Kamptalbahn – Lokalbahn Hadersdorf-Sigmundsherberg
Die Kamptalbahn ist eine 43,8 km lange, eingleisige, nicht elektrifizierte und normalspurige Regionalbahn, welche in Nord-Süd Richtung entlang des Flusses Kamp den Kremser Ast der Franz-Josefs-Bahn im Weinviertel bei Hadersdorf am Kamp und den Hauptast der Franz-Josefs-Bahn im Waldviertel bei Sigmundsherberg verbindet.
Geographisch etwas weiter gefasst verbindet die Kamptalbahn den Niederösterreichischen Zentralraum St. Pölten via Kremserbahn und den Raum Krems an der Donau mit der nördlichen Peripherie Niederösterreichs im Waldviertel. Sie ist Teil der kilometermäßig kürzesten Verbindung von St. Pölten / Krems nach Gmünd bzw. ins tschechische Budweis, leider aufgrund des Streckenausbaus und der mangelhaften Anschlüsse aber noch nicht die schnellste.
Ursprünglich warben die Gemeinden im Kamptal darum, dass eine Hauptverbindung auf der Schiene ins Böhmische über das Kamptal gebaut wird, aber man entschied sich für die technische einfachere Variante, wie sie die heutige FJB nachzeichnet. Im Jahr 1887 genehmigte das k.k. Handelsministerium in Wien den Antrag der privaten Österreichischen Localbahngesellschaft zum Bau der Localbahn Hadersdorf–Sigmundsherberg und trotz schwierigem Terrain konnte die Strecke bereits 1889 eröffnet werden. Der Anschluss in Hadersdorf am Kamp Richtung Absdorf-Hippersdorf sowie Krems wurde bereits 1872 eröffnet, die Franz-Josefs-Bahn mit Anschluss in Sigmundsherberg wurde bereits 1869 eröffnet.
Für die lokale und regionale Wirtschaft sowie für den Aufschwung des Fremdenverkehrs war der Bahnbau von enormer Bedeutung. Allerdings passte wie vielerorts eine Regionalbahn nicht so ins Konzept der Staatsbahn ÖBB und daher sollte die Kamptalbahn in den 1980er Jahren stillgelegt werden.
Zum Glück für die Nachwelt wurde dieses Ansinnen vereitelt und nach Jahren des Stillstands und massivem Investitionsstau stellt aktuell niemand diese nicht nur für die Region wichtige Eisenbahn-Nord-Süd Achse in Frage, im Gegenteil, man investiert sogar und optimiert die Bahn für die Fahrgäste.
Die Stationen:
- Hadersdorf am Kamp, Bf, km 0,0; 202 m.ü.d.M. (> Kremser Ast der FJB nach Absdorf-Hippersdorf bzw. Krems)
- Gobelsburg, Hst, km 2,1
- Langenlois, Bf, km 4,2; 212 m
- Zöbing, Hst, km 5,9
- Schönberg am Kamp, Bf, km 8,8
- Stiefern, Hst, km 11,9
- Altenhof, Hst, km 13,5
- Plank am Kamp, Bf, km 17,0; 236 m
- Buchberg, Hst, km 19,7
- Gars-Thunau, Bf, km 22,6; 250 m
- Kamegg, Hst, km 24,1
- Stallegg, Hst, km 25,5
- Rosenburg, Bf, km 27,0; 265 m
- Mold, ehem. Hst, km 31,3 (1991 aufgelassen)
- Horn, Bf, km 34,3, Zugleitbahnhof
- Breiteneich bei Horn, Hst, km 35,8; 325 m
- Sigmundsherberg, Bf, km 43,8; 435 m (FJB nach Gmünd-Budweis; Pulkautalbahn nach Zellerndorf a.d. Nordwestbahn)
Betrieb heute:
Allgegenwärtig sind die Jenbacher Dieseltriebwägen der BR 5047 in allen Lackierungsvarianten, die einzeln oder in Mehrfachtraktion unterwegs sind.
Die Frequenz hat sich zuletzt sehr gebessert, es gibt Stundentakt zwischen Krems und Horn und auch zwischen St. Pölten und Horn, denn die Kurse werden aktuell ab St. Pölten bis Horn durchgebunden. Zwei Kurse – einer vormittags und einer am Abend – werden von St. Pölten nach Sigmundsherberg durchgebunden. Eigenartig und eigentlich dem “Netzgedanken” bei der Eisenbahn widersprechend ist die Tatsache, dass fast alle Züge in Horn enden und man nach Sigmundsherberg umsteigen muss. Oft hat man eine Aufenthaltszeit von nur wenigen Minuten, manchmal aber auch eine halbe Stunde. Das ist unverständlich, es gehören alle Kurse bis Sigmundsherberg durchgebunden.
So gut sich die Frequenz der Verbindungen entwickelt hat so schwach ist es nach wie vor um die Fahrzeit bestellt. Für die knapp 34 km von Hadersdorf in die Bezirkshauptstadt nach Horn braucht es 48 Minuten, das gibt eine Reisegeschwindigkeit von 43 km/h.
Weitere Reisezeiten und Reisegeschwindigkeit (gerundet):
Und möchte man die kilometermäßig kürzeste Strecke von St. Pölten dann auch noch bis Gmünd oder Budweis nutzen, dann braucht es natürlich auch noch einen ordentlichen Anschluss in Sigmundsherberg. Da wirft Scotty nur einen einzigen Kurs am Vormittag aus, direkt von St. Pölten nach Sigmundsherberg und dann 4 Minuten Übergangszeit auf den REX nach Gmünd (Ceske Velenice). Aber die Fahrzeit ist mit 3 Std. 51 Minuten nicht gerade zeitgemäß. Bei allen anderen Verbindungen werden Busse in das Angebot mit einbezogen und mehrmaliges Umsteigen. Aber vielleicht wird sich das bessern, wenn auf der FJB bis Gmünd der längst fällige Stundentakt eingeführt wird!
Man sieht also, es besteht deutlich Luft nach oben was den Streckenausbau und das eingesetzte Wagenmaterial gepaart mit einem kundenfreundlichen Fahrplan betrifft.
Güterverkehr findet seit Jahren so gut wie nicht mehr statt – sieht man von unregelmäßigen Bedienungen des Bahnhofs Horn vom Verschub aus Sigmundsherberg ab.
Zukunft:
Es ist angedacht – aber das heißt bei der Qualität der Österreichischen Verkehrsplanung noch gar nichts – dass die Kamptalbahn bis 2030 elektrifiziert werden soll. Außerdem ist – aber schon seit Jahren – von einer Schleife als direkter Verbindung von der FJB Richtung Horn die Rede. Ob es dann Flügelzüge geben soll von der FJB in die Bezirkshauptstadt Horn und der andere Flügelzug fährt weiter nach Gmünd, das erschließt sich mir bis dato nicht.
Links:
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Alle Fotos copyright DEEF/Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 3. August 2019; Letzte Ergänzung: 4.8.2019