Obus Salzburg Probleme am laufenden Band

Obus Salzburg – und kein Ende der Probleme

Obus Salzburg
Obus Salzburg Wende in Salzburg Süd

Der Salzburger Obus ist in der Stadt seit 1940 – damals wurde der Obus anstelle der Straßenbahn eingeführt – das Rückgrat des Öffentlichen Verkehrs in der Stadt Salzburg und bei seinen Nutzern großteils sehr beliebt. Allerdings läuft schon seit einigen Jahren Vieles nicht mehr rund und die Probleme häufen sich und die zahlende Kundschaft – Fahrgäste genannt – wird immer öfter mit einer suboptimalen Performance konfrontiert und die Geduld auf eine harte Probe gestellt.

Folgende Probleme vermiesen den Fahrgästen die Fahrt mit ihrem Obus:

Statt 5 Obusse pro Stunde und Linie verkehren nur 4, also statt 10 Minuten-Takt ein Viertelstundentakt und das macht sich negativ bemerkbar, indem selbst außerhalb der Hauptverkehrszeit die Fahrzeuge proppenvoll sind und Sitzplätze Mangelware. So kann man keine bisherigen Autofahrer als Neukunden gewinnen.

Da rächt es sich, dass man trotz zweimaligem Probebetrieb, der dann positiv bewertet wurde, keine Doppelgelenk-Obusse angeschafft hat. Da kann man nur neidvoll nach Linz blicken, die haben einmal getestet, evaluiert und die Doppelgelenker (Van Hool) dann gekauft haben. In Salzburg außer Spesen nix gewesen 🙁

Obus Salzburg Doppelgelenker
Doppelgelenker von Hess bei Probefahrten auf der Linie 3 in Salzburg beim Forumkaufhaus am Bahnhof

Man fährt nur alle 15 Minuten statt alle 10 Minuten, weil man Personalprobleme hat. Vor allem Krankenstände sollen es laut Medienberichten sein, die zu einer Ausdünnung des Fahrplans führen. Das führt natürlich zur Frage, warum sind plötzlich so viele Obusfahrer krank? Steht es eventuell schon so schlecht um die Volksgesundheit oder sind viele Busfahrer schon so frustriert von ihrem Arbeitgeber Salzburg AG, dass man beim leichtesten Husten in den Krankenstand flüchtet oder gar einfach blau macht?

Zusätzlich zur Ausdünnung des Fahrplans verkehren auf der Obuslinie 9 nun wieder Dieselbusse anstatt Obusse. Na wenn das nicht peinlich ist!

Bis zur Auflösung des Fahrgastbeirats beim Obus (Salzburg AG) im Jahr 2022 war der Autor dieser Zeilen über Jahre Mitglied des selbigen und da hört man durch seine Kontakte so das eine oder andere, bspw. um das schlechte Betriebsklima bei der Verkehrssparte der Salzburg AG, Fehlen von Führungspersönlichkeiten, von Leadership, von Kompetenzen und vom mangelnden Herzblut der aktuellen Managerriege.

Ein Unding ist auch, dass die Verkehrssparte offenkundig als lästiges, kostenverursachendes Anhängsel an die sonstigen Cash-Cows der Salzburg AG (Energie, Telekommunikation) gesehen wird, welche den Managern Boni kostet und wenig Prestige bringt. Diesbezüglich gibt es ja auch schon Beschlüsse, die Verkehrssparte aus der Salzburg AG auszugliedern, damit die Eigentümervertreter Stadt und Land Salzburg direkter und fahrgastbezogener auf die Entwicklung und Qualität des Nahverkehrs in Salzburg Einfluss nehmen können.

Ach ja, da wäre noch so ein Unding, ein Relikt aus dem Jahre 1999!! Damals wurde nämlich ein so genannter “Kilometer-Deckel” beschlossen und seither nicht mehr nachjustiert. Dh. während die Stadt und der Speckgürtel drum rum bevölkerungsmäßig deutlich gewachsen sind und neue Linien bzw. Verlängerungen entstanden sind, werden aktuell 2022 in Summe pro Jahr nicht mehr gefahrene Kilometer abgegolten als im Jahr 1999! So kommt es, dass laufend eingespart werden muss, vor allem durch Ausdünnung des Fahrplans am Wochenende und zu Tagesrandzeiten – bspw. am Sonntag nur Halbstundentakt bis 9 Uhr vormittags!

Dazu kommen last not least natürlich die zahlreichen sonstigen Mängel, wie keine oder minderwertige Haltestellengebäude, mangelhafte oder gar fehlende Abfahrtszeiten in Echtzeit an den Haltestellen, kaum vorhandene Fahrkartenautomaten im Bus oder an allen! Haltestellen und von Barrierefreiheit ist dank fehlender “Bahnsteige” überhaupt noch nicht zu reden (siehe dazu: DEEF Blog https://www.dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org/blog/deefblog2014_obus_salzburg_investitionen.htm)

Und was ist eigentlich mit der großzügigeren Remise (Betriebshof) geworden?? Das Siegerprojekt des Architektenwettbewerbs wurde präsentiert um dann wohl nach guter Salzburger Tradition still und heimlich wieder versenkt zu werden 🙁

Obus Salzburg Neue Garage Siegerprojekt
Ja wo ist sie denn geblieben die neue versprochene und auch prämierte Remise??

Die Zeit des Jahreswechsels ist ja meist eine Zeit des Reflektierens und der Vorschau auf das kommende Jahr – reflektiert wurde vorhin, zu wünschen für 2023 und darüber hinaus ist, dass der Obus und auch das Autobussystem hinkünftig professionell im Sinne der Fahrgäste ausgebaut und betrieben wird. Nur so können neue Kunden gewonnen und bestehende gebunden werden!


Links

Salzburg AG Obus / Verkehr >>>

DEEF-Doku Der Salzburger Obus >>>

Defizite beim Salzburger Obus – gebt dem Obus mehr Geld >>>

Salzburg: Erfolgreiche Österreich-Premiere lighTram 3 (Doppelgelenk-Obus) >>>


Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.

Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info >

redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org


Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF

Erstmals Online publiziert: 29. Dezember 2022; Letzte Ergänzung / page last modified: 29.12.2022