Montanmuseum Böckstein

Bergbau und Tourismus im hinteren Gasteinertal und Raurisertal # Teil 2: Böckstein Montanmuseum, Montansiedlung Alt-Böckstein

Lokdenkmal mit Wagen beim Eingang in das Montanmuseum (20. Juni 2021)

Die Gegend im hinteren Gasteinertal war jahrhundertelang geprägt vom Bergbau, vorwiegend Gold aber auch Silber. Wie auch im westlichen Nachbartal, dem Raurisertal, so erfolgte der Bergbau meist fernab der Zivilisation im Hochgebirge, wo trotz Eis und Schnee das ganze Jahr über nach den begehrten Metallen gegraben wurde. Und das bis hinein ins 19. und 20. Jahrhundert mit bescheidener technischer Unterstützung.

Im Raum Böckstein und Nassfeld (Sportgastein) befanden sich die Abbaugebiete, die Stollen, vorwiegend im Bereich des Hieronymushauses auf 1.900 m Seehöhe des Radhausberges und im Bereich der Bockhartseen auf bis zu 2.000 m Seehöhe.


Nach kleineren Anfängen begann Ende des 15. Jahrhunderts der montanhistorische Großbetrieb. Die Familie Fugger und die heimischen Gewerke Weitmoser, Zott und Strasser übernahmen den Goldbergbau. Das beste Bringungsjahr war 1557 mit 830 kg Gold und 2.733 kg Silber.

Im Jahr 1616 übernahm Erzbischof Markus Sittikus den weiteren Ausbau. 1741 wurde die Aufbereitung Altböckstein erbaut, 1864 die erste “Gewerkschaft Radhausberg” gegründet und im Jahr 1907 übernahm Ing. Dr. Karl Imhof die Leitung des Goldbergbaus, welcher aber trotz Einsatz von Schweizer Kapital deutlich unter der vermuteten Höffigkeit lag. Von 1938 bis 1945 führte die reichsdeutsche Preussag AG den Goldbergbau – dabei fand man zwar wenig Edelmetalle, dafür aber das Edelgas Radon, welches heute im Heilstollen (angeschlagen 1940 als “Paselstollen”) gemeinsam mit Wärme für Therapiezwecke genutzt wird. Trotz Interesse ausländischer Konzerne gibt es aktuell keinen gewerbsmäßigen Goldbergbau in den Hohen Tauern.


Der Goldbergbau ab dem Jahr 1342 wird im Museum Salzstadl und im Museum Samerstall mit Exponaten und Goldaufbereitungsmaschinen dargestellt.

Nachfolgend ein paar Fotos von meinem Museumsbesuch im Juni 2021 sowie ein paar Impressionen von den umliegenden historischen Gebäuden der Montansiedlung in Altböckstein.

Mit dem Bus direkt bis zum Montanmuseum. Im Hntergrund sieht man die Wegweiser zum Heilstollen sowie zur Mautstraße nach Sportgastein. Der Postbus der Linie 550 ein MAN Lion´s City
Eingang in das 1981 eröffnete Montanmuseum im ehem. Salzstadl, rechts ein ebenfalls unter Denkmalschutz stehendes Objekt, das sogenannte Wäscherhaus (Arbeiterhaus) das jetzt als Wohnhaus genutzt wird. Der Salzstadl wurde 1743 als Zimmermannswerkstätte errichtet und in Folge als Zwischenlager für den Salzhandel über den Tauern benützt. Das Wäscherhaus ist mit 1782 bezeichnet. Auf einem Erdgeschoß aus Bruchstein ruht ein Obergeschoß in Blockbauweise.
Montansiedlung Altböckstein mit historischen Häusern aus der Bergbauzeit. Links der Straße (Karl Imhof-Ring) Wohnhaus, daran anschließend Goldschlemmanlage, rechts der zum Museum gehörige Säumerstall und im Hintergrund das Museumshauptgebäude (Salzstadl)
Denkmal-Akku-Lok mit “Aufbereitungsgerät” des alten Goldbergbaus im Vordergrund. Dahinter der historischen Montanbauten und den beiden Museumsgebäuden

Das Montanmuseum zeigt den ehemaligen Bergbau, das Leben der Bergknappen, in all seinen Facetten
Bspw. die Arbeitsgeräte
die damalige Bohr- und Sprengtechnik
Modell einer verwendeten Maschine zur Bewetterung der Stollen (Versorgung mit Frischluft)
zahlreiche Fotos und original Dokumente illustrieren die Geschichte
Geschichte, Exponate
Interessante Fotos vom Auffahren des Paselstollen durch die Preussag. Heute Heilstollen
Modell des 1820 erbauten Sägewerks zu Passau in Böckstein
Erinnerungstafel außen am Museum für Hofrat Dr. Peter Sika (1918-1992) u.a. Professor an der Montanuni Leoben, dem Retter der historischen Gebäude in Altböckstein. Am 21. November 1976 wurde unter Sikas Leitung der „Arbeitskreis Montandenkmal Altböckstein“ gegründet, welcher dann in quasi letzter Minute (der Abrissbescheid wurde seitens der Radhausberg GmbH bereits gestellt) am 22.12.1976 das Ansuchen um eine Schnellunterschutzstellung des gesamten Ensembles Altböckstein – wegen Gefahr im Verzug – stellte. Am 26.1.1977 folgte dann auch die Schnellunterdenkmalschutzstellung des Kernensembles durch das Bundesdenkmalamt
Museumsobjekt Säumerstall (re, auch Säumerstadl) u.a. mit einer voll funktionsfähigen Aufbereitungsanlage im Modell im Inneren. Das Haus wurde um 1745 erbaut und für die Tragpferde genutzt, die für den Säumerverkehr über den Mallnitzer Tauern (Hagener Hütte) benötigt wurden
Rechts das Modell der Aufbereitungsanlage
Edelmetallaufbereitung im Nassfeld zur Zeit von Imhof und der Preussag
Gebäudeensemble der unter Denkmalschutz stehenden Montansiedlung Alt Böckstein mit links dem um 1880 vorerst als Pochwerk erbauten Direktionsgebäudes, welches 1912 umgewidmet und aufgestockt wurde. Heute beherbergt das Objekt Wohnungen und das Büro der Radhausberg GmbH

Werkmeisterhaus, ehem. Pochwerk. Die Fassade des zweigeschoßigen Hauses mit steilem Schopfdach entstand um 1780
Wohnhaus, erbaut 1776 als 1. Gasthaus von Johann Eder. Seit 1939 Wohnhaus
Urige Gastwirtschaft Radhausberg

Ehemalige Goldschlämmanlage, um 1750 erbaut, seit 1912 Magazin
Das Musikheim ist in der Alten Schmiede situiert. 1924 neu erbaut und später als Kohlenbunker verwendet. Seit 1985 mit tatkräftiger Unterstützung von Hofrat Peter Sika – dem Initiator des Montandenkmal Alt Böckstein – und in Eigenregie der Musiker umgebautes Heim der Knappenmusik
Die Alte Schmiede, heute Musikerheim
Das gelbe Haus ist das sogenannte Coloredohaus, auch Imhofstöckl, wurde 1782 als Verweserhaus erbaut. Links im Bild neben dem Museumsgebäude ist das alte Schulgebäude, erbaut um 1760, wurde es vorerst als Badehaus benutzt. Seit 1800 wurde es als ein zum k.k.Bergamte gehörendes Schulgebäude mit einer Waschküche und einem Backofen genutzt. Heute ist die Vereinsbibliothek des Montanvereines und ein Mehrzweckraum für Veranstaltungen untergebracht (Foto Dr. Populorum 20.11.2008)
Landhaus Pension Barbara, erbaut 1750 als Salzmagazin, später Wohnung des Schmieds, ab 1874 Dependance des Kurhauses, heute Fremdenpension
Hotel Rader. erbaut 1780 wurde damals als Amtssitz der damaligen Bergbauverwaltung errichtet. 1874 umgebaut zum Kaltwasserkurhaus und ab 1957 als Hotel geführt. Den Brunnen im Raderpark erwarb Kaiser Franz Josef I. 1878 auf der Pariser Weltausstellung. Er ließ ihn vor dem „Kurhaus Böckstein“, das sich in seinem Besitz befand, aufstellen. 1914 wurde das Anwesen vom Kaiser an die Gemeinde Bad Gastein übergeben. Rechts daneben der Pfarrhof
Der älteste Gusseisenbrunnen Europas, erworben von Kaiser FJ 1978 auf der Weltausstellung in Paris
Links Hotel Rader, rechts tw. verdeckt der alte Pfarrhof, in der Mitte im Hintergrund die Bergwerkskirche Maria Mutter zum Guten Rat
Pfarrkirche Maria, Mutter vom Guten Rat, auch Pfarrkirche am Kirchberg genannt, wurde erhöht auf einem Hügel nördlich der planmäßig angelegten barocken Werksanlage errichtet. 1766 als Vikariat gegründet fand 1767 die Weihe der Kirche statt. 1891 wurde die Kirche zur Pfarrkirche erhoben. Der frühklassizistische Zentralbau mit einer Vorhalle wurde von 1764 bis 1767 nach den Plänen des Architekten und Hofbauverwalters Wolfgang Hagenauer durch Baumeister Christian Glaner erbaut
Blick von Kirchenhügel auf die Bergwerkssiedlung. Links der alte Pfarrhof. Der Pfarrhof wurde 1742 als Bergverwalterhaus errichtet. Er gilt als das älteste noch existierende Gebäude des Bad Gasteiner Ortsteils Böckstein
Die Naßfelder Ache, die aus Sportgastein herauskommt, links das Kraftwerk Böckstein
Schloss Böckstein (auch Jagdschloss Czernin genannt), wurde zwischen 1882 und 1884 als Jagdschloss des Grafen Rudolf von Czernin erbaut und dient heute als Sommer- und Feriensitz seiner Besitzer, der Familie Czernin-Kinsky
Gewidmet der “Arbeiterschaft des Tauern-Tunnels in Böckstein”. Dipl. Ing. Dr. Karl Umhof, Chef der Radhausberg GmbH in der ersten Hälfte des 20. Jhd., war vorher maßgeblich am Bau des Tauerntunnels von Böckstein nach Mallnitz beteiligt

Anreise mit dem Öffentlichen Verkehr: Vom Bahnhof Bad Gastein (Railjet / IC alle 2 Stunden nach/von Salzburg bzw. Klagenfurt) fährt der Postbus (Haltestelle direkt vor dem Bahnhof) als Linie 550 im Halbstundentakt in wenigen Minuten direkt bis zum Museum (Haltestelle Böckstein Ortsmitte). Jeder 2. Kurs fährt weiter nach Sportgastein Goldbergbahn via Heilstollen.

Das Museum hat 2021 bis 30. September täglich außer Montag von 15.00 bis 18.00 geöffnet. Hinsichtlich aktueller Informationen, Preise, Führungen etc. siehe Webseite des Museums. Geführt wird dieses sehenswerte Museum vom 1979 gegründeten Verein Montandenkmal Altböckstein, der “viribus unitis” mit anderen honorigen Personen den geplanten Abriss der historischen Gebäude Ende der 1970er Jahre erfolgreich verhindern konnte.


Links

Webseite des Montanmuseums Altböckstein >>>

Schwerttanzgruppe Böckstein >>>

DEEF Überblicksseite “Bergbau und Tourismus im hinteren Gasteinertal und Raurisertal” >>>

Unweit von Altböckstein, in wenigen Minuten fußläufig zu erreichen, befindet sich diese “gesunde” Quelle sowie das empfehlenswerte Gasthaus Evianquelle

Text / Fotos / Videos copyright DEEF / Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum.

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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF

Erstmals Online publiziert: 18. Juli 2021;  Letzte Ergänzung: 2.8.2021