Die Schneebergbahn – Zahnradbahn von Puchberg am Schneeberg auf den Hochschneeberg
Diese Dokumentation umfasst die Zahnradstrecke der Schneebergbahn von Puchberg am Schneeberg hinauf auf den Hochschneeberg. Zur Talstrecke (Adhäsionsstrecke) der Schneebergbahn siehe Puchbergerbahn >>>
Genau wie die Schafbergbahn von St. Wolfgang auf den Schafberg inklusive der Schifffahrt auf dem Wolfgangsee so war auch die Schneebergbahn nach dem 2. Weltkrieg im Eigentum der ÖBB, welche auch die Betriebsführung innehatte. Ebenso wie von der Schafbergbahn und der Schifffahrt auf dem Wolfgangsee trennten sich die ÖBB auch von der Schneebergbahn, was beiden Bahnen und der Schifffahrt sehr gut tat, denn es erfolgten kräftige Investitionen in Strecke und sonstige Infrastruktur sowie gibt es seither ein deutlich besseres Angebot und eine professionellere Vermarktung durch die neuen Eigentümer im Vergleich zur “trägen Staatsbahn”.
Zur Geschichte (Puchbergerbahn und Schneebergbahn Zahnrad)
1885: Der Wiener Diplom-Ingenieur Josef Tauber erhält seitens des k.k.Handelsministeriums eine „Vorkonzession für eine Locomotiv-Eisenbahn von Wiener Neustadt nach Puchberg mit einer Abzweigung nach Wöllersdorf“
1886: der begeisterte Unterstützer des Bahnprojekts Karl Haberl wird zum Bürgermeister von Wiener Neustadt gewählt wurde, er ist gewillt auch sein privates Vermögen in das Projekt einzubringen
25. September 1895: Karl Haberl und Josef Tauber wird die Konzession zum Bau und Betrieb „für die Localbahn von Wiener=Neustadt auf den Schneeberg mit Abzweigung nach Wöllersdorf (Schneebergbahn)“ erteilt und dies am gleichen Tag im Reichsgesetzblatt 156/1895 publiziert:
„Wir verleihen den Conzessionären das Recht zum Baue und Betriebe einer als normalspurigen Localbahn auszuführenden Locomotiveisenbahn von der Station Wiener=Neustadt der Südbahnlinie Wien – Triest über Fischau nach Puchberg am Schneeberge mit einer Abzweigung von Fischau zur Station Wöllersdorf der Staatsbahnlinie Wittmannsdorf Gutenstein und einer als Zahnradbahn herzustellenden Fortsetzung von Puchberg auf den Schneeberg zu der dortselbst zu errichtenden Hotelanlage.“
Die Konzession war 90 Jahre ab Erlass gültig und beinhaltete für die Konzessionäre als Investoren auch die Genehmigung zur Gründung einer Aktiengesellschaft.
5. November 1895: Mit dem Eisenbahnunternehmer Leo Arnoldi, der bereits im März des Jahres ein Angebot vorgelegt hatte, wurde ein Bauvertrag geschlossen, der vom Berliner Bankhaus v.d. Haydn & Co überwacht wurde und mit dem in Folge mitsamt allen bisherigen Investoren ein Finanzkonsortium gebildet wurde.
Der Bauvertrag beinhaltete folgende Projektziele, die bis spätestens 15. März 1897 zu realisieren waren:
* Die Errichtung und Inbetriebnahme der Schneebergbahn samt Normalspur- und Zahnradbahnabschnitt;
* Die Errichtung eines Hotels am Hochschneeberg.
Nach Vollendung der Vermessungs- und Aussteckarbeiten wurde am 4. Dezember 1895 mit der Erbauung der Normalspurstrecke begonnen, am 9. Dezember 1895 erfolgte der offizielle Spatenstich in Puchberg am Schneeberg.
6. April 1897: Technisch-polizeiliche Prüfung
14./15. April 1897: Eröffnung der Stammstrecke im Zuge einer Festfahrt von Wiener Neustadt nach Puchberg am Schneeberg (=Puchbergerbahn)
Der Bau der Zahnradbahn auf den Hochschneeberg
- Frühjahr 1896: Beginn der Bauarbeiten auf der Zahnradstrecke
- 1. Juni 1897: Feierliche Eröffnung des 1. Abschnitts Puchberg am Schneeberg – Baumgartner
- 25. September 1897: Feierliche Eröffnung der Reststrecke im hochalpinen Bereich Baumgartner – Hochschneeberg
- 28. Juni 1898: Eröffnung des Hotels am Hochschneeberg
- 21. Juni 1898 konstituierende Vollversammlung der „Actiengesellschaft der Schneebergbahn“ (SchBB, Eigentümerin der Strecke)
- Die Betriebsführung oblag anfangs kurz dem Bauunternehmen Arnoldi, ab 1. 1. 1899 übernahm die k.k. privilegierte Eisenbahn Wien-Aspang, abgek. EWA (Mehrheitseigentümer die belgische Société Belge des chemins de fer) die Betriebsführung im Auftrag der Schneebergbahn-Aktiengesellschaft (SchBB).
- 1. Juli 1937: der Betrieb der bankrotten EWA (Insolvenz der Société Belge des chemins de fer am 26. Juni 1937) wird durch die Österreichischen Bundesbahnen (BBÖ) pachtweise übernommen
- Nach dem Anschluss Eingliederung in die Deutsche Reichsbahn, Zwangsenteignung der Aktionäre
- Nach dem WK 2 Betriebsführung und Eigentum der Strecke bei den ÖBB
- Ab 1.1.1997 Betriebsführung durch Niederösterreichische Schneebergbahn GmbH (NÖSBB), einer Tochterfirma der NÖVOG (Niederösterreichische Verkehrsorganisations-Ges.m.b.H). Investitionen in neuen Bahnhof, Werkstätte und Rollmaterial (Salamander-Triebwagen)
- Dezember 2010: Übernahme der Infrastruktur durch die NÖVOG von den ÖBB, in Folge professionelle Vermarktung des Produkts Schneebergbahn
Die Strecke
Die Schneebergbahn ist eine von 3 bestehenden Zahnradbahnen in Österreich neben der Schafbergbahn in Salzburg und der Achenseebahn in Tirol und sie ist mit 9,8 km Streckenlänge die längste der 3 Strecken. Weiter Kennzahlen:
Spurweite: 1.000 mm
Höhe Talstation (Puchberg/Schneeberg): 577 m
Höhe Bergstation (Bf Hochschneeberg): 1. 795 m (höchster Bahnhof Österreichs)
Maximale Neigung: 196 Promille
Minimaler Radius: 80 m
Höchstgeschwindigkeit: 24 km/h
Zahnstangensystem: Abt
Kunstbauten: 2 Tunnel, Tunnel 1 (177 m), Tunnel 2 (202 m)
Die Stationen
Puchberg am Schneeberg, Bahnhof (Bf), km 0,0; 577 m.ü.d.M. (Übergang zur Puchbergerbahn nach Wiener Neustadt Hbf)
Hengsttal, Haltestelle (HS), km 1,2; 613 m
Hauslitzsattel, Ausweiche, km 3,0; 824 m
Hengsthütte, HS, km 4,5; 1.012 m
Wasserstelle am Hengst, betriebliche Station, km 5,1
Ternitzer Hütte, ehem. HS, km 5,9; 1.231 m
Baumgartner, Bf, km 7,4; 1.398 m + Wasserstelle (+ Labungsstelle)
Hochschneeberg, ehem. Bf, km 9,7; 1.792 m (bis 2009)
Hochschneeberg, Bf, km 9,8; 1.796 m (ab 2009 Endstation)
Der Betrieb, Rollmaterial
Seit dem Ende des 2. WK waren die ÖBB die Alleinherrscher am Schneeberg und der Betrieb wurde in der ÖBB-Ära ausschließlich mit Dampfloks abgewickelt. Nach der Betriebsübernahme durch die NÖVOG 1997 hat sich das geändert, die standardmäßige Traktion erfolgt durch Diesel und zwar durch die Salamander-Triebwägen, welche seit Juli 1999 im Einsatz sind. Die von den ÖBB übernommenen Dampfloks kommen an den Dampftagen zusätzlich zum Einsatz, wobei von den 5 Dampfloks nur mehr 2 betriebsfähig sind. Bei den Dampfzügen kommen regulär 2 grüne stählerne Waggons zum Einsatz mit einer Gesamtkapazität von 100 Personen. 2 weiter Oldtimer-Waggons aus den Jahren 1896 und 1900 stehen in Reserve.
Insgesamt stehen 3 Salamander-Triebwagengarnituren zur Verfügung – eine 30,41 m lange, 41,25 Tonnen schwere und bis zu 15 km/h schnelle Garnitur besteht aus Steuerwagen, Zwischenwagen und Triebkopf mit 544 kW Leistung. Die Fahrzeuge stammen von einem Firmenkonsortium aus Waagner-Biro (Federführung und Fahrgestelle), Carvatech (Wagenkästen) sowie Hunslet-Barclay Ltd. (Triebköpfe). Zusätzlich führen die Garnituren einen Güterbeiwagen, das “Salamander Baby” zum Transport von Gepäck bzw. Waren für die Hütten mit. Seit 2010 hat es auch noch eine dieselelektrische Lok von Stadler Rail, sodass in Spitzenzeiten 4 Garnituren (3 Salamander + Lok mit den beiden Stahlwaggons) eingesetzt werden können.
Täglich werden mehrere Kurse auf den Hochschneeberg angeboten, bei großem Andrang verkehren die Züge bis zu einem Halbstundentakt. Die Plätze können vorab auf der Webseite der Schneebergbahn reserviert werden, was in der Hochsaison anzuraten ist. Eine Berg- und Talfahrt kostet (Juni 2022) standardmäßig 39 Euro (Hochsaison Sommer 42,40), für Dampfzüge wird ein Zuschlag erhoben. Für Besitzer der NÖ-Card ist 1 Fahrt pro Jahr gratis inkludiert.
Zahnradbahn-Museum
Unweit der Talstation in Puchberg am Schneeberg befindet sich das Zahnradbahn-Museum, wo Relikte aus der Geschichte der Schneebergbahn ausgestellt sind.
Einkehrschwünge
Verhungern oder gar verdursten wird man am Schneeberg wohl kaum, zahlreiche Wirtshäuser und Hütten laden zum Einkehren ein.
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Links
Webseite Schneebergbahn der NÖVOG >>>
DEEF-Doku Puchbergerbahn >>>
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.
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redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org
Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 8. Dezember 2022; Letzte Ergänzung / page last modified: 26.8.2024