaftens, unattraktiven Fahrzeiten (teilweise wegen desolaten Oberbau Schrittgeschwindigkeit) ein reiner Alibiverkehr bis zum ZusperrenHier ging es weiter bis Ruprechtshofen, 2010 lagen die Schienen noch durchgängig
Lehenleiten, ehem. Hs, km 21,9
St. Leonhard am Forst, ehem. Hs, km 25,6; 240 m
Nach einem guten und günstigen Mittagessen im GH Riedl-Schöner in Mank ging es per Bus (Schülerbus) nach St. Leonhard am Forst und dort dann weiter per Pedes nach RuprechtshofenStationsname St. Leonhard am Forst am Bahnhofsgebäude ebendortÜberwachsene Gleise im ehem. Bf St. Leonhard am ForstEhem. Gebäude mit Sitzbank davorGleise sind verwachsen, Unordnung am ehemaligen Bahnhof St. Leonhard am Forst. Fotos Oktober 2010Lagerhaus St. Leonhard am Forst mit verwachsenen Gleisen. Den Transport von/zum Lagerhaus erledigt nun der LKWBrücke zwischen St. Leonhard am Forst und Ruprechtshofen
Ruprechtshofen, ehem. Bf, km 26,6; 242 m (PV bis 2002)
Bahnhof Ruprechtshofen EinfahrtsweicheGleise im ehem. Bf Ruprechtshofen im Jahr 2010Im Unterschied zu St. Leonhard am Forst ist das Bahnhofsareal in Ruprechtshofen gepflegtNachnutzung im BahnhofsgebäudeNamensschild am Bahnhof RuprechtshofenHier wartet schon lange niemand mehrHektometerstein 26,7 auf der Krumpe im Bf RuprechtshofenNachnutzung der Schienen durch das Mostviertler Schienenradl – erfolgreich aber nur für kurze Zeit, weil man dann die Schienen demolierte für einen – ja richtig – für einen RadwegIm Oktober 2010 wurden schon Vorbereitungen zum Start der Mostviertel-Draisine getroffen, die dann ab April 2011 bis 2018 mit großem Erfolg fuhr. Dann musste man ins Ybbstal auf die Reste der Ybbstalbahn in Lunz ausweichen, da man auf der Krumpe die letzten Schienenabschnitte demolierte – unter freudiger Mithilfe der meisten BürgermeisterWeiter läuft der Schienenstrang Richtung Westen Richtung Wieselburg an der Erlauf
Grabenegg-Rainberg, ehem. Hs, km 30,6
Reisenhof-Lehen, ehem. Hs, km 32,8
Breiteneich bei Wieselburg, ehem. Hs, km 35,8
Wieselburg an der Erlauf, Bf, km 37,6; 252 m (> Erlauftalbahn nach Scheibbs, Güterverkehr nach Gresten)
Schienen der Krumpe im Bahnhofsbereich Wieselburg, im Hintergrund das Brauereigebäude der Brau AG, welches einen normalspurigen Bahnanschluss zur Erlauftalbahn hatHektometerstein 37,5 der Krumpe mit verwachsenen Gleisen der Krumpe im Oktober 2010Heizhaus und Remise der Schmalspurbahn Krumpe in Wieselburg an der Erlauf, Oktober 2010Stilleben mit Schild “Heizhaus” und alter BlechschirmlampeGleisbogen Ausfahrt Bf Wieselburg Richtung Ruprechtshofen kurz vor der Brücke über die ErlaufBrücke über die Erlauf Oktober 2010Eisenbrücke der Krumpe über die Erlauf bei WieselburgAuch schmalspurige Güterwagen fanden sich 2010 noch in Wieselburg. Einst wurden diese auf Rollböcke verladen zum Transport auf der NormalspurWeitläufig war einst das Gleisfeld der Krumpe in WieselburgBahnhof Wieselburg an der Erlauf mit dem VT 5047 016-0 am 11.10.2010 bereit zur Fahrt nach Pöchlarn an der WestbahnstreckeFür die Fahrt nach Gresten muss man heute den Autobus nehmen, wobei zumindest wochentags Verbindungen stündlich angeboten werden, entweder über Steinakirchen oder über die Bahnstation Staffen der Erlauftalbahn
Bodendorf-Edelmühle, ehem. Hs, km 40,1
Marbach, ehem. Hs, km 41,1
Zamsdorf, ehem. Hs, km 44,3
Wolfpassing, ehem. Hs, km 46,2
Zwischen Wolfpassing und Steinakirchen, am Ortsrand von Steinakirchen (Juli 2020)
Steinakirchen am Forst, Bf ohne PV, km 48,1; 303 m
Das blumengeschmückte Bahnhofsgebäude von Steinakirchen, links im Hintergrund die örtliche Pfarrkirche. Das Aufnahmsgebäude wird im EG von einem Verein genutzt, man spielt u.a. Billard. Ein herzliches Danke an den Vereinsboss dass ich unter der schattigen Veranda rasten durfte und mir ein gut gekühltes “Kaiser-Pivo” kredenzt wurdeeine herrliche Oase, einzig der wochentäglich 2x täglich stattfindende Güterverkehr fand nicht statt (offenbar wird jetzt mittwochs nicht mehr gefahren)
Wang, Ladestelle, km 51,2
Perwarth, ehem. Hs, km 54,5
Randegg, Ladestelle, km 57,6
Hörhag, ehem. Hs, km 59,7
Gresten, Bf ohne PV, km 62,3; 407 m
Aufnahmsgebäude Bahnhof Gresten straßenseitig (Juli 2020)Aufnahmsgebäude und Gleislage Gresten. Der größte Kunde der Bahn ist die Stahlwarenproduktion Welser in Gresten, ein wichtiger Kunde ist auch der Holzverarbeiter Mosser bei Perwarth (Foto Juli 2020)Stationsschild Bahnhof Gresten
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.
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