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Ein herrliches Reiseerlebnis wird dem Eisenbahnfreund zuteil, wenn er sich in gemütlichen Waggons mit dicker Polsterung, guter Heizung und Fenster, die man bis nach ganz unten öffnen kann, auf der Schweizer Schmalspur-West-Ost-Magistrale von Brig durch den Furkabasistunnel nach Andermatt und weiter über den Oberalppass nach Disentis/Muster auf den Weg macht.
Regio der Matterhorn Gotthard Bahn von Andermatt kommend kurz vor dem Oberalppass (10.3.2018) Diese auch vom weltberühmten Glacier Express genutzte 97 km lange Strecke stellt seit 1982 die wintersichere Verbindung zwischen den Kantonen Wallis, Uri und Graubünden sicher, denn im Jahr 1982 wurde der über 15 km lange Furka Basistunnel eröffnet. Bis dahin rollten die Züge über den Furkapass und der war nicht wintersicher, sodaß die wichtige West-Ost-Magistrale nur im Sommerhalbjahr genutzt werden konnte und sogar eine Brücke im Herbst abgebaut und im Frühjahr wieder aufgebaut werden musste, was natürlich mit hohem Aufwand verbunden und auf Dauer unökonomisch war.
Die Stationen:
Bahnhof der MGB in Brig am Vorplatz des SBB-Bahnhofs. Wie meist in der Schweiz halten auch die Postautos in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof
Moderne Anzeige der MGB in Brig. Brig ist ein nettes Städtchen, seit 1972 Stadteil der durch Fusion entstandenen Stadtgemeinde Brig-Glis (13.109 Ew), nächst dem Nordportal des Simplontunnels. Im Bahnhofsrestaurant der SBB konnte ich im Jahr 2000 ausgezeichnet und für Schweizer Verhältnisse günstig speisen
3-teiliger Triebwagen ABDeh 4/8 2022 "Komet" beim Personalwechsel in Brig, nachfolgend als R nach Fiesch
MGB Deh 4/4 91 mit Postautos am Bahnhof Brig, im Hintergrund re das neue Bürogebäude der MGB. Mit dieser Komposition werde ich kurz später die Reise nach Andermatt antreten
Herrlich bequeme Polstersessel und große Fenster, die man ganz nach unten aufmachen kann
Zwischen Mörel und Grengiols, die Deh 4/4 91 zieht unsere 3-Wagen Komposition hurtig bergan
Zugkreuzung im Bahnhof Grengiols
Nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof Grengiols wird der Zug die 96 m lange Grengiols-Brücke passieren und dann im 592 m langen Grengiols-Kehrtunnel verschwinden. Im Hintergrund das Tunnelportal und darüber das nachfolgende Trassee. Das Foto unten ist auf dem Trassee über dem Tunnelportal entstanden
Die walliser Gemeinde Fiesch im oberen Rhonetal (Rottental) hat 918 Einwohner, wichtigster Wirtschaftszweig ist der Tourismus. Früher wurde gegen die Bedrohung des Ortes durch den Fieschergletscher, dem zweitlängster der Alpen nach dem benachbarten Aletschgletscher, gebetet, heute betet man um dessen Erhalt. Auf das 2.934 m hohe Eggishorn führt seit den 1960er Jahren eine Luftseilbahn, die das UNESCO-Welterbe Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn von Fiesch aus erschliesst.
Zugkreuzung in Fiesch mit einem Regionalzug, wobei in der Zugmitte eine Deh 4/4 jeweils 3 Wagen schiebt und zieht
Tunnel Blitzingen mit 360 m Länge
Wie überall entlang der Strecke nutzen Wintersportler aller Schichten die Bahn zum Transport
Eine wunderschöne Landschaft
Oberwald VS, das "Schneeloch" der Schweiz am Fusse des Furka- und des Grimselpasses. Die ehem. selbständige Gemeinde fusionierte 2009 mit anderen 2 Gemeinden zur Gemeinde Obergoms (Bezirk Goms). In der vom Tourismus geprägten Gemeinde liegt auch der Rhonegletscher. Von Bf Oberwald verkehrt ein Autoverlad durch den Furkabasistunnel nach Realp im Kanton Uri.
Nach dem Bahnhof Oberwald geht es unmittelbar in die Tunnel-Umfahrung Oberwald (568 m), welche die Trasse der alten Furka-Bergstrecke unterquert
Und schon kommt das "Furkaloch" in Sicht, welches während der Bauzeit durch deutliche Baukostenüberschreitungen für Schlagzeilen sorgte. Der 15,4 km lange einspurige Tunnel war bis zur Eröffnung des Vereinatunnels der RhB der längste Schmalspurtunnel der Welt. Bis 2022 wird der Tunnel generalsaniert und sicherheitstechnisch modernisiert. Man kann sich heute kaum mehr vorstellen, dass vor Errichtung des Tunnels das halbe Jahr über Oberwald im Wallis und Realp in Uri Sackgassen darstellten und gegenseitig nicht erreichbar waren. Vor allem auch der Tourismus profitiert von diesem "Loch", möge es auch einiges gekostet haben
----Furka Basistunnel, Länge 15.442 m ------
Im über 15 km langen Furkaloch gibt es 2 zweigleisig ausgebaute Ausweichen, nämlich Geren bei km 47,2 und Rotondo bei km 53,0. Ein wahres Kuriosum verbirgt die enge Tunnelröhre obendrein, nämlich das so genannte "Bedretto-Fenster". Der glühende Befürworter des Furka Basistunnels, der Walliser Bundesrat und auch Verkehrsminister der Schweiz, Roger Bonvin, dem es schlussendlich gegen zahlreiche Widerstände gelang, den Furka Basistunnel auf Schiene zu bringen, dieser Bonvin war auch ein Visionär und er plante, in der Mitte des Tunnels einen Abzweig ins Tessin in das Bedretto-Tal nächst Airolo zu bauen. Und tatsächlich wurde ein 5.221 m langer Tunnel errichtet, der als zusätzlicher Zwischenangriff beim Bau des Furka Tunnels mittels einer 600 mm Bergwerksbahn genutzt wurde. Da der Spiritus Rector des Projekts kurz vor Vollendung des Furka Tunnels starb und der Tunnel wegen Kostenüberschreitungen heftig kritisiert wurde, schlief dieses Projekt ein. Der Tunnel ist allerdins vorhanden und das Portal auch in Ronco nächst Airolo sichtbar. Vielleicht wird einst ein weiterer Visionär kommen und Bonvins Traum vollenden, wer weiß ......
Das Ostportal des Furka Basistunnels in Realp
Im Bahnhof Realp findet Autoverlad durch den Furka Basistunnel statt. Die Intervalle der Züge betragen in der Hochsaison 30 Minuten, der Tunnel ist dann voll ausgelastet
Neben den Gleisen der MGB ziehen auch hunderte km gespurte Langlaufloipen durch die herrliche Landschaft
Schneeschleudern haben hier immer Hochsaison
Blick auf Andermatt während der Anfahrt von Realp kommend. Im Hintergrund
Im Bahnhof Andermatt herrscht immer reger Betrieb. Hier zweigt auch die Verbindungsbahn zur Gotthard Bergstrecke nach Göschenen ab, die Schöllenenbahn - gewaltig was man sich hier in der Schweiz mit Schienen alles traut! Der Bahnhof ist ein Zweckbau, wobei der KIOSK nicht fehlen darf
HGe 4/4´´ 106 mit Regionalzug nach Disentis/Muster über den Oberalppass auf Gleis 1 im Bf Andermatt
Wiederum bequeme Bestuhlung im 1. Klasse Wagen des Regionalzuges!
Der Gegenzug aus Disentis/Muster kommt vom Oberalppass herunter, gleich starten wir....
Steil und hurtig geht es bergan
Blick zurück auf Andermatt, dem zentralen Ort in der Talschaft Urseren, einem Plateau auf ca. 1.500 m Seehöhe zwischen den Pässen Furka im Westen, Gotthard im Süden und Oberalp im Osten. Hier entspringt der Fluss Reuss, der u.a. den Vierwaldstättersee und Luzern durchfließt, bevor er in die Aare mündet. Andermatt als Wintersportzentrum hat 1.354 Einwohner sowie einen Waffenplatz der Schweizer Armee (Kompetenzzentrum für Gebirgskampf)
Wir sind über der Baumgrenze - hier würde in Österreich niemals ein Zug fahren :-( Bravo Schweiz!
Zugkreuzung in Nätschen, von der Bahnstation geht es direkt auf die Posten
Auch am Oberalppass gibt es viele Schifahrer. Die Passhöhe liegt auf 2044 m ü. M. im Gemeindegebiet von Tujetsch. Unmittelbar westlich der Passhöhe liegt der leicht angestaute Oberalpsee, unweit davon etwas höhergelegen gilt der Tomasee als Ursprung des Rheins (Vorderrhein). Die Autostraße über den Pass ist im Winter geschlossen, als Alternative dazu gibt es einen Autoverlad zwischen Andermatt und Sedrun. Wie man erfreulicherweise sieht verteilt die Schweiz die Prioritäten zwischen MIV und ÖV anders als in Österreich...
Nach dem Bahnhof Oberalppass geht es auf Zahnstangen im 2.127 m langen Tunnel / Galerie Calmot steil bergab in die Talschaft Surselva im Kanton Graubünden
Tschamut und Selva sind Fraktionen der Gemeinde Tujetsch
Sedrun ist der Hauptort der Gemeinde Tujetsch. Sedrun wurde bekannt als Örtlichkeit eines Zwischenangriffs für den Gotthard Basistunnel im Rahmen des NEAT. Mittels eines 800 m tiefen Aufzugs sollte Sedrun und das Surselva Tal an das Europäische Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen werden, die Haltestelle wäre im Gotthard Basistunnel gelegen. Diese sogenannte Porta Alpina wurde jedoch nicht verwirklicht aber auch nicht definitiv auf alle Zeiten versenkt....Und die unterirdischen Wartehallen sind im Gotthard Basistunnel im Rohbau bereits errichtet worden...
Vorbildlich brachte mich diese Komposition über den Oberalppass nach Disentis/Muster
Deh 4/4 23 wartet auf ihren Einsatz zur Fahrt von Disentis/Muster nach Andermatt mit einer Regionalzugskomposition
Das mächtige Aufnahmsgebäude Disentis/Muster
Disentis/Muster hat 2.092 Einwohner, Hauptsehenswürdigkeit ist das bereits im Namen vorkommende Kloster Disentis. Der Ort ist Mitglied von Alpine Pearls, einem Verbund von Destinationen, die sich für umweltfreundliche Mobilität im Alpenraum einsetzen Die Strecke: Die 96,9 km lange eingleisige Strecke ist als Schmalspurbahn in Meterspur ausgeführt, wobei an einigen Abschnitten zur Überwindung starker Steigung Zahnstangen nach dem System Abt zum Einsatz kommen. DIe maximale Neigung im Adhäsionsbetrieb beträgt 40 Promille, die maximale Neigung im Zahnstangenbereich beträgt 110 Promille. Die Strecke ist elektrifiziert mit 11 kV 16,7 Hz. Am 11.10.1981 erfolgte die Betriebseinstellung der elektrifizierten Bergstrecke über den Furkapass, seit 20. Juni 1982 erfolgt die Fahrt nun ganzjährig durch den über 15 km langen Furka Basistunnel. Die Furka Bergstrecke wurde durch Eisenbahnfreunde in mehreren Etappen vorwiegend in Frohnarbeit reaktiviert und ist seit August 2010 nun wieder durchgehend saisonal - also im Sommer - befahrbar und der Andrang an Fahrgästen ist gewaltig.
Regio zwischen Realp und Hospental Die Errichtung: Der Bau der Strecke wurde 1911 von der Compagnie Suisse du Chemin de fer de la Furka (Brig-Furka-Disentis Bahn, abgek. BFD) begonnen. Die Gesellschaft operierte hauptsächlich mit französischem Kapital und die Geldgeber wollten die Bahn mit dem System Hanscotte, ähnlich dem System Fell, erbauen lassen. Deshalb hat der erste Bauabschnitt Brig – Oberwald nur Steigungen bis 90 ‰. Die Bundesbehörden wussten dies aber durch Konzessionsbestimmungen zu verhindern, und die Bahn wurde schlussendlich mit Abtscher-Zahnstange ausgerüstet. Durch den 1. Weltkrieg geriet der Bau ins Stocken, der Furka Scheiteltunnel konnte noch durchschlagen werden, bevor 1916 die Arbeiten eingestellt werden mussten. Die BFD wurde 1923 liquidiert und im April 1925 konnte die Furka-Oberalp-Bahn (FO) mit Beteiligung der Kantone, einiger Bahngesellschaften sowie eidgenössischer Unterstützung gegründet werden. Um eine Verbindung innerhalb der Zentralalpen verfügbar zu haben, wurde während des Zweiten Weltkriegs mit Bundesgeld die Strecke über den Oberalp wintersicher ausgebaut und die ganze Bahn elektrifiziert.
Die FO fusionierte per 1. Januar 2003 mit der Brig Visp Zermatt-Bahn
(BVZ) zur Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGB), die heute die meterspurigen
FO-Strecken betreibt, also die Bahnstrecke Brig - Andermatt -
Disentis/Muster sowie die Schöllenenbahn Andermatt - Göschenen. Eröffnungsdaten (in Klammern die jeweilige Bahngesellschaft):
01.06.1915 Brig – Oberwald (Brig-Furka-Disentis-Bahn) Daten zur Elektrifizierung:
12.07.1917 Andermatt – Göschenen 1.2 kV DC (Schöllenenbahn) Der Betrieb heute: Der Betrieb heute wird von der Matterhorn-Gotthard-Bahn (MBG) durchgeführt. Deren Regionalzüge verkehren teilweise ab dem Bahnhof Visp ca. 9 km westlich von Brig an der Strecke nach Zermatt über Brig nach Andermatt. Die Züge inkl. 1. Klasse verkehren stündlich, die Fahrzeit beträgt von Brig bis Andermatt 1 Stunde 57 Minuten. In Andermatt muss bei den Regionalzügen umgestiegen werden. Glacier Express: Der Glacier Express (GEX), touristisch sehr erfolgreich als "der langsamste Schnellzug der Welt" von der MGB und der RhB gemeinsam vermarket, verkehrt durchgehend (Zermatt - Visp - Brig - Andermatt - Disentis - St. Moritz). Die Fahrzeit für den Regionalzug von Brig nach Disentis/Muster beträg 3 Stunden und 16 Minuten. Der GEX verkehrt im Winter 1x täglich, im Sommer 4x pro Tag, wobei ab Disentis/Muster westwärts die Züge von Lokomotiven der Rhätischen Bahn (RhB) gezogen werden. Links: Betreiber Matterhorn Gotthard Bahn (MGB) >>> Mit-Betreiber des GEX Rhätische Bahn (RhB) >>>
Glacier Express Lokomotive HGe 4/4´´ 106 "S. Gottardo" vor einem Regio im Bf Disentis/Muster Sollten Sie Anregungen zu den Projekten haben oder eigene Beiträge oder Fotos präsentieren wollen, so freuen wir uns auf eine Kontaktaufnahme. Haben Sie einen Fehler entdeckt? Bitte um Info > redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur Railway Research Austira / DEEF; Erstmals Online publiziert: 18. Jänner 2019; Letzte Ergänzung: 19.1.2019 |
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Samstag, 19. Januar 2019 09:37:23 +0100
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung #
Railway Research Austria 2009-2020