Das Rheinbähnle
Ehemalige Dienstbahn der Internationalen Rheinregulierung (IRR) als erfolgreiche Touristenbahn
Geschichte
Um den Naturgewalten, die vom Alpenrhein ausgingen und die Siedlungsflächen beidseits der Österreichisch-Schweizerischen Grenze regelmäßig bedrohten, erfolgreich begegnen zu können, wurde in einem Staatsvertrag im Jahr 1892 die Internationale Rheinregulierung (IRR) gegründet. Um die Arbeiten wie bspw. Dammbauten für die Regulierung des Rheins durchführen zu können, wurde als Transportmittel eine Feldbahn mit einer Spurweite von 750 mm gewählt, deren Streckenführung leicht den jeweiligen Bedürfnissen angepasst werden konnte.
Die Länge dieses Streckennetzes betrug im Jahr 2006 ca. 33 km, wobei von 1895 bis 2008 (Einstellung des Transports auf der Schiene) ca. 2 Millionen Tonnen Steinbruchmaterial von den betriebseigenen Steinbrüchen abtransportiert wurden. Die tägliche Transportmenge betrug ca. 400 Tonnen, die Traktion erfolgte ab 1950 primär durch E-Loks mit einer Fahrdraht-Spannung von 750 Volt=.
Seit dem Jahr 2008 obliegt dem Verein Rhein-Schauen der Betrieb auf der verbliebenen Strecke, wo regelmäßig die vor allem bei der einheimischen Bevölkerung sehr beliebte Fahrten von Lustenau-Werkhof (mit höchst interessanten Museum) organisiert werden. Aktuell (Herbst 2024) ist der Betrieb stark eingeschränkt (siehe nachfolgend) und es dringend zu hoffen – ja zu fordern – dass dieses höchst erfolgreiche Freizeitangebot und Touristenmagnet nicht noch weiter eingeschränkt sondern weiter ausgebaut werden kann.
Die Museumsbahn
Im Jahr 1992 wurde der Verein “Rheinbähnle” gegründet, dessen Namen dann 1996 in “Rhein-Schauen” geändert wurde mit gleichzeitiger Übernahme der Aufgabe als Trägerverein des Museums. Im Jahr 1997 wurde das Museum eröffnet, welches bis heute in eindrucksvoller Weise über die Geschichte des Natur- und Kulturraums des Alpenrheins informiert.
Die zentralen Aufgaben des Vereins sind die Bewahrung der ehemaligen Baubahn der Internationalen Rheinregulierung in betriebsfähigem Zustand sowie der Erhalt des historischen Erbes der IRR. Mittelpunkt der Museumstätigkeit mit Museum und Betriebsstätte der Museumsbahn ist der Werkhof der IRR in Lustenau.
Fuhrpark der Museumsbahn
Diesbezüglich kann der Verein eigentlich aus dem Vollen schöpfen. Es stehen zur Verfügung (Quelle Webseite Rhein-Schauen):
2 Dampfloks als die größten Schätze der Museumsbahn
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- Dampflok Widnau (ex St. Gallen)
- Dampflok Maffei
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4 E-Loks / Dieselelektrisch
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- Heidi
- Urs
- Säntis
- Elfi
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7 Diesellloks
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- Wald
- Maikäfer
- Juno
- Miki
- Susi 2
- Demag
- Asper-Benzindraisine
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Die zahlreich eingesetzten Personenwaggons stammen zum Teil von der Steyrtalbahn und zum Teil sind es Eigenkonstruktionen. Auch einer der ältesten Schmalspur-Personenwaggons befindet sich im Fundus des Rheinbähnles.
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- Die beiden Kaiserwagen
- Standartpersonenwagen (Eigenbau IRR)
- Spezialwagen für Kinderwagen und Rollstuhlfahrer
- Trogenerbahn-Wagen
- Salonwagen / Barwagen
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Für Materialtransporte und Unterhaltsarbeiten stehen dem Rheinbähnle mehrere Güter- und Spezialwagen zur Verfügung. Zum grossen Teil sind diese auch bereits seit der Entstehungszeit des Bähnle in ähnlicher Form im Einsatz gestanden.
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- Holzkastenkipper
- Belch-Kipploren
- Plattwagen
- Flachwagen
- Werkzeugwagen
- Tankwagen
- Kranwagen
- Niederbordwagen
- Schneepflug
- Fahrradwagen
- Aggregat- und Fahrradwagen
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Das Museum Rhein-Schauen
In einer modernen Halle wird den Besuchern sehr gut aufbereitet und interaktiv die Geschichte des Natur- und Kulturraums Alpenrhein nahegebracht. Historische Fotos, Artefakte vor allem von der Rheinregulierung sowie multimediale Präsentationen machen das Museum für die gesamte Familie besuchenswert.
Fazit und Ausblick
Rhein-Schauen mit Museum, Werkhof und der Museumsbahn bieten in der Kombination ein abwechslungsreiches und lehrreiches Erlebnis für Jung und Alt. Das zeigte sich auch bei meinem Besuch, wo die meisten Besucher Familien mit Kindern waren. Und Museum und vor allem das Museumsbähnle sind sehr beliebt – der lange Zug war mit 120 Personen restlos ausgebucht.
Beliebt sind auch die diversen Themenfahrten, wobei ein Highlight sicher die Nikolofahrten mit Dampftraktion sind. In Summe also ein tolles und nachhaltiges Freizeitangebot und wichtiger Tourismusfaktor für die Region. Mir hat der Besuch vor Ort sehr gut gefallen.
Aber Achtung!
Der Weiterbestand des Rheinbähnle ist aktuell stark gefährdet! Nachdem es schon seit einigen Jahren einen Unterbruch im Süden der Strecke zwischen Kriessern (SG) und Mäder (AT) durch Unbenutzbarkeit der Brücke bzw. deren nachfolgendem Abtrag gibt, kann das Bähnle seit dem Frühjahr 2024 nicht mehr über die Wiesenrainbrücke aufs Schweizer Ufer hinüberfahren. Hier muss entsprechend bei der Politik insistiert werden, damit bei einer Sanierung der Brücke auch die Schienen des Bähnle wieder trassiert werden.
Von Lustenau nach Norden endet die Fahrt nun schon bei der Station Schleienlöcher, eine Fahrt wie gehabt bis zur Rheinmündung in den Bodensee ist nicht möglich, da im Rahmen von Naturierungs-Maßnahmen die Schienen von den Behörden herausgerissen aber nicht wieder verlegt wurden.
Summa summarum müssen die Betreiber des Bähnle auf der Hut sein und entsprechend insistieren, damit das Streckennetz wie gehabt genutzt werden kann, denn eine so kurze Strecke wie aktuell 2024 ist auf Dauer nicht wirklich attraktiv.
Wir wünschen dem Rheinbähnle eine erfolgreiche Zukunft und Allzeit Freie Fahrt!
Noch einige Fotos
Links
Webseite des Anbieters Rhein-Schauen >>>
DEEF-Doku Wälderbähnle >>>
DEEF-Doku Pfänderbahn >>>
DEEF-Video-Kanal auf Youtube >>>
Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.
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redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org
Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredaktor Railway & Mobility Research Austria / DEEF # Railways & Ropeways of Europe
Erstmals Online publiziert: 9. November 2024; Letzte Ergänzung / page last modified 10.11.2024