Die Kaprunbahn – Schleppbahn Bruck-Fusch nach Kaprun
Allgemeines
Die Kaprunbahn – auch Schleppbahn Kaprun oder Kaprunerbahn – war eine normalspurige und 6,8 km lange Güteranschlussbahn, welche im Bahnhof Bruck-Fusch von der Salzburg-Tiroler Bahn bei km 93,7 abzweigte und dann durch den Ort Kaprun (Tunnel) zu den Kraftwerksanlagen Glockner-Kaprun der Tauernkraftwerke führte. Von der in den 1980er Jahren demolierten Bahnstrecke gibt es noch einige Relikte in situ zu sehen.
Geschichte
Die Geschichte der Kaprun-Bahn ist eng mit der Geschichte des Kraftwerkbaus der Kraftwerksgruppe Glockner-Kaprun verwoben, einer durch systemisch, nachhaltigen Einsatz von Speicher- und Pumpwerken Strom erzeugendem Kraftwerksverbund. Der Bau wurde in der NS-Zeit begonnen (Spatenstich Hermann Göring am 16.5.1938) ), nach dem Krieg in der 2. Republik vorerst vollendet und befindet sich aktuell in einem weiteren Ausbau. Straßenmäßig gab es damals für die Transporte zur Errichtung und den Betrieb der Kraftwerksgruppe Glockner-Kaprun keine Möglichkeiten und so entschied man sich für den Bau einer Schleppbahn ab dem Bahnhof Bruck-Fusch, wo man auch große Gerätschaften wie Transformatoren und Generatoren transportieren konnte.
Die Bewilligung zum Bau erteilte die damalige Aufsichtsbehörde, der Reichsverkehrsminister, am 28.11.1939 (Bescheid Zahl 79-L-Linz/381) die Bewilligung zum Bau und Betrieb der Schleppbahn. Mit dem Bau wurde im Jänner 1941 begonnen, im April/Mai 1943 konnte die Schleppbahn Kaprun fertiggestellt werden. Bis 1970 erfolgte die Betriebsführung durch die TKW (Tauernkraftwerke AG) selbst, danach durch die ÖBB. In den 1970er Jahren hielt man es für unverzichtbar, die Schleppbahn für diverse Eventualitäten in Betrieb zu halten, jedoch beschloss die TKW dann 1985 die Auflassung der Bahn, welche dann bis 1988 abgebaut wurde.
Heute verläuft auf Teilen der ehem. Strecke der Kaprun-Bahn ein Wander- und Radlweg, der sogenannte Romantikweg sowie Tauernradweg.
Streckenbeschreibung
(nach Adalberg Mueller, 1976, Seite 124)
“Die Trasse beginnt im Bahnhof Bruck-Fusch, es folgte sogleich eine dreigleisige Betriebsausweiche, deren Gleis 2 heute bereits abgetragen ist. In westlicher Richtung geht es weiter, fast eben in der Niederung des Salzachtales. Bei km 2 beginnt jedoch eine sehr starke Steigung bis zu 17,2 Promille, die noch dazu zwecks leichterer Erreichung des Hochplateaus von Kaprun in einer S-Kurve liegt. Dann folgen Steigungen von 6 bis 7 Promille, die alter Kapruner Straße wird bei km 3 überquert, die Richtung ändert sich nach Südwest. Nun folgt eine fast steigungsfreie Strecke. Bei km 5 werden die Kapruner Ache und die neue Landesstraße überquert, es folgt ein Bogen mit Richtung nach Süden. Kurz darauf unterführt die Bahn in einem 131 m langen Tunnel den Kirchenberg Kaprun. In südwestlicher Richtung geht es bis zum Endpunkt bei km 6,8. Dort sind außer dem doppelgleisigen Endbahnhof noch zwei Stutzgleise. Eines führt zum Lagerplatz und eines mitten in die große Umspannungsanlage nach Überquerung der Straße.”
Die Strecke heute
Links/Literatur
Adalberg Mueller, 1976: Die Eisenbahnen Salzburgs. Salzburg
DEEF Doku Die Salzburg-Tiroler Bahn >>>
DEEF Doku Die Pinzgauer Lokalbahn >>>
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum. Die Begehung der Strecke erfolgte Anfang Juni 2021.
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: 7. August 2022; Letzte Ergänzung / page last modified: 7.8.2022