Bayern: Die Kochelseebahn Tutzing – Penzberg – Kochel am See

Allgemeines, Geschichte
Die Kochelseebahn ist eine 35,5 km lange, eingleisige normalspurige und mit 15 kV 16 2/3 Herz elektrifizierte Bahnstrecke in Bayern, genauer gesagt in Oberbayern südlich von München. Die Bahnstrecke zweigt in Tutzing am Starnberger See (Landkreis Starnberg) von der Hauptbahn München – Garmisch-Partenkirchen – Mittenwald – Innsbruck ab, durchörtert Teile des Landkreises Weilheim-Schongau mit Bahnhöfen in Seeshaupt und in Penzberg und endet im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen mit dem Kreuzungsbahnhof Bichl und dem Endbahnhof in der Gemeinde Kochel am gleichnamigen See.
Von Tutzing bis Bichl ist die Bahnlinie (Kursbuchstrecke 961) als Hauptbahn klassifiziert, von Bichl bis zum Ende in Kochel als Nebenbahn.

Die Bahnstrecke wurde in 2 Etappen errichtet und eröffnet:
16. Oktober 1865: Die Königlich Bayerische Staats-Eisenbahnen (K.Bay.Sts.B) eröffnen auf Initiative der beiden Städte Weilheim und Penzberg die Bahnlinie von Tutzing (an der Strecke München – Garmisch) nach Penzberg. Primärer Grund war der Gütertransport, nämlich vom Penzberger Kohlebergwerk.
23. Mai 1898: Verlängerung der Strecke von Penzberg über Bichl bis nach Kochel. In Penzberg wurde die Strecke so geführt, dass der bisherige Endbahnhof im Norden der Stadt nur mehr im Güterverkehr bedient wurde und für den Personenverkehr der heute noch bediente Bahnhof im Südwesten errichtet wurde. Zwischen dem nunmehrigen Güterbahnhof Penzberg und dem Personenbahnhof an der Strecke Richtung Kochel wurde ein Verbindungsgleis errichtet.
Die Elektrifizierung der Gesamtstrecke einschließlich des Gleises zum Güterbahnhof Penzberg erfolgte bis zum 4. März 1925.
Von 1951 bis 1971 erfolgte die Stromversorgung durch das Bahnstromkraftwerk in Penzberg, welches bis zur Einstellung des Kohlebergbaus 1966 mit lokaler Kohle befeuert wurde. 1989 wurde das Areal des ehem. Güterbahnhofs an die Stadt Penzberg verkauft und in Folge die Gleise abgebaut.
Erfolgreich wehrte sich der Freistaat Bayern in den 1970er und 1980er Jahren gegen die Forderungen der Deutschen Staatsbahn, die Kochelseebahn einzustellen. Trotz zahlreicher Rückbauten im Laufe der Jahre (zuletzt 2012 im Bereich des Bahnhofs Bichl) erfreut sich die Kochelseebahn einer starken Nachfrage im Personenverkehr, während der Güterverkehr komplett eingestellt wurde.

Betrieb
Der Personenverkehr wird aktuell 2015 mit modernen Triebwagengarnituren der Baureihe 442 (Talent 2) im Rahmen des „Werdenfels Taktes“ abgewickelt. Es besteht ein durchgängiger Stundentakt auf der Kochelseebahn, der teilweise zum Halbstundentakt verdichtet ist. Die Züge werden nach/von München Hbf. durchgebunden und im Bahnhof Tutzing gekoppelt bzw. geflügelt mit den Zügen Richtung Weilheim (Oberbayern). Die Züge halten ab Tutzing nur in Starnberg und München Pasing, wo auch Übergänge zur S-Bahn bestehen, mit der die von der Werdenfels Bahn nicht bedienten Stationen erreicht werden können.

Im Bahnhof Bichl bestand bis zur Einstellung am 31. Mai 1959 Anschluß an die Isartalbahn, welche ebenso wie die Kochelseebahn den Bahnhof Bichl am 23. Mai 1898 erreichte. Dieses Gleis 1 der Isartalbahn wurde erst 2012 in Bichl herausgerissen.

Nach meiner Erstbefahrung der Strecke im April 2009, wo mich der RVO-Autobus von meinem Ausflug auf der BOB von Bad Tölz nach Kochel brachte, besuchte ich die Strecke wieder im Jänner 2016, wo die Mehrzahl der Fotos entstanden sind.

Die Stationen der Kochelseebahn
Tutzing, Bahnhof, km 0,0; 611 m.ü.d.M. (Übergang zur Bahnstrecke München – Weilheim – Garmisch)




Bernried, Haltepunkt, ehem. Bahnhof, km 6,943; 633 m



Seeshaupt, Bahnhof, km 11,328; 601 m



Iffelsdorf, Haltepunkt, km 17,168; 599 m (bis 2002 Bahnhof Staltach)

Penzberg Pbf, Bahnhof, km 22,342
Mit 16.174 Einwohnern ist die ehem. Bergwerksstadt Penzberg die größte Ansiedlung entlang der Kochelseebahn. In der Stadt sind zahlreiche produzierende Betriebe angesiedelt, u.a. auch am Gelände des ehem. Güterbahnhofs. Im Ort befindet sich ein Bergbaumuseum sowie ein Rundweg zu einzelnen Relikten der langen Bergbaugeschichte.






Schönmühl, ehem. Haltepunkt, km 25,500
Bichl, Bahnhof, km 27,155; 615 m (bis 1959 > Isartalbahn n. München)






Benediktbeuern, Haltepunkt, km 28,854; 618 m


Ried (Oberbay), ehem. Haltepunkt, km 30,800

Ort, ehem. Haltepunkt, km 33,100
Kochel, Bahnhof, km 35,470; 606 m
Die Gemeinde Kochel am See hat 3.998 Einwohner und ist auch Sitz der gleichnamigen Verwaltungsgemeinschaft mit der Gemeinde Schlehdorf. Die Gemeinde liegt am Ufer des Kochelsees, an den im Süden der Walchensee anschließt. Berühmtheit erlangte der Ort durch den „Schmied von Kochel“, einem Freiheitskämpfer zu Beginn des 18. Jahrhunderts.




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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 24. Jänner 2016; Seiten-Relaunch 23.8.2025; Letzte Ergänzung / page last modified 23.8.2025