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Im innerstädtischen Verkehr trägt der Obus (Trollybus) in Salzburg die Hauptlast des öffentlichen Verkehrs. Zumindest von den Nutzern wird dem Obus ein relativ gutes Zeugnis ausgestellt, wie so oft muß ich als Marktforschungs-Profi feststellen, daß die Nicht-Nutzer offenbar nicht zu Wort kommen, denn da würde es wohl etwas anders aussehen. Aber das soll nicht Thema dieses Blogs sein, sondern die bei aller Beliebtheit unter den Nutzern immer offenkundiger werdenden Defizite, die es zu verbessern gilt. Vor allem auch deswegen, um weitere Fahrgäste zu gewinnen und zwar auch solche, die auf Qualität Wert legen.
Beliebt aber mit deutlichem Optimierungsbedarf - der Salzburger Obus
Um Autofahrer zum Umstieg auf den Öffentlichen Verkehr zu bewegen, Autofahrer die es gewohnt sind, in weichen Sitzen zu fahren, genügend Beinfreiheit zu haben, auch bei Aussentemperaturen von 35 Grad dank Klimaanlage nicht zu schwitzen und auch zeitlich Flexibilität geniessen, müssen die öffentlichen Verkehrsmittel eben diese und auch andere Annehmlichkeiten bieten. Einfach nur einen fahrbaren Untersatz von A nach B zu bieten ist deutlich zu wenig, dann fahren nur diejenigen, die sich keine Auto leisten können und vielleicht noch ein paar Hardcore-Masochisten. Öffis müssen cool und sexy sein, Lifestyle ist angesagt und nicht 0815-Tristesse.
Moderner Doppelgelenksobus aus Zürich würde kurzfristig die angespannte Kapazitätsproblematik (bspw. Linie 3) entspannen - die Politik (und Betreiber Salzburg AG??) verweigern die Investition
Daran happert es aber kräftig in Österreich und im konkreten auch beim Salzburger Obus. Woran happert es beim Obus?
Armseelige Haltestellengestaltung ist an der Tagesordnung in Salzburg - keine Spur von cool, sexy oder Lifestyle
Nach 4 Linien ist Schluß mit der Anzeige - Der "Fünfer" findet sich nur als Abziehbild dazugeklebt ohne Zeitanzeige, peinlich
Die Van Hool Obusse haben noch die besten Innenausstattung, leider aber keine Klimaanlage
Der Obus-Terminal vor dem Hauptbahnhof ist völlig unterdimensioniert vor wenigen Jahren neu errichtet worden - zu wenig Kapazität, viel zu eng für die Obusse - offenbar nichts Aussergewöhnliches in der Schilda-Stadt Salzburg. Nach 2 Bussen je Richtung ist die Busleiste voll, die nachfolgenden Busse stauen sich vor dem Bahnhofsgebäude
Die Planer hatten wohl keine Ahnung welchen Platzbedarf ein Obus hat - rechtwinkelige Zu- und Abfahrt, zum Schutz der wartenden Fahrgäste wurden Sperrflächen auf die Strasse gemalt
Wie aus der Auflistung klar wird, sind die Defizite nicht nur von externen Faktoren und nicht nur vom nicht investierten Geld bedingt. Aber doch mehrheitlich. Forderungen:
Wenn schon die Stadt Salzburg Arbeitsverweigerung im Zusammenhang mit der "großen Lösung" des Salzburger Verkehrsdilemmas betreibt, der Errichtung der Regional-Stadtbahn mit dem Herzstück Innenstadttunnel, so sind zumindest die notwendigen Mittel für einen Obusbetrieb (Öffentlichen Verkehr) state-of-the-art wie in anderen Städten Österreichs und sonstigen zivilisierten Gegenden Europas üblich bereit zu stellen. Um den Obus zum Lifestyleobjekt upzugraden bedarf es modernster klimatisierter Fahrzeuge, mit modernen Info-Screens, ausreichend und bequemen Sitzplätzen, funktionellen und architektonisch den Lebensraum bereichernden Haltestellen inkl. moderner Infoscreens, dichteren Takt auch in den Tagesrandzeiten und am Wochenende, neuen Linien sowie ein modernes "Ticketing-System"
Dem Management des Obus sei angeraten, regelmässig seine Mitarbeiter, die Obusfahrer, zu briefen hinsichtlich einer verstärkten Kundenorientierung - das scheint in letzter Zeit etwas in Vergessenheit geraten zu sein
Den Fahrgästen, der zahlenden Kundschaft, sei angeraten, die diversen Mißstände nicht länger hinzunehmen und vor allem der Politik gegenüber Druck zu machen, denn Steuern werden ja in Österreich und Salzburg zur Genüge abkassiert. Leserbriefe oder sich sonst medienwirksam beschweren bewirkt oft wahre Wunder und macht es auch dem Mangement des Obus leichter, gegenüber der Politik mehr Mittel einzufordern. Denn sonst verschlafen wir in Salzburg wirklich die verkehrspolitische Zukunft
Kritik sollte ernst genommen werden und als positives Signal verstanden werden und nicht als lästiges, störendes Quärulantentum oder gar als Nestbeschmutzung. Exzellente Unternehmungen erkennt man vor allem daran, wie mit Anregungen und Beschwerden umgegangen wird
Auf alle Fälle benötigt der Obusbetrieb in Salzburg mehr finanzielle Mittel, um sich state-of-the-art präsentieren zu können und so einen wichtigen Beitrag zu einer hohen Lebensqualität in Salzburg zu leisten. Die Politik und der Betreiber, der Stromkonzern Salzburg AG, sollten es sich hier nicht lumpen lassen! Die Gewinne aus dem Stromgeschäft sind im öffentlichen Verkehr gut angelegt!
Nachsatz: Mit Juli 2014 wurde der Fahrkartenpreis wieder mal angehoben. Und man dünnt den Verkehr weiter aus, indem man einen "Ferienfahrplan" in Kraft setzte - auf den meisten Linien somit 15 Minuten-Takt statt 10 Minuten. Aus Konsumentensicht eine Frechheit! Ihre Meinung? redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org
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Alle Beiträge geben die Meinung des jeweiligen Autors wieder. Beiträge (Blogs) von anderen Autoren (Bloggern) sind gerne willkommen. Die Beiträge dienen dazu, die Öffentlichkeit zu informieren und zu sensibilisieren. Der investigative Journalismus soll zu einer Verbesserung der Dienstleistungen im Eisenbahnsektor Anstoß geben und ist nicht Selbstzweck sondern dem Wohle der Eisenbahn verpflichtet Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF; Erstmals Online publiziert: 25. Juni 2014; Ergänzungen: 18.7.2014 |
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Samstag, 02. Mai 2015 11:23:50 +0200
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum #
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