Wälderbähnle Museumsbahn und ehem. Bregenzerwaldbahn Bregenz – Bezau
Vorbemerkungen
Die Bregenzerwaldbahn, auch u.a. Wälderbähnle genannt, dampfte bzw. dieselte von 1902 bis 1980/83 auf schmalspurigen Gleisen (760 mm) auf einer Länge von 35 km von Bregenz bis Bezau im Bregenzerwald, bevor der Betreiber ÖBB Unwetterschäden zum (willkommenen) Anlass nahm, um das Wälderbähnle einzustellen (Kompletteinstellung 1983). Der Autor dieser Zeilen hatte das Glück, nach seiner Matura im Jahr 1976 im Rahmen einer Österreichrundfahrt auf Schienen das Wälderbähnle noch auf seiner ganzen Länge von Bregenz bis Bezau zu befahren, um dann von dort mit dem Postauto übers Bödele ins Rheintal zurückzufahren.
Doch das Wälderbähnle lebt weiter, nicht nur in Geschichten und Bildern sondern auch in der Wirklichkeit als touristischer Zug, wenngleich auch nur auf einem kleinen Abschnitt von ca. 5 km vom Bahnhof Schwarzenberg bis zum Bahnhof Bezau. Bereits im Jahr 1985 gründete sich der Bregenzerwaldbahn-Museumsbahn Verein, der seither regelmäßig Fahrten mit Diesel oder Dampf anbietet.
Im Herbst 2024 besuchte der Autor dieser Zeilen das Wälderbähnle, wovon die nachfolgenden Fotos und Videos zeugen.
Die alte Bregenzerwaldbahn Bregenz – Bezau
Die Stationen
Bregenz, Bahnhof (Bf), km 0,0; 398 m.ü.d.M.
Vorkloster, Haltestelle (HS), km 1,09; 400 m
Rieden, HS, km 2,62
Kennelbach, Bf, km 4,70; 422 m
Fluh, HS (ab 1937), km 8,43
Wirtatobel, Verladestelle Kohlebergbau (1920-1921), km 9,60
Langen-Buch, HS (bis 1977), km 10,18
Doren-Sulzberg, Bf, km 13,64; 456 m
Weißachbrücke, HS (seit 1904), km 15,02
Langenegg-Krumbach, Bf, km 18,18; 468 m
Oberlangenegg, HS (bis 1957), km 18,52
Bommerngraben (vormmals Pommerngraben), Verladestelle (bis 1930), km 19,73
Lingenau-Hittisau, Bf, km 20,74; 506 m
Egg, Bf, km 23,45; 553 m
Unterbach, HS (seit 1903), km 24,75; 578 m
Andelsbuch, Bf, km 26,75; 615 m
Bezegg, HS (seit 1903), km 27,9; 618 m
Bersbuch, HS (seit 1903), km 29,16; 633 m
Schwarzenberg, Bf, km 30,32; 636 m
Sporenegg, HS (1999-2000), km 31,9
Reuthe, HS, km 33,56; 625 m
Bezau, Bf, km 35,33; 642 m
Geschichte, Strecke, Verkehr
Zusätzlich zu den Gleisen in Bosnischer Spur (760 mm) lagen vom Bf Bregenz bis km 1,58 wegen dortiger Ladetätigkeit bei mehreren Firmen auch Schienen in Normalspur (Mehrschienengleis) sowie eine Oberleitung mit 15 kV 16 2/3 Hz. Die maximale Neigung betrug 24 Promille und der kleinste Radius 60 Meter. Bei Eröffnung der Strecke 1902 betrug die Höchstgeschwindigkeit 25 km/h, bei der Stilllegung 1983 immerhin 45 km/h.
Die Konzessionserteilung zum Bau der Bregenzerwaldbahn erfolgte am 11.8.1899 und nach Gründung der Aktiengesellschaft “Bregenzerwaldbahn (BWB)” durch die Konzessionäre im Mai 1900 erfolgte der Spatenstich am 7. September 1900. Die Eröffnung der Gesamtstrecke erfolgte am 15. September 1902. Mit der Betriebsführung auf Kosten der Bregenzerwaldbahn AG wurde die Staatsbahndirektion Innsbruck der k.k. Staatsbahnen beauftragt.
Durch staatliche Einlösung der Konzession wurde die BWB mit 1.1.1932 Teil der Staatsbahn ÖBB. welche auch ab 1980 nach Verwüstungen der Strecke durch die hochwasserführende Bregenzer Ache die Stilllegung (in bereits andernorts bewährter Weise) vorantrieb.
Im Planverkehr wurden ab 1960 bis zur Stilllegung der Strecke Dieselloks (dieselhydraulisch) der ÖBB BR 2095 eingesetzt.
2 Dampflokomotiven der Serie U, die schon in den Anfangsjahren bei der BWB eingesetzt wurden, nämlich U24 und U25, sind erhalten geblieben und sind bereits aufgearbeitet im Museumsbetrieb zu bewundern (U25) oder sollen es noch werden (U24).
Kunstbauten
Die BWB hat 3 Tunnel, nämlich den
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- Riedentunnel (212 m)
- Rickenbachtunnel (86 m)
- Rotachtunnel (123 m)
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Alle 3 Tunnel existieren noch – der Riedentunnel im Stadtgebiet von Bregenz ist als Fußgänger- und Radfahrtunnel ausgebaut worden, die anderen beiden Tunnel im Achtal warten noch auf ihre Sanierung, damit Wanderer die Tunnel sicher passieren können.
Das längste Viadukt ist das Egger-Viadukt mit 9 Öffnungen einer Länge von 110 m.
Die Sporeneggbrücke mit einer Länge von 68 Metern wurde nach dem Einsturz beim Hochwasser 1999 durch tatkräftige Unterstützung der Museumsbahnbetreiber im Jahr 2000 wieder aufgebaut und kann somit von den Museumszügen des Wälderbähnle auf der Fahrt nach Schwarzenberg wieder benutzt werden.
Das Wälderbähnle – höchst erfolgreiche Museumsbahn zwischen Bezau und Schwarzenberg
Es ist bewundernswert und höchst löblich, mit wieviel Engagement auch hier beim Wälderbähnle ehrenamtlich gearbeitet wird. Im Jahr 1983 verkehrten die letzten Planzüge nur mehr auf einer Rumpfstrecke der BWB, aber bereits am 29. November 1985 wurde im Hotel Gams zu Bezau der Verein “Bregenzerwaldbahn-Museumsbahn” gegründet. Ziel war es, auf einem nicht so vom Hochwasser betroffenen Reststück der BWB ab Bezau einen Museumsbahnbetrieb aufzunehmen.
Am 26. September 1987 ging die Museumsbahn „Wälderbähnle“ zwischen Bezau und Schwarzenberg in Betrieb. Die Fahrgastzahlen waren ermutigend und brachten das notwendige Kleingeld in die Vereinskasse, um die Strecke zu sanieren, in Schuss zu halten und um Lokomotiven und Waggons aufzuarbeiten. Doch auch der Verein sollte von den Naturgewalten rund um die Bregenzer Ache nicht verschont bleiben, die ja schon in der Bauphase und dann im Planverkehr durch die ÖBB für teils massive Verwüstungen sorgten.
Am 22. Mai 1999 wird die Sporeneggbrücke nach wochenlangen Regenfällen durch das Hochwasser zerstört, was einen Schaden von ca. 7 Millionen Schilling verursachte. Doch der Verein ließ sich nicht entmutigen und mit Unterstützung des Landes Vorarlberg und kräftigen Eigenleistung in Form von Fronarbeit und finanzieller Beteiligung konnte die Brücke wieder aufgebaut und im Rahmen eines zweitägigen Fests im Juni 2000 wieder eröffnet werden. Und auch das Jahrhunderthochwasser im August 2005 konnte den Erfolgslauf der Wälderbähnle Museumsbahn nicht stoppen.
Am 17. Jänner 2014 gründeten die Museumseisenbahner die Bregenzerwaldbahn-Museumsbahn Betriebsgesellschaft mbH mit Sitz in Bezau. Diese ist seither als Eisenbahnverkehrsunternehmen für die Abwicklung des Fahrbetriebs und von Veranstaltungen zuständig.
Neben den planmäßigen Museumsfahrten mit Diesel und Dampf vorwiegend im Sommer erfreuen sich Themenfahrten wie die Nikolausfahrten großer Beliebtheit vor allem bei den Einheimischen aber auch Touristen. Für diese Fahrten können die Museumsbahner aus einem großen Fundus an Dieselloks, Dampfloks sowie 2-achsigen wie 4-achsigen Spantenwaggons schöpfen.
Lokomotiven und Waggons der Museumsbahn Wälderbähnle
Noch erhaltene Relikte und Nachnutzung
Vielfältig sind die noch erhaltenen Spuren der einstigen Bregenzerwaldbahn in Form von Bahnhöfen, Brücken und Viadukten, Tunnel sowie Rollmaterial in Gestalt von Lokomotiven und Waggons. Leider wurden aber auch leichtfertig (oder vorsätzlich) Spuren verwischt, bspw. der Abriss des Bahnhofsgebäudes von Egg.
Nachnutzung Eisenbahntrasse
Ca. 5 km der Trasse vom Bahnhof Bezau bis zum Bahnhof Schwarzenberg werden im Museumsbetrieb als Wälderbähnle höchst erfolgreich betrieben. Sollte der Wunsch der Museumsbahn-Betreiber in Erfüllung gehen und die Strecke bis Andelsbuch wieder aufgebaut werden – was technisch relativ leicht bewerkstelligbar wäre aber auch politischen Willen voraussetzt – so könnte dann die Museumsbahn eine Länge von knapp 9 km haben.
Auf ca. 10 km von Egg bis Doren existiert ein offizieller Wander- und Radweg auf der ehemaligen Trasse der BWB. Dieser Weg ist Teil des Bregenzerwald-Radwegs von Schoppernau über Au, Mellau, Bezau, Andelsbuch und Egg mit Endpunkt Doren.
Ebenfalls existiert von Bregenz ein Wanderweg und Radweg durch den ehemaligen Riedentunnel (212 m) bis Rieden.
Bleibt eine Lücke zwischen Rieden und Doren, wo die Trasse ab Kennelbach durch die Bregenzerachschlucht führt, dem schwierigsten Abschnitt der ehemaligen Strecke. Der Wunsch vieler Wanderer und Radlfahrer nach einem Lückenschluss, also einem offiziellen Rad- und Wanderweg durch die Achschlucht, wurde seitens des Landes Vorarlberg bis dato nicht entsprochen. Da die Strecke (auf eigene Gefahr) allerdings von vielen Wanderern benutzt wird, hat man bis dato zumindest die beiden dort situierten Tunnel (Rickenbachtunnel, Rotachtunnel) sowie weitere exponierte Stellen gegen Steinschlag gesichert.
Wünschenswert wäre allerdings doch, dass dieser Abschnitt zumindest für die Wanderer offiziell begehbar wird, Naturschutzgebiet hin oder her!
Anreise
Das Ländle ist Österreichs Vorzeigebundesland wenn es um den ÖPNV geht – ob das die Nähe zur Schweiz macht? Jedenfalls hat es ein sehr gut ausgebautes Autobusnetz auch im Bregenzerwald bzw. vom Rheintal in den Bregenzerwald. Bezau als Ausgangspunkt des Wälderbähnle ist bestens per “Landbus Bregenzerwald” erreichbar (Station Bezau Busbahnhof, ca. 50 Meter vom Bhf des Wälderbähnle). Linie 850 ab Dornbirn, Linie 830 oder 840 ab Bregenz.
Noch ein paar Fotos
Fazit
Die Wälderbähnle Museumsbahn in Nachfolge der Bregenzerwaldbahn hat sich zu einer äußerst beliebten Freizeitattraktiviät bei den Einheimischen sowie einer Top-Tourismusdestination im gesamten Ländle entwickelt. Die dadurch induzierte Wertschöpfung (Ausgaben der Touristen für Verpflegung, Übernachtung etc.) trägt zu einer Stärkung des Tourismus und zur Sicherung von Arbeitsplätzen im Bregenzer Wald aber durch überregionale Nutzenströme auch im gesamten Ländle bei.
Dem selbst hautnah erlebten Engagement der Ehrenamtlichen des Vereins, vom Lokführer über die Schaffner, den unterstützenden Händen beim Betriebsablauf und der Verpflegung für die Gäste im Bahnhof Bezau bis hin zum Vereinspräsidenten Dr. Oskar Müller sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Wir wünschen dem Wälderbähnle für die Zukunft “Allzeit freie Fahrt” und möge der lange gehegte Wunsch einer Trassenverlängerung bis Andelsbuch irgendwann in Erfüllung gehen. Es wäre eine verdiente Belohnung für die bisher geleistete ehrenamtliche Arbeit!
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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.
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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredaktor Railway & Mobility Research Austria / DEEF # Railways & Ropeways of Europe
Erstmals Online publiziert: 4. November 2024; Letzte Ergänzung / page last modified 5.11.2024