ÖBB überfüllte Züge

ÖBB überfüllte Züge – nicht die Fahrgäste sondern die ÖBB-Manager sind die Schuldigen

In den letzten Wochen sind die Medien voll von Berichten über übervolle Züge der ÖBB, die oft so voll sind, dass sie aus Sicherheitsgründen geräumt werden müssen. Und Fahrgäste, die am Bahnsteig zurückgelassen werden, weil selbst bei Schlichtung a la Sardinenbüchse kein Platz mehr für sie im Zug ist.

Überfüllter Triebwagen auf der Kremserbahn 2022

Problem nicht neu

Doch das Problem ist nicht neu – mehrfach haben wir von DEEF darüber berichtet und Besserung eingefordert. Leider vergeblich. Die ÖBB versuchen nun wiederum in alter Manier, den schwarzen Peter von sich zu weisen und den Fahrgästen unterzuschieben. Man müsse einfach nur reservieren, heißt es von der Staatsbahn. Allerdings wie soll man reservieren, wenn ganze Züge im Vorfeld schon ausreserviert sind?? Als ich selbst vor einigen Wochen nach der Eröffnungsfeier bei der Achenseebahn von Innsbruck nach Salzburg zurückfahren wollte, war es in 3 hintereinander verkehrenden Railjets nicht mehr möglich, irgendwas zu reservieren, weder in der Businessklasse (wo ich normalerweise reise), noch in der 1. Klasse geschweige denn in der Holzklasse, welche sich beim RJ hochtrabend Economy nennt.

Der Railjet der ÖBB – zu wenig Garnituren vorhanden, Verstärkung (anhängen von Waggons) schwierig

Eklatanter Wagenmangel

Damit wird klar und bestätigt, dass die ÖBB seit Jahren einen eklatanten Mangel an Rollmaterial haben. Fällt eine Railjet-Garnitur aus, so kann es durchaus passieren, dass als Ersatz eine S-Bahn-Garnitur (Talent, City Jet) oder Waggons mit Plumpsklos (Cityshuttle) daherkommen. Wird ein Schlafwagen bei den Nachtzügen (“Night Jets”) defekt, so mussten die Fahrgäste dann (schon mehrmals, siehe ÖBB-Facebookseite!)  die Nacht im Sitzwaggon verbringen, der als Ersatz angeboten wurde. Und obwohl wissend, dass man einen Wagemangel hat, wurden in der Ära Christian Kern, nachfolgend Österreichs Bundeskanzler, durch den Railjet-Einsatz freigewordene Intercity-Waggons nicht etwa als Reserve zurückgehalten, nein man hat sie in Nachbarländer (u.a. Tschechien) billig verscherbelt.

Und obwohl man sich seitens der ÖBB immer damit brüstete, dass die Fahrgastzahlen stetig nach oben gehen (Ausnahme Corona), hat man nicht rechtzeitig darauf mit Bestellung/Kauf von neuem Rollmaterial regiert, sodass das bestehende Wagenmaterial im Dauereinsatz steht und offenbar nicht mal Zeit zu einer ordentlichen Reinigung besteht – die Railjetgarnituren (Fenster, Wagenkästen…) sind seit Jahren in total verdrecktem Zustand unterwegs, eine Schande (man vergleiche das mit der Westbahn – immer ordentlich gewaschen und poliert oder mit den SBB!). Und man hat keinerlei Reserven – Bildung von Reserven als strategischer Führungsgrundsatz, das sollte man im 1. oder 2. Semester BWL-Studium doch lernen, ich jedenfalls habe das mit 18 Jahren bei meiner Offiziersausbildung beim ÖBH gelernt!

Und etwaige “Zusatzzüge” (da hat man die längst abgeschaffte Zugklasse “D-Zug” wieder eingeführt) haben nicht mal 1. Klasse – denn die 1. Klasse-Waggons hat man entweder verscherbelt oder zu Liegewagen umgebaut 🙁


Fazit

1. Es ist gut, dass nun auch die Tagespresse kritisch über Missstände bei den ÖBB berichtet. Bis dato wurden von den “Lohnschreiberlingen” der Tagespresse die ÖBB-Jubelmeldungen eher immer nur unkommentiert mit “Copy und Paste” weitergemeldet.

2. Es ist an der Zeit, dass die Politik (Ministerium, Länder..) endlich Verantwortung übernimmt und als Eigentümervertreter bzw. Finanzier der ÖBB diesen genauer auf die Finger schaut und ggf. auf die Finger klopft und nicht die ÖBB weiterwurschteln lässt wie das bis dato gehandhabt wurde.

3. Es stünde den ÖBB-Verantwortlichen auch mal an, Fehler einzugestehen und sich für Missmanagement zu entschuldigen und nicht immer Jubelmeldungen vom Stapel zu lassen und die Fehler immer bei anderen (Fahrgästen) zu suchen.

4. Bonizahlungen an sowieso schon gut dotierte Manager sollen sich ausschließlich an der Kundenzufriedenheit orientieren, also an der Zufriedenheit der Fahrgäste. Und diese ist nicht selbst zu messen und zu verkünden, das muss durch unabhängige Marktforschung sichergestellt werden.

5. Wo sind eigentlich die selbsternannten Fahrgastvertretungen geblieben??? Es braucht eine seriöse und demokratisch aufgestellte Fahrgastvertretung in Österreich, welche auf Augenhöhe im Sinne und mit Stimme der Fahrgäste mit den Betreibern, den Verbünden und den politisch Verantwortlichen verhandelt. So eine Fahrgastvertretung fehlt leider in Österreich!


Links

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Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.

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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF

Erstmals Online publiziert: 31. Mai 2022;  Letzte Ergänzung / page last modified: 31.5.20222