Railway & Mobility Research Austria # Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
Berninabahn
Die Berninabahn von St. Moritz über den Berninapass ins italienische Tirano
Die Berninabahn ist zweifelsfrei eine der interessantesten Eisenbahnstrecken in Europa und dank des Betreibers, der Rhätischen Bahn, abgek. RhB, auch eine, die man höchst komfortabel in der 1. Klasse mit Panorama- und Speisewagen befahren kann.
Der hier verkehrende Bernina Express ist das Pendant zum touristischen Luxuszug der Matterhorn Gotthard Bahn (MGB), dem weltbekannten Glacier Express, der auch als der langsamste Schnellzug der Welt bezeichnet wird. Gemeinsam mit der an sie anschließenden Albulastrecke (Thusis – St. Moritz) wurde die Berninabahn 2008 in die Liste des Unesco Weltkulturerbes aufgenommen. Die Berninabahn ist die höchste Alpenquerung per Schiene und eine der steilsten Adhäsionsbahnen der Welt mit einer max. Steigung von 70 Promille.
Nach der Fertigstellung der Albulaline von (Chur-) Thusis nach St. Moritz wurde 1905 die Bernina-Bahngesellschaft (BB) mit dem Ziel gegründet, St. Moritz über den Berninapass mit dem italienischen Tirano im Veltlin zu verbinden.
Von dort besteht ja dann Anschlussmöglichkeit mit der Veltlinbahn zum Chomer See.
Nach Erteilung der Konzession 1906 erfolgte die Eröffnung von 1908 an in mehreren Teilabschnitten:
1. Juli 1908: Pontresina – Morteratsch sowie Tirano – Poschiavo
18. August 1908: Pontresina Celerina sowie Morteratsch Bernina Suot
1. Juli 1909: Celerina – St. Moritz sowie Bernina Suot – Ospizio Bernina
5. Juli 1910: Ospizio Bernina – Poschiavo
Ursprünglich sollte die Berninabahn nur im Sommer verkehren, ab 1913/14 verkehrte die Berninabahn jedoch dann durchgehend das ganze Jahr. Aufgrund der Höhenlage und Exposition der Strecke sah man sich und sieht man sich seitens des Betreibers immer noch vor große Herausforderungen gestellt, vor allem große Schneemengen, Lawinen und Steinschlag bedrohen die Strecke. Dagegen wurden zahlreiche Kunstbauten in Form von Galerien errichtet. Da die errichtende und zuerst betreibende Gesellschaft, die Berninabahn Aktien-Gesellschaft in Poschiavo, finanziell überfordert war, wurde die Berninabahn im Jahr 1943 mitten im 2. WK von der Rhätischen Bahn (RhB) übernommen.
Technisches:
Die Berninabahn St. Moritz – Tirano ist 60,7 km lang, in Meterspur ausgeführt (1.000 mm), erreicht als reine Adhäsionsbahn bei einer maximalen Neigung von 70 Promille ihren Scheitelpunkt beim Ospizipo Bernina auf einer Höhe von 2.253 m, passiert dort am Lago Bianco die Wasserscheide zwischen Donau und Po (bzw. Schwarzes Meer / Mittelmeer), weist einen minimalen Radius von 45 m auf und ist von Beginn an elektrifiziert (anfangs 750 Volt Gleichstrom, seit 1935 1000 Volt).
Die Stationen:
St. Moritz, Bahnhof (Bf), km 0,0; 1.775 m.ü.d.M. (> Albulabahn nach Thusis-Chur)
Celerina Staz, Hst, km 2,0; 1.716 m
Punt Muragl Staz, km 3,5; 1.728 m
Pontresina, Bf, km 5,8; 1.774 m (> Samedan-Thusis)
Surovas, Bf, km 7,3; 1.822 m
Morteratsch, Bf, km 12,2; 1.896 m
Bernina Suot, Bf, km 15,7; 2.046 m
Bernina Diavolezza, Hst, km 16,8; 2.082 m
Bernina Lagalp, Bf, km 17,9; 2.099 m
Ospizio Bernina, Bf, km 22,3; 2.253 m (Scheitelpunkt)
Alp Grüm, Bf, km 27,1; 2.091 m (Traditionelles Bahnhofshotel und Restaurant)
Stablini, Betriebsstelle, km 29,5; 1.934 m (automatische Kreuzungsstelle seit 2001)
Cavaglia, Bf, km 33,1; 1.692 m
Cadera, Bf, km 38,2; 1.383 m
Privilasco, Hst, km 42,0; 1.119 m
Poschiavo, Bf, km 43,6; 1.014 m (Depot, Werkstatt)
Li Curt, Hst, km 45,3; 998 m
Cantoniera, Betriebsstelle, km 47,1; 973 m
Le Prese, Hst, km 48,0; 965 m
Miralago, Bf, km 50,8; 965 m
Brusio, Bf, km 53,9; 780 m
Campascio, Hst, km 56,2; 637 m
Campocologno, Bf, km 57,6; 553 m
— Staatsgrenze Schweiz (Graubünden) – Italien (Lombardei) km 58,1 —
Tirano, Bf, km 60,7; 429 m.ü.d.M. (>Veltlinbahn nach Sondrio – Milano Centrale)
Die Strecke:
Die Nordrampe von St. Moritz bis zum Scheitelpunkt beim Bahnhof Ospizio Bernina ist geprägt durch eher offenes Gelände, die Berninabahn bewältigt diesen Teil eher in weiten Kurven, am Lago Bianco zieht der Schienenstrang quasi eben dahin und verschwindet dann und wann in einer Galerie, die zum Schutz vor allem von Schneeverwehungen errichtet wurden. Ab dem Scheitel (ohne Scheiteltunnel!) und besonders ab dem Bf Alp Grüm geht es bis zu 70 Promille steil ohne Zahnstangenin engen Kehren hinab ins Puschlav, von dort talauswärts streben die Gleise dem italienischen Tirano zu.
Der Betrieb:
Betreiber der Berninabahn ist die Rhätische Bahn, abgek. RhB, welche 1943 von der Berninabahn Aktien-Gesellschaft in Poschiavo , abgek. BB, übernommen hat.
In Ergänzung zu den stündlich verkehrenden Regionalzügen verkehrt vor allem für Touristen 2-3 Mal am Tag der Bernina Express (BEX), welcher modernes Wagenmaterial (Panoramawagen) der 1. und 2. Wagenklasse sowie Speisewagen oder Buffet anbietet. Meist befindet sich an der Zugspitze noch ein klassischer oder moderner Triebwagen, der zuschlagfrei genutzt werden kann und auch die Traktion des gesamten Expresszuges übernimmt.
Im Sommer verkehren auch offene Waggons, wo man die herrliche Natur sowie die abenteuerliche Streckenführung der Berninabahn durch die zahlreichen Tunnels und Galerien höchst authentisch miterleben kann.
Die Fahrzeit beträgt zwischen 2 Std. 12 Minuten und 2 Std. 35 Minuten von St. Moritz nach Tirano.
Alle Fotos copyright DEEF/Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum
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