Der Rasende Roland – Rügensche Bäderbahn (RüBB)

Allgemeines
Unter dem volkstümlichen Begriff „Rasender Roland“ versteht man mit Dampf betriebene Kleinbahn-Züge auf der Insel Rügen, die auf schmalspurigen Gleisen (750 mm) von Lauterbach (Mole) über Putbus, Binz und Sellin nach Göhren verkehren. Die heute befahrene Strecke ist 24 km lang und der letzte Rest eines einst größeren Kleinbahn-Netzes auf Rügen (knapp 100 km), welches ab 1895 von der Aktiengesellschaft Rügener Kleinbahn (RüKB) aufgebaut wurde.
Betreiber und Eigentümer der bei Touristen sehr beliebten Bahn, welche auch eine wichtige Funktion im ÖPNV auf der Insel einnimmt, ist seit 2008 die Rügensche Bäderbahn (RüBB), einem Geschäftszweig der Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn (PRESS) aus Sachsen. Die PRESS betreibt seit Dezember 2009 auch die Normalspur-Strecke Bergen auf Rügen – Putbus – Lauterbach (Mole) und seit September 2014 ist die PRESS Eigentümerin des Abschnitts Putbus-Lauterbach (Mole). Hatte es vorher schon mehrmals nach einem endgültigen Aus des Rasenden Rolands – dieser Rüganer Institution – ausgesehen, so geht es seit 2008 mit dem Rasenden Roland wieder aufwärts.

Geschichte der Eisenbahn auf der Insel Rügen
Als erstes verkehrten Züge auf normalspurigen Schienen auf der Insel Rügen (Vollbahn), quasi der „Backbone“ für die weitere Entwicklung des nachfolgenden Kleinbahnnetzes. Im Jahr 1883 eröffneten die Preußischen Staatseisenbahnen den ersten Abschnitt der Strecke nach Sassnitz auf Rügen, nämlich von Altefähr (am Strelasund gegenüber Stralsund gelegen) nach Bergen auf Rügen. Um von Stralsund auf die Insel Rügen zu kommen bedurfte es einer Überfahrt auf einem Schiff, da der Rügendamm erst 1935 errichtet wurde. 1893 wurde daher eine Trajekt-Verbindung von Stralsund nach Altefähr eingerichtet.

Das Zeitalter der Kleinbahnen (Nebenbahnen, Vinzinalbahnen) auf der Insel Rügen begann mit der Rügenschen Kleinbahn (RüKB), welche als Aktiengesellschaft ab 1895 ein Schmalspurnetz (Kleinbahn) mit einer Spurweite von 750 mm aufbaute. War das Eisenbahnnetz im Deutschen Reich in den Grundstrukturen Ende des 19. Jahrhunderts fertig, so wollten natürlich auch kleinere und entlegenere Regionen ihre Eisenbahn haben, sei es zum Gütertransport oder zum Transport von Personen, also Anschluss erhalten an die große weite Welt auf Schienen. Vor Ort in der Region sollten Kleinbahnen in Ergänzung zu Vollbahnen die Feinverteilung übernehmen. Dazu wurde am 29.7.1892 das Preußische Kleinbahngesetz verabschiedet, die legistische Grundlage für die Errichtung des Kleinbahnnetzes, auf denen heute der Rasende Roland verkehrt.
Dieses Kleinbahnnetz auf Rügen erreichte um 1900 mit einer Länge von ca. 100 km die größte Ausdehnung, die ca. 24 km, auf denen heute der Rasende Roland verkehrt, ist der letzte Rest dieses einst großen Netzes.

Welche Kleinbahn-Strecken gab (gibt) es?
Es gab auf Rügen 3 Kleinbahnstrecken, nämlich (nach zeitlicher Genese)
Oststrecke Putbus – Binz – Sellin – Göhren (Eröffnung etappenweise vom 22. Juli 1895 bis 13. Oktober 1899)
Weststrecke Altefähr (Trajekt von/nach Stralsund) – Putbus (4.7.1896), Putbus – Lauterbach (Mole) am 28.5.1999 (Dreischienengleis)
Nordstrecke Bergen (Rügen) – Wittower Fähre – Fährhof – Altenkirchen (Rügen) am 21.12.1896, ergänzend dazu Buhrkow Abzweig–Starrvitz-Gramtitz am 1.11.1918 und weiter nach Bug am 16.12.1918
Es zeigte sich schon von Beginn an, dass die Strecke von Altefähr nach Göhren die wirtschaftlich prosperierendste ist.
Der Rasende Roland fährt somit auf der Oststrecke von Putbus nach Göhren, die Weststrecke und die Nordstrecke wurden schrittweise stillgelegt.

Zeittafel der Kleinbahnen auf Rügen
(Quelle: RüBB)
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- 26.02.1895 Gründung „Rügensche Kleinbahn – Aktiengesellschaft“ (Rü.K.B.)
- 21.07.1895 Eröffnung Putbus – Binz (10,8 km)
- 23.05.1896 Eröffnung Binz – Sellin West (7,1 km)
- 03.07.1896 Eröffnung Sellin West – Sellin Ost (1,2 km)
- 04.07.1896 Eröffnung Putbus – Altefähr (35,3 km)
- 21.12.1896 Eröffnung Bergen – Altenkirchen (37,9 km)
- 13.10.1899 Eröffnung Sellin Ost – Göhren (5,0 km)
- 01.04.1910 Übernahme der Betriebsführung durch die Kleinbahnabteilung des Provinzialverbandes von Pommern
- 01.04.1920 Übernahme der Betriebsführung durch die Vereinigung vorpommerscher Kleinbahnen GmbH
- 01.04.1937 Übernahme der Betriebsführung durch die Landesbahndirektion Pommern
- 01.01.1940 Übernahme durch Pommersche Landesbahn
- 01.04.1949 Übernahme der Betriebsführung durch Deutsche Reichsbahn (Rbd Greifswald, Rba Stralsund)
- 03.12.1967 Stilllegung Altefähr – Putbus
- 11.12.1967 Einstellung Güterverkehr Putbus – Göhren
- 10.09.1968 Stilllegung Fährhof – Altenkirchen
- 18.12.1969 Stilllegung Bergen (Rügen) Ost – Wittower Fähre (beschränkter Wagenladungsverkehr weiterhin bis Trent)
- 26.09.1971 Stilllegung Bergen (Rügen) Ost – Trent
- 12.03.1976 Erklärung der Strecke Putbus – Göhren zum „Denkmal der Produktions- und Verkehrsgeschichte“ durch Rat des Bezirkes Rostock
- 22.07.1995 Rückgabe an Landkreis Rügen
- 01.01.1996 Privatisierung – RüKB als neuer Betreiber
- 28.05.1999 Eröffnung Dreischienengleis Putbus – Lauterbach Mole (2,6 km)
- 18.03.2008 Aufnahme des Übergangsverkehrs durch PRESS/RüBB
- 01.06.2008 Übergang der Infrastrukturverantwortung auf PRESS/RüBB

Vom Bau bis heute durchlebte und überlebte die Strecke somit bis heute zahlreiche Besitzer und zahlreiche politischen Systeme – das Kaiserreich, Inflation und Weltwirtschaftskrise, die NS-Zeit, Russische Besatzung und DDR, die Epoche der Massenmotorisierung und last not least das Streben nach Effizienz und Gewinnorientierung. Den vielen ehrenamtlich Tätigen und Unterstützern, die das Überleben des RR (Rasenden Roland) gesichert haben, Herzlichen Dank!
Normalspur-Eisenbahnstecken auf Rügen
Diese wurden wie folgt eröffnet:
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- 1.7.1883 Altefähr – Bergen (Rügen)
- 1.7.1881 Bergen (Rügen) – Lietzow – Sassnitz (damals Saßnitz)
- 15.8.1889 Bergen (Rügen) – Putbus
- 15.5.1890 Putbus – Lauterbach
- 1.5.1897 Sassnitz-Sassnitz Fährhafen (>Königslinie)
- 15.5.1939 Lietzow – Ostseebad Binz
- 1998 Lauterbach – Lauterbach (Mole), seit 28.5.1999 Dreischienengleis Putbus – Lauterbach (Mole)
Der Rasende Roland heute

Woher der Name Rasender Roland kommt, scheint nicht geklärt zu sein, jedenfalls gerast dürften die Züge dort nie sein. Also eventuell eine ironische, scherzhafte Bezeichnung und Roland ggf. eine Bezeichnung von damals in der Gegend urlaubenden Bergleute.
Gefahren wird mit Dampftraktion und historischen Wagen, wozu sich noch ein Cabrio-Waggon gesellt. Der RR verkehrt auf der 24 km langen Strecke im 2-Stunden-Takt, der in der Hochsaison zu einem Stundentakt verdichtet wird. Die RüBB hat 8 Dampflokomotiven zur Verfügung, die 5 verschiedenen Baureihen angehören und zwischen 1914 und 1953 gebaut wurden.

Zusätzlich hat es noch 2 Dieselloks, die vorwiegend im Rangierdienst eingesetzt werden. Da es schon lange keinen Güterverkehr mehr gibt, hat es auch kaum Güterwagen im Bestand, der Fokus liegt auf 4-achsigen Personenwaggons. Manche der Waggons haben noch einen Holz- und Kohleofen mit Rauchfang nach Außen als Heizung eingebaut. Im Winter sehr romantisch!

Der Rasende Roland ist als Regionalbahnlinie RB 32 im Netz des Nahverkehrs in Mecklenburg Vorpommern verzeichnet. Gegen einen Aufpreis ist das Deutschland Ticket am RR gültig (Stand November 2025).

Stationen des Rasenden Rolands
Putbus, Bahnhof, km 35,5 (ab Altefähr 0,0), Übergang Normalspur nach Bergen (Rügen) und Dreischienengleis nach Lauterbach (Mole)


Beuchow, Haltepunkt, km 37,1 (Seit 1990)
Posewald, Haltepunkt, km 39,1

Seelvitz, Bahnhof, km 41,3

Serams, Haltepunkt, km 43,4
Binz LB, Bahnhof, km 46,1




Jagdschloß, Haltepunkt, km 48,5
Garftitz, Bahnhof, km 49,8
Sellin (Rügen) West, Haltepunkt, km 53,1
Sellin (Rügen) Ost, Bahnhof, km 54,3
Baabe, Bahnhof, km 55,6
Philippshagen, Haltepunkt, km 57,3
Göhren (Rügen), Bahnhof, km 49,5

Ein kleines Foto-Potpourri vom Rasenden Roland
Bereits Anfang der 2000er Jahre urlaubte ich mehrmals im Winter auf Rügen und stattete natürlich auch dem Rasenden Roland einen Besuch ab. Fotos von damals gibt es leider keine. Die Fotos und Videos stammen von einem neuerlich Besuch auf dieser faszinierenden Insel im September 2017.


































Links
Betreiber des Rasenden Rolands RüBB >>>
Förderverein zur Erhaltung der Rügenschen Kleinbahnen e.V. >>>
DEEF-Kategorie Eisenbahnstrecken in Deutschland >>>
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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF
Erstmals Online publiziert: / page first published 14. November 2025; Letzte Ergänzung / page last modified 16.11.2025
